Jungenstreich oder eine Frage des Prinzips?

Hallo,

ein Junge (13 Jahre alt) hat seine Klassenkameradin mit dem Fotohandy unter ihrem Rock fotografiert und die Aufnahme mit Namensnennung an Freunde weitergeleitet. Der Lehrer hat den Jungen aufgefordert das Foto von seinem Handy zu löschen (ob er von dem „Versand“ des Fotos etwas wußte ist unklar), und sich schriftlich bei dem Mädchen zu entschuldigen. Die Eltern wurden seitens der Schule nicht informiert. Die Mutter des Mädchens hat das alles durch Gerüchte erfahren, und die Mutter des Jungens darauf angesprochen, die bislang nichts davon wußte. Der Junge behauptet die Bilder nicht weitergeleitet zu haben, obwohl diese nachweislich im Umlauf sind.
Was würdet Ihr tun, wenn Ihr Eltern des Mädchens, des Jungens, bzw. der Klassenlehrer wäret?
Danke vorab für Eure Meinung
viele Grüße
claren

Wenn ich der Klassenlehrer wäre würde ich zunächst einen Verweis durch den Schulleiter erwirken ( das ist in RLP die unterste Disziplinarstrafe). Damit würden selbstverständlich würden die Eltern des Jungen informiert, ebenso selbstverständlich würde ich auf einer Entschuldigung bei dem Mädchen bestehen. Davon abgesehen würde der Knabe vermutlich eine längere Abhandlung über Sachverhalte wie „Verletzung des Schamgefühls“. „Beleidigung“ und „Intimsphäre“ abzufassen haben.

können Schule da etwas generell tun?
Hallo orchidee,

an der Geschichte, die der Tochter unserer Freunde passiert ist, überrascht uns die Tatsache, dass die Mädchen im Umfeld der Geschädigten das nicht schlimm finden. Sie könnten theoretisch doch auch empört sein; dass der Klassenlehrer nicht auf die Idee kommt, dass der Junge schon öfters solche Aufnahmen gemacht hat (da ist Gefahr in Verzug, finde ich); und dass es wenige Leute gibt, die unsere Freunde ermutigen die Schulleitung auf diese Geschichte aufmerksam zu machen, aber sehr viele die Meinung vertreten, lieber zu schweigen um der Familie des Jungens keinen Schaden zu zufügen, dem Mädchen sei schließlich nichts passiert.
Ich teile deine Einstellung wie du sie in deinem Posting beschrieben hast. Aber darüber hinaus habe ich den Eindruck, dass den Teenagern in diesem Gymnasium (es scheint nicht anders zu sein wie in der Realschule meiner großen Tochter) von keinem Erwachsenen beigebracht wird, dass es irgendwann Zeit wird Respekt vor der Intimsphäre eines anderen zu haben weil das kein Kavaliersdelikt von einem Kind mehr ist bzw. Anspruch auf diesen Respekt zu haben.
Gibt es da etwas, was die Schulen einer Klassengemeinschaft außer der Reihe beibringen sollten, oder sehe ich zu einseitig, und das ist eine Sache der Eltern bzw. der Familie?

viele Grüße
claren

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Hallo, claren,

Gibt es da etwas, was die Schulen einer Klassengemeinschaft
außer der Reihe beibringen sollten, oder sehe ich zu
einseitig, und das ist eine Sache der Eltern bzw. der Familie?

eine viel diskutierte Frage! Nach meiner Erfahrung kann „die Schule“ nur solchen Kindern diese Werte vermitteln bzw. sie vertiefen, bei denen im Elternhaus schon ein gewisser Grundstock dafür gelegt wurde. Wem aber Respekt, Toleranz, Fairness etc. nicht zu Hause beigebracht und vorgelebt werden, der wird diese Eigenschaften und Verhaltensweisen auch in der Schule nicht lernen (zumal es in der Pubertät vielen an Selbskritik und Einsicht fehlt).

