Junge verweigert Mitarbeit - welche Reaktion?

Hallo!

Wie rechtfertigst du denn,
warum Hänschen Aufgaben machen muss und Mäxchen nicht?
Hänschen wird vor allem in diesem Alter, aber wohl auch
später, nicht schulterzuckend sagen: „Hm, stimmt schon, ich
muss noch üben, aber der Max hat das drauf. Da ist es nur
fair, dass er eher spielen darf als ich.“

Damit bekäme Schule den Charakter einer Strafe und Belohnung ist, nicht zur Schule zu müssen.

Möchte man alle Kinder auf ein einheitliches Niveau bringen, könnte man tatsächlich auf die Idee kommen, einen Schüler nach Hause zu schicken, sobald er das jeweile Lernziel erreicht hat. An dieser Stelle stellt sich die Frage, was überhaupt Ziel von Schule ist. Muss man wirklich darüber diskutieren, ob es sinnvoll sein kann, alle über einen Kamm zu scheren?

Du hast Zimmerpflanzen, vielleicht auch einen Garten. Einige Pflanzen gedeihen am besten im Schatten, andere brauchen viel Sonne. Einige brauchen regelmäig viel Wasser, andere nur in großen Abständen einen kleinen Schluck. Vermutlich kämst du nie auf die Idee, für alle Pflanzen den gleichen Schattenstandort und für alle die gleiche Wassermenge vorzusehen. Du wüsstest nämlich, viele deiner Pflanzen würden verkümmern, manche sogar eingehen.

Du bist für die Ernährung mehrerer Menschen zuständig, ein Schreibtischmensch, ein körperlicher Schwerarbeiter, ein adipöser Mensch, ein Diabeter und eine massiv unterernährte Person. Niemals kämst du auf die Idee, alle mit der gleichen Standardportion abzuspeisen.

Weitere Beispiele sind wohl entbehrlich. Bedarfsgerechtes Handeln ist eine Selbstverständlichkeit. Nur in der Schule soll es gelingen, mit 08/15-Standardportionen allen Schülern gerecht zu werden? Das funktioniert nicht, ließ schon immer viele Kinder auf der Strecke und viele Talente verkümmern. Eine unsägliche Sünde!

Schule hat sich gefälligst zu bemühen, Kinder nach ihren individuellen Fähigkeiten zu fördern. Vermutlich sind dafür die personellen, räumlichen und finanziellen Ressourcen unzureichend und mancherorts wird es womöglich an Einsicht und Willen fehlen. Das kommt einem Offenbarungseid gleich und gehört zu den teuren Dummheiten, die sich keine Gesellschaft leisten kann.

Gruß
Wolfgang

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Hallo,

ich teile voll und ganz Deine Meinung. Nur leider werden wohl die Lehrer nicht einverstanden sein, dass er seine Hausaufgaben nicht macht. Da werden sie ihm eher ein Minus reindrücken.

Viele Grüße

Hallo,

Mittwochs sind es sechs Kinder (von denen zwei weitere etwas
mehr Aufmerksamkeit brauchen als die anderen drei). Nein, das
Nichtstun hat keine Konsequenzen bei mir, außer dass er sich
langweilt. Ich habe die Regel „Keiner muss seine Hausaufgaben
machen, aber raus zum spielen darf nur, wer fertig ist.“
Normalerweise wird jedem anderen Kind das dann schnell zu
doof, untätig am Tisch zu sitzen:wink: Welche Konsequenzen könnte
ich denn geben? Ich bin ja „nur“ die Hausaufgabenbetreuung.
Schulische Konsequenz war Ende des letzten Schuljahres, dass
er eigentlich die zweite Klasse wiederholen sollte. Das wurde
aber offensichtlich widerrufen.

Konsequenzen können ja auch positiv sein, obwohl die meisten Menschen sie auf mir nicht bekannten Gründen in Bezug auf Pädagogik oft negativ auslegen. Wenn er denn die Hausaufgaben machen MUSS, sie also am nächsten Tag dem Lehrer vorlegen muss, dann sollte es für ihn attraktiv sein sie während der Betreuung zu machen, denn sonst muss er sie danach zu Hause machen. Hat er den Stiff verstanden verstehe ich voll und ganz dass er keine Lust dazu hat (sie überhaupt zu machen).

