Jesus & Galle im NT

Nachfrage
Hi Metapher,

Ob es den „gibt“ ist ja nicht die Frage gewesen, denn das ist
ein Glaubensinhalt. Vielmehr stellte ich in Abrede, daß es
Stellen im sog. AT gibt, in denen Autoren von einer (zur Zeit
der vermutlichen Niederschrift) zukünftigen „Erfüllung der
Zeit“ (plerosis chronou) im Sinne von Joh. … schreiben.

das Problem liegt also in der „Zeit der vermutlichen Niederschrift“.

nicht ganz, Daniel befand sich im Exil, ja.

und das Buch ist 300 Jahre später entstanden …

hier gehen nämlich die Angaben auseinander.
Gemäß C.I.Scofield ist das Buch Daniel im 6.Jhdt.v.Chr. entstanden, also zu Lebzeiten Daniels.

Die Anweisung „verbirg diese Worte und versiegle die Schrift“ (Dan.12,4) lassen darauf schließen, dass Daniel selbst der Verfasser war.

Ich habe nach wie vor das Problem, dass mir noch niemand glaubwürdig versichern konnte, dass diese Datierung nicht stimmt.

Gruss Harald

Hallo Metapher,

Wenn du solche Stellen findest, wäre ich dankbar für einen
Hinweis, denn bei solchen umfangreichen Texten kann man mit
„gibts nicht“ leicht ralsch liegen, dessen bin ich mir bewußt.

Ich möchte mich gerne einklinken und einige Beispiele vorlegen, die von einigen Gläubigen Menschen als erfüllte Prophezeihungen gesehen werden.

Der rote Faden zum Messias

    1. Moses 3:15 -> Eine rätselhafte Prophezeiung, deren Bedeutung erst mit den Christlich-griechischen Schriften klar wurde (Offenbarung 12:9).
    1. Moses 22:17,18 -> Durch den Nachkommen Abrahams soll die ganze Erde gesegnet werden. Ein seltsamer Anspruch für ein semitisches Hirtenvolk.(Galater 3:16)
    1. Moses 49:10 -> Des Messias sollte aus dem Stamm Juda kommen.
  • 2.Samuel 7:16 -> Der Messias sollte ein Nachkomme Davids sein.
  • Daniel 9:24-27 -> Vom Dem Zeitpunkt an dem der Wiederaufbau Jerusalems beschlossen wurde, bis zum erscheinen des Messias sollten 69 (Jahr)Wochen vergehen. In der Hälfte der 70ten Woche sollte er dann „abgeschnitten“ werden. Wenn man bei 455 v. u. Z. anfängt, als der persischen König Artaxerxes I diesen befehl erlies kommt man zum Jahr 29 u.Z. (Taufdatum und beginn seines Wirkens). Mit 3,5 Jahren Dienstzeit wird das Ganze klarer.

Ich würde nicht behaupten, wie es andere schon gemacht haben, dass die ganzen Psalmen auf den Messias hindeuten. Wenn man aber mit einem christlichen Hintergrund Psalm 22 oder Jesaja 53 liest, kann man gar nicht anders, als dies als Prophezeihungen auf den Messias zu verstehen.

Die Prophezeihung in Daniel 8:20-22 ist dermaßen deutlich, dass der entsprechende Text gemäß Expertenmeinung nach den beschriebenen Ereignissen geschrieben sein MUSS.

So weit erstmal.

Gruß
Carlos

Hi Harald

hier gehen nämlich die Angaben auseinander.
Gemäß C.I.Scofield ist das Buch Daniel im 6.Jhdt.v.Chr.
entstanden, also zu Lebzeiten Daniels.

Ja - ich weiß, es gibt viele widerstreitende Theorien darüber. Selbst kann ich nichts dazu sagen … weiß nur, daß ein davon meint, der resultierende Text liege im Anfang von Qumran, aber es müsse diverse Stränge mübdlicher Überlieferungen vorher gegeben haben. Wie die Leute das im Einzelnen herausfinden ist mir ein Rätsel, aber man kann nicht alles Interessante verfolgen …

Die Anweisung „verbirg diese Worte und versiegle die Schrift“
(Dan.12,4) lassen darauf schließen, dass Daniel selbst der
Verfasser war.

ah - und weißt du was darüber, wieso?