Allerdings stellt die Schule Regeln für den Umgang miteinander auf, die von allen einzuhalten sind (auch von jenen, denen das Unrechtsbewusstsein fehlt). Und diese Regeln müssen auch durchgesetzt werden, z. B. mit Sanktionen bei Verstößen. Wie diese Sanktionen im Einzelnen aussehen, kann von Schule zu Schule differieren - das geht von Gesprächen, Klassenbucheinträgen, Mitteilungen an die Eltern, schriftlichen Verweisen bis hin zum Schulverweis - je nach Schwere des Vergehens.
Diese Maßnahmen werden sicher nicht den Charakter der „ungezogenen“ und uneinsichtigen Kinder ändern, aber in vielen Fällen dafür sorgen, dass sie sich wenigstens an die Regeln halten.

In dem von dir beschrieben Fall sollte der Schüler, auch wenn er es nicht bös gemeint hat, durchaus die Erfahrung machen, dass derartige Verhaltensweisen - offiziell - mit negativen Konsequenzen verbunden sind. Da es sich um einen offensichtlichen Mangel an sozialer Kompetenz handelt, dürfte das von der Schule nicht ignoriert werden.

Gruß
Kreszenz

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Ich sehe kein Problem
Hallo,

vor langer Zeit wurde mir, vor der ganzen Klasse von einem Mädchen im Schwimmunterricht die Badehose runtergezogen…
Sie hat sich nie bei mir entschuldigt…aber später lebten wir einige Jahre glücklich zusammen.

Ich verstehe die bisherige Reaktion hier nicht…wo ist eigentlich das Problem?

  1. Lehrer und Eltern haben in der Regel keine Ahnung was für soziale Kompetenzen und Kommunikationsformen sich in einer Klassengemeinschaft abspielen. Mit Schulverweis und anderen Disziplinarmaßnahmen macht ihr aus einer Mücke einen Elefant, aus pubertärem Geschlechtergerangel eine verklemmte Scham- und Schuldgemeinschaft.

  2. Der Junge hat seine Lektion schon bekommen, er wird absolut nicht begeistert sein, dass seine Mutter von der Sache Wind bekommen hat.

  3. Wenn es darum geht junge Menschen weiter zu bringen, zu unterstützen in ihrer Persönlichkeitsbildung zieht sich Schule doch immer zurück mit dem Argument keinen Erziehungsauftrag zu haben. Aber wenn es darum geht junge Menschen zu behindern und ihnen jede Unbekümmertheit in Verklemmtheit umzuwandeln sieht Schaule auf einmal eine direkte Erziehungsaufgabe, selbst wenn der ganze Vorfall ausserhalb der Schule stattgefunden haben kann.

Gruss
D.K.

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Gibt es da etwas, was die Schulen einer Klassengemeinschaft
außer der Reihe beibringen sollten, oder sehe ich zu
einseitig, und das ist eine Sache der Eltern bzw. der Familie?

viele Grüße
claren

Ich muss mich doch sehr wundern…bist du selbst Elternteil? Wenn ja, wie hältst du es bei deinen Kindern?
Schule ist kein Erziehungsheim. In der Schule geht es hauptsächlich um die Vermittlung von Wissen. Wenn nebenbei Zeit und Möglichkeit bleibt, den Kindern auch ein bisschen Anstand und gesunden Menschenverstand mit auf den Weg zu geben und das immer wieder mit in den Unterricht einfließen zu lassen, dann ist das prima, aber nicht Hauptauftrag der Schulen. Ist evtl. auch fachabhängig, inwieweit ethische etc. Themen in der Unterrichtsstunde Platz finden. Aber irgendwie scheint es heute Realität zu sein, dass Lehrer zunehmend die Funktion eines Sozialpädagogen übernehmen, weil sie sonst nicht mehr mit den Klassen zurechtkämen. Da müssen teilweise Probleme aufgeabreitet werden, mit denen eine Institution wie Schule eigentich überfordert ist. Wenn man aber bedenkt, dass gerade die ersten 6 Lebensjahre bei einem Kind so wichtig sind, wenn es um die Anlage von emotionalen Bindungen und Sozialisation etc. geht, wie soll die weiterführende Schule das Jahre später noch aufarbeiten? Ich weiß nicht, wenn ich einen Sohn hätte, der Mädchen unter den Rock fotografieren würde, würd ich mir erstmal Gedanken über mich selbst, meine Erziehung und mich als Vorbild, als `role model´ für meinen Sohn machen. Aber ich würde nicht hingehen und zur Schule sagen: „Warum habt ihr mein Kind nicht besser erzogen?“. Das wäre doch eigentlich meine Sache gewesen…
Dennoch: obwohl Schule nicht primär die Funktion hat, schlecht geratene Kinder wieder auf den rechten Weg zu bringen, wird jeder Lehrer, der seinen Beruf mit Liebe ausführt und gut in ihm ist, versuchen, auch auf die Persönlichkeit der Schüler einzuwirken (obwohl es hier sicher auch Ausnahmen gibt). Aber ich finde, Eltern ziehen sich zu sehr aus der eigenen Verantwortung, wenn sie der Schule die -wie soll ich es nennen- charakterlich-moralische Erziehung ihrer Kinder aufbürden.

