Kanns Sexismus auch unter Männern geben?

Hallo Leute,
ich hab hier ein etwas paradoxes Problem: Ich bin Mitglieds einer Hochschulgruppe für schwule und lesbische StudentInnen an einer bayrischen Hochschule. Neulich krieg ich ne Mail vom AStA, dass die es nicht so gut fänden dass wir (schwule) Männerzeitschriften am Schriftenstand auslegen. Begründung: Nackte Männer- Oberkörper auf den Covers würden den Grundsätzen des AStA widersprechen, da der AStA sich gegen jede Art von Sexismus ausspricht.
Mir erscheint das etwas paradox. Gut, dass Gaymagazine in der Regel recht lasziv daherkommen ist mir klar (wohlgemerkt aber keine pronografischen Darstellungen, halt meistens oben ohne…). Das ist halt generell so der übliche Stil in der Gayszene und eigentlich bei allen gängigen Fachzeitschriften so. Da kann man natürlich geteilter Auffassung sein, ob das dem eigenen Geschmack entspricht und über Geschmack lässt sich nicht streiten, will ich auch gar nicht.

Meine Frage: Ich kannte Sexismus eher in der Gestalt, dass man halt halbnackte Körper des anderen Geschlechts als sexistisch empfindet, weil dadurch das andere Geschlecht (in der Regel die Frau) als bloßes Sexualobjekt dargestellt wird (vereinfacht ausgedrückt). Der Knackpunkt: Wie is das im Verhältnis Mann- Mann? Kann man ernsthaft von Sexismus sprechen, wenn ein Mann sich in einer halbwegs eindeutigen Pose ablichten lässt und dabei in Kauf nimmt, von den Lesern halt begafft zu werden? Ich mein, für mich baut Sexismus begriffsnotwendig auf nem Geschlechtsunterschied auf, der von dem einen Geschlecht genutzt wird, um über das jeweils andere Geschlecht Macht auszuüben!?
Ich weiß, dass klingt recht abgehoben, ich find das Argument Sexismus in diesem Zusammenhang ehrlichgesagt etwas fragwürdig… Wer kennt sich da vertieft aus?

Lg und danke für eure Mithilfe
Euer Sir- Toby

Vorauseilender Gehorsam

… gegen jede Art von Sexismus ausspricht.

http://de.wikipedia.org/wiki/Vorauseilender_Gehorsam

halt begafft zu werden? Ich mein, für mich baut Sexismus
begriffsnotwendig auf nem Geschlechtsunterschied auf, der von
dem einen Geschlecht genutzt wird, um über das jeweils andere
Geschlecht Macht auszuüben!?

Ja, eben in dem Falle das wenig bekleidete Mann-Mensch als Objekt der Begierde von Frau-Mensch.

Dennoch ist das eher präventive Konfliktvermeidung (Euphemismus-Tretmühle 1.0) oder vorbeugendes Schwanz-Einziehen. Je nachdem wie die eigene Meinung da aussieht.

„Es gibt Schlimmeres“

Gruß

Stefan

http://de.wikipedia.org/wiki/Euphemismus-Tretmühle

Hallo Leute,
ich hab hier ein etwas paradoxes Problem: Ich bin Mitglieds
einer Hochschulgruppe für schwule und lesbische StudentInnen
an einer bayrischen Hochschule. Neulich krieg ich ne Mail vom
AStA, dass die es nicht so gut fänden dass wir (schwule)
Männerzeitschriften am Schriftenstand auslegen. Begründung:
Nackte Männer- Oberkörper auf den Covers würden den
Grundsätzen des AStA widersprechen, da der AStA sich gegen
jede Art von Sexismus ausspricht.

haben die was gegen schwule oder gegen nackte?..weil das schon ein gewisser unterschied ist.
eine reine schwulenzeitschrift darf nicht verboten werden. eine zeitschrift mit nackten faend ich an einer hochschule auch etwas merkwuerdig…:smile:

Hallo sir-toby!
Also, Duden sagt zu Sexismus folgendes: Haltung, Grundeinstellung, die darin besteht, einen Menschen allein aufgrund seines Geschlechts zu benachteiligen; insbesondere diskriminierendes Verhalten gegenüber Frauen. (Band 5, Fremdwörterbuch, 1997) Da erscheint es mir doch eher weniger wahrscheinlich, dass Männer sich gegenseitig wegen ihres Geschlechts diskriminieren. Höchstens, wenn ein heterosexueller grundsätzlich nur hübsche Frauen anstellt, um sich an deren Anblick zu erfreuen, und es ihm egal ist, ob der männliche Mitbewerber höher qualifiziert ist - falsches Geschlecht eben…
ich denke mal, dass es sich hier um ein Definitionsmissverständnis handelt. Gemeint ist wohl eher, dass AStA keine sexualisierten Darstellungen möchte.
Vielleicht sollte der AStA noch mal seine Formulierung überdenken. Ich kann aber gut verstehen, dass sie „oben ohne“ nicht wollen, auch wenn es nicht wirklich pornographisch ist, können manche es als anstößig empfinden- allerdings darf man dann auch nicht schwimmen gehen, da sieht man nämlich laufend Männer „oben ohne“.
Vielleicht gelingt es ja, AStA durch qualitativ - inhaltliche Argumente zu überzeugen, die Zeitschriften da zu lassen, wenn es wirklich Zeitschriften sind, die in ihren Inhalten die Menschenwürde wahren, anders als bei den „Oben-Ohne-Heftchen“ der Heteros. :smile:

Liebe Grüße!

Hi Toby,

ich sehe da was ganz anderes: nämlich unter dem Deckmäntelchen der „sexual correctness“ versteckte Homophobie.

Gruß,

Anja

Vielleicht gelingt es ja, AStA durch qualitativ - inhaltliche
Argumente zu überzeugen, die Zeitschriften da zu lassen, wenn
es wirklich Zeitschriften sind, die in ihren Inhalten die
Menschenwürde wahren, anders als bei den „Oben-Ohne-Heftchen“
der Heteros. :smile:

man könnte dem asta ja vorschlagen, eine(n) heterosexuelle(n) frau/ mann nackt auf der titelseite der astazeitung abzubilden.

überschrift: gleichberechtigung für alle!

…und dann könnte man im namen der gleichberechtigung einen „tag der offnen bluse einführen“

oh…ich glaub, ich mach noch meinen master…

…ich muss weg…

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Hi

Natürlich kann es Sexismus auch unter Männern geben, aber der hat nichts mit dem geschilderten Fall zu tun.
Darunter fallen z.B. Auswirkungen der Väterherrschaft, wie z.B. dass Männer nicht weinen dürfen, Jungen nicht tanzen oder mit rosa malen (obwohl Rosa früher mal eine Bubenfarbe war, da von Rot und „hitzig“ abgeleitet). Dass Männer nicht kreativ sein dürfen und nie Schwäche zeigen etc. pp. das ist alles Sexismus von Männern gegen den Mann.
Und natürlich fällt da auch die Homophobie drunter - nämlich gegen den stereotypen „femininen“ männlichen Homosexuellen und gegen die „männische“ weibliche Homosexuelle, die beide die zugewiesenen optischen und verhaltenstechnischen Rollen der väterlichen Gesellchaft brechen.

Es gibt aber auch eine akademische Definitionsannäherung für den Sexismus, in Abgrenzung zu sexistisch, und die setzt halt voraus, dass eine „Herrschaft mit Privilegien“ von einem bestimmten Geschlecht vorhanden sein muss, die den Sexismus gegen die Minderheiten ausübt. In den meisten westlichen Ländern wird diese Herrschaft durch weiße, heterosexuelle Männer ausgeübt.

Um die Aussage des Asta zu stützen müsste eure Uni also von Frauen beherrscht werden um die Männer genug zu objektifizieren als dass es als Sexismus gelten könnte. Schwule können sich nicht selbst dem Sexismus unterwerfen und heterosexuelle Männer wären wohl nicht an objektifiziertn Männern für ein männliches Publikum interessiert.

Sprich: Ja, nackige Männer in Magazinen für Männer die an diesen Körpern interessiert sind SIND objektifiziert. Aber es handelt sich nicht um Sexismus.