Ich habe nach wie vor das Problem, dass mir noch niemand
glaubwürdig versichern konnte, dass diese Datierung nicht
stimmt.

Nun - Datierungstheorien widerstreiten sich halt :smile:
Die Argumente des einen hält der ander für unhaltbar und vice versa - so ist das nun mal :smile:

Grüße

Metapher

Hi Carlos

Ich möchte mich gerne einklinken und einige Beispiele
vorlegen, die von einigen Gläubigen Menschen als erfüllte
Prophezeihungen gesehen werden.

Die Stellensammlung ist sehr wohl interessant, und gehört zur christlichen Deutungs-Überlieferung eher als zum eigentlichen Glaubensinhalt. Im Übrigen zielen sie ja exakt in die von Fritz angesprochene Kritik:

    1. Moses 3:15 -> Eine rätselhafte Prophezeiung, deren
      Bedeutung erst mit den Christlich-griechischen Schriften klar
      wurde (Offenbarung 12:9).

Ich sehe nicht, daß Off. 12.9 irgendetwas an der Stelle, die tatsächlich die Form einer Prophezeihung hat, „klärt“. Im Gegenteil wird sowohl die griechische als auch die jüdische Dämonologie zurechtgebogen bzw. verfälscht, denn der gestürzte Engel ist sammael und weder ein diabolos noch der satan.

    1. Moses 22:17,18 -> Durch den Nachkommen Abrahams soll
      die ganze Erde gesegnet werden. Ein seltsamer Anspruch für ein
      semitisches Hirtenvolk.(Galater 3:16)

Richtig. Es bezieht sich auf Völker, die zum Zeitpunkt der Niederschrift bereits einige „Tore der Feinde“ erobert hatten als die Autoren bereits Städter waren - und allein Paulus(!) bezieht es in Gal.3.16 auf einen einzigen Menschen …

    1. Moses 49:10 -> Des Messias sollte aus dem Stamm Juda
      kommen.

war aber nicht, daher ja zurecht Joh.7.41-43 und auch Joh.1.46

  • 2.Samuel 7:16 -> Der Messias sollte ein Nachkomme Davids
    sein.

auch das wird von Matth. und Luk. so retrospektiv dargestellt.

  • Daniel 9:24-27 -> Vom Dem Zeitpunkt an dem der
    Wiederaufbau Jerusalems beschlossen wurde, bis zum erscheinen
    des Messias sollten 69 (Jahr)Wochen vergehen. In der Hälfte
    der 70ten Woche sollte er dann „abgeschnitten“ werden. Wenn
    man bei 455 v. u. Z. anfängt, als der persischen König
    Artaxerxes I diesen befehl erlies kommt man zum Jahr 29 u.Z.
    (Taufdatum und beginn seines Wirkens). Mit 3,5 Jahren
    Dienstzeit wird das Ganze klarer.

Das ist gewiss ein interessantes und viel diskutiertes Zahlenspiel, aber es hängt die Frage der Niederschrift doch daran. Ih weiß leider nicht, was die Qumran-Texte Erhellendes dazu liefern.

Wenn manaber mit einem christlichen Hintergrund Psalm 22 oder Jesaja
53 liest, kann man gar nicht anders, als dies als Prophezeihungen auf den Messias zu verstehen.

Ebenfalls retrospektiv, ja, da stimme ich zu. Aber wurde das vorher auch so gedeutet?

Alles in allem sind das aber keine Hinweise, die den johanneischen Ausdruck „Erfüllung der Zeit“ vorankündigen, oder doch?

