Junge verweigert Mitarbeit - welche Reaktion?

Hallöchen,
heute habe ich mal ein (langes) pädagogisches Problem.

Ich arbeite zwei mal eine Stunde pro Woche an einer Grundschule und betreue die Hausaufgaben. Neues Schuljahr - neue Kinder. Nun ist in meiner Gruppe ein Junge, der generell Schwierigkeiten hat, was (Mit-)Arbeit angeht. Von den Lehrern weiß ich, dass er im Unterricht kaum Aufgaben löst, in den letzten zwei Jahren (er ist nun in der dritten Klasse) habe ich das gleiche auch in der Hausaufgabenbetreuung bei meiner Kollegin mitbekommen. Man muss die ganze Zeit dabei sitzen und diskutieren und quatschen, damit er zwei, drei Aufgaben schafft.

Es liegt nicht am Kognitiven, ganz im Gegenteil. Er ist ein ziemlich schlauer Junge, kennt viele Fachbegriffe und kann sich überdurchschnittlich gut ausdrücken. Auch Mathe macht ihm an sich keine Probleme. Trotzdem hat er heute genau eine Matheaufgabe gemacht. Keine ganze Nummer, kein ganzes Päckchen, eine Aufgabe.

Ich habe das Gefühl, dass es ihm um Machtspielchen geht, vermutlich durch seine Intelligenz „angeheizt“. Er weiß genau, dass ihn niemand zwingen kann, irgendetwas zu tun und er hat immer eine Menge Argumente parat. Und nach kürzester Zeit redet man schon über etwas total anderes. Und wenn man bittet und bettelt, rechnet er auch mal eine Aufgabe.

Nun lasse ich mich genau darauf nicht ein. Ich kann und möchte auch einfach nicht alle anderen Kinder meiner Gruppe, die mich nach Hilfe fragen, vernachlässigen. Ich lobe, wenn er diese Aufgabe geschafft hat, beantworte Fragen zu den Hausaufgaben (wenn denn welche kommen) ansonsten führe ich keinerlei Grundsatzdiskussionen.

Heutiger Vorfall:
Mit den Eltern ist nun abgesprochen, dass wir in seinem Hausaufgabenheft notieren, wie viele Aufgaben er geschafft hat. Als ich ihn heute um sein Hausaufgabenheft gebeten habe, sagte er mir, er gebe es mir nicht. Er wüsste ja, was er gemacht hätte und deshalb bräuchte ich da nichts notieren. Auch da hab ich mich nicht auf Diskussionen eingelassen. Zwar nicht elegant, aber ich habe es dann einfach aus der Tasche genommen, als er einen Moment nicht aufgepasst hat (ich musste nicht wühlen, ich hatte es mit einem Griff). Hab es mit in eine andere Klasse genommen, es eingetragen. Da stand er in der Tür und verlangte sein Heft zurück, was ich ihm auch sofort gab. Ich hatte es ja eingetragen. Und er hat dann wirklich vor Wut geweint, weil ich an sein Eigentum gegangen war und „wenn du Ärger haben willst, den kannst du bekommen.“ (seine Worte).

Ich bin niemand, der gern an fremder Leute Sachen geht. Aber ich bin irgendwo auch der Meinung, dass ich der Erwachsene bin und letztendlich entscheide, wie es läuft. Gerade bei so klaren Regeln und Absprachen, die er auch aus dem regulären Schulbetrieb schon kennt.
Ich versuche, mit den Schülern Kompromisse zu finden, wenn jemand unzufrieden ist. Ich lasse sie viel mitentscheiden und versuche, sie so selbstständig wie möglich agieren zu lassen. Trotzdem (oder deswegen?) ist klar, dass ich die Entscheidungen treffe. Einfach, weil ich die Erwachsene bin. Natürlich ist es komplexer als das, aber für die Kinder qualifiziert mich in erster Linie das.

Habt ihr Vorschläge, wie ich mich verhalten kann? Ich würde gerne denken, dass es ihm gut tut, dass mal ein Erwachsener nicht so funktioniert, wie er es gewohnt ist und dass er dann nach einer Eingewöhnungszeit besser als je zuvor mitmacht – aber ich habe das Gefühl, ich „züchte“ einen Totalverweigerer heran. Was tun?
So schlau er ist, so wenig zugänglich ist er für logische Argumente in dieser Hinsicht. Ich nehme an, er sieht sie ein, aber sie sind ihm egal. Oder hab ich einfach die richtigen Argumente noch nicht gefunden? Muss ich mein Schüler - „Lehrer“-Bild überdenken? Bin ich ein Erwachsenen-Diktator?

Argumentieren oder ignorieren? Das Hausaufgabenheft kriege ich zumindest so schnell nicht wieder in die Finger:wink:

Liebe Grüße
Lockenlicht

Hallo,

betreust Du nur ihn oder sind da noch andere Kinder? Es klingt für mich so, dass ziemlich viel Aufmerksamkeit haben möchte und sein Tun (bzw. Nichttun) keine Konsequenzen hat.

Es gibt ja nun Kinder, die einfach nur „verzogen“ sind und es gibt aber noch die Fälle, wo eine deutliche Ursache hinter dem Verhalten liegt. Geradlinigkeit und konsequetes Handeln ist natürlich immer gefragt, aber wenn man die Ursachen etwas kennt, dann lassen sich eventuell manche Probleme schneller lösen. Als erstes würde ich das Gespräch mit den Eltern suchen und einen gemeinsamen Handlungsplan aufstellen. Kennst Du das Buch „Ich schaff’s“?

Sowas wie HB und AD(H)S sind bei dem Kind bereits ausgeschlossen worden?

Viele Grüße

Hallo

Man muss die ganze Zeit dabei sitzen und diskutieren und quatschen, damit er zwei, drei Aufgaben schafft.

Er weiß genau, dass ihn niemand zwingen kann, irgendetwas zu tun und er hat immer eine Menge Argumente parat. Und nach kürzester Zeit redet man schon über etwas total anderes.

Klingt für mich so, als würden ihn diese Aufgaben total langweilen, und diese Diskutiererei für ihn die geistige Herausforderung in der Schule (und/oder zu Hause) darstellt.

Wenn er im ersten Schuljahr wäre, würde ich ihm einfach schwierigere Aufgaben geben, aber im dritten Schuljahr ist das wohl schon eine eingefahrene Geschichte.