Daher wittere ich hier auch eher Homophobie oder das Geblubber von jemanden, der mal von Sexismus gehört hat und meinte etwas „Kluges“ absondern zu müssen. Alternativ ist euer ASTA von der RCDS o.ä. sehr christlich-konservativen Parteien gestellt, die was gegen Nacktheit generell haben.

lg
Kate

Hallo Anja,

eine homphobe Organisation AStA? Seufz, wieder mal das Schlagwort fälschlicherweise missbraucht gegen andere.

Wäre erst einmal zu klären, um welche Art von „Hochschulgruppe für schwule und lesbische StudentInnen“ es sich handelt, ihre Funktion im Rahmen der Hochschule, inwieweit von der Hochschulleitung überhaupt genehmigt, auch hinsichtlich Tätigkeiten im Bereich der Hochschule, etc. Könnte sich schließlich auch um einen studentischen „Privatclub“ handeln, der sich nur Hochschulgruppe nennt.

Im übrigen würde ASta die gleichen Regelungen auch gegen Darstellungen „halbnackter Körper in einer halbwegs eindeutigen Pose“ beim Auslegen von Lesben- oder Heterozeitschriften anwenden.

Grüße
Tommy

Und was willst du mir eigentlich sagen?

ratlos:
Anja

Und was willst du mir eigentlich sagen?

Dass es mit Homophobie absolut nichts zu tun hat. Es stecken rein (hochschul-)politische Gründe dahinter.

Grüße
Tommy

Und was willst du mir eigentlich sagen?

Dass es mit Homophobie absolut nichts zu tun hat. Es stecken
rein (hochschul-)politische Gründe dahinter.

*lach* - und worauf fußen die?

Anja

Hi,

ich kenne mich im Studentenmillieu nicht so aus, aber ich denke, nackte Leute, egal ob Männer oder Frauen, haben auf einer Titelseite nichts verloren und die sexuelle Orientierung eins Menschen ist eine intime Angelegenheit der einzelnen Person, die niemanden etwas angeht.

viele Grüsse und gute Nacht
(nach einer langen Partynacht)

chatboy

Hi!

Ich verstehe dein Problem nicht ganz, weil du es ja schon selbst beantwortet hast:

Meine Frage: Ich kannte Sexismus eher in der Gestalt, dass man
halt halbnackte Körper des anderen Geschlechts als sexistisch
empfindet, weil dadurch das andere Geschlecht (in der Regel
die Frau) als bloßes Sexualobjekt dargestellt wird
(vereinfacht ausgedrückt).

Das jetzt verwundert mich:

Der Knackpunkt: Wie is das im
Verhältnis Mann- Mann?

Der Knackpunkt: Eure Zeitschrift liegt am Zeitschriftenstand aus. Gibt es in Bayern noch Hochschulen, die nur männliche Kommilitonen zulassen?

fg
MT

also Privatclub sind wir keiner, wir sin ein nicht eingetragener Verein, hervorgegangen aus dem Schwulen- und Lesbenreferat des AStA. Wir nutzen auch die Räumlichkeiten des AStA und verstehen uns auch sonst ganz gut.
Hochschulpolitische Gründe hin oder her: Ich hab mir einfach folgendes überlegt: Wenn die Schwulenzeitschriften verschwinden sollen wegen etwas nackter Haut: Was ist dann mit den ganzen Blättchen ausm linksaußen- Spektrum, die da daneben rumliegen am Schriftenstand? (Teilweise auch von Organisationen, die nach meinem Kenntnisstand vom Verfassungsschutz beobachtet werden). Wer erhebt da seine Stimme für den Schutz der Studierenden vor DIESEM Material? Geb ich nur mal zu bedenken…

1 Like

Hallo Sir.

Wo bitte ist der Unterschied bei der sexistischen Darstellung mehr oder weniger nackter Körper, zwischen Mann und Frau?

Gruß, Nemo.

auch mal ein Hallo von mir…

ist ein wirkliches Thema, dass so nicht alltäglich ist.

