Hallo,
da kann ich nur vermuten, dass die Emotionen da auf Deiner
Seite vorhanden sind. Ich sehe das ziemlich kühl. Sachliche
Widerlegungen habe ich jedenfalls von Dir bislang nicht
gelesen.
Ich möchte doch gar nichts widerlegen, außer - wie schon erwähnt - dass deine Erlebnisse durchaus nicht repräsentativ sind, und dabei bleibe ich, nicht aus meiner Haltung als Christ heraus, sondern aufgrund der Tatsache, dass ich beruflich die Kindergarten- und auch die Elternsituation in mehreren (nicht nur meiner Heimat)gemeinde kennengelernt habe.
„Heidenkind“ - noch vor zwei Jahren musste sich eine Freundin
bei der Schulleitung beschweren, weil die Religionslehrerin
ihre Tochter vor den anderen Schülern ein „armes Heidenkind“
genannt hat. Immerhin bekam die Lehrerin einen Verweis - aber
bezeichnend für den Umgang christlicher Erzieher mit
nichtchristlichen Kindern ist das mE schon.
Auch das halte ich nicht für repräsentativ. In den Jahren des frühkindlichen Reliunterrichts meiner Kinder musste ich den Bezug zu Gott manchmal wirklich suchen. Das ist für mich dann schon wieder unverständlich, denn spätestens in der Schule hat jeder die Wahl, sein Kind zum Reliunterricht zu schicken oder nicht. Aber schicken und dann motzen, dass spricht für sich.
„Kindermissionsanstalten“ trifft genau den objektiven
Sachverhalt. Oder warum bestehen die kirchlichen Träger von
Kindergärten darauf, dass das Personal (im Gegensatz zu den
Kindern) ausschließlich aus Angehörigen der eigenen Konfession
bestehen muss? „Kindgerechte Indoktrination“ ist ebenso ein
objektiver Sachverhalt. Lieder, Kinderbibel, Krippenspiele
usw. usf. sind die speziell zu diesem Zweck entwickelten und
angewandten didaktischen Mittel.
Für mich klingt das einfach nach Paranoia. Ich kenne viele Erzieherinnen,und die haben schlichtweg gar keine Zeit, sich über MÖglichkeiten der Indoktrination Gedanken zu machen und auch gar kein Interesse daran, weil nämlich andere Probleme (in den Familien, in der Entwicklung der Kinder) viel dringlicher sind.
Ja und? Nochmals - das liegt an der Sachlage, nicht an deren
Schilderung. Sollen wir jetzt z.B. Fukushima zu einem
unbedeutenden kleinen Störfall schönreden um ja bloß keine
Aggressionen gegen die Atomindustrie und ihre Lobby
auszulösen?
Ich wüßte tatsächlich nicht, wie uns und noch vielmehr den momentan betroffenen Menschen Aggressionen gegen die Atomindustrie weiterhelfen könnten.
An der Lage - der gesetzlichen Privilegierung der christlichen
Kirchen auf Kosten aller (auch der nichtchristlichen) Bürger -
gibt es durchaus etwas zu rütteln. Und je mehr Menschen diesen
Vereinen aus guten Gründen den Rücken kehren, um so wackliger
wird diese Lage. Es wird allmählich Zeit, dass mit der
Trennung von Kirche und Staat auch in Deutschland endlich
ernst gemacht wird - in durchaus nicht unchristlichen Ländern
wie Frankreich oder den USA eine Selbstverständlichkeit.Was ich wähle, kannst Du ruhig meine Sorge sein lassen. Die
Grünen werden es ohnehin nicht sein - nicht mehr, seit sie
Hilfe!!! Ich hatte nicht um eine Einführung in die Denkweise der Grünen gebeten! Diese zu beurteilen darfst du ebenso meine Sorge sein lassen.
Aber es gibt ja nicht nur die Grünen. Der politische Kampf um
die Trennung von Kirche und Staat dauert jetzt schon über 200
Jahre, da kommt es auf ein paar Jahre mehr auch nicht an. Der
Ausgang ist ohnehin absehbar.
Ich sehe da sicher was anderes als du, aber sei’s drum.
Sei doch nicht albern - bei der religiösen Früherziehung in
kirchlichen Kindergärten geht es doch nicht um „Kennenlernen“
- wem willst du das denn weismachen?
Allen, die nicht von vornherein ihre eigenen Wahnvorstellungen von einer Erzieherin als allgemeingültige Wahrheit hinstellen.
Mal zurückgefragt - was bringt Dich eigentlich auf die
Idee, eine katholische oder evangelische Erzieherin sei besser
qualifiziert mit Kindern über das Thema Religion zu sprechen
als dessen Eltern?
Das habe ich nie behauptet.
Ansonsten - angesichts der Präsenz, die die Kirchen im
öffentlichen Raum haben ist die Annahme, es sei möglich,
Kindern da etwas „vorzuenthalten“ und sie vor christlichen
Anwerbungsversuchen abzuschirmen schlicht Unsinn.
Ungefähr so viel Präsenz wie die Grünen mit ihrem Gender Mainstream, oder?
Vermutlich, weil ich das Interesse des Kindes anders verstehe
als Du.
DAs Gefühl habe ich auch.
Dazu gehört auch, es an verschiedene weltanschauliche
Konzepte heranzuführen
Ganz genau.
- aber nicht, ihm mittels
frühkindlicher Religionserziehung eines dieser Konzepte
aufzudrängen.
Wenn das mit dem Aufdrängen irgendwie klappen würde, müsste die Kirche ja immer einflußreicher werden und nicht, wie du voraussiehst, sich selbst abschaffen.
Ich kann aber nach Kräften dafür sorgen, ihm ein Grösstmaß an
Freiheit der Wahl zu verschaffen. Religiöse Indoktrination im
frühen Kindesalter - oder „religiöse Früherziehung“ im Sinne
der christlichen Kirchen, das „Kennenlernen“ in
konfessionellen Kindergärten, wenn dir das besser schmeckt -
schränkt diese Freiheit ein.
Kann ich nicht zustimmen.
Dennoch bin ich heute überzeugter Christ, und zwar aus eigenem Interesse!
Dann frage Dich einmal, ob Du bei einer christlichen Erziehung
wirklich aus eigenem Interesse, aus freier Entscheidung,
Christ wärst.
Ich kann dir dazu nur sagen, dass die Christen, die ich kenne, ca. hälftig bereits in die Kirche „hineingewachsen“ sind und „spätberufen“ sind.
Freundliche Grüße,
eiawell