An seine Sachen gehen würde ich auf keine Fall. Was soll damit erreicht werden? So kann man seine Verweigerungshaltung doch nur verstärken.

Und wenn man bittet und bettelt, rechnet er auch mal eine Aufgabe.

Das ist doch lächerlich, darum zu bitten und zu betteln. Sowas sollten alle unterlassen, die ihn erziehen. Es müsste ihm klar werden, dass es hauptsächlich für ihn selber wichtig ist, gute Noten zu haben. So lange aber so getan wird, als hinge das Wohl der Lehrerin oder der Eltern davon ab, dass er seine Aufgaben macht, so lange wird er es wohl nicht einsehen können.

Nun lasse ich mich genau darauf nicht ein.

Ah, gut.

Heutiger Vorfall:
Mit den Eltern ist nun abgesprochen, dass wir in seinem Hausaufgabenheft notieren, wie viele Aufgaben er geschafft hat.

Ich würde die Leistungsbeurteilung der Schule überlassen. Wenn er da sein Heft nicht vorzeigt, kriegt er eben eine sechs. Das sollte ausreichen. - Das liegt aber natürlich an den Eltern.

Ich bin niemand, der gern an fremder Leute Sachen geht. Aber ich bin irgendwo auch der Meinung, dass ich der Erwachsene bin und letztendlich entscheide, wie es läuft.

Aber an seine Tasche gehen, wenn er gerade nicht aufpasst, das finde ich irgendwie empörend.

Ich würde gerne denken, dass es ihm gut tut, dass mal ein Erwachsener nicht so funktioniert, wie er es gewohnt ist und dass er dann nach einer Eingewöhnungszeit besser als je zuvor mitmacht – aber ich habe das Gefühl, ich „züchte“ einen Totalverweigerer heran.

Schrieb ich schon, durch solche Aktionen sicher. Wenn du dich nicht auf Diskussionen einlässt, ist das aber sicher gut. Allerdings könnte man ja vermutlich nur dann eine Änderung erreichen, wenn die Eltern ihr Verhalten ändern.

So schlau er ist, so wenig zugänglich ist er für logische Argumente in dieser Hinsicht.
Oder hab ich einfach die richtigen Argumente noch nicht gefunden?

Sag doch mal, was du für Argumente hast?

Viele Grüße

Ich habe das Gefühl, dass es ihm um Machtspielchen geht,

gut möglich.

Nun lasse ich mich genau darauf nicht ein.

sehr gut.

ansonsten führe ich keinerlei

Grundsatzdiskussionen.

auch sehr gut

aber ich habe es dann einfach aus der Tasche

genommen, als er einen Moment nicht aufgepasst hat

Hier bist du doch in sein Machtspiel eingestiegen.! Für den Moment hast du „gewonnen“, beim nächsten Mal wird er besser aufpassen. Und auf einen „Ringkampf“ mit ihm willst du dich doch sicher nicht einlassen?

Habt ihr Vorschläge, wie ich mich verhalten kann?
Argumentieren oder ignorieren? Das Hausaufgabenheft kriege ich
zumindest so schnell nicht wieder in die Finger:wink:

richtig erkannt :wink:

Ich würde ganz klar fürs Ignorieren sprechen. Natürlich ignorierst du nur das provokative Verhalten, nicht den ganzen Jungen.
Wenn er was gut macht, lobst du ihn, wie bisher.
Wenn er blockiert, ignorierst du das.
Möglicherweise löst das schon das Problem.

Wenn du nichts in Hausaufgabenheft schreiben kannst,suche den Kontakt zu den Eltern telefonisch und sage ihnen, was los ist.

Stelle den Anspruch an dich nicht zu hoch: Du machst Hausaufgabenbetreuung, keine Therapie. Du kannst den Jungen freundlich behandeln und ihn ermutigen; seine psychischen Probleme (falls vorhanden) kannst du nicht lösen.

Also sorge dafür, dass er nicht deine ganze Energie abzieht, sei freundlich, aber lass dich nicht auf Machtproben ein.

Viel Glück wünscht
Bixie

Hallo,

betreust Du nur ihn oder sind da noch andere Kinder? Es klingt
für mich so, dass ziemlich viel Aufmerksamkeit haben möchte
und sein Tun (bzw. Nichttun) keine Konsequenzen hat.

Mittwochs sind es sechs Kinder (von denen zwei weitere etwas mehr Aufmerksamkeit brauchen als die anderen drei). Nein, das Nichtstun hat keine Konsequenzen bei mir, außer dass er sich langweilt. Ich habe die Regel „Keiner muss seine Hausaufgaben machen, aber raus zum spielen darf nur, wer fertig ist.“ Normalerweise wird jedem anderen Kind das dann schnell zu doof, untätig am Tisch zu sitzen:wink: Welche Konsequenzen könnte ich denn geben? Ich bin ja „nur“ die Hausaufgabenbetreuung.
Schulische Konsequenz war Ende des letzten Schuljahres, dass er eigentlich die zweite Klasse wiederholen sollte. Das wurde aber offensichtlich widerrufen.

Es gibt ja nun Kinder, die einfach nur „verzogen“ sind und es
gibt aber noch die Fälle, wo eine deutliche Ursache hinter dem
Verhalten liegt.

Ich bin mir sicher, dass er unterfordert ist in Kombination mit schwierigem Elternhaus (er war mit Mama, Bruder und Oma ein paar Male schon im Frauenhaus; der Grund dafür, den ich nur erahnen kann, geht sicher nicht spurlos an einem Kind vorbei)

Geradlinigkeit und konsequetes Handeln ist
natürlich immer gefragt, aber wenn man die Ursachen etwas
kennt, dann lassen sich eventuell manche Probleme schneller
lösen. Als erstes würde ich das Gespräch mit den Eltern suchen
und einen gemeinsamen Handlungsplan aufstellen. Kennst Du das
Buch „Ich schaff’s“?

Nee, das kenne ich nicht. Ich schau mal nach. Das Gespräch haben die Lehrer bereits mehrfach geführt und geben dann an mich weiter, was da abgemacht wurde - wie nun zum Beispiel das mit dem Hausaufgabenheft.

Sowas wie HB und AD(H)S sind bei dem Kind bereits
ausgeschlossen worden?