Rein theoretisch kann Sexismus auch gegen Männer gerichtet sein - allerdings wird das - sagen wir mal - beschmunzelt und nicht wirklich ernst genommen…
(Beispiele fallen mir da aber nur als Karrikaturen ein: wixxender alter Mann, selbstüberschätzer Phallus…)

Wie auch immer… Frauen haben ja das Problem, dass Sie (fast alle) eben optisch auf Männer wirken, währen eben nur wenige männl. Geschlechts als Frauenschwarm per se gelten. Das widerum impliziert, dass „nackte Männer“ eben nicht für die Allgemeinheit als verkaufsfördernd eingestuft sind. Die Diskussion könnte hier noch weiter gehen, als dass Kaffee-Patronen Werbung eben genauso sexistisch sein kann wie spärlich bekleidete Durchschnittsfrauen für Duschgel…

Aber es ergibt sich hier doch noch ein Problem: bei einer Lesbenzeitschrift würden denn ja wieder Frauen abgebildet sein. Da könnte - wie auch immer - eine Frau sich angegriffen fühlen (warum eigentlich? Neid?..), während bei einem Gay-Magazin sich ja nur die Männer es als anzüglich empfinden könnten. Rein theoretisch. Aber dann müsste man ja auch gegen sämtliche Hollywood-Schmachtfetzen anstinken und und und…

Jedenfalls meine Lösung zu dem ganzen ist mal wieder furchtbar simple:

Stellt die Zeitschriften eben nicht im Regal aus oder dreht die Cover zur Wand.

LG

CEM

hi toby,

nein, denke ich nicht. allein die reduzierung der abbildung eines männlichen oberkörpers auf ein sexsymbol, beweist geradezu den sexismus des beschwerdeführenden.
versteckte homophobie sollte man dem absender vorwerfen, ihn in aller öffentlichkeit anprangern und ihn zur selbstkritik und buße vor allen anderen studenten zwingen. das ist das mindeste.
das, was der absender der mail anderen vorwirft, scheint doch genau die motivation des beschwerdeführenden zu sein.
davon abgesehen ist sexismus in sachen männerkörpern in der werbung und in äußerungen von frauen über männern in massenmedien üblich und gehört zum guten ton. interessiert aber keinen.

strubbel
&:open_mouth:)

Hallo auch,

ich denke, dahinter steckt einfach Unwissen darüber, was Sexismus überhaupt bedeutet. Sexismus hat nichts mit Geschlechtsverkehr zu tun sondern mit dem Geschlecht. Sexismus bedeutet nicht, daß Menschen in sexuellen Posen dargestellt werden und dieses böse wäre, sondern ein Mensch aufgrund seines Geschlecht unfair behandelt wird. Wer sich über Nackte auf Magazincovers aufregt, tut das meistens nicht aus frauenrechtlichen (oder männerrechtlichen) Gründen, sondern weil er Sex und Erotik nicht mag. In dem Fall noch dazu schwule Erotik, was gleich doppelt pöse ist.

Grüße Bellawa.

Hallo auch,

Wie auch immer… Frauen haben ja das Problem, dass Sie (fast
alle) eben optisch auf Männer wirken, währen eben nur wenige
männl. Geschlechts als Frauenschwarm per se gelten. Das
widerum impliziert, dass „nackte Männer“ eben nicht für die
Allgemeinheit als verkaufsfördernd eingestuft sind.

Daß Frauen in der Werbung besser wirken als Männer (ob nackt oder nicht ist völlig egal) ist zwar richtig, aber deine Begründung stimmt nicht.

Der Hintergrund ist nicht wie wer aussieht, sondern daß Frauen (auch nackte) sowohl auf Frauen als auch Männer wirken, während Männer nur auf Frauen wirken. Frauen identifizieren sich mit weiblichen Werbesujets, Männer aber nicht mit männlichen. Deswegen werden Frauen in der Werbung bevorzugt. Einen sexistischen Hintergrund gibt es nicht. Es zählt nur, was sich besser verkauft.

Grüße Bellawa.

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Sexismus hat nichts mit
Geschlechtsverkehr zu tun sondern mit dem Geschlecht. Sexismus
bedeutet nicht, daß Menschen in sexuellen Posen dargestellt
werden und dieses böse wäre, sondern ein Mensch aufgrund
seines Geschlecht unfair behandelt wird.

Hallo Bellawa.

Dann wäre also die Darstellung nackter Frauen zu Werbezwecken Sexismus gegen den Mann?

Er ist es ja, dessen Sexualeigenschaften hier ausgenutzt werden?

Interessant.

Gruß, Nemo.