Ich bin mir sicher, dass er unterfordert ist in Kombination
mit schwierigem Elternhaus (er war mit Mama, Bruder und Oma
ein paar Male schon im Frauenhaus; der Grund dafür, den ich
nur erahnen kann, geht sicher nicht spurlos an einem Kind
vorbei)

Wenn er unterfordert ist, dann kann er die Pflicht schnell abreissen. Finde heraus was er will - vielleicht will er gar nicht rausgehen, sondern reden, ein Brettspiel mit Dir spielen, lesen etc. Schlage ihm ein Deal vor: er macht schnell seine Aufgaben, hilft den anderen danach, sozusagen als Co-Assistenz von Dir und danach könnt ihr gemeinsam etwas machen. Das setzt sicherlich etwas mehr Engagement von Dir voraus als von Dir eigentlich erwartet wird, aber so schätze ich Dich auch ein :wink:

Nee, das kenne ich nicht. Ich schau mal nach. Das Gespräch
haben die Lehrer bereits mehrfach geführt und geben dann an
mich weiter, was da abgemacht wurde - wie nun zum Beispiel das
mit dem Hausaufgabenheft.

Ja, schaue Dir das Buch mal an. Das Programm ist wirklich sehr gut und Du kannst selber auch dabei etwas lernen. Wenn er tatsächlich unterfordert ist, dann muss man ihn nicht unbedingt mit neuen Schulaufgaben füttern, sondern mit Aufgaben und Verantwortung - das ist oft sehr attraktiv für solche Kinder, dass sie sich wichtig und gebraucht fühlen.

Das kann ich dir nicht sagen. Ich bin nicht in der Position,
in der ich viel mit den Eltern zusammenarbeite. Ich werde noch
mal schauen, wie es morgen ist und dann zeitnah noch mal mit
den Lehrern reden. Und dann auch mit denen absprechen, ob ein
Gespräch mit mir und der Mama/Oma sinnvoll ist.

Ok, dann rede mit den Lehrern. Es ist großartig, wie Du Dich engagierst. Die meisten sind in mit diesen Kindern meist einfach nur genervt und resigniert.

Viele Grüße

Hallo,

Man muss die ganze Zeit dabei sitzen und diskutieren und quatschen, damit er zwei, drei Aufgaben schafft.

Und er wäre ziemlich dumm, wenn er sich diese Sonderration Zuwendung entgehen ließe, indem er einfach seine Aufgaben erledigt.

Er weiß genau, dass ihn niemand zwingen kann, irgendetwas zu tun

Und damit wären wir schon beim Knackpunkt. Er zieht an den Strippen und alle tanzen, weil keiner sich traut, dieses Spielchen nicht mehr mitzuspielen.

Ich würde als Erstes mit den Eltern reden und ihnen verklickern, dass die Hausaufgabenbetreuung kein Entertainmentprogramm für ein einzelnes Kind sein kann. Ich würde klarstellen, dass der Junge - wie alle anderen Kinder auch - die AUFGABE hat, seine Hausaufgaben zu erledigen und dass es gleichzeitig KEINE Möglichkeit gibt, ihn dazu zu zwingen. Dass es nicht angehen kann, auf Dauer sein Händchen zu halten und um die Gnade zu betteln, dass er doch etwas arbeiten möge, ist nicht der Sinn einer Hausaufgabenbetreuung. Wenn die Eltern so etwas wünschen, müssen sie das entweder selbst übernehmen oder einen Privatlehrer bezahlen.

Dann würde ich mit den Eltern vereinbaren, dass der Junge in Zukunft nur noch Aufmerksamkeit von Seiten der Erzieher bekommt, wenn er selbstständig arbeitet, Tut er das nicht, wird er nicht überredet, die Eltern werden aber am fehlenden Eintrag sehen, dass er die Arbeit verweigert hat und müssen ihrerseits reagieren.