Viele Grüße

Das kann ich dir nicht sagen. Ich bin nicht in der Position, in der ich viel mit den Eltern zusammenarbeite. Ich werde noch mal schauen, wie es morgen ist und dann zeitnah noch mal mit den Lehrern reden. Und dann auch mit denen absprechen, ob ein Gespräch mit mir und der Mama/Oma sinnvoll ist.

Danke für deine Hinweise
Lockenlicht

Huhu!

Klingt für mich so, als würden ihn diese Aufgaben total
langweilen, und diese Diskutiererei für ihn die geistige
Herausforderung in der Schule (und/oder zu Hause) darstellt.

Das kann sein. Zu Hause, so sagen die Lehrer funktioniert es angeblich (das zweifelnde „angeblich“ stammt auch von den Lehrern, er war im letzten Schuljahr oft mit den Hausaufgaben hinterher und sollte etwas nachholen) mit den Hausaufgaben. Er könnte die Aufgaben so runterschreiben und dann rausgehen und spielen oder sich ein spannendes Buch nehmen. Aber er sitzt dann an seinem Platz und langweilt sich und wartet auf das Ende der Stunde.

Wenn er im ersten Schuljahr wäre, würde ich ihm einfach
schwierigere Aufgaben geben, aber im dritten Schuljahr ist das
wohl schon eine eingefahrene Geschichte.

Ich kann ja versuchen, im schwerere Aufgaben anzubieten, wenn er fertig ist. Oder eine andere Herausforderung. Aber wie gesagt, ich stelle die Hausaufgaben nicht, ich betreue die Kinder bei den gestellten Hausaufgaben und helfe, wenn es Fragen gibt.

An seine Sachen gehen würde ich auf keine Fall. Was soll damit
erreicht werden? So kann man seine Verweigerungshaltung doch
nur verstärken.

Damit sollte vor allen Dingen praktisch erreicht werden, dass die Eltern die zugesicherte Rückmeldung bekommen. Dass es scheiße war, sehe ich ein, habe ich direkt danach schon eingesehen. Und als er sagte „Das machst du nicht noch einmal“ habe ich ihm auch zugestimmt.

Das ist doch lächerlich, darum zu bitten und zu betteln. Sowas
sollten alle unterlassen, die ihn erziehen. Es müsste ihm klar
werden, dass es hauptsächlich für ihn selber wichtig ist, gute
Noten zu haben. So lange aber so getan wird, als hinge das
Wohl der Lehrerin oder der Eltern davon ab, dass er seine
Aufgaben macht, so lange wird er es wohl nicht einsehen
können.

Das sagt ihm ja auch jeder, nehme ich zumindest an. Dass das für ihn ist, nicht für uns. Das ist eins dieser „Er sieht es ein, aber es ist ihm egal“ Sachen. Er ist ja nicht blöd, er kennt natürlich den Zusammenhang zwischen lernen und Hausaufgaben und Wissen. Er besucht auch einen Begabtenkurs, den eine andere Schule anbietet.

Ich würde die Leistungsbeurteilung der Schule überlassen. Wenn
er da sein Heft nicht vorzeigt, kriegt er eben eine sechs. Das
sollte ausreichen. - Das liegt aber natürlich an den Eltern.

Ja, letztendlich tut es das. Aber ich frage mich ja nun, wie ich damit umgehen soll. Denn die zwei Stunden in der Woche ist er ja nun mal da. Und es wäre für alle Beteiligten gut, wenn sich das ein wenig entspannt, bevor es sich schon am Anfang so verstärkt.

Aber an seine Tasche gehen, wenn er gerade nicht aufpasst, das
finde ich irgendwie empörend.

Kann ich verstehen. Ich bin auch nicht stolz drauf. Aber das jetzt hier wegzulassen, wäre ja nicht zielführend gewesen. Vielleicht ist es ein Hinweis, wie „hilflos“ ich da im Umgang bin. Und irgendwie lass ich mich da ja auch wieder auf einen Machtkampf ein, den ich eigentlich unbedingt vermeiden will.

Sag doch mal, was du für Argumente hast?

„Guck, wie schnell du die Aufgabe nun geschafft hast, die anderen gehen auch ruckzuck und dann kannst du raus und spielen“
„Wenn du was geschafft hast, bist du hinterher total stolz“
„Mit den Hausaufgaben übt man doch, was man gelernt hat, dann sitzt das viel besser“
„Du freust dich doch immer, wenn du was neues lernst“
„Die anderen machen es doch auch.“
„Man muss auch Sachen machen, die man nicht so gerne mag, das gehört zum groß werden dazu“
Bis hin zu „Was willst du denn mal werden? Da muss man ja auch oft über hundert rechnen“

Ich vermeide ganz klar Sachen wie

„Dann freut sich Mama doch auch mal“ oder „Dann ist Mama aber stolz“ oder nun „Jetzt bist du doch noch in die dritte Klasse weitergekommen und darum musst du dich nun anstrengen“ - das ist mir zu emotional.

Liebe Grüße
Lockenlicht

Hier bist du doch in sein Machtspiel eingestiegen.!

Ja, absolut. Das hab ich bei nem Spaziergang heute auch erkannt.

Ich würde ganz klar fürs Ignorieren sprechen. Natürlich
ignorierst du nur das provokative Verhalten, nicht den ganzen
Jungen.
Wenn er was gut macht, lobst du ihn, wie bisher.
Wenn er blockiert, ignorierst du das.
Möglicherweise löst das schon das Problem.

Ja, so mach ich das bisher auch. Die Unbekannte dabei ist eben, dass ihm das bisher nicht untergekommen ist. Das kann irgendwann in Akzeptanz für mich umschlagen oder eben auch nicht. Im Moment (auch schon vor dieser Heft-Geschichte, ab und zu half ich im letzten Jahr ja auch in seiner Gruppe aus) findet er mich wirklich ganz schlimm. Und ich bin gar nicht so schlimm:wink: Die anderen Kinder mögen mich - die meiste Zeit. Auch "Problem"fälle.

Wenn du nichts in Hausaufgabenheft schreiben kannst,suche den
Kontakt zu den Eltern telefonisch und sage ihnen, was los ist.

Ich werde morgen sehen, wie es ist und zur Not den Lehrern mitteilen, dass er mich nicht lässt. Dann notiere ich es für die Lehrer und die notieren es dann ins Heft. Ich glaube, die haben zumindest diesen Respekt noch.

