Hallo,
Welche Massnahmen könnte eine Regierung beschliessen, um (in
absoluten Zahlen) mehr Jungen zu Schulabschlüssen zu führen,
als es momentan der Fall ist?
Ist vor dem Hintergrund dieser ganzen Frauen-in-Naturwissenschaften-Förderprogrammen sicher eine wichtige (und auch interessante) Frage und mich wundert, dass hier nicht mehr darüber diskutiert wird.
Ich bin in folgender Frage ein bisschen gespalten und auch für mich zu keiner guten Antwort gekommen: Soll das Geschlecht in der Schule überhaupt eine Rolle spielen? Vorab: Eine Lösung habe ich sicher nicht, aber ich versuche mal, im Folgenden laut zu denken, vielleicht gibt es ja Feedback
Dass sich Männer und Frauen (bzw. Mädchen und Jungs) unterschiedlich verhalten und geben, braucht man wahrscheinlich nicht zu diskutieren.
In einer perfekten Welt würde ich sagen: Das Geschlecht soll keine Rolle spielen, jeder soll nach seinen individuellen Stärken und Schwächen gefördert werden, die reine Leistung wird bewertet. Dann spart man sich sämtliche Girls’ und Boys’ Days und jeder kann das machen, was ihn wirklich interessiert.
Das erste Problem dabei ist: Was ist denn „reine Leistung“? Beherrschen des Schulstoffs wird jetzt auch schon abgefragt, aber das Problem sind ja weniger die schriftlichen denn die mündlichen Noten. Gehört möglichst brav sein und eine Schönschrift auch dazu? Im Moment anscheinend ja (was die Jungs laut diverser Studien* benachteiligt), aber wie will man das ändern? Und sollte man es überhaupt ändern?
Das nächste Problem: Wieweit spielen Klischees eine Rolle? Dass es als uncool gilt wenn Mädels sich für Technik interessieren und Jungs sich für Kunst? Ich gebe zu, dass ich durch meine Berufswahl vielleicht etwas voreingenommen bin, aber ich denke nicht, dass Frauen prinzipiell schlechter in Naturwissenschaften und Männer in Sprachen sein müssen. Vielleicht ist es so, dass Männer grundsätzlich ein besseres räumliches Vorstellungsvermögen und Frauen ein besseres Sprachgefühl mitbringen, aber welche Konsequenzen sollte das für den Unterricht nach sich ziehen? Grundsätzlich ein Geschlecht in einem Fach mehr oder weniger zu fördern, kann ja auch nicht die Lösung sein. Sollte nicht von jedem in jedem Fach die beste Leistung erwartet werden?
Wo wir wieder bei der individuellen Förderung wären…
Vielleicht würde ein nach Geschlechtern getrennter Unterricht die beiden oben genannten Probleme vermindern**: Die Jungs müssten sich nicht vorhalten lassen, wie „brav“ doch die Mädchen sind. Und innerhalb der Gruppe ist es vielleicht einfach, auch die eigenen Interessen zu vertreten. Selbst wenn man annimmt, dass die meisten Jungs von Haus aus vielleicht lieber Mathe machen, ist dann der eine, der ein Sprachengenie und der andere, der gerne malt, dann eben in seiner Sparte gut und wird dann nicht „zu den Mädchen“ gezählt (was ja durchaus als eine Art Schimpfwort gebraucht werden kann).
Oder um meinen Text kurz zusammenzufassen: Schwieriges Thema
Viele Grüße
Kati
*Von denen ich allerdings nicht das Original gelesen habe.
** Mir ist klar, dass ich in gewisser Weise auch mit Klischees hantiere, bei Aussagen wie „Mädchen sind bräver als Jungs“, aber anders wäre die Diskussion noch schwieriger.