Ist jetzt doch was länger geworden, aber das ist ein Thema, was mich echt aufregt. Ich sehe in letzter Zeit irgendwie den Trend, dass Eltern (natürlich nicht alle, es gibt ganz entzückende Eltern, die es schaffen, ihre Kinder zu charakterstarken, anstandsvollen, lieben Wesen zu erziehen) sich ihrer Verantwortung entziehen. Wenn die Kinder schwierig sind (weil man eben in der Erziehung einige Fehler gemacht haben könnte), dann werden sie von Therapeut zu Therapeut geschleppt, muss ja irgendwas am Kind falsch sein, nicht an der Erziehung. Und wenn das nicht hilft, wird die Supernanny von RTL angerufen. So wälzen manche Eltern immer wieder ihre eigene Handlungsverantwortung auf andere ab. Ich finde diese Entwicklung wirklich traurig.

Gruß, Dine

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Hallo???

was soll daran schlimm sein? Habe noch nie gehört, dass man eine Person anhand seiner Unterwäsche (die hatte sie doch wohl an?) identifizieren kann. Übrigens gibt es Kinder in Unterbekleidung (und sonst nichts) in jedem Otto-Katalog en masse zu sehen. Was ist daran bitteschön anstößig?

Aber wenn es darum geht junge Menschen zu behindern und

ihnen jede Unbekümmertheit in Verklemmtheit umzuwandeln sieht
Schaule auf einmal eine direkte Erziehungsaufgabe, selbst wenn
der ganze Vorfall ausserhalb der Schule stattgefunden haben
kann.

so isses!

Gruß

jo perrey

Hallo,

ein Junge (13 Jahre alt) hat seine Klassenkameradin mit dem
Fotohandy unter ihrem Rock fotografiert und die Aufnahme mit
Namensnennung an Freunde weitergeleitet

also ich verstehe hier garnichts mehr. Der Knabe ist in der Pubertät und ,durch die heutigen technischen Möglichkeiten, auf diese Idee gekommen. Als ich 13 war mußten wir uns mit einem mini Taschenspiegel an der Bushaltestelle rumdrücken. Und dann kam die Ángeber Schiene´-
Und genauso ist es doch bei obigem Knaben. Er hat sich durch seine eigene Dummheit erwischen lassen und ist,-glaubt es mir - dadurch genug gestraft.
Das Vorgehen des Lehrers ist doch auch tadellos, Schadensbegrenzung und nicht öffentliches breittreten.Dann wäre es gut gewesen.,denn jedesmal wenn unser Deliquent sein Fotohandy zückt,kann er sicher dass das Gefeixe seiner Freunde nicht so schnell aufhört.
Und das tut mehr weh als irgentwelche Sanktionen !
Übrigens ,ich bin weder Spanner noch Voyeur,habe 2 große Kinder,(die auch solchen Blödsinn gemacht haben-(mit sicherheit)und seit 36 Jahren verheiratet.

Leute kühlt die Köpfe und genießt die Sonne Uwe H.

