Wie sieht ein Christentum mit Bezug zur Bibel aus
Hallo ikarusfly,
ich habe jetzt einiges von Dir hier gelesen. Bei einigen
Deiner Bemerkungen ertappe ich mich dabei, spontan
zuzustimmen, aber ich bin mir nicht sicher, ob wir beide das
Gleiche meinen. Ich glaube, noch ist das, was Du hier
schreibst, etwas zu fragmentarisch, um ein für mich
schlüssiges Gesamtbild zu ergeben.
Deine Frage nach einem GESAMTBILD ist nicht leicht und schon gar nicht in ein paar Sätzen zu beschreiben. Die Kenntnis der Bibel wird ein Christentum MIT Bezug auf die Bibel gewaltig wandeln.
Bisher lehnte man das AT ab, hatte unglaubwürdige Themen, Sakramente, Fundamentalisten, Missionare, Glaubenslose, etc.
Die Bibelauslegung aber zeigt die Bibel mit VERNUNFT.
Es geht in den Texten um die richtige Balance, um Liebe und Gerechtsein. Das wird dargeboten in humorvollen Geschichten, spannenden Auflösungen und ganz einfachen Gesetzen der Balance. Die bisherigen Widersprüche und Schwierigkeiten mit dem Text fallen weg.
Wäre schön, wenn Du mal etwas mehr zu Deinen Rückschlüssen,
Thesen und Meinungen zu diesen Überlegungen von Dir ausführen
könntest. Also mehr zu Deinem Gesamtbild Religion.
Ich bin katholisch erzogen worden, südlich im deutschen Sprachraum, normal gläubig, fromm wie anerzogen - aber von Kindesbeinen unvernünftigen Dingen abgeneigt. Die Fragen, die ich über Religion stellte, konnte keiner beantworten. Mit etwa 30 dachte ich, es gehört zum Allgemeinwissen die Bibel ganz gelesen zu haben und quälte mich da durch, stellte so viele Ungereimtheiten fest. Trotzdem blieb ich gläubig, denn seine Religion ändert man nicht so schnell. Als ich aber im Laufe des Lebens die dort angepriesenen kulturell üblichen Ratschläge tatsächlich tat - und nun endlich das ganze Dilemma begriff, das daraus entstand - da erst fing ich - vom Regen in die Traufe gekommen - gründlich mit dem Nachdenken an. Ich lernte Sprachen. Erst aus Interesse, danach intensiver, als ich entdeckte, dass der Text der Bibel zwar richtig übersetzt ist - aber im Grunde einen ganz anderen Inhalt ergibt.
Dazu gab es keine Literatur. Ich stellte das an Unis vor und schrieb viele Briefe. Die Bibellese mit Auslegung gab automatisch immer mehr Wissen für diese Thematik her. Sowohl die Kirchenväter als auch die frühen rabbinischen Schriften sind in dieser Weise endlich logisch zu lesen. Nur bei Auslegung bestätigt sich deren vernünftige Sicht. Von anderer Seite her hat man den Eindruck, die reden über Jungfraugeburt, Brotvermehrung und Kreuzigung. Das tun sie nicht. Der Stoff ist mehrdeutig. Man redete über Erlösungslehren und Ratschläge dafür.
Das Jahrzehntelange spannende Suchen nach Literatur, Hilfestellungen, Textbausteinen, Satzerklärungen und Zusammenhänge klammere ich mal hier aus. Schon an anderen Stellen habe ich beschrieben, wie versäumt wurde, eine breite Basis für die Bibel zu schaffen. Man begnügte sich mit der Linearübersetzung, obwohl der Text mehrdimensional ist. Das führte im Laufe der Zeit zu Zerrbilden.
Um ein paar zu zeigen:
Im Jahre 431 gab es ein Konzil mit Diskussion über die Auslegung, allegorisch oder rationalistisch. Man versäumte eine gute Basis zu machen. Dies zeigt wie wenig man sich mit dem Bibeltext abgab. Schon Jahrhunderte später kannte man weitaus weniger aus, die Texte konnte keiner mehr erklären. Die folgenden Konzile wichen immer mehr von der ursprünglichen Form des Stammes ab und man baute irgendwo rum an Erkern und Gefängnissen. Man „erfand“ die Erbsünde, Fegefeuer, Himmel, Hölle. 1079 erklärte man Christus wäre im Abendmahl fleischlich. Jahrhunderte zuvor hatte man noch „lesen“ können (sah das *verkünden der Erlösung / b_sari Jeschua) Nun hielt man basari für „Fleisch Jesu“, wie es übersetzt ist. Ohne Auslegung GLAUBTE man per Dekret, dass sich einer mit einem Zauberspruch in eine Hostie verwandelt. 1336 erfand man die Hölle, Gotteschau, etc. und dergleichen mehr. Entsprechende Diskussionen, Kriege und Missionierungsansprüche, Starrköpfigkeit, Glaubensblockaden, Intoleranz wurden dadurch vorprogrammiert.
Trotzdem gab es einen Rest „guter“ Predigt aus dem Ursprünglichen. Das schien so gar nicht zur gepredigten Bibel zu passen. Man liest in den Vorreden alter Gesetzesbücher zum deutschen Recht, (um 700 n.Chr.) dass die Gesetze von Mose und Salomo herrühren. Dort sieht man sie aber nicht. So zeigen viele, viele Puzzlesteine, dann aus einem anderen Blickwinkel den früheren Zusammenhang. Natürlich stehen die Gesetze über Weisheit im AT. Man muss da nur mit Auslegung lesen.
