Jüdischer Staat?

Moin,

immer wieder stoße ich auf die Forderung einiger Israelis, Israel müsse als „jüdischer Staat“ anerkannt sein. Was soll man sich bei einem Land, in dem ein Viertel der Bevölkerung nicht jüdisch ist, darunter vorstellen? Was verstehen diese Israelis unter einem „jüdischen Staat“?

Gruß
Marion

Irgendein Staat?
Tach,

immer wieder stoße ich auf die Forderung einiger Israelis,
Israel müsse als „jüdischer Staat“ anerkannt sein. Was soll
man sich bei einem Land, in dem ein Viertel der Bevölkerung
nicht jüdisch ist, darunter vorstellen? Was verstehen diese
Israelis unter einem „jüdischen Staat“?

Wuerdest Du konsequenterweise die Guete haben, die gleiche Frage bezueglich zum Bleistift Russland oder Ukraine (beide klar unter 80% „einheimischer“ Bevoelkerungsanteil) zu stellen, oder gar Estland (unter 70%) und das arme Lettland (unter 60%, wie machen die das bloss mit nationaler Identitaet und so) zu hinterfragen? Oder muessen sich ausschliesslich die Juden dafuer verantworten, einen juedischen Staat haben zu wollen? Und warum kriegen die Albaner gleich zwei, naja, anderthalb Staaten?

Gruss
Paul

Tach auch…

Im Grunde läufts darauf hinaus, dass das Judentum zur Staatsreligion erklärt wird:

http://de.wikipedia.org/wiki/Staatsreligion

Je höher man in der Hierarchie steigen will, desto wichtiger ist es, dem richtigen Glauben anzugehören.
So ist es im Jemen in der Verfassung verankert, dass der Staatspräsident „seinen Pflichten als Moslem nachkommen“ muss (Sagt Wikipedia).
Und in England fallen die Mitglieder der königlichen Familie aus der Thronfolge, die zum katholischen Glauben übertreten oder Katholiken heiraten (wär ja auch doof, wenn das Oberhaupt der Anglikanischen Kirche katholisch ist…)

Gruß
KB

Moin,

ich weiß, was eine Staatsreligion ist und mich interessiert in diesem Zusammenhang weniger, wer König in England werden kann.

Mich interessiert ganz konkret, was die Israelis, die einen „jüdischen Staat“ fordern, damit meinen?

Und um weiteren dusseligen Anmerkungen wie von deinem Vorschreiber vorzugreifen: Wer den Nahost-Konflikt kontinuierlich verfolgt, der weiß, dass die Anderkennung Isreals als „jüdischer Staat“ ein Stolperstein für die Friedensverhandlungen ist. Daher möchte ich gerne wissen, was die in Israel lebenden Nicht-Juden (also z.B. Christen und Moslems) in Bezug auf diese Idee eines jüdischen Staats zu erwarten haben. Dass der Samstag Feiertag ist? Dass kein Christ, Moslem oder Buddhist Minister werden kann? Oder was jetzt genau?

Gruß
M.

Moin

Mich interessiert ganz konkret, was die Israelis, die einen
„jüdischen Staat“ fordern, damit meinen?

Das kannst du dir aus der Gschichte erklären: Die Juden möchten endlich einmal einen Staat, aus dm si nicht vertrieben werden nicht geächtet oder vergast werden. Finde ich nachvollziehbar.

Daher möchte ich gerne wissen, was
die in Israel lebenden Nicht-Juden (also z.B. Christen und
Moslems) in Bezug auf diese Idee eines jüdischen Staats zu
erwarten haben. Dass der Samstag Feiertag ist? Dass kein
Christ, Moslem oder Buddhist Minister werden kann? Oder was
jetzt genau?

Vermutlich ähnliche Möglichkeiten, die ein Christ oder Buddhist in einem muslimischen Staat haben.
Gruß,
B.

