Katzen: Treiben organisierte Katzenfänger ihr Unwesen

Man hört immer wieder das Gerücht, empfängt eine Email, sieht einen Facebook-Eintrag: Tierfänger schnappen organisiert Katzen von der Straße weg. Doch ist an diesem Gerücht wirklich etwas dran?

Emails mit diesen teilweise schon ziemlich paranoiden Konstrukten geistern seit Jahren schon durch die Tierschutzverteiler. Da wird von organisierten Banden gesprochen, von speziell präparierten Transportern mit Klapptür im Wagenboden, von Sexuallockstoffen, denen Katzen - auch kastrierte - nicht widerstehen können und von Chemikalien, die den Katzen als Spray über die Netzhaut des Auges verabreicht werden, wovon sie sofort betäubt sind. Und oft sind in der Gegend Altkleidersammlungen im Gange …

Immer sind es komische Lieferwagen ohne besondere Kennzeichen. Immer sieht das ganze irgendwie „osteuropäisch“ aus. Und nie merkt sich einer dieser tollen Zeugen das Kennzeichen. Und nie wird jemand erwischt - es gibt Statements vom deutschen Tierschutzbund und von der Polizei, dass obwohl man den Hinweisen nachgeht, noch niemals irgendwelche professionellen Katzenfänger dingfest gemacht wurden - aber was wissen die schon?

Das ganze erinnert an einen schlechten Agentenfilm und wäre komisch, wenn die Ursache (nämlich die verschwundenen Katzen) nicht so traurig wäre. So spinnt sich der traurige Ex-Katzenbesitzer einen Krimi zusammen, anstatt der Tatsache ins Auge sehen zu müssen, dass Minka überfahren im Graben liegt, Schnucki einem Rottweiler zu nah kam, Pussy vom Jäger abgeknallt wurde, Mietzi das Opfer eines Tierquälers wurde und Muschi im nächsten Ort ein besseres Zuhause gefunden hat.

Spezielle Autos, teure Pheromone und Betäubungsmittel, ganztags (oder nachts) tätige professionelle Katzenfänger … denken Sie mal 5 Minuten nach, was dieser Aufwand kosten würde? Wieviel will man mit gefangenen Hauskatzen (nicht einmal Rassekatzen) denn verdienen können?

Katzen werden als Versuchstiere nur relativ selten benutzt, vielleicht ein paar 100 oder 1000 im Jahr in D. Kaufpreis für ein Versuchstier ist einige 100 EUR, aber nur dann, wenn das Tier speziell für den Versuch gezüchtet wurde (weil das so im Gesetz steht und auch überprüft wird) und unter kontrollierter Umgebung aufgewachsen ist. Wie will man denn ein Medikament testen an einem Tier, von dem man nichts weiß, das alle möglichen Krankheiten haben könnte, vielleicht schon geimpft ist …

Bleibt die Verwertung der Felle. Auch hier: für ein Katzenfell bekommt man bei Herstellern von Rheumadecken und Pelzmode vielleicht ein paar EUR. Allerdings müsste man das Fell selbst abziehen und gerben, oder jemand anderen dafür bezahlen … so schwindet der mögliche Gewinn. Aufwändige Jagd in deutschen Kleinstädten lohnt sich nicht. Katzenfelle werden in großen Mengen einfach aus Fernost (z.B. sicher auch Vietnam) eingekauft, für wenig Geld.

Und warum kommt jemand gerade aus „Osteuropa“ oder „Vietnam“, wo es von streunenden Katzen nur so wimmelt, mit einer James-Bond-Ausrüstung nach D um hier nächtelang durch die Straßen zu cruisen und Hauskatzen anzulocken? Wenn sie zuhause in Rumänien nur die Tötungsstationen der Tierfänger ausräumen, oder auf der Straße die Viecher einfach einsammeln müssten. Warum eine Mafia beschäftigen, wenn man einfach ein paar unkastrierte Katzen in einer Scheune einsperren, gelegentlich Futter und Wasser nachfüllen und so hunderte Katzen in wenigen Wochen selbst erzeugen kann.

Die Kurzfassung: Viele Freigänger kommen um. Gelegentlich in einer Gegend mehrere in kurzen Abständen. So ist die Statistik, so ist das Katzenleben. Es gibt keine Verschwörung. Das schlimmste daran ist, so finde ich, dass es einige ernstzunehmende Tierschutzvereine gibt, die diesem Quatsch aufgesessen sind und jetzt viel Zeit, Energie und Geld darauf verschwenden. Das ist für mich der eigentliche Skandal.

Gruß,
Myriam

Hier finden sich nähere Informationen über dieses „urbane Märchen“:
http://www.mimikama.at/allgemein/mit-wschekrben-bewa…

http://www.mimikama.at/allgemein/der-mythos-von-katz…

/t/katzenmafia-am-werk/4233178/2

/t/wie-erkennt-man-tierfaenger/6170267/6

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Wäre es nicht machbar, den Tipp deutlich erkennbar der Autorin Myriam zuzuordnen, indem man oben unter den Titel auch „Tipp von @Myriam“ schreibt? Falls die Autorin nicht mehr im Forum aktiv ist, kann man den Link ja genauso ins Leere laufen lassen, wie jetzt @system".

Fände ich fair und auch irgendwie netter und wertschätzender.

Jule

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