Das würde ich dann auch dem Jungen so verklickern: Keine selbstständig erledigten Hausaufgaben, keine Erzieherin an seinem Tisch und kein Eintrag ins Mitteilungsheft. Dann würde ich fragen, ob ihm das lieber ist und wenn er bestätigt, würde ich das so durchziehen.

Sollte er von selbst zu arbeiten beginnen, kriegt er ein Lob. Sollte er nichts tun, ist zu erwarten, dass ihm das nach einigen Tagen nicht mehr besonders gefallen wird. Dann kann man ihn (selbstverständlich unter vier Augen) fragen, ob er die jetzige Situation besser findet. Wenn er das verneint („langweilig“) oder sich nicht klar äußert, kann man ihm einen Vertrag vorschlagen:

Er erledigt jeden Tag alle seine Aufgaben selbstständig und kriegt dafür eine Viertelstunde „Redezeit“ mit der Erzieherin, wo er über das mit ihr reden darf, was er möchte und natürlich auch die Aufgaben bestätigt kriegt. Während der Aufgabenerledigung sind nur kurze Fragen zum Stoff erlaubt, sonst fällt die Redezeit aus. Stimmt er zu, wird der Vertrag von beiden unterschrieben.

Dann muss man sehen, wie die Einhaltung klappt.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo,

Vermutlich sind dafür die personellen, räumlichen und finanziellen Ressourcen unzureichend und mancherorts wird es womöglich an Einsicht und Willen fehlen. Das kommt einem Offenbarungseid gleich und gehört zu den teuren Dummheiten, die sich keine Gesellschaft leisten kann.

Da bin ich völlig bei dir. Leider ist die bittere Realität eine andere. Das bayerische Kultusministerium hat ganz aktuell die Schülerzahlen falsch berechnet, und nun fehlen mal eben ca. 4000 Lehrerstellen. Anstatt diese nun schleunigst einzustellen, ist in der Planung, die Lehrkräfte, die als „Mobile Reserve“ im Einsatz sind, fest einer Klasse zuzuordnen.

Abgesehen davon, dass das nicht reichen wird, um das Defizit auszugleichen, bedeutet das, dass es im Falle von längerer Erkrankung eines Lehrers erst mal keine Vertretung geben wird. Was die Kollegen nicht auffangen können - und im Grundschulbereich dürfte das ziemlich viel werden - wird also ausfallen müssen, wenn man sich nicht noch eines Besseren besinnt.

Da Lehrer und Erzieher an dieser Situation aber nichts ändern können, müssen sie zusehen, dass sie mit den bestehenden Möglichkeiten zurecht kommen.

Im Fall der UP bedeutet das, dass Hausaufgabenbetreuung eben kein individuelles Händchenhalten sein kann, sondern die Kinder ausreichend Anpassungsleistung erbringen müssen, um ins System integrierbar zu sein. Gelingt das nicht. müssen die Eltern in die Verantwortung genommen werden, denn die Erziehung ihrer Kinder ist primär noch immer ihre Aufgabe.

Und damit wären wir genau am Reibungspunkt zwischen dem, was Schule leisten können müsste und dem, was mittlerweile viele Eltern an Anspruchsdenken entwickeln: Kein Schulsystem der Welt ist in der Lage, gravierende Erziehungsfehler der Eltern auszugleichen. Ich habe häufig erlebt, dass Eltern zuhause nicht mehr mit ihren Kindern zurecht kamen, aber von der Schule erwarteten, dass diese das wieder hinbiegt. Und nicht genug damit: In diesem Bemühen wird die Schule oftmals noch von eben diesen Eltern behindert, weil sie nicht verstehen, dass Erziehung auch unangenehme Auswirkungen auf ihre Kinder haben kann.

Auch im UP scheint es sich um ein Kind zu handeln, das bislang zuhause nicht gelernt hat, sich unterzuordnen und nun mit den Erwachsenen Schlitten fährt. Hier nur die Fehler im Schulsystem zu suchen, wäre nach meiner Ansicht zu kurz gegriffen.