Stelle den Anspruch an dich nicht zu hoch: Du machst
Hausaufgabenbetreuung, keine Therapie. Du kannst den Jungen
freundlich behandeln und ihn ermutigen; seine psychischen
Probleme (falls vorhanden) kannst du nicht lösen.

Das ist ein guter Hinweis, sowas vergesse ich schnell und hab dann den Anspruch, in meiner Zeit alles umzukrempeln, was Lehrer an 5 Tagen in der Woche nicht hinbekommen.

Also sorge dafür, dass er nicht deine ganze Energie abzieht,
sei freundlich, aber lass dich nicht auf Machtproben ein.

Ja, das mit der Energie habe ich mir bewusst vorgenommen. Dafür sind wir ja auch nicht allein in der Gruppe und auch andere Kinder brauchen meine Präsenz:wink:

Vielen Dank
Lockenlicht

findet er mich wirklich ganz schlimm. Und ich bin gar nicht so
schlimm:wink: Die anderen Kinder mögen mich - die meiste Zeit.
Auch "Problem"fälle.

Nee, du bist bestimmt nicht schlimm! Kinder mögen eigentlich jeden, der sich für sie interessiert und sie respektvoll behandelt - das ist ja das Schöne an Kindern :wink:

Da du das offensichtlich tust, solltest du dir keine Sorgen machen! Klar ist ein Kind mal sauer und schimpft auf dich, das ist ja auch deren gutes Recht. Steh´drüber und lass´dich davon nicht provozieren - kaum ein Kind wird dich dauerhaft ablehnen, so lange du mit ehrlichem Herzen bei der Sache bist.
Sagt nach 20 Berufsjahren
Bixie

Hallo

Er könnte die Aufgaben so runterschreiben und dann rausgehen und spielen oder sich ein spannendes Buch nehmen.

Ist denn draußen irgendwas Spannendes? Will er ein Buch lesen? - Oder könnte er dann rausgehen und wäre ganz alleine? - Diskussionen über seine Hausaufgaben sind natürlich spannender als alleine draußen zu sitzen.

Ich kann ja versuchen, im schwerere Aufgaben anzubieten, wenn er fertig ist.

Ich glaube nicht, dass das sinnvoll ist. Dann würdest du ihm ja Zusatzaufgaben anbieten, die immer was von Strafarbeiten an sich haben. Oder kennt er von der Schule her sowas wie Strafarbeiten nicht?

Aber wie gesagt, ich stelle die Hausaufgaben nicht …

Ja, das ist das Problem. Das müssten die Lehrer machen. - Wenn er wirklich unterfordert ist, müsste er schwierigere Aufgaben anstatt der leichten kriegen, und nicht Zusatzaufgaben.

Das sagt ihm ja auch jeder, nehme ich zumindest an. Dass das für ihn ist, nicht für uns.

Das muss ihm nicht gesagt werden, es muss so sein. Sagen kann man viel, und sehr überzeugend ist das im Moment noch nicht für einen ca. 9-jährigen, wenn er das nicht einfach glaubt. Wenn da irgendjemend - vielleicht die Eltern - stundenlang mit ihm diskutiert, oder bittet und bettelt, damit er die Hausaufgaben macht, dann wird ihm doch eindeutig gezeigt, dass es hauptsächlich für sie wichtig ist. -

Er ist ja nicht blöd, er kennt natürlich den Zusammenhang zwischen lernen und Hausaufgaben und Wissen.

Ja klar, aber das Schulsystem ist einfach so, dass es auf viele Kinder demotivierend wirkt - besonders auf begabte.

Er besucht auch einen Begabtenkurs …

Aber ich frage mich ja nun, wie ich damit umgehen soll.

Das wüsste ich auch nicht. Wesentlich wäre hier vielleicht ein Gespräch mit den Eltern - wenn der Job den Zeitaufwand hergibt. Wenn der wirklich so begabt ist, sollen sie ihn testen lassen und sich professionell beraten lassen. Vielleicht kann er auch die vierte Klasse überspringen, oder jetzt in die Vierte wechseln.

Sag doch mal, was du für Argumente hast?

„Guck, wie schnell du die Aufgabe nun geschafft hast, die anderen gehen auch ruckzuck und dann kannst du raus und spielen“

Wie gesagt, da wäre interessant, ob er überhaupt raus will und da spielen.

„Wenn du was geschafft hast, bist du hinterher total stolz“

Ist er vielleicht nicht? Über irgendwelche Hausaufgaben ist man doch meistens nicht besonders stolz.

„Mit den Hausaufgaben übt man doch, was man gelernt hat, dann sitzt das viel besser“

Das stimmt meistens, aber das müsste noch nicht mal so sein. Wenn er das wirklich so hinschreiben kann, dann könnte er das höchstens als Schnellschreibübung auffassen.

„Du freust dich doch immer, wenn du was neues lernst“

Tut er das?
Und lernt er bei den Hausaufgaben was Neues?

„Die anderen machen es doch auch.“

Das ist ein Argument, das (mich) zwar nicht wirklich überzeugt, aber meistens zieht. Na ja, bei ihm vielleicht nicht, das kannst du sicher besser beurteilen.

„Man muss auch Sachen machen, die man nicht so gerne mag, das gehört zum groß werden dazu“

Das ist zwar so, aber eigentlich sollten diese Sachen doch, außer dass man sie eben nicht gerne macht, einen Sinn haben. Sonst könnte man sich auch mit dem Hammer auf den Kopf hauen, um groß zu werden, schließlich macht man das auch nicht gerne.

Bis hin zu "Was willst du denn mal werden? –

Für die Frage ist er meiner Meinung nach noch viel zu jung. Das ist noch viel zu weit weg.

Ich würde mit ihm über die Schulpflicht reden, dass es die eben gibt, und auch Dinge, die daran vielleicht nicht optimal sind, nicht beschönigen, und sagen, dass man einfach keine Wahl hat, als in diesem Schulsystem klarzukommen, und dass man bereits im 5. Schuljahr deutlich Nachteile hat, wenn man nicht so gut ist in der Schule. Na, ich weiß natürlich nicht, ob er es als Nachteil empfinden würde, nicht aufs Gymnasium zu gehen, aber vielleicht ja doch. - Wenn er so schlau ist, dann kann man ihm sowas sagen. Oft kommt so ein offenes Gespräch besser an als ‚kindgemäße Erklärungen‘.

