Hallo,
mal ein ganz anderer Ansatz: Wann hast Du das letzte Mal etwas für Dich getan? Wann hast Du Dich mal aus der ganzen Sache für mehr als ein paar Stunden mal raus gezogen, und der Welt einfach mal ihren Lauf gelassen?
Je mehr Postings ich von Dir lese, und so mehr schwanke ich zwischen Mitleid für Dich und eine offenbar in einem enormen Teufelskreis gefangene Familie (insoweit wäre vielleicht auch mal den anderen Beteiligten eine längere Auszeit zu empfehlen), Verständnis für die Menschen, die unter Dir - genauer deinem Umgang mit/Beitrag zu diesem Teufelskreis - leiden, und letztendlich auch ablehnendem Unverständnis für einen total gefrusteten Menschen, der sicherlich durchaus schwer an dem ein oder anderen Päckchen zu tragen hat (von denen er sich immer mal wieder eins unnötigerweise zusätzlich auflädt), aber allen und jedem mit seiner Art einfach tierisch auf den Sack geht.
Das soll und ist jetzt keineswegs als persönlicher Angriff oder Beleidigung gemeint, sondern soll Dir nur zeigen, wie Du „rüber kommst“. Ja, Sohnemann mag zusätzlich zu ganz normalen, alterstypischen Schwächen, auch noch die ein oder andere „Extrawurst“ haben, und das gefällt Eltern natürlich regelmäßig alles gar nicht, und die Extrawürste können den Umgang sicherlich auch noch zusätzlich komplizieren und Kraft kosten. Aber wenn Du dem gegenüber so fatalistisch und immer nur in Gedanken an das größtmögliche Unglück, gemischt mit sarkastischen Bemerkungen auf der persönlichen Ebene (insbesondere auch noch in Bezug auf den Vater) gegenübertrittst, wie Du das hier oft tust, dann wundert mich ehrlich gesagt nichts. Das sind alles „Frustverstärker“ erster Güte, die zu allem geeignet sind, nur nicht dazu, jemanden aus einer etwas schwierigeren Lebenssituation raus zu holen.
Was wäre das Problem daran, wenn er Guteste jetzt mal ein Jahr in der Schule wiederholen müsste? Was, wenn er die Schule verlassen müsste, und dann mit einem oder zwei Jahren Verzug auf andere, die gleich in einen Lehrberuf gegangen sind, eine Lehre macht? Was, wenn er sich einfach vor der Entscheidung Schule/Ausbildung mal ein Jahr Pause gönnt, ins Ausland geht, Praktika macht, (und dabei so ganz nebenbei lernt, für sich und andere Verantwortung zu übernehmen, „erwachsen“ wird, und seinen Wert in der Gesellschaft erkennt) …? Was, wenn er die Schule mal wechseln würde?
Und das sind Dinge, die ich alle aus dem ganz persönlichen Nähkästchen ziehe. Ich habe selbst - erfolglos - in der Mittelstufe extrem darum gekämpft, die Schule wechseln zu dürfen, später nach der 10. in eine Ausbildung zu gehen, … Die - eigene - Entscheidung für Abi und Studium fiel erst, als ich diesen Kampf endlich erfolgreich ausgefochten hatte, und die Akzeptanz für „andere Wege“ vorhanden war. Ich habe mich dann für ein paar Wochen für ein Praktikum (gab es damals noch nicht regulär in unserer Schule) beurlauben lassen, hatte danach einen 1A Ausbildungsplatz sicher, damit meinen Wert erkannt, und die Sicherheit gewonnen, auch im Falle des späteren Scheiterns in der Schule etwas wert zu sein, und jederzeit echte Alternativen zu haben. Das war eine der wichtigsten Erfahrungen meines Lebens!
Versuche mal mehr Abstand und Gelassenheit zu gewinnen. Mach es Sohnemann nicht zu leicht in der Hängematte von Hotel Mama. Lass ihn eigene Erfahrungen - positiv wie negativ - sammeln (und drohe nicht gleich damit, dass er mit seiner Art nur scheitern kann, und nur negative Erfahrungen sammeln wird). Zeige ihm, dass Du Vertrauen darin hast, dass er - vielleicht nicht heute oder morgen - seinen Weg finden und gehen wird. Zeige ihm, dass Du Alternativen zu Abi und Studium als gleichwertig betrachtest, und das ein oder zwei auf dem Weg ggf. verloren gehende Jahre nicht das Ende von allem sind, sondern durchaus auch einen Wert haben können.
Du musst weder ihn, noch die Welt retten. Die dreht sich auch weiter, wenn Du sie nicht ständig an allen Ecken anschiebst. Es mag gelegentlich mal etwas rumpelt und stottern, aber das ist vollkommen akzeptabel.
Gruß vom Wiz