Schöne Grüße,
Jule

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Moin,

ich teile voll und ganz Deine Meinung. Nur leider werden wohl
die Lehrer nicht einverstanden sein, dass er seine
Hausaufgaben nicht macht. Da werden sie ihm eher ein Minus
reindrücken.

Das nenn ich einen typischen Fall von Problemen, die man sich selbst macht. Was aber vermutlich wie üblich niemand davon abhalten wird, das Problem beim Kind zu suchen (und mit viel Aufwand wird man wohl auch eins finden, wenigstens ADHS und Hochbegabung als neue Modekrankheiten sollten doch drin sein). Da gibt es dann wenigstens noch einen Gewinner, nämlich die Pharmaindustrie.

Gruß
M.

Moin,

Wo ich es problematisch werden sehe, ist die Begründungspraxis
den anderen Kindern gegenüber. Wie rechtfertigst du denn,
warum Hänschen Aufgaben machen muss und Mäxchen nicht?

Wenn Mäxchen mir in 15 Minuten nachweist, dass er es ebenfalls begriffen hat, indem er mit z.B. einfach mal ein paar Probeaufgaben richtig vorrechnet, dann braucht er auch nicht. Sonst eben schon. Wo ist das Problem?

Gruß
M.

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Moin,

Da Lehrer und Erzieher an dieser Situation aber nichts ändern
können, müssen sie zusehen, dass sie mit den bestehenden
Möglichkeiten zurecht kommen.

Ach nein? Wann hat es eigentlich nochmal z.B. die letzten Lehrerstreiks gegeben, um auf solche skandalösen Zustände aufmerksam zu machen und endlich Druck auf die Landesregierungen auszuüben? Ich kann mich irgendwie gar nicht daran erinnern…

Wer immer nur ja sagt, wird eben auch entsprechend behandelt.

Gelingt das nicht. müssen die
Eltern in die Verantwortung genommen werden, denn die
Erziehung ihrer Kinder ist primär noch immer ihre Aufgabe.

Es kann nicht Aufgabe der Eltern sein, völlig sinnbefreite Anforderungen, hinter denen weder die Eltern, noch ein Teil der Lehrer stehen, zu Hause mit Gewalt durchzudrücken (denn sowas wird nur mit Gewalt gehen, weil es einfach keine sinnvollen Argumente dafür gibt. Jedes Kind, was nicht völlig doof ist, wird das auch erkennen). Was willst du denn dem Kind erzählen? „Du musst jetzt deine Zeit mit diesem Schwachflug verschwenden, weil der Kultusministerium keinen Bock hat, mehr Lehrer einzustellen, und die, die es gibt, es nicht auf die Reihe kriegen“ ? Das wäre doch die Wahrheit.

Und damit wären wir genau am Reibungspunkt zwischen dem, was
Schule leisten können müsste und dem, was mittlerweile viele
Eltern an Anspruchsdenken entwickeln: Kein Schulsystem der
Welt ist in der Lage, gravierende Erziehungsfehler der Eltern
auszugleichen.

Richtig. Aber es ist auch nicht Aufgabe der Eltern, die Mängel des Schulssystems auszugleichen. Und damit meine ich jetzt nicht nur idiotische Hausaufgaben sondern auch die Tatsache, dass manche Kinder gar nichts mehr lernen würden, wenn die Eltern zu Hause nicht nachhelfen (mit dem Effekt, dass die Kinder aus „bildungsfernen“ Schichten eben immer noch munter hinten rüber fallen bei diesem System)

Auch im UP scheint es sich um ein Kind zu handeln, das bislang
zuhause nicht gelernt hat, sich unterzuordnen

Ich glaube das Erziehungsziel, dass Kinder sich in jedem Fall (und sei er noch so unsinnig) „unterzuordnen“ haben, ist seit dem Ende der NS-Diktatur nicht mehr unbedingt angesagt. So erzieht man jedenfalls keine mündigen Bürger.

Komischerweise sieht man in Schulen immer gerne mal, dass die Klasse bei dem einen Lehrer Kopf steht, beim anderen jedoch nicht. Ob das dann wohl wirklich am Elternhaus liegt? Ich hab do so meine kleinen Zweifel.

Gruß
M.

