Hallo,
Ich (mein persönlicher Glaube, nochmal zur Verdeutlichung.
Kein Wahrheitsanspruch) glaube an ein Schicksal, dass Dinge
einen bestimmten Weg haben. Ich denke aber auch, dass dies
veränderlich ist.
Und Du siehst nicht die Unlogik in Deiner Aussage?
Und warum sollte Kartenlegen keinen Sinn haben? Es hat doch
NUR dann einen Sinn, wenn es soetwas gibt, wie sonst sollte
man die Zukunft auch nur ansatzweise vorhersagen wollen?
Ganz einfach: gar nicht. Man kann aufgrund von Erfahrung in gewissem Maße vermuten, was auf einen zukommt. Ein großer Teil unseres Gehirns ist sogar permanent damit beschäftigt. Dank mal an sowas einfaches wie Ballspielen. Man kann den Ball nur fangen, wenn man in die Zukunft blickt. Und dabei nutzt das Gehirn nicht irgendwelche Integralgleichungen etc., sondern Erfahrung. Weshalb ein kleines Kind schlechter fangen kann als ein erfahreneres, großes Kind. Und natürlich passiert das gleiche im Straßenverkehr oder beliebigen anderen Gelegenheiten.
Wie sollte es denn Deiner Meinung nach möglich sein, mittels industriell hergestellter Bilder auf Papier, die man in zufälliger Mischung auf einem Tisch ausbreitet, in irgendeiner Weise auf eine wahrscheinliche Zukunft zu schließen, wenn nicht durch eigene Erfahrung - und zwar ausschließlich durch eigene Erfahrung? Glaubst Du an irgendeine Macht, die die Karten verzaubert? Oder ist es nicht doch eher so, dass der Interpret der Karten wahrscheinliches und unwahrscheinliches trennt?
(wenn
man nicht grade Karten für seinen eigenen Gefühlsstand legt).
Was wohl erst recht nur aufgrund der eigenen Erfahrung funktioniert, nur ein Mittel zur Selbstbeobachtung und Konzentration darstellt. Das ist doch offensichtlich!
Ich sags mal so: Vielleicht ist es mein Schicksal, diesen
leckeren Apfel hier zu essen. Vielleicht esse ich ihn.
Vielleicht versuche ich ihn zu essen, werde aber abgelenkt,
weil der Postbote kommt. Oder ich beiße genüsslich rein und
stelle fest, dass ein Wurm drin ist. Zack, mal eben neue
Zeitlinien: Eine Zeitlinie, in der ich den Apfel aufesse.
Eine, in der ich ihn nicht esse. Eine, in der der Postbote
kommt und ich den Apfel noch aufesse, eine wo nicht. Eine wo
ein Apfel drin ist, eine wo nicht. Wo ich ihn trotz des Wurmes
aufesse, eine nicht.
Was soll mir das jetzt sagen? Ist es Schicksal, ob Du den Apfel isst oder nicht? Und wen es Schicksal ist, wo bleibt dann Deine Entscheidungsfreiheit? Und wenn Du Entscheidungsfreiheit hast, inwieweit kann dann die Zukunft überhaupt vorherbestimmt werden?
Sogar die meisten Astrologen sind mittlerweile vorsichtig geworden und behaupten nach unzähligen Misserfolgen, die Sterne machten nur geneigt.
So zurück zum Thema: Kartenlegen sehe ich in sofern mit dem
Schicksal verhaftet, dass jeder für sein Schicksal
verantwortlich ist… ergo, wenn ich Karten lege, sind die
Karten, die ich ziehe, mein Schicksal.
Nö. Das wäre dann der Fall, wenn Du sie aussuchst. Wenn Du keinerlei Kontrolle über die Karten hast - wie sollte dann Dein persönliches Schicksal (was immer das sein mag) auf die Karten und ihre Reihenfolge einwirken können? Was sollte das für eine Macht sein und warum sollte sie ausgerechnet auf Karten Einfluss nehmen? Warum sollte das Schicksal es zulassen, dass Du einen Blick auf es wirfst und damit bereits änderst?
Es ist bestimmt, egal wie sehr ich mische, dass ich genau
diese Karten ziehe. So ist es voraussbestimmt, dass ich aus
Misstrauen lieber viermal als angegebene drei Mal mische. Die
Karten, die dabei rauskommen, sind dennoch mein Schicksal.
Wenn es vorausbestimmt ist, hast Du keinen Einfluss. Wenn Du keinen Einfluss hast, brauchst Du auch keine Karten zu legen - es nutzt eh’ nichts.
Du drehst Dich mit Deiner Argumentation im Kreis. Und Du kommst nur da raus, wenn Du Dir klar machst, dass es kein Schicksal gibt. Dass die Zukunft keineswegs vorher bestimmt ist. Dass die Karten nur ein Mittel (von vielen) sind, die Dir helfen, über mögliche Varianten der Zukunft nachzudenken. Dir Entscheidungsmöglichkeiten bieten und Dir bei der Entscheidungsfindung helfen - wobei die Entscheidung immer aus Dir selbst und niemals aus den Karten kommt.
Überleg Dir doch einfach, wie ein Schicksal wohl festlegen könnte, das Du morgen Deinem Traummann begegnest. Oder ob Du einen Unfall hast. Was auch immer. Es ist doch immer mehr beteiligt als nur Du selbst. Es handelt sich doch immer um weitere Personen und Ereignisse. Jedes Ereignis beeinflusst, ob Du tatsächlich dem Traummann begegnest oder der Unfall stattfindet. Jedes einzelne dieser Ereignisse ist aber durch Entscheidungen anderer Personen veränderbar. Und alle Personen sind Deiner eigenen Meinung nach in ihrer Entscheidung frei. Wie also sollte es ein vorherbestimmtes Schicksal geben und trotzdem Entscheidungsfreiheit existieren?
Woran Du glaubst, ist ein allmächtiger Gott, […MOD da dies offenbar nicht so ist, s. Kates folgendes ebenfalls dahingehend bearbeitetes Post, wurden alle entsprechenden weitestgehend beleidigenden Steilvorlagen entfert]
Und darum funktioniert das Kartenlegen von anderen schlechter
bis gar nicht: Denn es ist ja ihr Schicksal, welche Karten sie
legen, nicht meines. Es könnte Schicksal sein, dass sie eine
falsche Karte ziehen, oder mogeln, oder mich betrügen, oder
einfach etwas missinterpretieren.
Darum interpretiere ich selbst. Man kann sich auf andere
Menschen nicht blind verlassen.
Und erst recht nicht auf Karten oder vielleicht vor Jahrhunderten geschriebene Interpretationsbücher.
Ein guter Kartenleger / Kartenlegerin ist aber zu einem großen Teil Psychologe und kann sehr wohl helfen. Natürlich nicht mit seinen Karten, sondern durch Beobachtung des ‚Kunden‘ und seiner Reaktionen.
Ich behaupte sogar, ein guter Kartenleger kann es wesentlich besser als Du selber. Weil er unvoreingenommen ist. Weil bei ihm nicht der Wunsch Vater des Gedanken ist. Weil er Dich vor schlechten Entscheidungen warnen kann, die Du halt gern erfüllt sähest und deren Risiken Du deshalb verdrängst.
So, wie gesagt, ist mein persönliches Ding, das muss keiner
genauso sehen.
Tja. Und manche denken auch mal über ihr persönliches Ding nach und korrigieren es nach Gewinn neuer Erkenntnisse.
Gruß
loderunner