Es gibt also Sünde nur für Gläubigen. Wenn ich z.B was tief
unmoralisches mache, dann sündige ich nicht sondern verstoße
nur gegen die Moral.
Ich würde nicht sagen, daß es „nur“ wäre, denn auch der Verstoß gegen die Moral kann - zumal wenn man keinen Gott annimmet - ja ein schwerwiegender Verstoß sein. Aber im Prinzip kommt das so hin. Landläufig kann der Begriff „Sünde“ inzwischen zwar auch für (zwischen-) menschliches Verhalten und auch übertragen („beim Essen sündigen“ meint zu viele Kalorien und nicht den Verstoß göttlicher Reinheitsgebote) verwendet werden, aber nachdem das hier ein religionswissenschaftliches Brett ist…
Und wenn der Gläubiger das selbe macht, dann Sündigt er.
Jein. Wenn das, was die Moral gebietet und wogegen er verstoßen hat, auch durch ein göttliches Gebot verboten wäre, dann wäre es Sünde. Manchmal steht die allgemeine Moral aber auch nicht im Einklang mit religiösen Geboten (z.B. die allgemeine Sexualmoral und die der katholischen Kirche). Dann kann man sündigen ohne gegen die Moral zu verstoßen - und andersherum.
Mich hat deine Behauptung irritiert, dass Religionsfreiheit
nicht für alle Religionen zu missverstanden werden darf.
Dann war das ein Mißverständnis. In der Debatte wurde unterschwellig oder direkt auf die Religionsfreiheit abgehoben; und das in einem Kontext, der für die Kinder die Freiheit von den Einflüssen konkret der christlichen Religion im Kindergarten forderte. Darauf hin habe ich diesen Satz formuliert, weil Religionsfreiheit zunächst für die Freiheit, die eigene Religion auszuüben steht und nicht nur dafür, daß andere vor den ungewollten Einflüssen derselben geschützt werden sollen.
wenn Atheismus wie hier oft als Religion dargestellt
wird wäre gut zu wissen wo der jetzt hingehört
Eine hundertprozentige Aussage dazu müßte ein Religionswissenschaftler treffen, der ich nicht bin. Aber als „Religion“ wird Atheismus vermutlich gelten, da ihm dafür einige Eigenschaften fehlen, die Religionen zu eigen sind. Ich halte Atheismus allerdings - ebenso wie eine Religionszugehörigkeit - für eine Glaubenseinstellung; in diesem Fall ein „Glaube, daß nicht“.
Viele Atheisten nehmen hingegen für sich in Anspruch, eben gerade nicht zu glauben sondern zu wissen - nämlich daß Gott nicht existieren könne, weil es keine Beweise für sein Sein gibt. Damit fühlen sie sich Gläubigen gleich welcher Religion überlegen, weil sie „Wissen“ als höherwertig als „Glauben“ definieren und weil für sie der fehlende Beweis mit dem „Wissen, daß nicht“ gleichgesetzt ist.
Gruß, Martinus