So weit erstmal.

ja - und thanx …

Gruß

Metapher

Hi Metapher,

Ja - ich weiß, es gibt viele widerstreitende Theorien darüber.
Selbst kann ich nichts dazu sagen … weiß nur, daß ein davon
meint, der resultierende Text liege im Anfang von Qumran, aber
es müsse diverse Stränge mübdlicher Überlieferungen vorher
gegeben haben. Wie die Leute das im Einzelnen herausfinden ist
mir ein Rätsel, aber man kann nicht alles Interessante
verfolgen …

mir ist schon klar, dass das nicht in Dein Fach fällt :wink:
Aber es macht eine Diskussion über Prophetie völlig überflüssig, wenn man keine genaue Datierung des Originals hat.

Wenn wir beim Daniel-Text einen Unterschied von 300 Jahre in Kauf nehmen müssen, kann man natürlich nicht mit Sicherheit sagen, was hat Daniel gesehen bzw. gehört, und was wurde nachträglich eingefügt.

Die Anweisung „verbirg diese Worte und versiegle die Schrift“
(Dan.12,4) lassen darauf schließen, dass Daniel selbst der
Verfasser war.

ah - und weißt du was darüber, wieso?

Ich will hier kein Wissen vorgeben. Ich lese einen Text erst einmal so, wie er geschrieben steht. Und dann lasse ich mich vom Heiligen Geist inspirieren, was der Text bedeutet.

Interessant ist für mich, dass viele Menschen unabhängig voneinander zu der selben Auslegung kommen. Und ab einem bestimmten Prozentsatz der Übereinstimmung gilt für mich die Aussage als gesichert.

Wenn Du Dir aber die Aussage Daniels über die kommenden Königreiche ansiehst, wirst Du nicht umhinkommen, eine historische Parallelität der Ereignisse festzustellen. Wird die Schrift allerding um 300 Jahre später verfasst, könnte man sagen, dass dem Schreiber das Römische Reich schon bekannt war. Nur die Frage über das „Reich des Himmels“ ist damit nicht geklärt. „Es wird alle diese Königreiche zermalmen und zerstören.“ (Dan 2,44) Liegt es da nicht nahe, die Zerstörung der römischen Besatzung zu erwarten, wie es die Juden zur Zeit Jesu taten?

Heute wissen wir, dass das damals nicht erfüllt wurde. Das heißt aber nicht, dass das nicht noch eintreten könnte.

Ich habe nach wie vor das Problem, dass mir noch niemand
glaubwürdig versichern konnte, dass diese Datierung nicht
stimmt.

Nun - Datierungstheorien widerstreiten sich halt :smile:
Die Argumente des einen hält der ander für unhaltbar und vice
versa - so ist das nun mal :smile:

Aber welchen Sinn macht es, ein Datum zu behaupten, das weder logisch noch archäologisch zu beweisen ist?

Ich habe leider den Verdacht, dass es hier nur darum geht, die Glaubwürdigkeit der Bibel in Frage zu stellen. Aber genau dafür bedürfte es besserer Beweise.

Gruss Harald

Paulinismus

Ja, das ist tatsächlich nach wie vor interessant. Das ist ja
die Lücke, in die dann Paulus gesprungen ist …

Und noch interessanter ist, daß Paulus sich für Jesus (!) gar
nicht zu interessieren scheint!

ita est

Wenn man bedenkt, daß wohl tatsächlich Paulus der Religionsgründer ist,

Natürlich - das Christentum war (fast) von Anfang an ein Petronismus-Paulinismus. Immerhin ist der zentrale Tempel eine Peter-Paul-Kirche und nicht eine Jesus-Kirche (gibt es eine solche eigentlich irgendwo? Mir sind nur Christus-Kirchen bekannt)

Und in diesem Kontext wird dann wieder das Joh.-Ev. interessant - aber das ist ebenfalls ein anderes Thema …

hätte nicht übel Lust, mal an einer Geschichte der Unfähigkeit
der Theologie (als wissenschaftliche Disziplin) im Umgang mit
der Frage nach dem historischen Jesus zu arbeiten…
aber das ist ein völlig anderes Thema.

