Hallo Diana,
habt Ihr Kinder?
Nein.
Wollt Ihr welche? Wenn ja, warum? Und falls
nicht, warum?
Wenn Kinder, dann 2 oder 3. Die Einzelkinder, die ich kennengelernt habe, waren auch im Erwachsenenalter noch „zu erkennen“. Es gibt eine bestimmte Form von Sozialkompetenz die offensichtlich früh erlernt werden muß und die möchte ich meinen Kindern mitgeben. Vielleicht bin ich aber auch nur von meiner Kindheit geprägt, in der mein Bruder der für mich wichtigste Mensch überhaupt war.
Ich bin 26 und aufgrund meiner Lebensumstände stellt sich mir die Frage nicht akut. Ich verspüre auch noch nicht so etwas wie Sehnsucht nach eigenen Kindern oder gar Torschlußpanik. Allerdings habe ich -wie wohl jede Frau- schon mal darüber nachdenken „müssen“. Und obwohl ich unbedingt das Recht haben möchte, mich mit einer Abtreibung auch gegen ein Kind entscheiden zu können, kam damals konkret eine Abtreibung nicht in Frage. Wie schon von jemand anderem gesagt, kann man die Gründe dafür nicht angeben. Man weiß es einfach… Hat sich dann aber als „blinder Alarm“ herausgestellt, wofür ich auch nicht undankbar bin.
Aber ich möchte auf jeden Fall mit Kindern leben und tue das momentan soweit als möglich (Kinder von Freunden „ausleihen“, Kinder- und Jugendgruppe betreuen). Mich nur in meiner eigenen Generation rumzutreiben finde ich auf Dauer nicht so spannend. Ich bin gerne auch mit älteren und jüngeren Menschen zusammen und das schließt Kinder ganz natürlich ein.
Irgendwann möchte ich auch die volle Verantwortung für ein Kind übernehmen. Das muß aber nicht zwingend ein eigenes sein. Ob ein eigenes Kind sich von einem „fremden“, „angenommenen“ so sehr unterscheidet, weiß man wohl erst, wenn man ein „biologisch eigenes“ im Arm hält. Mir ist es aber bislang völlig unwichtig, ob ein Kind „von meinem Blut“ ist oder Ähnlichkeit mit mir oder meinem Mann haben wird. Vielleicht wird mir das „Erlebnis Schwangerschaft“ irgendwann so wichtig, daß ich es nicht missen möchte. Aber das allein kann sicher nicht der einzige Grund für ein Kind sein.
Im Gegensatz zu Freunden, denen es wichtig war, einen Teil von sich über den Tod hinaus zu hinterlassen, oder die sich ohne eigene biologische Kinder nicht als „komplett“ und ihre Partnetschaft nicht als erfüllt empfanden, kam mir der erste Gedanke an eigene Kinder beim Blick auf andere Kinder. Mir ist aufgefallen, daß immer „die Falschen“ (bitte nicht so wörtlich nehmen) zuallererst Kinder bekamen, während Paare, von denen ich denke, daß sie tolle Kinder erziehen könnten, kinderlos blieben. Und natürlich bin ich unbescheiden genug zu glauben, daß auch ich ein paar ganz passable neue Mitbürger auf den Weg bringen könnte:wink: Deshalb ist es mir auch egal, ob es biologisch eigene werden. Um Kindern einen guten Start für ihr eigenes Leben zu ermöglichen und ihnen Werte zu vermitteln, die mir wichtig sind, bedarf es eigentlich nur Kinder - egal welche.
Allerdings müssen bei der großen Verantwortung, die Kinder zweifellos bedeuten, einige Grundvoraussetzungen gegeben sein. Ich bin ein sehr sozialer Mensch und habe kein Problem damit, für einen Menschen, den ich liebe und der auf mich angewiesen ist, gehörig zurückzustecken. Aber wenn ein Mann dieses Kind als „auch seines“ deklarieren möchte, dann möge er auch bitte ca.50% des „Aufwandes“ mitbestreiten. Ob das eine klassische Aufgabenverteilung wird, in der einer (nicht schon von vorneherein ich) zu Hause bleibt und der andere sich um das Finanziele kümmert. Oder ob wir tatsächlich eine echte Aufgabenteilung zustandebringen, muß sich dann nach den Umständen entscheiden (z.B. ob die Arbeitszeit bei beiden reduzierbar ist).
Mir ist es nur wichtig, daß ich im schlimmsten Fall auch allein in der Lage wäre, mich um die Kinder zu kümmern, und im Fall einer Trennung vom Vater (heute ja eher die Regel als die Ausnahme) nicht ins finanzielle und soziale Elend rutsche. Nicht, daß ich es darauf anlegen würde. Schließlich sind Kinder ein gewichtiges Argument, sich trotz allem zusammenzuraufen und zu arrangieren. Aber „prepare for the worst case“ halte ich für umso wichtiger, je mehr Personen davon betroffen sind.
Für diese Prämissen sehe ich in Deutschland aber bislang schwarz. Außer einer sehr kostspieligen qualifizierten Kinderfrau gibt es hier momentan keine akzeptable Möglichkeit, als „Einzelkämpfer“ sowohl den Ansprüchen einer gutbezahlten Arbeit (schließlich möchte ich meine Kinder auch finanziell ausreichend versorgen) als auch dem „Erziehungsauftrag“ gegenüber meinen Kindern gerecht zu werden. Und ob ich frustriert und ausgebrannt tatsächlich noch in der Lage wäre, ihnen meine Liebe so zu zeigen wie ich es möchte, lasse ich mal dahingestellt. Also werde ich die Familiengründung wohl mit der Umsiedelung ins Ausland verbinden. In anderen europäischen Ländern ist sowohl die gesellschaftliche als auch die staatliche Familienunterstützung (und ich rede hier nicht von Geld!) eine Selbstverständlichkeit. Wieso sollte ich mir, meinem Mann und den (zukünftigen) Kindern das Leben also unnötig schwer machen?
Grüße
agil