Das ist einfach absolut unfassbar!
Ginge es mit rechten Dingen zu, die FDP wäre pulverisiert. Bestätigt alles, was ich seit 4 Jahren über Lindner und Kollegen- mit wenigen Ausnahmen- denke.
Ich habe Dir einen Abo-verschenklink geschickt, sehe gerade, der klappt.
Wer auch immer auch einen will, gerne- das muss man gelesen haben!
Für mich passt das alles gut zusammen und erklärt eben auch, warum Scholz so kurz nach dem Showdown eine passende Rede zur Hand hatte (was ja bei einigen die Vermutung auslöste, dass in Wirklichkeit Scholz intrigiert habe). Und es gibt noch einen weiteren Grund, warum mir das alles plausibel erscheint: es passt zu Lindners völlig verzerrter Wahrnehmung von sich, seiner Bedeutung und seinen Aktivitäten. Wir befinden uns eben nicht im Jahre 1982 und er ist eben nicht Otto Graf Lambsdorff und die FDP von heute ist eben nicht die FDP von 1982 - weder inhaltlich noch von der politischen Bedeutung her.
Dass Linder glaubt, dass es Millionen von Menschen gibt, die nach einem aufgrund des von ihm verfassten Papiers und einem dadurch verursachten Koalitionsbruch und angesichts seines Verhaltens der letzten Jahre sagen „Ja, cool, jetzt wähle ich wieder volle Elle FDP“, ist absurd und bestätigt meine neulich geäußerte Vermutung, dass er völlig der Realität entrückt ist. Und dazu passt eben auch der Umstand, dass er ernsthaft geglaubt zu haben schien, dass er in der FDP eine Rolle spielt wie Trump bei den Republikanern, d.h. ihm alle huldigen, schweigen wie die sprichwörtlichen Gräber und ihm gegenüber ewige Treue an den Tag legen, nur um an der Macht zu bleiben.
Das ist schon ein sehr spezieller Ablauf und nachdem das nun alles ans Licht gekommen ist, ist auch klar, dass nur sehr dumme und/oder skrupellos-machtgeile Menschen zukünftig versuchen werden, mit einer Lindner-FDP eine Koalition aufzubauen. Was dann leider eine Koalition mit der Union nicht ausschlösse; aber zum Glück ist die ja angesichts der Umfrageergebnisse ausgesprochen unwahrscheinlich.
Ich bin ja, wie bekannt sein dürfte, politisch eher links und deutlich pazifistisch eingestellt. Darum nimmt der Teil mich ganz besonders mit:
Insgesamt verschärft sich in diesen Wochen die Rhetorik innerhalb der FDP. Der „D-Day“ wird nun in den Spitzenzirkeln der Partei zum internen Wording für den Ausstieg. Das Wirtschaftswende-Papier nennt man „Torpedo“, von einer „Feldschlacht“ ist die Rede, in der man sich bald befinde.
Quelle: Zeit
Als wäre die Koalition Nazideutschland, was halb Europa erobert hat, Scholz Hitler und die FDP die Kriegskoalition aus Großbritannien, USA und anderen - als gelte es, Deutschland davon zu befreien. Der pöbelnden blauen Partei hätte ich solch eine martialische, geschichtsvergessene Wortwahl zugetraut, aber nicht den anscheinend guterzogenen und gebildeten Demokraten der FDP…
Das könnte man meinen, aber die Wortwahl passt - finde ich - zu dem, was Lindner in den letzten Jahren hier abgeliefert hat und das auch noch in vermeintlicher Tradition zum jungen Guido Westerwelle, der anfänglich auch meinte, das politische Geschäft sei ein riesiger Spaß und er der Heilsbringer der damals ebenfalls gebeutelten FDP.
Von daher kann ich mir gut vorstellen, wie das bei den Verschwörern in ihrer angenommenen Unfehlbarkeit ihres brillanten Planes abgelaufen ist:
„Wir brauchen noch einen Namen wird den Plan.“
„Gargamel? Ihr wisst schon: wegen Scholz dem Schlumpf.“
Allgemeines Gelächter.
„Nein, wir brauchen etwas cooleres. Judgement day vielleicht.“
„Zu lang und irgendwie auch zu negativ. Wir brauchen etwas, das Zuversicht ausstrahlt, einen Sieg oder so.“
„Wie wäre es mit D-Day?“
„Ist das nicht ein bisschen geschmacklos? Da sind doch zigtausend Menschen gestorben.“
„Ja, aber heute kräht da kein Hahn mehr nach. Das waren damals Bauernopfer und…“
„Wie heute der Oberschlumpf!“
Allgemeines Gelächter.
„Wie gesagt: daran erinnert sich heute niemand mehr. Es war die Operation, die Deutschland und Europa gerettet und befreit hat und genau das machen wir ja auch.“
Bewunderndes Nicken, allgemeine Demut, Applaus. Der Vorhang senkt sich über die Verschwörer.
Eine für den Fall, dass man sich doch noch einigt. Eine für den Fall, dass die FDP hinschmeißt. Und eine für den Fall, dass er die FDP hinauswirft.
Quelle: Zeit
Es hat also den Anschein, als wollte Scholz die Zügel in die Hand nehmen und die Deutungshoheit haben. Vielleicht wirkt er auch deshalb jetzt (auf mich) deutlich gelöster, energiegeladener und weniger verkniffen und stumm.