Aber bei Gelegenheit würden mich die Spuren interessieren, die du dabei im Blick hast …

Grüße

Metapher

Hi Harald

mir ist schon klar, dass das nicht in Dein Fach fällt :wink:

in deins ja auch nicht, oder? Nein, die Daniel-Datierung steht nicht im Zentrum meiner Tätigkeiten …

Aber es macht eine Diskussion über Prophetie völlig überflüssig, wenn man keine genaue Datierung des Originals hat.

sag ich doch!
Zumal - wie ich schon betonte - Prophetie keineswegs identisch mit Vorhersagerei war …

Wenn wir beim Daniel-Text einen Unterschied von 300 Jahre in
Kauf nehmen müssen, kann man natürlich nicht mit Sicherheit
sagen, was hat Daniel gesehen bzw. gehört, und was wurde
nachträglich eingefügt.

Richtig - und weder du noch ich werden diese Fragen endgültig lösen :smile: Und wenn man etwas nicht genau weiß, dann sollte man es auch geduldig als (noch) ungewiß behandeln …

Ich will hier kein Wissen vorgeben. Ich lese einen Text erst
einmal so, wie er geschrieben steht. Und dann lasse ich mich
vom Heiligen Geist inspirieren, was der Text bedeutet.

Seltsam, warum ausgerechnet der Hl. Geist immer den Weg der möglichen rationalen Wissensgewinnung ausschlagen sollte? Er hat diesen Weg doch schließlich selbst extra erfunden!

Da auch ich mich beim Lesen eines jeden Textes - also auch des deinigen - vom Heiligen Geist inspirieren lasse, was nach Joh.1.3 auch gar nicht anders möglich ist, steig ich an dieser Stelle mal aus der Unterhaltung aus - ich habe mich bisher eifrig aus der Auseinandersetzung mit Offenbarungspositivismus rausgehalten und werde das (so lautet meine pneumatische Inspiration) das weiter so halten.

Ich verstehe nur nicht, warum so viele Gläubige eine so panische Angst vor wissenschaftlichem Umgang mit Wissen haben. Wenn einer durch nichtexistierende Mauern von Jericho, oder ein nichtexistierendes Individuum namens „Adam“ usw. oder eine Späterdatierung des Buches „Daniel“ seinen Glauben gefährdet sieht: Wie stark ist dann wohl sein Glaube?

Interessant ist für mich, dass viele Menschen unabhängig
voneinander zu der selben Auslegung kommen. Und ab einem
bestimmten Prozentsatz der Übereinstimmung gilt für mich die
Aussage als gesichert.

Also doch eher eine (im Übrigen politisch hochbrisante) Wissensgewinnung durch Statistik und weniger durch Pneumatik?

Wenn Du Dir aber die Aussage Daniels über die kommenden
Königreiche ansiehst, wirst Du nicht umhinkommen, eine
historische Parallelität der Ereignisse festzustellen.

Ja? Im Ernst? Stellst du da Folgendes fest?:

  1. Nebukadnezar 587
  2. Kyros II 539
  3. Alexander 332
    … und Samaritisches Schisma? Ist das etwa zu unbedeutend um „vorhergesagt“ zu werden?
  4. Ptolemaios I 320
  5. Antiochus II 200
  6. Antiochus IV 169
  7. Souveräner Staat 161
  8. Römer 64/37

Wird die Schrift allerding um 300 Jahre später verfasst, könnte man
sagen, dass dem Schreiber das Römische Reich schon bekannt war.

Ja? Die Römer kamen 64 v.u.Z. (Pompeius) und 37 wird Jerusalem erobert. Also ca 100 Jahre nach der wahrscheinlichen Verfassung dieser Schrift (Antiochus IV) gemäß der verbreiteten (genau wie du es machst: „ein bestimmter Prozentsatz der Übereinstimmung“) Auffassung von Historikern.

Nur die Frage über das „Reich des Himmels“ ist damit
nicht geklärt. „Es wird alle diese Königreiche zermalmen und
zerstören.“ (Dan 2,44) Liegt es da nicht nahe, die Zerstörung
der römischen Besatzung zu erwarten, wie es die Juden zur Zeit
Jesu taten?

Nein - wieso? Warum sollte man, wenn man sich ansonsten partout weigert, historisch zu denken, ausgerechnet eine wirklich prophetische Rede von einem unvergänglichen Königreich, das ein „Gott des Himmels“ aufrichtet, historische Spekulationen anstellen?