NS: gehört eher ins Plauderbrett.
Wir ,3 Freunde und ich waren ca 14 Jahre,und hatten nach dem Vormittagsunterricht 2 oder 3 Freistunden -vor Sport.
Was machten wir , eine 2ltr Flasche Rotwein gekauft DM 1.98, - wir sind ja schon so groß! Unse Sportlehrer hat das dann natürlich sofort gemerkt und wir 4 durften dann 1 1/2 Stunden Trampolinspringen.Normalerweise ein riesen Spass - aus heutiger Sicht auch! (liebe Grüße an Willy mit 2 ü , Bullu , tino )

Uwe H.

ein paar Antworten

was soll daran schlimm sein?

schlimm ist es, wenn die betroffene Person darunter leidet, sie es also nicht lustig findet, und vorallem dann, wenn sie spürbar mit Gesichtsverlust zu tun hat (hämische Bemerkungen von Außenstehenden)

Habe noch nie gehört, dass man eine Person anhand seiner Unterwäsche (die hatte sie doch wohl an?) identifizieren kann.

habe ich auch nicht im Posting behauptet. Die Gemeinheit daran ist das Weiterleiten des Fotos mit Namensnennung.

Übrigens gibt es Kinder in Unterbekleidung (und sonst nichts) in jedem Otto-Katalog en masse zu sehen. Was ist daran bitteschön anstößig?

Bitteschön: Aufnahmen von Kindern in Unterwäsche im Versandkatalog sind nicht anstößig, sie würden sonst nicht veröffentlicht werden. Irgendwie habe ich meine Zweifel, dass du deine Frage ernst meintest, weil der Unterschied zwischen heimlichen Unterrockaufnahmen und Kinderwäschefotos auf der Hand liegt: Beim Otto gibt es erlaubende Eltern, professionelle Fotografen mit einem Kinderschutzgesetz im Genick, eine Bezahlung, und die augenscheinliche Absicht Wäsche zu verkaufen und nicht halbnackte Kinder zu zeigen.

In dieser Hinterhältigkeit sehe ich außerdem die Absicht Macht auszuüben, und einen Klassenkameraden eine Stufe runter zu drücken. Ganz abgesehen davon, tut es Heranwachsenden nicht gut, wenn sie sich so ein Bild vom anderen Geschlecht verschaffen. Es ist schon klar, dass es mühsam ist als verunsicherter Pubertierender mit Erfolg beim anderen Geschlecht zu landen. Und wenn Mann nicht landen kann, dann würgt man der Hinterdame eine rein um bei den anderen Jungens, die sich bislang nicht die Bohne um einen kümmerten, gut dazustehen.
Wenn man als Elternteil oder gar als Klassenlehrer solch unüberlegten Ausrutscher zu sparsam zur Kenntnis nimmt, dann hat Einsicht gegen die Folgen von solchen Fotos keine Chance (es tut ja so gut seinen Kumpels etwas bieten zu können, was sowas von cool ist)
Noch etwas: Der Vater von dem Mädchen will den Jungen bzw. die Familie anzeigen.
Was auch immer er unternimmt (über die Maßnahmen kann man streiten), ist es wichtig die Gekränkheit der Tochter ernst zu nehmen. Wie schnell wird darüber hinweg gewischt, von wegen dass das nicht schlimm sei, und somit später der Diskriminierung bwz sich diskriminieren lassen am Arbeitsplatz Tür und Tore geöffnet. Ich kenne genügend Frauen, die darüber Leidvolles berichten können. Es höchste Zeit diesem primitiven Verlierer aber auch den anderen Jungen in der Klasse die Grenzen zu zeigen, und den Mädchen etwas mehr Rückgrad beizubringen.

gruß
claren

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Hallo Dine,

du schießt mit deinen Gedanken über das Ziel hinaus. Ich passe bestimmt nicht ins Klischee von jenen Eltern die Kinder in der Schule abzugeben, in der Hoffnung, dass sie ab jetzt die Erziehung übernimmt.
Aber auf der anderen Seite kann ich beobachten, wie sich zu wenige Lehrer um die Verbesserung des Klassenzusammenhalts bemühen (können). Gut, ich kennen den Lehrer in diesem konkreten Fall nicht, bin aber über seine sparsame Reaktion überrascht. In dem Alter erfahren Kinder über Prinzipie wie Rassendiskriminierung, demokratisches Miteinander, von Recht und Gesetz, und Einiges aus der Sexualkunde. Da würde es sich doch anbieten, die erworbenen Erkenntnisse in dem konkreten Fall durchzusprechen.
Übrigens, ich habe gelesen, dass orchidee vom Beruf her Lehrerin ist, und sie eigentlich recht konkret gefragt, weil ich auf der einen Seite eine Wunschvorstellung habe (dass sich die Schule damit beschäftigt) und ich auf der anderen Seite nicht weiß was umsetzbar ist. Wie gesagt, es war eine Frage, keine unterschwelliger Vorwurf als Elternteil an die Lehrer.