Da muss man ja auch oft über hundert rechnen

Hat er keine Lust, über 100 zu rechnen? Fällt ihm das schwer?

"Jetzt bist du doch noch in die dritte Klasse weitergekommen

War das knapp?

Hm, jetzt fange ich aber an zu zweifeln, ob er wirklich so schlau ist. Oder passt er im Unterricht gar nicht auf? Ist er totaler Schulverweigerer?

Viele Grüße

Huhu,

Ist denn draußen irgendwas Spannendes? Will er ein Buch lesen?

  • Oder könnte er dann rausgehen und wäre ganz alleine? -
    Diskussionen über seine Hausaufgaben sind natürlich spannender
    als alleine draußen zu sitzen.

Ja, er ist gern draußen, er buddelt sowohl gerne alleine im Sandkasten, spielt aber auch genauso im „Wald“ mit anderen Kindern Buden bauen oder ähnliches

Ich glaube nicht, dass das sinnvoll ist. Dann würdest du ihm
ja Zusatzaufgaben anbieten, die immer was von Strafarbeiten an
sich haben. Oder kennt er von der Schule her sowas wie
Strafarbeiten nicht?

Ich glaube nicht, dass er je Strafarbeiten bekommen hat. Denn er macht ja schon de regulären Aufgaben nicht fertig. Und ich würde dann schon drauf achten, dass ich das ANBIETE und nicht verpflichte.

Wenn der wirklich so begabt ist, sollen sie ihn
testen lassen und sich professionell beraten lassen.
Vielleicht kann er auch die vierte Klasse überspringen, oder
jetzt in die Vierte wechseln.

Ich glaube nicht, dass er überspringen kann. Er war Ende des vergangenen Schuljahres nicht versetzt worden, was wohl nur nachträglich zurückgenommen wurde. Wie das genau abgelauen ist, weiß ich nicht.

„Wenn du was geschafft hast, bist du hinterher total stolz“

Doch er ist stolz, das kann man ihm ansehen. Nicht über die Aufgaben an sich, sondern, dass er fertig geworden ist. Ich kann mich an zweimal aus dem letzten Jahr erinnern und er hat gestrahlt wie Bolle:smile: Leider können wir ihm das gefühl nicht konservieren.

„Mit den Hausaufgaben übt man doch, was man gelernt hat, dann sitzt das viel besser“

Das stimmt meistens, aber das müsste noch nicht mal so sein.
Wenn er das wirklich so hinschreiben kann, dann könnte er das
höchstens als Schnellschreibübung auffassen.

Stimmt

„Du freust dich doch immer, wenn du was neues lernst“

Tut er das?

Den Eindruck habe ich. Er erwähnt zumindest gerne Dinge, die er weiß/kennt. Er erzählt mir manchmal von einer Froschart die er gesehen hat, oder was derundder Dinosaurier früher gekonnt hat. Oder von technischen Dingen. Ein Naturwissenschaftler ist er.

:Und lernt er bei den Hausaufgaben was Neues?

Vermutlich nicht, aber man versucht es ja mit allen Argumenten.

„Die anderen machen es doch auch.“

Das ist ein Argument, das (mich) zwar nicht wirklich
überzeugt, aber meistens zieht. Na ja, bei ihm vielleicht
nicht, das kannst du sicher besser beurteilen.

Insgesamt ist Vergleichen und Messen an anderen in der Grundschule ganz groß. Es vergeht kein Tag an dem man nicht hört „Ich bin schon weiter als du“ oder „Ich bin als erster fertig“. Nur eben nicht von ihm, er lässt sich auch nicht auf so einen Wettstreit mit den Mitschülern ein, wenn sie ihn ansprechen.

Das ist zwar so, aber eigentlich sollten diese Sachen doch,
außer dass man sie eben nicht gerne macht, einen Sinn haben.
Sonst könnte man sich auch mit dem Hammer auf den Kopf hauen,
um groß zu werden, schließlich macht man das auch nicht gerne.

Naja, wie gesagt, man testet halt Argumente.

Bis hin zu "Was willst du denn mal werden? –

Für die Frage ist er meiner Meinung nach noch viel zu jung.
Das ist noch viel zu weit weg.

Ja, das kann sein, aber in dem Alter haben die Kinder doch oft schon genaue Vorstellungen (die sich natürlich meistens noch ändern).

Ich würde mit ihm über die Schulpflicht reden, dass es die
eben gibt, und auch Dinge, die daran vielleicht nicht optimal
sind, nicht beschönigen, und sagen, dass man einfach keine
Wahl hat, als in diesem Schulsystem klarzukommen, und dass man
bereits im 5. Schuljahr deutlich Nachteile hat, wenn man nicht
so gut ist in der Schule. Na, ich weiß natürlich nicht, ob er
es als Nachteil empfinden würde, nicht aufs Gymnasium zu
gehen, aber vielleicht ja doch. - Wenn er so schlau ist, dann
kann man ihm sowas sagen. Oft kommt so ein offenes Gespräch
besser an als ‚kindgemäße Erklärungen‘.

Ja, aber er macht dermaßen zu, dass zumindest äußerlich nichts zu ihm durchdringt. Er WILL dann halt nicht und damit hat es sich für ihn. Ich hab ihm gestern Kompromisse angeboten, dass ich ihm ein bischen entgegen kommen. Fand er gut. Als ich ihn fragte, was er dafür macht, damit das mit uns besser klappt? „Nichts.“ Thema beendet.

Da muss man ja auch oft über hundert rechnen

Hat er keine Lust, über 100 zu rechnen? Fällt ihm das schwer?

Ob er dazu Lust hat, kann ich nicht sagen. Ich seh ja nur das äußere. Und ich sehe, dass er die eine Aufgabe fix gemacht hat, als er sich dann mal rangesetzt hat.

Hm, jetzt fange ich aber an zu zweifeln, ob er wirklich so
schlau ist. Oder passt er im Unterricht gar nicht auf? Ist er
totaler Schulverweigerer?