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Hallo

Er erledigt jeden Tag alle seine Aufgaben selbstständig und kriegt dafür eine Viertelstunde „Redezeit“ mit der Erzieherin, … Stimmt er zu, wird der Vertrag von beiden unterschrieben.

Ich würde mir bei sowas pervers vorkommen.

Viele Grüße

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Hallo M.

Ach nein? Wann hat es eigentlich nochmal z.B. die letzten
Lehrerstreiks gegeben, um auf solche skandalösen Zustände
aufmerksam zu machen und endlich Druck auf die
Landesregierungen auszuüben? Ich kann mich irgendwie gar nicht
daran erinnern…

wieviele Bundesländer haben denn Lehrer in nennenswerter Zahl, die keine Beamten sind? Und wo war nochmal das Streikrecht für Beamte ausgeschlossen?

Und welche Lehrer sind immer gleich beleidigt, wenn sie nicht unmittelbar in das Beamtenverhältnis aufgenommen werden? Gut, eine gewisse Schuld sehe ich, hier in Bayern, woanders sehe ich die Verhältnisse nicht so genau, auch beim Kultusministerium, weil die angestellten Lehrer auch immer nur befristete Verträge kriegen. Da wäre ich natürlich auch nicht scharf drauf.

Gruß, Karin

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Hallo Jule!

Auch im UP scheint es sich um ein Kind zu handeln, das bislang
zuhause nicht gelernt hat, sich unterzuordnen…

Gegen soziales Einordnen ist nichts zu sagen, aber Unterordnung als Erziehungsziel finde ich geradezu verwerflich.

Hier nur die Fehler im Schulsystem zu suchen…

Man wird an mehreren Orten fündig, auch im Schulsystem. Das hätte mancher gerne: Ein Schulsystem mit zum System passenden Kindern. Was nicht passt, wird passend gemacht. Ich glaube nicht, dass wir sowas brauchen.

Schule ist ein Dienstleister, die Verhältnisse sollte man nicht umkehren. Schule hat also den Kindern gerecht zu werden. Es gibt nun mal Kinder, die besondere Förderung brauchen, sei es aufgrund schwächerer Begabung oder aufgrund besonderer Begabung. Ich glaube nicht, dass wir uns weiterhin leisten können/sollten, die Schwächeren hinten herunterfallen und die besonderen Begabungen ungenutzt zu lassen.

Warum muss man über derartige Selbstgänger überhaupt diskutieren? Käme jemand im Sport jemals auf die Idee, alle auf 100 m in 30 Sekunden zu trimmen und wer schneller ist, muss eben gebremst werden? Gibt’s Schuhe und Hosen in Einheitsgröße und wer da nicht hineinpasst, muss sich irgendwie 'reinquetschen lassen? Ist natürlich gar nicht vergleichbar … nach einigem Nachdenken vielleicht doch?

Gruß
Wolfgang

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Hallo,

Ich glaube das Erziehungsziel, dass Kinder sich in jedem Fall
(und sei er noch so unsinnig) „unterzuordnen“ haben, ist seit
dem Ende der NS-Diktatur nicht mehr unbedingt angesagt. So
erzieht man jedenfalls keine mündigen Bürger.

Also wenn man sich auch bei noch so hanebüchenen Gelegenheiten des Nazi-Hammers bedient könnte ich ausrasten!
„Unterordnung“ war also wieder mal ein NS-typisches Erziehungsmerkmal? Und 1880 oder 1948 waren Kinder gleichberechtigte Partner im Haushalt? Haha.

„Unterordnung“ ist vielleich etwas drastisch gewählter Begriff, aber für alle, die ihn in diesem Zusammenhang nicht ganz verstanden haben, sei gesagt, dass es wohl so gemeint ist:

Was würden wir für Kinder heranziehen, die niemals die Erfahrung gemacht haben, dass nicht immer alles nach ihrem Willen läuft? Ins Bett gehen, Zimmer aufräumen, Spülmaschine einräumen, Rasen mähen, Mama und Papa auch mal einfach eine Stunde alleine im Wohnzimmer sitzen lassen, nicht immer das Lieblingsessen gekocht bekommen, langweilige Verwandtenbesuche ertragen usw usf.

