Juden im Unterricht

Frage!

Mein Sohn liest grad ein Buch in der Schule. Zu dem gibt es auch Arbeitsblätter.
Praktisch also.

Das Buch handelt scheinbar vom Mittelalter, aber eigentlich von Judenverfolgung.
Das nervt mich.

Das angebliche Ritterkind reflektiert sauber über die Untaten der Christen.
Mein Sohn muß über Vorurteile gegenüber Juden referieren.

Meinetwegen kann er ja über Juden und die Probleme lernen, aber muß man ihm das in so versteckter Form unterjubeln?

Ich kann ja nicht mal was sagen, weil man ja so schnell in den Geruch des Antisemitismus gerät.

Rege ich mich jetzt falsch auf?
Warum stört mich das so?

Tilli

Hallo ahnzasnich

Das Buch handelt scheinbar vom Mittelalter, aber eigentlich von Judenverfolgung.

Das angebliche Ritterkind reflektiert sauber über die Untaten der Christen.
Mein Sohn muß über Vorurteile gegenüber Juden referieren.

Meinetwegen kann er ja über Juden und die Probleme lernen, aber muß man ihm das in so versteckter Form unterjubeln?

Rege ich mich jetzt falsch auf?

Ohne das Buch zu kennen, finde ich den Ansatz des Lehrers gar nicht schlecht. Es zeigt, dass Antisemitismus nicht ein Problem der Jahre 33 bis 45 waren, sondern seit dem Mittelalter immer vorhanden war und regelmässig in Progromen ausbrach.
Ist doch besser, als wenn der Lehrer ständig dasselbe erzählt und alles nur auf das Dritte Reich bezieht.

Warum stört mich das so?

Vermutlich weil Du es nicht mehr hören kannst. Mich nervt das Thema so langsam auch und das obwohl ich mich für Geschichte und gerade diese Zeit, interessiere.

Einen schönen Abend noch!

Charlie80

hallo

mich würde vor allem der Titel des Buches interessieren.

Der Antisemitismus des Mittelalters war ein völlig anderer, als der neuzeitliche (aber nicht weniger grausam) und eine Behandlung im Unterricht halte ich durchaus für angebracht.

Ansonsten, warum hast du Angst vor Antisemitismus? Solange du nicht „Die Juden“ dafür verantwortlich machst, dass sich dein Sohn jetzt mit schwerer Kost für ein Referat herumplagt, sehe ich da keine Gefahr.

Gruss, sama

Hallo,

um welchen Jahrgang handelt es sich denn?

Viele Grüße

Hallo,

ich habe den Eindruck, Dir geht es um die in Schulbüchern so „geschickt“ verarbeiteten Themen, die letzlich nur plumb wirken - das gibts ja nicht nur zum Thema Judenverfolgung, sondern ganz allgemein in Geschichte oder Sozialkunde ganz gerne.

Versucht wird dabei, Geschichte oder Sozialkunde interessant zu gestalten - was selten klappt, da Schulbuchautoren eben ganau das sind und nichts anderes.

Gut gemeinter Versuch - wie vieles im Schulalltag, besonders bei Schulbüchern. Da ist viel armseliges Zeug auf dem Markt und es wird alle zwei/drei Jahre ebenso armselig erneuert.

Wer Geschichte wirklich interessant gestalten will, sollte einen guten Autor engagieren oder auf beliebte, halbwegs authentische Litetatur zurückgreifen, die auch mehr als ein Thema behandelt.

Aber so ist Schule leider meistens. Neugier wird eher abgetötet als geweckt.

Sieht bei meinen Kindern in der Schule nicht anders aus als bei mir 30 Jahre vorher. Eine Entwicklung zum Besseren findet in der schulischen Bildung definitiv nicht statt.
Nur die Klassen werden größer (bei meinem Sohn Gymnasium 33 Schüler, bei mir seinerzeit Gymnasium 27 Schüler, jeweils staatliche Schulen). Also mehr als 20% Steigerung - und die sollen dann in einer um ca. 10% verkürzten Gymnasialzeit Abitur machen. Toll.
Ich habe für meine beiden Kinder Nachhilfe organisiert (bringt eine Menge, wird nach Berichten der Kinder auch gut gemacht) aber wer z.B. von Hartz IV oder Billiglohnjobs lebt, kann seinen Kindern das unmöglich bieten - und dann wundern sich die Bildungspolitiker am Ende des Jahres, dass in Deutschland der Bildungserfolg seltsamerweise immernoch vom Einkommen der Eltern abhängig ist.