viele Grüße
claren

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auch ein * von mir o.t.:smile:)

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kommt drauf an
Hallo claren,

nachdem der Fall hier von so vielen verharmlost wurde, möchte ich auch mal aus dem Nähkästchen plaudern.

Bei uns in der Klasse gab es mal einen Fall, in dem auf einer von den Schülern privat eingerichteten Klassenhomepage in deren Forum gegen eine Mitschülerin wegen ihres Aussehens gehetzt wurde. Es waren wirklich dumpfe Beleidigungen dabei und manche einzelne haben sich besonders damit hervorgetan, sie zu verspotten.

Nun, das Mädchen hat das gelesen und ich weiß nicht mehr genau, ob sie oder ihre Eltern das der Klassenlehrerin gemeldet haben. Jedenfalls fand ich damals das Verhalten der Lehrerin super. Sie hat das Thema ganz offen in der Klasse angesprochen und diejenigen, die sich da im Forum so hervorgetan haben, dazu aufgefordert, sich zu melden. Na ja, hat natürlich keiner gemacht. Dann hat sie das betroffene Mädchen vor der Klasse sprechen lassen (natürlich freiwillig), die Mitschülerin hat dann auch ganz offen gesagt, wie sehr es sie verletzt hat, so etwas zu lesen. Das war sehr beeindruckend. Einer, der sich gut mit Computern auskennt, hat sich gemeldet und gesagt, er würde versuchen, die „Täter“ über deren IP-Adressen herauszubekommen. Das hat er im übrigen auch geschafft. Ich fand daran wirklich super, dass auch Schüler der Klasse also an der Aufklärung mitgearbeitet haben. Ja, dann waren also die Hauptautoren des Threads ausgemacht, ihre Eltern wurden informiert und sie mussten sich bei dem Mädchen entschuldigen. Bei den meisten von ihnen kam die Entschuldigung erzwungen rüber, man hat keine Spur von echtem Bereuen gesehen. Bis auf einen - man hat ihm deutlich angesehen, dass er sich im Nachhinein wirklich für seine Tat geschämt hat. Er hat dem Mädchen dann noch eine schriftliche Entschuldigung zukommen lassen.

Was ich damit sagen will - wenn es die betroffene Person verletzt und das Mädchen das nicht einfach nur als dummen Jungenstreich abtut, finde ich es wichtig, den Vorfall zu thematisieren. Natürlich sollte das Vorgehen mit dem Mädchen und ihren Eltern abgesprochen werden - findet sie es ok, wenn der Klassenlehrer das vor der ganzen Klasse anspricht? Würde sie evtl. sogar der Klasse mitteilen, wie sehr es sie bzw. ihr Schamgefühl verletzt hat? Auch eine Entschuldigung des Jungen in der Gegenwart der Klassengemeinschaft fände ich angebracht. Sicher, wenn die Eltern des Jungen an seinem Verhalten nichts Schlimmes ausmachen können, wird diese Maßnahme für ihn nicht viel bringen. ABER: Sie wird dem Mädchen etwas nützen - die junge Dame wird merken, dass sie und ihre Gefühle ernstgenommen werden. Sie wird merken, dass es nicht ihre Schuld („mann, du bist aber überempfindlich“) ist, sondern dass es von dem Jungen tatsächlich nicht ok war, sich so zu benehmen. Und die Klasse wird sehen, was man mit nicht durchdachtem Verhalten anrichten kann.

Damals war es auch bei uns so, dass die „Täter“ alles andere als gefeierte Helden waren. Und es hat mir und anderen gezeigt, dass Lästern schnell ins Mobben übergeht, welches enormen psychischen Schaden bei dem Gemobbten anrichten kann, auch wenn man das nicht bewusst anstrebt.