Moin,

Vermutlich ähnliche Möglichkeiten, die ein Christ oder
Buddhist in einem muslimischen Staat haben.

„Vermutlich“ reicht mir in diesem Zusammenhang nicht aus. Und welche „ähnlichen“ Möglichkeiten sollen das sein? Willst du damit andeuten, dass Israel damit auch „offiziell“ seinen Anspruch, eine Demokratie zu sein, aufgeben würde? Und würde dieses Ansinnen überhaupt von allen jüdischen Israelis geteilt?

Gruß
M.

immer wieder stoße ich auf die Forderung einiger Israelis,
Israel müsse als „jüdischer Staat“ anerkannt sein.

Wer sind „einige Israelis“? Was für Forderungen sind es genau, die „einige Israelis“ aufstellen?

Und warum exponierst du derartige Forderungen, deren Bedeutung völlig unklar ist, wenn gleichzeitig „einigen“ Palästinensern, die das Existenzrecht Israels ablehnen, teils auch von westlichen Staaten zugejubelt wird?

Tach,

Und um weiteren dusseligen Anmerkungen wie von deinem
Vorschreiber vorzugreifen

Das ist nicht dusselig sondern tendenzioes, und zwar genau so wie die Frage, die sich, vor Deinen weiteren Ausfuehrungen wie folgt las: „wie kann die Rede von einem juedischen Staat sein, wenn da doch so viele Nicht-Juden leben?“

Hallo Pendragon,

immer wieder stoße ich auf die Forderung einiger Israelis,
Israel müsse als „jüdischer Staat“ anerkannt sein. Was soll
man sich bei einem Land, in dem ein Viertel der Bevölkerung
nicht jüdisch ist, darunter vorstellen? Was verstehen diese
Israelis unter einem „jüdischen Staat“?

Nach den Vorstellungen der Zionisten muß
das so eine Art „Reichsbürgergesetz“ in
einer spezifischen Ausprägung für die
völkischen Gegebenheiten dort sein.

Nicht-Juden müssen also in einem jüdischen Staat,
sofern sie auf dessen Territorium wohnen bleiben wollen,
einen Schwur ablegen, daß sie den Juden und deren Staat
dienen:
http://www.israelnationalnews.com/News/News.aspx/139988

Da bin ich echt gespannt, was das werden soll …

Grüße

CMБ

Moin Semjon,

naja, ganz so wie du es darstellst ist es ja nun auch nicht. Außerdem betrifft es wohl nur Nicht-Jüdische Einwanderer nach Israel. Zudem ist dieser Schwur auch innerhalb Israels, ja sogar innerhalb der Regierung schwer umstritten, wie hier unweigerlich deutlich wird:
http://www.guardian.co.uk/world/2010/oct/10/israel-j…

Und schließlich ist es auch keine Antwort auf die Frage, was nun diesen „jüdischen Staat“ eigentlich ausmachen soll. Das es hier im Verhältnis zum Demokratieverständnis heftig auch innerhalb Israels knirscht, ist ja aus dem obigen Artikel leicht ersichtlich.

Gruß
M.

Moin,

immer wieder stoße ich auf die Forderung einiger Israelis,
Israel müsse als „jüdischer Staat“ anerkannt sein.

Wer sind „einige Israelis“? Was für Forderungen sind es genau,
die „einige Israelis“ aufstellen?

Genau das waren meine Fragen.

Und warum exponierst du derartige Forderungen,

Nicht ICH exponiere diese Forderungen, sondern sie stellen anscheinend einen entscheidenden Hinderungspunkt im Friedensprozess dar, was man wüsste, wenn man sich auch nur ein wenig für Israel und den Nahost-Konflikt interessiert.

Was aber anscheinend niemand weiß ist, was man sich unter dieser Idee von einem „jüdischen Staat“ eigentlich konkret vorstellen soll. Du offenbar auch nicht.

Aber schön, dass wir drüber geredet haben.
M.