Heute wissen wir, dass das damals nicht erfüllt wurde. Das
heißt aber nicht, dass das nicht noch eintreten könnte.

Hm - Was man in der Weltgeschichte finden kann, will man nicht sehen, und was nicht in die Weltgeschichte gehört, darauf spekuliert man … ?

Da die Christen den (zarathustrischen) Begriff vom „Reich Gottes“ ja aufgreifen, sollte man dazu Joh. 18.36 nicht außer acht lassen …

Ich habe leider den Verdacht, dass es hier nur darum geht, die Glaubwürdigkeit der Bibel in Frage zu stellen.

Seltsam - ich dachte wir kennen uns seit einigen Jahren …

Gruß

Metapher

Hi Metapher

mir ist schon klar, dass das nicht in Dein Fach fällt :wink:

in deins ja auch nicht, oder?

richtig

Nein, die Daniel-Datierung steht nicht im Zentrum meiner Tätigkeiten

auch nicht, aber mein Interesse daran ist gross.

Zumal - wie ich schon betonte - Prophetie keineswegs identisch
mit Vorhersagerei war …

auch richtig, aber es war eben auch mit dabei
„Gott der HERR tut nichts, er offenbare denn seinen Ratschluss den Propheten, seinen Knechten.“ (Amos 3,7)

Wenn wir beim Daniel-Text einen Unterschied von 300 Jahre in
Kauf nehmen müssen, kann man natürlich nicht mit Sicherheit
sagen, was hat Daniel gesehen bzw. gehört, und was wurde
nachträglich eingefügt.

Richtig - und weder du noch ich werden diese Fragen endgültig
lösen :smile: Und wenn man etwas nicht genau weiß, dann sollte man
es auch geduldig als (noch) ungewiß behandeln …

damit habe ich gar kein Problem.
Es wird aber dann zum Problem, wenn jemand meint, der Text sei definitiv falsch, aber dafür keine Beweise hat.

Ich will hier kein Wissen vorgeben. Ich lese einen Text erst
einmal so, wie er geschrieben steht. Und dann lasse ich mich
vom Heiligen Geist inspirieren, was der Text bedeutet.

Seltsam, warum ausgerechnet der Hl. Geist immer den Weg der
möglichen rationalen Wissensgewinnung ausschlagen sollte? Er
hat diesen Weg doch schließlich selbst extra erfunden!

Hier wird keinesfalls die rationale Wissensgewinnung ausgeschlagen. Nur in manchen Punkten hilft die Ratio allein eben nicht weiter.

Ich verstehe nur nicht, warum so viele Gläubige eine so
panische Angst vor wissenschaftlichem Umgang mit Wissen haben.
Wenn einer durch nichtexistierende Mauern von Jericho, oder
ein nichtexistierendes Individuum namens „Adam“ usw. oder eine
Späterdatierung des Buches „Daniel“ seinen Glauben gefährdet
sieht: Wie stark ist dann wohl sein Glaube?

Ehrlich gesagt: das verstehe ich auch nicht.
Mein Glaube gründet sich nicht auf die Erfahrungen Adams oder Daniels sondern auf meine persönlichen Erfahrungen.
Und die sind derart, dass ich die Berichte der Bibel für durchaus glaubhaft einstufe.

Interessant ist für mich, dass viele Menschen unabhängig
voneinander zu der selben Auslegung kommen. Und ab einem
bestimmten Prozentsatz der Übereinstimmung gilt für mich die
Aussage als gesichert.

Also doch eher eine (im Übrigen politisch hochbrisante)
Wissensgewinnung durch Statistik und weniger durch Pneumatik?

Es kommt eben immer auf die Gruppe an, die sich damit befasst.
Die spirituelle Ausrichtung ist hier schon von Bedeutung.

Wenn Du Dir aber die Aussage Daniels über die kommenden
Königreiche ansiehst, wirst Du nicht umhinkommen, eine
historische Parallelität der Ereignisse festzustellen.