All das zählt für mich zur sog. „Unterordnung“ - ohne diese Erfahrungen wären wir aber nunmal ein Land voller Weicheier und Egoisten :smile:

lg
vast

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Moin,

„Unterordnung“ ist vielleich etwas drastisch gewählter
Begriff,

dieser Begriff stammt nicht von mir, und ich kann nur von dem ausgehen, was jemand hier schreibt, und nicht davon, was er vielleicht gemeint haben könnte.

Deine Aufregung ist also völlig überflüssig, mal davon abgesehen, dass ich ziemlich sicher bin, dass da draußen in der „Erziehungwelt“ noch genug Geister rumspuken, die Unterordnung genau so meinen, nämlich als Unterordnung, und das auch völlig richtig finden.

Gruß
M.

Hallo,

Hallo Jule!

Gegen soziales Einordnen ist nichts zu sagen, aber Unterordnung als Erziehungsziel finde ich geradezu verwerflich.

„Soziale Einordnung“ ist ein hübscherer Begriff, da stimme ich dir zu :smile: Verstanden wissen wollte ich den von mir gewählten Begriff aber durchaus in diesem Sinne. Danke also für die gefälligere Formulierung.

Da :hätte mancher gerne: Ein Schulsystem mit zum System passenden Kindern. Was nicht passt, wird passend gemacht. Ich glaube nicht, dass wir sowas brauchen.

Sicher nicht im Extrem. Aber ebenso sicher ist ein Schulsystem, das lauter Individualisten erziehen wollte, gauenso wenig denkbar.

Schule ist ein Dienstleister, die Verhältnisse sollte man nicht umkehren.

Das steht genau wo? Man übersieht in Ländern wie dem unseren gerne mal, dass Schulpflicht ein Geschenk an die Kinder ist. Sie impliziert nämlich das RECHT, in die Schule zu gehen. Ein sehr großer Teil der Weltbevölkerung wäre glücklich, wenn er auch nur im Ansatz etwas hätte, was unserem Schulsystem vergleichbar wäre.

Schule hat also den Kindern gerecht zu werden.

In meinen Augen hat Schule die Aufgabe, Kinder zu bilden und zu erziehen. Dabei muss sie sich größtmöglich bemühen, diese beiden Aufgaben so gut wie möglich zu erfüllen. Es mag sein, dass das oft auch bedeutet, den Kindern „gerecht“ zu werden. Allerdings hat Erziehung in jedem Umfeld für den zu Erziehenden nicht immer nur das parat, was er gerne hätte.

Es gibt nun mal Kinder, die besondere Förderung brauchen, sei es aufgrund schwächerer Begabung oder aufgrund besonderer Begabung. Ich glaube nicht, dass wir uns weiterhin leisten können/sollten, die Schwächeren hinten herunterfallen und die besonderen Begabungen ungenutzt zu lassen.

In diesem Punkt stimme ich dir uneingeschränkt zu.

Ich beobachte aber, dass das, wonach viele Eltern rufen, nicht zwingend das ist, was ihre Kinder brauchen. Ich stelle fest, dass viele Eltern ein nahezu fanatisches Interesse daran zu haben scheinen, dass ihr Kind von Lehrern keine negativen Sanktionen zu bekommen hat. Diese werden nicht selten als Anmaßung von Seiten des Lehrers betrachtet, dem selbstverständlich jedes diesbezügliche Recht abzusprechen ist. „Mein Kind packt keiner an“ ist eine Aussage, die sich bei weitem nicht nur auf körperliche Übergriffe (wo sie mit Sicherheit ihre Berechtigung hat) beschränkt.

Da dem Fehlverhalten (welches aus mangelnder Erziehung von Seiten der Eltern entstanden ist) nicht mit maßgeschneiderter Kuschelpädagogik zu begegnen ist, benutzen Eltern die (ganz sicher vorhandenen) Nachteile des Systems Schule als Generalentschuldigung dafür, dass ihr Kind sich ja gar nicht anders verhalten kann.