Ob er aufpasst, weiß ich gar nicht. Nehme ich aber an. Er ist kein Störer, er begehrt nicht auf und stellt Sachen an (zumindest nicht in der Hausaufgabenbetreuung oder in den AGs). Er erledigt nur seine Aufgaben nicht, weder vormittags noch nachmittags.

Liebe Grüße
Lockenlicht

Hallo,

ich hab ja nun von Pädagogik keine Ahunung sondern kann nur auf meinen gesunden Menschenverstand zugreifen, aber hier:

Mit den Eltern ist nun abgesprochen, dass wir in seinem
Hausaufgabenheft notieren, wie viele Aufgaben er geschafft
hat. Als ich ihn heute um sein Hausaufgabenheft gebeten habe,
sagte er mir, er gebe es mir nicht.

Gut, dann gibt er Dir das nicht. Dann wird auch nix eingetragen und hat er halt nix gemacht.
Klug ist natürlich wenn Du den Eltern einen diskreten Wink gibst, dass die mal nachfragen „soo? Wieviele Aufgaben hast denn heute gemacht? Soso - sooo viele, das ist ja toll. Zeig doch mal Dein Aufgabenheft, das hat die Lockenlicht Dir ja sicher bestätigt“

*wink*

Petzi

Hallo,

wäre nicht zur Kommunikation mit den Eltern ein vom Jungen unabhängiger Weg drin? Z.B. Email? Da kann er dann kein Hausaufgabenheft mehr verweigern.

Gruß

Hallo!

Es liegt nicht am Kognitiven, ganz im Gegenteil. Er ist ein
ziemlich schlauer Junge, kennt viele Fachbegriffe und kann
sich überdurchschnittlich gut ausdrücken. Auch Mathe macht ihm
an sich keine Probleme. Trotzdem hat er heute genau eine
Matheaufgabe gemacht. Keine ganze Nummer, kein ganzes
Päckchen, eine Aufgabe.

Kann es sein, dass der Junge unterfordert ist, sich langweilt? Seitenweise die immer gleichen Aufgaben, Wiederholung bis zum Erbrechen, kein bisschen Futter für den Geist - am Ende stehen Demotivation auf allen Seiten, beim Schüler und bei Lehrern.

Manche Kinder erleben 10 oder 12 Jahre geist- und phantasietötende, alles lähmende Langeweile, werden dabei zu miserablen Schülern mit entsprechenden Ergebnissen, schaffen nicht einmal irgendeinen Schulabschluss.
Falls es so sein sollte, braucht der Junge Herausforderung, aber kein stures Türmchenrechnen. Möglicherweise brauchen manche Kinder das endlose Widerkäuen, andere richtet man so zugrunde. Je sturer auf der unterfordernden Schiene bestanden wird, desto zielgerichteter verläuft das innere Verabschieden von der Schule, jedenfalls von solcher Art Schule.

Im Worst-case-Fall kommt jemand daher, diagnostiziert ADHS und verabreicht den zu wachen Geist dämpfende Pillen, auf dass das Kind schulanforderungs-, lehrplan-, planstellen-, durchschnitts- und kultusministerkonferenzkompatibel werde.

Gruß
Wolfgang

Das erinnert mich ein bischen an mich selbst als ich in dem Alter war. Mich hat der meiste Kram, der im Unterricht passiert ist, nicht im geringsten Interessiert. Am allwenigsten haben mich Noten interessiert.
Ich wollte immer was lernen und hatte auch großes Interesse an allem Möglichen, aber die Lehrer kamen immer mit so Quatsch wie zum Beispiel: „Auf dem Bild sind 10 Äpfel. Male einen Sack um 5 Äpfel herum.“ Ich hab einfach keinen Sinn darin gesehen einen Sack um fünf Äpfel herum zu malen. Ich kann auch heute nicht genau erklären warum - es war einfach nur doof.
Und das mit den Noten war mir einfach zu abstrakt. Mir schien es, als würde es nur um diese Noten gehen. Ob man was lernt oder nicht war egal, Hauptsache man hatte eine gute Note. Natürlich bekommt man nur gute Noten wenn man was gelernt hat, aber nur zu lernen um eine gute Note zu bekommen, machte für mich keinen Sinn. Zwar hab ich mit immer irgendwie schlecht gefühlt, wenn ich eine schlechte Note bekam, aber während eine Test gemacht wurde, war mir die Note vollkommen egal. Es war sogar so, dass ich bei Diktaten einfach nur versuchte den Satz am schnellsten fertig geschrieben zu haben. Ob man das lesen konnte oder wieviele Fehler da drin waren, war für mich bestenfalls eine Nebensache.
Und Hausaufgaben waren sowieso der „größte Schwachsinn“. Mir kam es so vor, als wären die Lehrer nicht dazu in der Lage den ganzen Stoff im Unterricht durchzunehmen und deshalb musste ich für deren Versagen büßen. Ein Pädagoge wird sagen, dass Hausaufgaben dabei helfen sollen den im Untericht durchgenommenen Stoff besser zu verstehen, aber für mich war das damals einfach nur eine weitere sinnlose Sache die sich doofe Erwachsene ausgedacht hatten damit der Tag vorbei geht.

Vielleicht ist es mit dem Jungen ja ähnlich: Es geht immer nur um Noten, fleissiges Mitarbeiten und Aufgabenheftchen. Alles so Dinge die mit dem Bedürfnis etwas zu lernen garnichts zu tun haben.

Du könntest ihn mal Fragen (nach vorheriger Absprache mit den Eltern) ob er sich nicht nach dem Unterricht mit dir Unterhalten möchte. Dabei solltest du ihm das Gefühl geben dass er nicht das übliche kleine Schulkind ist, sondern dass er als Person ernst genommen wird. Und in dem Gespräch sollte er die Gelegenheit bekommen über seine Ansichten und Gefühle zu reden. Was er sich wünschen würde wie die Schule sein sollte wenn er die Möglichkeit hätte dahingehend etwas zu bewirken.
Ich habe mich damals nur als einen ganz kleinen Teil einer gigantischen Schule gefühlt. Als unwichtiges Rädchen in einer Machinerie nach deren Regeln ich zu funktionieren hatte. Ich hatte nir das Gefühl, dass es um mich geht, sondern nur um die Schule, die Lehrer und die Einhaltung derer Regeln. Man musste konform sein, sich anpassen, oder man war eine Unperson die man mit abstrakten Zahlen abwertete.
Niemals ist ein Lehrer auf mich zugekommen und hat ernsthaft Interesse daran gezeigt und mich gefragt wo eigentlich das Problem liege. Es war immer vollkommen klar, dass da die Noten waren, und dass die Noten gut sein mussten; und wenn die Noten schlecht waren, dann war man dumm - mehr war da nicht.