„wie kann die Rede von einem juedischen Staat sein,
wenn da doch so viele Nicht-Juden leben?“

Nun, ich bin mir sicher, diese Tatsache (dass ein Viertel der israelischen Bevölkerung nicht jüdisch ist) wird auch den Verfechtern eines „jüdischen Staates“ Israel nicht entgangen sein. Ich möchte also wissen, was diese sich nun angesichts dieser Tatsache darunter vorstellen. Ist das denn so schwer zu verstehen?

Moin Marion

„Vermutlich“ reicht mir in diesem Zusammenhang nicht aus. Und
welche „ähnlichen“ Möglichkeiten sollen das sein? Willst du
damit andeuten, dass Israel damit auch „offiziell“ seinen
Anspruch, eine Demokratie zu sein, aufgeben würde?

Du hast recht - im Nachhinein sah ich diesen Aspekt auch als kritikwürdig an (kurz nachdem ich ihn geschrieben hatte).
Israel ist ja kein religiös-fundamentalistisches Land wie einige muslimische es leider sind, daher wären die Möglichkeiten für Andersgläubige, dort zu leben, vergleichbar mit Demokratien wie Deutschland, USA, England, Frankreich.
Gruß,
B.

Gute Frage
Wie die Antworten zeigen, ist in diesem Brett eine Diskussion über simpelste Fragestellungen nicht möglich, ohne, dass man sein betoniertes Lagerdenken dem Fragesteller gleich um die Ohren haut.

Insofern fast das gleiche wie im eigentlichen Konfliktgebiet.

Gruß MacG

Moin Marion,

Fakt ist, du hast begonnen mit der Aussage

immer wieder stoße ich auf die Forderung einiger Israelis,
Israel müsse als „jüdischer Staat“ anerkannt sein.

Wenn du darauf stößt, wirst du doch derartige Quellen benennen können.

Und warum exponierst du derartige Forderungen,

Nicht ICH exponiere diese Forderungen, sondern sie stellen
anscheinend einen entscheidenden Hinderungspunkt im
Friedensprozess dar,

Strittig ist die Existenz eines israelischen Staates. Ein solcher Staat wird von vielen abgelehnt. Vielleicht wurden ja einfach die Begriffe „israelischer Staat“ und „jüdischer Staat“ synonym verwendet? Da du leider keine Quellen angibst, kann man das nur vermuten.

Was aber anscheinend niemand weiß ist, was man sich unter
dieser Idee von einem „jüdischen Staat“ eigentlich konkret
vorstellen soll. Du offenbar auch nicht.

Ich fürchte, das liegt daran, dass derartige Forderungen lediglich von einer religiösen Minderheit vorgebracht werden, die in einem weitgehend modernden Israel nicht die allergrößte Bedeutung hat. Sicher mag es auch unter den Israelis teils einen Hang zur Religiösität geben. Der ist wohl aber auch durch die ständige Bedrohung von außen als identitätsstiftendes Element vorhanden. Man sollte ihn daher vielleicht nicht überbewerten.

Dass dieser Aspekt dem Friedensprozess im Wege stehen soll, ist angesichts der tatsächlichen Geschehnisse wohl eher Wunschdenken einiger.

Gruß
Ultra

Hallo Marion,

naja, ganz so wie du es darstellst ist es ja nun auch nicht.
Außerdem betrifft es wohl nur Nicht-Jüdische Einwanderer nach
Israel.

Es ist vielleicht schon ein bisschen so, wie ich es darstellte.
Wenn man 1 + 1 zusammenzählt (den Nichtjuden-Eid und
die Anerkennung Israels durch die Palästinenser als
jüdischen Staat), wohin kann man dann
extrapolieren? Gibt es eine Verfassung oder etwas
bindendes, die einen herrschenden Block in Israel
hindern könnte, solche Gesetze nachzuschieben?

Meiner Meinung nach bedeutet das die Umsiedlung und/oder
Entbürgerung aller israelischen Palästinenser in Israel.
Oder nicht?