Ja? Im Ernst? Stellst du da Folgendes fest?:

  1. Nebukadnezar 587

„Du König (Nebukadnezar) bist das goldene Haupt.“ (Dan.2,38)

  1. Kyros II 539

„Nach dir wird ein anderes Königreich kommen, das geringer als deines.“ (Dan.2,39)

  1. Alexander 332

„danach das dritte, das über alle Länder herrschen wird.“

… und Samaritisches Schisma? Ist das etwa zu unbedeutend um
„vorhergesagt“ zu werden?
4. Ptolemaios I 320
5. Antiochus II 200
6. Antiochus IV 169

„Danach sah ich ein anderes Tier,… das hatte vier Köpfe.“ (Dan.7,6)
In einer zweiten Weissagung bekam Daniel später Details wie z.B. die Teilung des griechischen Reiches.

  1. Souveräner Staat 161
  2. Römer 64/37

„Und das vierte wird hart sein wie Eisen.“ (Dan.2,40)
„Danach sah ich ein viertes Tier, das hatte große eiserne Zähne.“ (Dan .7,7)

Wird die Schrift allerding um 300 Jahre später verfasst, könnte man
sagen, dass dem Schreiber das Römische Reich schon bekannt war.

Ja? Die Römer kamen 64 v.u.Z. (Pompeius) und 37 wird Jerusalem
erobert. Also ca 100 Jahre nach der wahrscheinlichen
Verfassung dieser Schrift (Antiochus IV) gemäß der
verbreiteten (genau wie du es machst: „ein bestimmter
Prozentsatz der Übereinstimmung“) Auffassung von Historikern.

Rom wurde 753 v.Chr. gegründet (sagt Marcus Terentius Varro 116 - 27 v.Chr.). Im 4.Jhdt. bekam Rom die Servianische Mauer. 312 v.Chr. die Wasserleitung.

Nur die Frage über das „Reich des Himmels“ ist damit
nicht geklärt. „Es wird alle diese Königreiche zermalmen und
zerstören.“ (Dan 2,44) Liegt es da nicht nahe, die Zerstörung
der römischen Besatzung zu erwarten, wie es die Juden zur Zeit
Jesu taten?

Nein - wieso? Warum sollte man, wenn man sich ansonsten
partout weigert, historisch zu denken, ausgerechnet eine
wirklich prophetische Rede von einem unvergänglichen
Königreich, das ein „Gott des Himmels“ aufrichtet, historische
Spekulationen anstellen?

Ich wüsste nicht, wer sich „partout weigert, historisch zu denken“?
Die Juden oder die Christen?

Heute wissen wir, dass das damals nicht erfüllt wurde. Das
heißt aber nicht, dass das nicht noch eintreten könnte.

Hm - Was man in der Weltgeschichte finden kann, will man nicht
sehen, und was nicht in die Weltgeschichte gehört, darauf
spekuliert man … ?

Was will man nicht sehen?

Da die Christen den (zarathustrischen) Begriff vom „Reich
Gottes“ ja aufgreifen, sollte man dazu Joh. 18.36 nicht außer
acht lassen …

Hier unterscheiden sich eben Juden und Christen.
Für die Juden gilt immer noch die Erwartung auf ein irdisches Reich Israel. (Das es IMHO auch geben wird)

Ich habe leider den Verdacht, dass es hier nur darum geht, die Glaubwürdigkeit der Bibel in Frage zu stellen.

Seltsam - ich dachte wir kennen uns seit einigen Jahren …

Entschuldige bitte, wenn das missverständlich angekommen ist. Ich meinte nicht Dich persönlich. Ich frage eigentlich nur nach der Motivation jener Gelehrten, die die biblischen Schriften neu datiert haben.

Gruss Harald

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Hallo Metapher

… Im Übrigen zielen sie ja exakt in die von
Fritz angesprochene Kritik:

Ich glaube zu verstehen. Die Prophezeihungen in der Bibel sind zumeist vieldeutig auslegbar. Dort, wo sie recht eindeutig sind (Micha 5:2), wird die Authentizität der Prophezeihung oder ihre Erfüllung angezweifelt. Was fehlt ist eine Prophezeihung die von mehreren Seiten (z.B. Chronisten anderer Völker) her insbesondere zeitlich verifiziert werden kann und für deren Erfüllung das Gleiche gilt. Mit biblichen Prophezeihungen alleine kriegt man das nicht hin.