> (Ironie off).

Was ich meine ist, dass hier Ebenen vermischt werden. Ganz ohne Zweifel bräuchte unser Land ein Schulsystem, das weg von der Auslese hin zu angepassten und erfolgreichen Förderungsmöglichkeiten führt. Das wird aber keinesfalls gleichbedeutend damit sein, dass es keine Schüler mehr geben wird, die auch in diesem System Schwierigkeiten haben werden, weil ihre Probleme nicht in der fehlenden/ falschen Förderung liegen, sondern im Fehlen grundsätzlicher sozialer Fähigkeiten.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo,

Ich würde mir bei sowas pervers vorkommen.

Könntest du das bitte begründen?

Schöne Grüße,
Jule

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Moin,

wieviele Bundesländer haben denn Lehrer in nennenswerter Zahl,
die keine Beamten sind? Und wo war nochmal das Streikrecht für
Beamte ausgeschlossen?

Und sie dürfen auch nicht demonstrieren? Dürfen auch nicht Eltern mobilisieren? Dürfen auch nicht die Presse nutzen, um solche skandalösen Zustände anzuprangern?

Wozu gibt es dann überhaupt Organisationen wie die GEW? Alles was man aus der Richtung mal hört, ist, dass „Protest angekündigt“ wird. Na super. Ich sehe jede Landesregierung im Kern erzittern vor solchem Tatendrang.

Nichts für ungut, aber wenns um die lieben Kleinen geht, dann lassen Eltern sich auch mobilisieren. Man muss es nur TUN.

Vielleicht haben die Lehrer das mit dem „Unternordnen“ auch für sich selbst schon viel zu sehr verinnerlicht.

Gruß
M.

Hallo,

Und sie dürfen auch nicht demonstrieren? Dürfen auch nicht
Eltern mobilisieren? Dürfen auch nicht die Presse nutzen, um
solche skandalösen Zustände anzuprangern?

Du hattest aber ausdrücklich von „Streiks“ geschrieben, und ich kann nur von dem ausgehen, was jemand hier schreibt, und nicht davon, was er vielleicht gemeint haben könnte!

lg
vast

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Hab ich auch, aber deshalb muss ich nicht „ausrasten“, nur weil mich jemand darauf hinweist, dass das für die beamteten Lehrer nicht möglich ist.

Das Problem liegt nicht in der Beziehung „Du - Mäxchen“, sondern in der Beziehung „Mäxchen - Hänschen“… und dass Kinder entweder nicht begreifen, warum der eine weniger als der andere machen muss, und falls doch, es dann trotzdem nicht gerecht finden. Deswegen sind „wissende“ Kinder ja auch oft die uncoolen, weil die nie lernen brauchen, für ihre Hausaufgaben nur einen Bruchteil an Zeit benötigen und der Lehrer da auch mal fünfe grade sein lässt, wenn die Hausaufgaben z.B. vergessen worden. Ich bin ja voll deiner Meinung, dass Hausaufgaben nichts bringen, wenn sie nur eine Schreiübung sind, aber eine Ungleichbehandlung aufgrund von „Begabung“ ist nunmal nichts, was dem Klassenklima förderlich ist.

Gruß

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aber eine Ungleichbehandlung aufgrund von
„Begabung“ ist nunmal nichts, was dem Klassenklima förderlich
ist.

Wie erklärst du dann Kindern, die sich alle gleichermaßen über die gleiche Zeit bei einer Klassenarbeit anstrengen, dass die einen eine besser Note bekommen als die anderen?

Nichts für ungut, aber es sind nunmal nicht alle gleich begabt, weder als Kinder, noch als Erwachsene. Und es ist ja auch nicht gesagt, dass ein Kind, nur weil es keine Mathehausaufgaben machen muss, deshalb keine Vokalben lernen braucht. Vielleicht sind andere Kinder da viel begabter und viel schneller fertig mit Vokalbellernen. Willst du dich auch die gleiche Zeit die immer wieder gleichen und längst gelernten Vokabeln lernen lassen, nur damit die anderen sich nicht weniger begabt fühlen?

Gruß
M.

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