Zudem ist dieser Schwur auch innerhalb Israels, ja
sogar innerhalb der Regierung schwer umstritten, wie hier
unweigerlich deutlich wird:

Ist mir klar. Man (ich) benutzt ja auch das Stilmittel
der Übertreibung, um einen bestimmten Punkt der
Argumentation „mit Gewalt“ beleuchtet zu bekommen
und ins Rampenlicht zu stellen.

Und schließlich ist es auch keine Antwort auf die Frage, was
nun diesen „jüdischen Staat“ eigentlich ausmachen soll.

Mein Antwort kennst Du. (Halacha-)Judentum als Staatsreligion,
wer nicht dazugehört, ist kein „Vollbürger“ (mit allen
Rechten und Fördermögllichkeiten), dazu kommen als
dritte Kategorie die Ausländer (Arbeiter etc.).
Das ist dann der „jüdische Staat“.

Das es hier im Verhältnis zum Demokratieverständnis heftig
auch innerhalb Israels knirscht, ist ja aus dem obigen Artikel
leicht ersichtlich.

Richtig, dazu habe ich einen guten Beitrag gefunden:
http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3967277,00…

Grüße & Danke für die Hinweise

CMБ

Tach,

Ich möchte also wissen, was diese sich nun angesichts
dieser Tatsache darunter vorstellen. Ist das denn so schwer zu
verstehen?

Ist es nicht, wenn es um das „wie“ und nicht um das „ob“ geht, denn wenn es sich dort Mehrheiten finden, die irgendwas abstruses und steinzeitliches wie einen auf Religion basierten Staat durchsetzen koennen, ist es ihr gutes Recht, ob man dies nun gut findet oder nicht.

Gruss
Paul

Hallo MacGuffin,

Wie die Antworten zeigen, ist in diesem Brett eine Diskussion
über simpelste Fragestellungen

Wenn das für Dich eine „simpelste Fragestellung“ ist,
dann wäre es schön, wenn Du Dich entschließen könntest,
denen, die das für eine komplizierte und/oder gefährliche
Problematik halten, die Augen zu öffnen.

Grüße

CMБ

Im Grunde läufts darauf hinaus, dass das Judentum zur
Staatsreligion erklärt wird

Oh, ausgerechnet die sekulären und gar anti-religiösen Juden, wollen das? Oder läuft es nicht eher darauf hinaus, dass man Fragen gerade in diesem Forum beantworten sollte, wenn man auch etwas weiss?

Je höher man in der Hierarchie steigen will, desto wichtiger
ist es, dem richtigen Glauben anzugehören.

Dumm nur, dass Judesein erst einmal nichts mit einem Glauben zu tun hat, sondern mit einer Volkszugehörigkeit. Was einige hier verwirrt, ist der Umstand, dass diesem Volk eine eigene Religion zugeordnet ist, aber selbst das ist nicht einmal so unüblich.

So ist es im Jemen in der Verfassung verankert, dass der
Staatspräsident „seinen Pflichten als Moslem nachkommen“ muss
(Sagt Wikipedia).

Und in Israel? Eben…

Nicht-Juden müssen also in einem jüdischen Staat,
sofern sie auf dessen Territorium wohnen bleiben wollen,
einen Schwur ablegen, daß sie den Juden und deren Staat
dienen:
http://www.israelnationalnews.com/News/News.aspx/139988

Da bin ich echt gespannt, was das werden soll …

Wirklich? Wohl kaum, wenn man sieht, wie deine Zusammenfassung von der Wirklichkeit immer wieder abweicht, wenn es um Israel geht.

So geht es in dem Artikel und bei der Idee eben gerade nicht um einen Schwur auf Juden und deren Staat, sondern eine ganz normale Angelegenheit, dass Staasbürger ihrem Staat gegenüber loyal eingestellt sind und diesen nicht abschaffen wollen.