Wie gesagt, das hängt alles in erster Linie davon ab, ob das Mädchen selbst das als einfachen Streich empfindet oder nicht und womit sie einverstanden wäre (vielleicht hat sie auch Angst davor, dass das vor der Klasse erwähnt wird). Und der Klassenlehrer muss über das entsprechende pädagogische Geschick und Einfühlsamkeit verfügen, weil die Aktion sonst leicht nach hinten losgehen kann.

Grüße,
Anja

Mein Gott…
muss ja ein tolles Gefühl für dich und besagte Eltern sein, sich mal wieder richtig schön aufregen zu dürfen und aus Mücken Elefanten zu machen. Ihr zeigt wahrscheinlich auch eure Nachbarn an, wenn deren Bäume Blätter verlieren und einige davon in euren Gärten landen. Leute wie ihr machen mir Angst…

Hallo Dine,

du schießt mit deinen Gedanken über das Ziel hinaus. Ich passe
bestimmt nicht ins Klischee von jenen Eltern die Kinder in der
Schule abzugeben, in der Hoffnung, dass sie ab jetzt die
Erziehung übernimmt.

Das freut mich sehr :wink:

Allerdings hatte ich deinen Beitrag da auch anders verstanden. Kann jetzt an mir gelegen haben, wie gesagt, mich regt dieses Thema ein wenig auf.
Ich hätte an Stelle des Lehrers gewiß mit beiden Parteien (also den Eltern UND den Kindern beider Seiten) gesprochen. Vielleicht gehört er zu dem Teil Lehrer, die pünktlicher als ihre Schüler am Ende des Schultages aus der Schule rennen. Vielleicht hat er aber auch als selbst Involvierter die Situation anders bewertet als Außenstehende. Wollte es nicht an die große Glocke hängen, weil er es vielleicht als zu peinliches Thema (speziell für das betroffene Mädel) angesehen. Ich glaube, ohne seine Meinung kommen wir in diesem Fall auch nicht unbedingt weiter…

Allerdings sorry nochmal, wollte dich nicht irgendwie dumm anmachen…

Gruß, Dine

muss ja ein tolles Gefühl für dich und besagte Eltern sein,
sich mal wieder richtig schön aufregen zu dürfen und aus
Mücken Elefanten zu machen.

achwas-kein tolles Gefühl, zum Aufregen bin ich eigentlich viel zu bequem. Das ist ein klassisches Thema, bei dem es gegensätzliche Positionen gibt: du findest es nicht schlimm und ich schon. Was regst du dich auf, wenn ich mich aufrege :wink:

Ihr zeigt wahrscheinlich auch eure Nachbarn an, wenn deren Bäume Blätter verlieren und einige davon in euren Gärten landen. Leute wie ihr machen mir
Angst…

klar, und Leute wie wir sorgen dafür, dass die BILD-Zeitung nicht pleite geht :wink:)))

Hallo Claren,

Gibt es da etwas, was die Schulen einer Klassengemeinschaft
außer der Reihe beibringen sollten, oder sehe ich zu
einseitig, und das ist eine Sache der Eltern bzw. der Familie?

Natürlich sollten Schulen das tun. Ich bin durchaus auch der Meinung, dass die Schule nicht die erste Erziehungsinstanz ist, das sollten schon die Eltern sein. Aber nachdem wir in der Schule ja relativ viel Zeit mit den Kindern - oder Jugendlichen - verbringen, haben wir notgedrungen auch einen Erziehungseinfluss und den müssen wir auch wahrnehmen. Verhalten in der Gruppe lernt man am besten in der Gruppe, und dass da mal was schief gehen kann ist keine Frage. Aber es ist wichtig, dass die Kinder lernen, wo die Grenze ist, hinter der man andere verletzt (auch wenn man vielleicht selbst durch ein ähnliches Verhalten nicht verletzt wäre weil man halt hartleibiger ist). Ich finde es bedenklich, wenn solche Dinge, die die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen angehen (und dazu gehört nun mal der Bereich unter dem Rock bei einem 13jährigen Mädchen, denn sie ist halt auch kein Kleinkind mehr)so verharmlost werden, dass man das Ganze als Überempfindlichkeit hinstellt. Das Schlimme an dem Vorfall ist ja auch weniger das Foto selbst, da hätte ich vielleicht ein persönliches Gespräch mit dem Jungen mit (ernst gemeinter) Entschuldigung als ausreichend empfunden. Aber wenn er das Foto mit Namensnennung herumschickt muss man ihm klar machen, dass hier die Grenze überschritten ist. Und dass das Mädel es als Herabwürdigung ihrer Person empfindet wenn sich die Jungen in ihrer Klasse über ihren Slip amüsieren kann ich verstehen.
Um noch mal sicherheitshalber klarzustellen: ein Verweis durch den Schulleiter ist kein Rausschmiss aus der Schule, sondern ein Brief an die Eltern, in dem geschildert wird was vorgefallen ist und ein Tadel ausgesprochen wird. Juristisch hat das keine weiteren Konsequenzen (außer dass die Verhaltensnote beeinträchtigt wird).
Gruß Orchidee