Gehört jetzt nicht ganz hierher, trotzdem:
unsere Politiker sind doch bestenfalls lachhaft (die meisten übrigens ursprünglich Juristen oder Lehrer!!), schimmstenfalls Lobbyisten.

Warum können wir Bürger, als Arbeitgeber unserer Politiker, nicht einen Eignungstest erstellen? Ehrlichkeit, Fachwissen und IQ sollten m.E. schon abgefragt werden, ehe man jemanden derart mit Lohn, Diäten, Übergangshilfen, Renten usw. beschenkt.
Eine 3 Monatige Probezeit ohne Anspruch auf Kündigungsfrist oder spätere Zahlungen, wie in jedem anderen Job üblich, sollte es auch geben.

Gruß, Paran

Antisemitismus vom 11. bis zum 21. Jahrhundert
Ei Hallo,

der Unheilige Werner von Oberwesel - auch Werner von Bacharach - wird bis heute volkstümlich wie ein Heiliger verehrt.

Das Pogrom von 1287, zu dessen Veranstaltung das angebliche Martyrium des Knaben Werner erfunden wurde, fand bereits fast zweihundert Jahre nach den ersten großen Pogromen (im Rahmen des „Deutschen Kreuzzuges“ 1096, der als „Volkskreuzzzug“ im Vorfeld des ersten Kreuzzuges nicht auf die kriegerische Herstellung eines freien Zugangs nach Jerusalem, sondern ausschließlich auf die Ermordung oder wahlweise Taufe möglichst vieler Juden entlang des Rheines gerichtet war) statt und markiert schon annähernd das Ende der Entwicklung des deutschen Antisemitismus, der seit ungefähr diesem Zeitpunkt auf der Stelle tritt und die jüdischen Einwohner Deutschlands konsequent und permanent als Menschen anderer Art und zweiter Klasse betrachtet und behandelt - dabei werden sie zwar zeitweise mehr und zeitweise weniger drangsaliert, aber das Prinzip bleibt.

Solange die Catholica nicht mit dem ganzen heuchlerischen und verbrecherischen Werner-Schwindel konsequent und sauber aufräumt - und sie könnte es, weil die heutigen Werner-Verehrer bei jedem Hirtenbrief hackenknallend und duckmäuserisch in Habtacht springen - ist es vollkommen richtig und angezeigt, dass im Unterricht vermittelt wird, dass der Antisemitismus in Deutschland nicht plötzlich im Februar 1933 vom Himmel fiel und nicht pünktlich zum 09.05.1945 verschwunden war.

Dass in dem Buch ausgerechnet ein junger Angehöriger des niederen Adels als Träger des Systems und nicht ein Handwerker, ein Kaufmann oder ein Freibauer kritische Gedanken zu dem Thema äußert, ist allerdings ein Schönheitsfehler.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Wieso versteckt?

Das Buch behandelt die Judenverfolgung im Mittelalter - und da die Schüler dazu Referate erstellen, wird das Thema ganz offen und keineswegs versteckt angesprochen.

Dass dieses - bei realtiv jungen Schülern, wie ich vermute - in Form eines fiktionalen Textes im Unterricht behandelt wird, ist meiner Ansicht nach dabei von Vorteil, da in den Schülern so Empathie geweckt wird. Nüchterne, trockene Fakten werden in den höheren Klassenstufen dann noch zur Genüge durchgekaut.

Wenn dein Sohn Glück hat, wird er, wenn er älter ist, noch „Nathan der Weise“ durchnehmen.

Hi,

viele Zeilen am Thema vorbei: Die REde ist nicht von einem Lehrbuch.

die Franzi

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Hallo,

das Prinzip bleibt.

Ja. Auch da:
http://www.sgipt.org/sonstig/metaph/luther/lvdjuil.htm

Schöne Grüße

Jo
(Nichtkathole)

2 Like

Hi Tilli,

Das Buch handelt scheinbar vom Mittelalter, aber eigentlich
von Judenverfolgung.

Nun, die gehört eben auch zum Mittelalter.

Das nervt mich.

…können wir aber nicht mehr ändern, da Geschichte :wink:

Das angebliche Ritterkind reflektiert sauber über die Untaten
der Christen.

Wer auch sonst----das einfache Volk hatte andere Sorgen, auch wenn lustige Mittelalterfeste und -märkte etwas anderes suggerieren.

Mein Sohn muß über Vorurteile gegenüber Juden referieren.
Meinetwegen kann er ja über Juden und die Probleme lernen,
aber muß man ihm das in so versteckter Form unterjubeln?