Mangel an Zuwendung
Moin,

Ich habe das Gefühl, dass es ihm um Machtspielchen geht,
vermutlich durch seine Intelligenz „angeheizt“. Er weiß genau,
dass ihn niemand zwingen kann, irgendetwas zu tun und er hat
immer eine Menge Argumente parat. Und nach kürzester Zeit
redet man schon über etwas total anderes. Und wenn man bittet
und bettelt, rechnet er auch mal eine Aufgabe.

Vielleicht fehlt dem Jungen einfach an Aufmerksamkeit? Du schreibst, dass er ansonsten eher ein zurückhaltender „braver“ Junge ist. Dennoch möchten natürlich viele Kinder (die das Gefühl haben, zu wenig Aufmerksamkeit zu Zuwendung zu bekommen) ein möglichst großes Stück dieses Kuchens abbekommen, auch von der Lehrerin oder Hausaufgabenhilfe.

Und er hat seine Methode eben erfolgreich gefunden. Da nutzt es ihm auch nichts, wenn er nach draußen darf, wenn er schnell fertig ist. Das will er vermutlich gar nicht, sondern er will, dass du dich mit ihm beschäftigst. Und als „underperformer“ ist ihm diese Aufmerksamkeit sicher, auch zu Hause, da die Eltern ja nicht wollen, dass das Kind hinter seinen Fähigkeiten zurück bleibt. Und je mehr Firlefanz um ihn betrieben wird wie „Begabtenkurs“, desto mehr wird er sich in seiner Methode bestätigt sehen, und dumm ist er ja wohl nicht.

Zudem mögen Hausaufgaben für einige Kinder sicher sinnvoll sein, wenn nämlich tatsächlich dort Inhalte verfestigt oder noch offene Fragen geklärt werden (auch wenn es mittlerweise Studien gibt die besagen, dass Hausaufgaben gar keinen Einfluss auf die schulische Leistung haben). Aber für andere Kinder sind sie so sinnvoll wie ein Kropf.

Wichtig sollte sein, dass ein Kind den Unterrichtsstoff verstanden hat und bei Bedarf korrekt wiedergeben/anwenden kann. Ich weiß ja nicht, welchen Stellenwert Hausaufgaben z.B. bei der Notengebung an deiner Schule einnehmen. Aber wenn er in Klassenarbeiten immer gut abschneidet, dann Stoff also nachweislich darauf hat, warum erläßt man ihm die Hausaufgaben dann nicht einfach?

Was meinst du, wie er reagieren würde, wenn man ihm sagt, o.k., du brauchst keine Hausaufgaben mehr machen, bring dir einfach ein Buch mit oder helfe Kindern bei ihren Hausaufgaben, die damit Schwierigkeiten haben?

Ansonsten kannst du dich erkundigen, ob es in deiner Stadt eine Art „Patenprogramm“ gibt, das sind Erwachsene, die sich ehrenamtlich um Kinder kümmern, die ein Defizit an Zuwendung haben, sich mit diesen Kindern regelmäßig treffen einfach zum reden oder auch mal gemeinsam was unternehmen. Vielleicht wäre dem Jungen damit zumindest ein wenig geholfen.

Gruß
M.

PS
Ich hatte mal so einen Nachhilfeschüler. Ich hab nie verstanden, warum er schlecht bei Klassenarbeiten war, denn wenn ich mit ihm üben wollte, hatte er den Stoff drauf.

Es war ihm aber sehr wichtig, mir von seinen Haustieren, Büchern, sonstwas zu erzählen und mit der Zeit hatte ich den Eindruck, dass ich der einzige Mensch bin, der sich überhaupt die Zeit für ihn nimnmt, auch mal zuzuhören.

Wir hatten dann eine Abmachung die lautete: Wenn deine Hausaufgaben gemacht sind und die Noten ok bleiben, dann nutzen wir die Stunde einfach nur zum Plaudern.

Die Eltern haben das nie erfahren. Sie haben wohl tatsächlich gedacht, dass die guten Noten an meiner erfolgreichen Nachhilfetätigkeit lagen und er hat mit den Noten immer so geschickt taktiert, dass er immer grade so im Mittelfeld lag, die Eltern also auch nicht auf die Idee kamen, ihm den Nachhilfeunterricht zu streichen.

Gruß
M.

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Hallo nochmal

Ich glaube nicht, dass er je Strafarbeiten bekommen hat.

Es geht nicht darum, ob er welche bekommen hat, sondern darum, ob er das Prinzip verinnerlicht hat: Wer ungezogen ist, muss mehr ‚lernen‘. Dazu muss er nur mitkriegen, dass andere Strafarbeiten bekommen haben.

Und ich würde dann schon drauf achten, dass ich das ANBIETE und nicht verpflichte.

Das halte ich für nicht aussichtsreich, eben weil es zusätzliche Aufgaben wären. Wenn schon, dann müsste es so laufen, dass er die regulären Aufgaben nicht machen müsste, wenn er die schwierigeren gelöst kriegt. - Aber das müsste natürlich der Lehrer veranlassen.

Ich glaube nicht, dass er überspringen kann. Er war Ende des vergangenen Schuljahres nicht versetzt worden, was wohl nur nachträglich zurückgenommen wurde. Wie das genau abgelauen ist, weiß ich nicht.

Das wäre aber vielleicht doch interessant zu wissen. Möglicherweise ist er ja nicht versetzt worden, weil ihm zu oft die Hausaufgaben fehlten und er deswegen sehr schlecht Noten hatte, musste aber dann doch versetzt werden, weil er alles konnte, was man im 3. Schuljahr können muss. - Falls es so ähnlich gewesen sein sollte, wäre Überspringen u.U. eine recht sinnvolle Maßnahme.

Übrigens, meine Kinder haben gerade das 2. Schuljahr als extremst langweilig erlebt (NRW), und dass da eigentlich nichts gelernt wurde.

Doch er ist stolz, das kann man ihm ansehen. Nicht über die Aufgaben an sich, sondern, dass er fertig geworden ist.