Die verstand man nicht. Das grausigen AT ließ man dann weg. Damit wurde der Zugang zur Erklärung der Bibel zugeschlagen und gleichzeitig die Philosophie durch einen Glauben ersetzt. Es kam zu Abgrenzungen von den Juden, zu deren Verfolgung, zur Ignorierung des humanistischen Wissens. Die modernen Zeit hat den Kirchen die Wurzel gezogen durch andere Lebensweisen. Die Erkenntnisse der Forschung bespotten mittlerweile die Bibel, die bisher fromm als „Wort Gottes“ gepredigt wurde. Einige reden schon über Bücherverbrennung.
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Leute früher dümmer waren als heute. Immerhin bekamen sie uns als intelligente Nachfahren. Es musste einen wichtigen Grund geben, dass die Werke Tausende von Jahren geschätzt wurden. Je mehr ich über die Auslegung davon erfuhr, desto höher wertete ich das nun beim Erfahren des Gesamtwissens der Menschheit. Ich bekam wieder Achtung.
Die verschiedenen Themen wurden zur „Sammlung“ (Bibel) je nach Gebiet, wie Hesekia (über Stärke), Daniel - Logik. Es kommt einem bei Lesen vor wie das Einmaleins als Grund-Basis zum rechnen.
Das Kapitel Kain und Abel beschreibt die Menschheitsentwicklung, generell die Entwicklung und ihre Gesetze dazu. Das NT bespricht die Wiederholung des AT, fasst die Werke in geschichtlich aktuellen Themen. Es wären alle Bücher zu nenen - aber ich glaube, da muss man schrittweise vorgehen.
Als man (um 1000 n.Chr.) die Texte der Bibel nun gar nicht mehr verstand und lediglich aus ihrem übersetzten Inhalt die Rückschlüsse zog, begann man sich einen Gott vorzustellen, der Himmel und Erde schuf … Man versuchte durch Mystik eine Erklärung dafür zu finden.
Zuvor hatte man theoretisch keinen Gott gehabt.
Der Begriff kommt eigentlich in der Bibel nicht vor.
Da steht etwas von El, Eli, Andonai, JHWH, etc.
Übersetzt man diese Worte mit den Begriffen - wie sie tatsächlich heißen - so kommt eine Philosophie heraus, die Kraft gibt, Gerechtigkeit, beste Chancen - oder das darlegen von Unglück - das man zwar wissen mag - aber bitte nicht wählen soll.
Es kommen die besten Ausbildungen zum Vorschein. In allen Teilen lernt man das Wissen über Psychologie, Rücksicht nehmen, Aufmerksamkeit schenken, lernt Gefühle kennen, weiß wie liebevoll reagiert wird, aber auch wo man sich wehren muss. Das alles übt man gleichzeitig schon beim Text lesen ein und lernt auch zu überlegen.
Diese Lehren konnte das Christentum nicht bieten.
Es hatte sie rausoperiert.
Wie schon öfter beschrieben, ist es natürlich das Problem, für wahr gehaltene Inhalte von den erfundenen sinnhaften Botschaften (und auch von schlicht Sinnlosem und Falschem) zu trennen. Wenn man glaubt, eine wahre Geschichte vor sich zu haben, irritiert es eben, wenn plötzlich einige „Fakten“ sich als falsch herausstellen.
ACK, mein vollstes Verständnis.
Ich kann mir vorstellen, dass eine Konfrontation mit einer „anderen Welt“ (die der Realität - statt der Glaubenswelt) bei manchen schockierend ist. Für mich war das anfangs auch so. Da klammert man sich irgendwo an den Glauben und fragt „was denn richtig sei“.
Vor uns liegt ein riesiges Wissensgebiet.
Der Ausbildung war das bisher verschlossen.
Eine Bestrebung zum „Menschsein“ und praktisches Überlegen ist da, aber die Feineinstellungen wurden nirgends gezeigt.
Nachtrag zu Deinen restlichen Fragen:
ikarusfly stelle die „kleine“ Frage nach Herodes und geschichtlichen Daten in einen getrennten Zweig. Das wird hier zu umfangreich.
Zum Verständnis „Jesus“ geschichtlich oder eine Lehre über das Erlösen kommt man mit vernünftiger Überlegung hin. Nie in den 2000 Jahren Kirchengeschichte kam Jesus in den Wolken zurück, obgleich in der Bibel steht: „ich komme gleich“. Erlösung (heißt Jesus) kommt nicht „in den Wolken“ sondern durch eine Wissenschaft über Erlösungsmechanismen, wie Probleme zu lösen sind und wie ein freisetzen von Ideen geht. Diese Hunderte von Gesetzen kann man im NT durch leicht zu merkende Geschichten „lernen“.
Mit einem Glauben an Jesus passiert gar nichts dahingehend.
Die Bibel ist „anders“ zu lesen und funktioniert über die vernünftige Überlegung. Statt anani Wolke (was nicht logisch ist, keiner hat so ein Fahrzeug) also bitte Standpunkt ändern, ein anani nehmen, das entspricht, wo man reagiert und wo einer geprüft hat. Dann passiert eine (Er)Lösung.
Dazu gibt es Gesetze … die bei allen gehen und nicht einen persönlichen Jesus, der den längsten Kirchgängern mit dicken Sakramentenlisten hilft.
Mit freundlichem Gruß
Magda