Da möchte ich doch leicht korrigierend eingreifen: Ursache für den Bruch der Koalition war das sogenannte Lambsdorff-Papier mit dem Langnamen „Konzept für eine Politik zur Überwindung der Wachstumsschwäche und zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit“ in dem ein gewisser Bundeswirtschaftsministers Otto Graf Lambsdorff eine deutlich marktliberalere Wirtschaftspolitik forderte und gleichzeitig mit der bisherigen Wirtschaftspolitik der Regierung Schmidt, die mit den Energiepreisen nach dem Ölpreisschock zu kämpfen hatte, hart ins Gericht ging.
Unter anderem wurden in dem Papier Abstriche beim Arbeitslosen- und Wohngeld sowie bei der Sozialhilfe gefordert. Dass Schmidt darauf nicht eingehen würde, war damals genauso klar wie der Umstand, dass mit der Union ein williger Koalitionspartner bereitstand und die FDP in der Regierung bleiben würde. Das Papier wurde aufgrund der offensichtlichen Konsequenzen damals auch als Scheidungspapier bezeichnet.
Die Parallelen zum Lindner-Papier sind insofern inhaltlich eindeutig vorhanden, nur ist die Ausgangslage eine andere und da kommt dann wieder die völlig absurde und kaum nachvollziehbare Realitäts- und Selbstwahrnehmung des Herrn Lindner ins Spiel, der sieht zwar als eine Art politischer Nachfahre von Herrn Lambsdorff versteht, aber nicht einmal ansatzweise über dessen rhetorisches, fachliches und taktisch-politisches Geschick verfügt.
Das hat Konsequenzen. Erstens hat Lindner anscheinend das politisch-moralische Rückgrat von Herrn Scholz unterschätzt und gedacht, dass Scholz auf Biegen und Brechen an der Koalition festhalten will. Zweitens hat er wohl die letzten 5000 Umfragen verschlafen bzw. ignoriert und geht davon aus, dass die FDP zwingend an der nächsten Regierung unter Führung der Union beteiligt sein wird. Vielleicht hat er auch nicht damit gerechnet, dass es Neuwahlen geben wird, sondern Scholz oder Merz sich eine neue Mehrheit im aktuellen Bundestag suchen werden/können.
In jedem Fall ist das wieder ein typischer Lindner-Move: Scheiße bauen, Scheiße labern und dann glauben, dass die Welt ihn dafür feiert.