Ich finde daran nichts Verstecktes.

Ich kann ja nicht mal was sagen, weil man ja so schnell in den
Geruch des Antisemitismus gerät.

Was würdest du denn sagen wollen?

Rege ich mich jetzt falsch auf?

Aus meiner Sicht ja. Wenn der Sohn jetzt lernst, dass Antisemitismus ein uralter Hut (und keineswegs nur ein deutscher) ist, fällt es ihm später sicher leichter zu verstehen, wie es zu den Geschehnissen im 20. Jahrhundert kommen konnte.

Warum stört mich das so?

Das weißt nur du.

Gruß

Jo

Dass in dem Buch ausgerechnet ein junger Angehöriger des
niederen Adels als Träger des Systems und nicht ein
Handwerker, ein Kaufmann oder ein Freibauer kritische Gedanken
zu dem Thema äußert, ist allerdings ein Schönheitsfehler.

Ja, irgendwie scheint mir das nicht stringent…

Man hat zunächst den Eindruck, als ginge es darum, dass der Knabe wider Willen zum Knappen heranzogen werden soll und statt es dabei zu belassen… also das Dilemma der weiblichen Männer, geht es flugs zu den Juden.
Vielleicht stört mich das…

Tilli

Hallo,

ich habe den Eindruck, Dir geht es um die in Schulbüchern so
„geschickt“ verarbeiteten Themen, die letzlich nur plumb
wirken - das gibts ja nicht nur zum Thema Judenverfolgung,
sondern ganz allgemein in Geschichte oder Sozialkunde ganz
gerne.

Ja, genau.
MA und Juden SIND interessante Themen.
Ich mache selber Einheiten zum Thema Essen im Mittelalter, aber es stimmt. Es wirkt unecht und plump.

Tilli

Hallo,

das Prinzip bleibt.

Ja. Auch da:
http://www.sgipt.org/sonstig/metaph/luther/lvdjuil.htm

Ja genau, das fehlt.
ALLE Menschen sind Lügner. Wenn der Knabe reflektiert, dann bitte konsequent.

Tilli

Hi,

viele Zeilen am Thema vorbei: Die REde ist nicht von einem
Lehrbuch.

Naja…

Ein Buch und dazu Materialheft…
Verstecktes Lehrbuch?

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hallo

mich würde vor allem der Titel des Buches interessieren.

Vogelfrei.

Auch so ein Ding. *Ärger*

Ansonsten, warum hast du Angst vor Antisemitismus?

Ich habe in Palästina erlebt, wie die Israelis sich gegenüber den P. benehmen.
Und ich habe Arabisch studiert und viele nette Dinge über den Islam gelernt, während die Ägypterinnen zu 95% beschnitten sind und die Botschaften brennen.

Alles so komplex. Und dann ein so simples Buch, am Thema vorbei und so parteiisch…

Solange du
nicht „Die Juden“ dafür verantwortlich machst, dass sich dein
Sohn jetzt mit schwerer Kost für ein Referat herumplagt, sehe
ich da keine Gefahr.

Ich kenne nur einen Juden. Ist auch ein bißchen blöd in Deutschland. Keine mehr da. Keine blöden, keine netten.

Tilli

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Ja,
das kann wohl sein.
Als ich in der Schweiz lebte, war mein Leben frei von NS.
Das war eine nette Erfahrung.

Tilli

Vogelfrei.

Auch so ein Ding. *Ärger*

Was ärgert dich an dem Titel? Bezüglich der Handlung ist er doch durchaus stimmig.

Und dann ein so simples Buch, am Thema
vorbei und so parteiisch…

Was meinst du damit? Es ist ein Kinderbuch, das in Romanform verschiedene Aspekte des Lebens im Mittelalter anspricht, unter anderem, aber nicht ausschließlich die Judenverfolgung.

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Ein Buch und dazu Materialheft…
Verstecktes Lehrbuch?

Das ist das Buch: http://www.antolin.ch/paetzold/index.jsp?key=1063726…

Dass Romane und andere Deutsch-Lektüren im Unterricht mit Hilfe von Materialheften bearbeitet werden, ist völlig normal und üblich. Bei Goethe und Schiller bzw. Max Frisch und Bertolt Brecht würde dich das doch bestimmt auch nicht wundern.

Hallo,

viele Zeilen am Thema vorbei: Die REde ist nicht von einem
Lehrbuch.

Sondern von was?
Wird die Art Literatur außerhalb von Schulen gelesen?
Ist der Autor am Literaturmarkt bekannt, in Bibliotheken vorrätig?

Gruß, Paran