    1. Moses 49:10 -> Des Messias sollte aus dem Stamm Juda
      kommen.

war aber nicht, daher ja zurecht Joh.7.41-43 und auch Joh.1.46

Die Aussagen zeigen klar, dass sich die Menschen daran störte, dass Jesus aus Galilea kam. Für sie war klar, dass der Messias, den sie erwarteten aus dem Stamm Juda sein mussten. Wie du selbst schreibst, liefern Matthäus und Lukas die Erklärung dafür. Nicht jeder Einwohner Judäas wird diese Hintergründe gekannt und geglaubt haben. Immerhin wird nicht geschrieben, dass die Pharisäer Jesus vorhielten kein Nachkomme Davids zu sein.

Wenn man aber mit einem christlichen Hintergrund Psalm 22 oder Jesaja
53 liest, kann man gar nicht anders, als dies als Prophezeihungen auf den Messias zu verstehen.

Ebenfalls retrospektiv, ja, da stimme ich zu. Aber wurde das
vorher auch so gedeutet?

Gute Frage, nächste Frage.

Alles in allem sind das aber keine Hinweise, die den
johanneischen Ausdruck „Erfüllung der Zeit“ vorankündigen,
oder doch?

Ich muss zugeben, dass ich nicht verstehe, was du damit meinst.

Gruß
Carlos

Hi Carlos

Was fehlt ist eine
Prophezeihung die von mehreren Seiten (z.B. Chronisten anderer
Völker) her insbesondere zeitlich verifiziert werden kann und
für deren Erfüllung das Gleiche gilt. Mit biblichen
Prophezeihungen alleine kriegt man das nicht hin.

Ja, genau. Und, wie hoffentlich richtig rübergekommen ist, soetwas in einen jeweiligen Glaubensinhalt einzubeziehen, das sollte ja hier nicht zur Debatte stehen. Das steht auf einem anderen Blatt …

    1. Moses 49:10 -> Des Messias sollte aus dem Stamm Juda
      kommen.

war aber nicht, daher ja zurecht Joh.7.41-43 und auch Joh.1.46

Die Aussagen zeigen klar, dass sich die Menschen daran störte,
dass Jesus aus Galilea kam. Für sie war klar, dass der
Messias, den sie erwarteten aus dem Stamm Juda sein mussten.

Ja, zumindest die, die in der Erwartung eines historischen, realen Messias lebten, wie z.B. die Zeloten.

Wie du selbst schreibst, liefern Matthäus und Lukas die Erklärung dafür.

… die ab David nicht mehr übereinstimmt :smile:

Immerhin wird nicht geschrieben, dass die Pharisäer Jesus vorhielten kein Nachkomme Davids zu sein.

Stimmt, wird nichts drüber geschrieben. Wer weiß, warum - wie man an der Differenz Matthäus-Lukas sieht, wäre man vielleicht in Erklärungsnotstand geraten?

Ebenfalls retrospektiv, ja, da stimme ich zu. Aber wurde das
vorher auch so gedeutet?

Gute Frage, nächste Frage.

*lach* … ja, ich schätze deinen Humor :smile:

Alles in allem sind das aber keine Hinweise, die den
johanneischen Ausdruck „Erfüllung der Zeit“ vorankündigen,
oder doch?

Ich muss zugeben, dass ich nicht verstehe, was du damit
meinst.

Ich meinte Hinweise auf die eschate hemera, den „äußersten Tag“, der bei Johannes der Tag der krisis ist, den man gerne partout mit „Gericht“ übersetzt, und der sich bei Johannes vielfach und deutlich auf das „Jetzt“ bezieht, und das in Joh. 17.4. gipfelt „… das Werk vollendet habend, das du mir (auf)gegeben hast…“. Mich interessiert, ob es eine Erwartunghaltung für soetwas gab …

Gruß

Metapher