Das wäre ja ein Hinweis darauf, dass er wohl fertig werden will, aber aus irgendwelchen Gründen einen so großen inneren Widerstand hat, dass er es nicht kann?

dann könnte er das höchstens als Schnellschreibübung auffassen.

Stimmt

Ich meine, das könnte man ihm ruhig so sagen. Ich finde es nicht sinnvoll, einem Kind immer zu einzureden, es würde beim Hausaufgaben machen etwas lernen, wenn das einfach nicht stimmt.

Und lernt er bei den Hausaufgaben was Neues?

Vermutlich nicht, aber man versucht es ja mit allen Argumenten.

Jedes Argument mal durchprobieren, egal ob es stimmt oder nicht, das sollte man nicht machen, weil man so seine Glaubwürdigkeit verliert. Man kann einen 9-jährigen auch ruhig fragen, ob er das Gefühl hat, etwas zu lernen.

Das ist noch viel zu weit weg.

Ja, das kann sein, aber in dem Alter haben die Kinder doch oft schon genaue Vorstellungen (die sich natürlich meistens noch ändern).

Da könnte man auch einfach vorher fragen, ob er eine Vorstellung hat.

Ja, aber er macht dermaßen zu, dass zumindest äußerlich nichts zu ihm durchdringt. Er WILL dann halt nicht und damit hat es sich für ihn. Ich hab ihm gestern Kompromisse angeboten, dass ich ihm ein bischen entgegen kommen. Fand er gut. Als ich ihn fragte, was er dafür macht, damit das mit uns besser klappt? „Nichts.“ Thema beendet.

Das würdest du als ‚dermaßen zumachen‘ bezeichnen, oder wieso steht das so direkt hintereinander? Er hat dich doch angehört, oder nicht?

Inwiefern wärst du ihm denn eigentlich entgegengekommen? - Und wenn du so verhandelst, dann zeigst du doch, dass es dein und nicht sein Interesse ist, dass er Schularbeiten macht. Oder inwiefern hätte er dir entgegenkommen sollen? Durch Schularbeiten machen doch, oder?

Hat er keine Lust, über 100 zu rechnen? Fällt ihm das schwer?

… Und ich sehe, dass er die eine Aufgabe fix gemacht hat, als er sich dann mal rangesetzt hat.

Dann ist es wohl für ihn auch ohne Hausaufgaben kein Problem, über 100 rechnen zu müssen, und das Argument trifft nicht.

Ich glaube, es führt kein Weg daran vorbei, dass man den Grund herausfindet, warum er sich so verweigert, wenn man ihm nicht das Leben sehr schwer machen will. Das kannst du aber vermutlich kaum leisten. Ich würde das dem Lehrer und n. M. den Eltern sagen.

Versuch du nur mal, ihn nicht mit allen möglichen zutreffenden und unzutreffenden Argumenten zu bearbeiten, sondern was von ihm zu erfahren, wenn es geht. -

Hast du ihn überhaupt schon mal (ehrlich, nicht rhetorisch! mit Interesse! nicht mit strengem Unterton, sondern sehr nett und viel Zeit zum Antworten! auch nicht von oben herab, man sollte dabei neben ihm sitzen) gefragt, warum er keine Hausaufgaben machen mag? Ob er das weiß (vielleicht weiß er es nicht)? Vielleicht kriegst du ja eine Antwort.

Wenn er motiviert wäre, die Aufgaben fertig zu kriegen, (wenn er so stolz war, als er es mal geschafft hatte, ist er ja vielleicht motiviert), dann könntest du fragen: Was kann ich tun, damit du deine Aufgaben machst? Wie kann ich dir helfen? -

Und wenn es zu Hause angeblich klappt mit den Hausaufgaben, könnte man ja mal die Mutter fragen, was sie macht, damit er Hausaufgaben macht.

Viele Grüße

PS OT:

Er erwähnt zumindest gerne Dinge, die er weiß/kennt. Er erzählt mir manchmal … usw.

Das sind sicher Sachen, die noch nicht in der Schule durchgenommen wurden. Schule macht bei ganz vielen Kindern nur eins: Den Spaß am Lernen nachhaltig verderben.

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Moin! Moin!

Es liegt nicht am Kognitiven, ganz im Gegenteil. Er ist ein
ziemlich schlauer Junge, kennt viele Fachbegriffe und kann
sich überdurchschnittlich gut ausdrücken.

Ich hatte als Schüler eine Zeit, da reichte es mir, wenn der Lehrer sagte: „Du könntest doch, wenn Du nur wolltest…“ Der Lehrer hatte also meine Intelligenz :smile: erkannt…
Vielleicht sollte man ihm sagen: „Der Einzige, der in dieser Stunde nicht klar kommt, bist Du!“
Natürlich muß man mit einer solchen Wahrheit vorsichtig umgehen…
Viel Erfolg wünscht Dir
Dino

… mehr auf http://w-w-w.ms/a45llm

Hallo

Hast du ihn überhaupt schon mal … gefragt, warum er keine Hausaufgaben machen mag? Ob er das weiß (vielleicht weiß er es nicht)? Vielleicht kriegst du ja eine Antwort.

Was da übrigens GANZ wichtig wäre: Wenn man eine Antwort bekommt, sie einfach so stehen lassen. Auf keinen Fall mit einer Problemlösung oder einer Interpretation direkt alles wieder kaputtmachen! Und niemals seine Auskünfte als Argument gegen ihn verwenden!

Hallo,

prinzipiell gebe ich dir ja recht, dass für einige Kinder Hausaufgaben einfach nur sinnlose Zeitverschwendung sind und kein zusätzlicher Lerneffekt bei rumspringt. Wenn ich Multiplikation verstanden habe, muss ich zu Hause nicht noch 20 Aufgaben davon rechnen. Soweit klar.
Wo ich es problematisch werden sehe, ist die Begründungspraxis den anderen Kindern gegenüber. Wie rechtfertigst du denn, warum Hänschen Aufgaben machen muss und Mäxchen nicht? Hänschen wird vor allem in diesem Alter, aber wohl auch später, nicht schulterzuckend sagen: „Hm, stimmt schon, ich muss noch üben, aber der Max hat das drauf. Da ist es nur fair, dass er eher spielen darf als ich.“

Gruß
Yvette