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Hallo, Claren,
ja, natürlich eine Grenzüberschreitung. Ja, natürlich schlechtes Benehmen.

Und ganz sicher ein guter Anlass das Thema „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ mit den 13jährigen mal eingehend zu besprechen.

Auch für die betreffenden Eltern ein Anlass zu überdenken, in wie weit sie ihrem Nachwuchs Respekt und Achtung vor andern vorgelebt haben.

Aber ganz sicher weder etwas Neues (bis auf die eingesetzten technischen Mittel) noch etwas auf das vorpubertäre Knaben nicht schon seit Vorzeiten gekommen wären.

Auch der Barde sang schon davon:

Spiel nicht mit den Schmuddelkindern,
sing nicht ihre Lieder.
Geh doch in die Oberstadt,
mach’s wie deine Brüder.

So sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor.
Er schlich aber immer wieder durch das Gartentor
und in die Kaninchenställe,
wo sie Sechsundsechzig spielten
um Tabak und Rattenfelle,
Mädchen unter Röcke schielten ,
wo auf alten Bretterkisten
Katzen in der Sonne dösten,
wo man, wenn der Regen rauschte,
Engelbert, dem Blöden, lauschte,
der auf einen Haarkamm biß,
Rattenfängerlieder blies.
Abends, am Familientisch, nach dem Gebet zum Mahl,
hieß es dann: Du riechst schon wieder nach Kaninchenstal
[Franz Josef Degenhardt]

Gruß
Eckard

Eindruck von Hilflosigkeit
… und was lernt der Schüler daraus?

Das allererste Grundgesetz der Schule lautet:
„Du darfst Dich nicht erwischen lassen.“

Was der Lehrer, der so reagiert nicht
gelernt hat ist: Du sollst niemals Regeln
aufstellen, die Du eh nicht kontrollieren/
durchsetzen kannst.

Klar, man muss reagieren, aber ein
Protestschreiben erzeugt in diesem Fall
eher den Eindruck von Hilflosigkeit als
von Autorität.

Gruss, Marco

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Hallo Claren,

ich habe eine Weile darüber nachgedacht.
Stellen wir uns mal vor, es wäre der 19jährige Bruder gewesen, der das Foto gemacht hätte. Dann wäre das Geschrei auf allen Seiten groß gewesen und es hätte kaum jemand gegeben, der von einem harmlosen Spass spricht.
Für das Mädchen macht es keinen Unterschied, ob der Junge 13 oder 19 ist. Die Demütigung und der Schmerz ist die Gleiche.
Das Vergehen und seine Folgen sind die Gleichen.

Der Unterschied macht der Umgang mit dem „Täter“. Der Lehrer ist erstmal pädagogisch klug vorgegangen. Der Junge hat den Lehrer getäuscht und das Foto in Umlauf gebracht, ob vorher oder Nachher lässt sich wohl nicht beurteilen. Weiterhin leugnet er sein Verhalten.
Eine Eskalation der Maßnahmen ist aus pädagogischen Gründen schon notwendig. Die Frage ist nun, in welcher Form.

Ein ernstes Gespräch mit dem Schuldirektor wäre eine solche Maßnahme. Ein Handyverbot durch die Eltern eine Andere.

Gruß
Carlos