Kippa auf! Kopftuch ab! ?

Hallo,

die Kippa-Demonstrationen führen jetzt auch noch zu offenen Kämpfen unter den Glaubenskonkurrenten.
Wäre es nicht ein viel wirksameres Zeichen gegen zum Hass auffordernde Glaubensauslegungen gewesen, wenn das Pferd anders herum aufgezäumt worden wäre?

Wie wäre es gewesen, wenn die muslimischen Verbände ihre Gemeinden dazu aufgefordert hätten, das Symbol der (Frauen)Unterdrückung und Uniform der Integrationsverweigerung, das Kopftuch, abzulegen? Gleichzeitig hätten man öffentlich bekennen können, dass die Integration von jedem „zu Deutschland gehörenden“ Islamgläubigen fordert, sich von wörtlicher (nicht kritisch hinterfragter) Auslegung des Korans zu distanzieren.
Das wäre mal ein Zeichen gewesen, dass sich hier jeder Glaubensangehörige (Jude, Moslem, Christ…) sicher fühlen darf!

Gruß
rakete

Unser Grundgesetz garantiert Religionsfreiheit.
Daher sollte es selbstverständlich sein, dass jeder Mensch Kippa, Kopftuch oder Kreuz tragen darf. Zur Pfilcht darf es nirgendwo werden, weder auf Frauenköpfen noch in bayrischen Amtsstuben.
Wenn wir uns dafür einsetzen, haben wir genug zu tun und können getrost auf alles Gegeneinander-Ausspielen der Religionen verzichten.

Kopftücher haben anerkanntermaßen nichts mit Islam oder Koran zu tun. Sie dienen vielmehr dazu, die „Frau verschwinden zu lassen“ oder zumindest all das, was das Geschlecht erkennbar oder unterscheidbar macht. Das gleiche gilt für die ausschließlich grauen und schwarzen Regenmäntel, die dazu getragen werden. Und wer glaubt, die Frauen suchen sich diese Mäntel in einem bunten „Otto-Katalog“ selber aus, irrt. In Aleppo und Damaskus hatte ich vor dem Krieg Damen-„Boutiquen“ gesehen, die nichts anderes als diese Mäntel im Schaufenster hatten. Kein buntes kleid! Nichts!
Gruß
rakete

Hallo,

in einer parlamentarischen Demokratie bestimmt niemand darüber, wer sie wie anzuziehen hat. In einem Staatswesen mit Religionsfreiheit gehört keine Religion oder gehören alle Religionen dazu.

Wie soll sich ein Jude in Deutschland aufgrund irgendwelcher Kleidervorschriften sicher fühlen, wenn die ganz überwiegende Mehrheit von antisemitischen Straftaten nicht von Moslems ausgehen:

Den Angaben der Bundesregierung zufolge wurden unter anderem 434 Fälle von Volksverhetzung, 15 Gewaltdelikte sowie 70 Fälle, die Sachbeschädigung betreffen, gezählt. Weitere Delikte betreffen etwa die Störung der Totenruhe oder Nötigung. Mehr als 90 Prozent der Straftaten wurden von deutschen Staatsangehörigen verübt. 312 von 339 Tatverdächtigen waren Deutsche. Andere Straftäter kamen aus der Türkei, aus Tunesien, aus Algerien, Afghanistan oder Polen.

Vor den stiernackigen Idioten, die mit einem Konzert Hitlers Geburtstag feierten, teilweise mit den Emblemen extrem judenfeindlicher Organisationen auf den Tshirts, muss sich wohl kein Jude fürchten? Bist Du da sicher? Wollen die nur spielen?

Etwas geschickter muss man schon sein, wenn man so argumentiert. Sonst bleibt nämlich außer der üblichen Hetze nichts übrig.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Was von dieser Statistik zu halten ist, erklärt uns hier kein Geringerer als Michael Wolffsohn:

Etwas geschickter muss man schon sein, wenn man so argumentiert. Sonst bleibt nämlich ausser der üblichen Schönfärberei nichts übrig.

3 Like

Ich konnte diese Forderung nach Kopftuch runter noch nie so richtig verstehen. Für eine Frau, die so sozialisiert ist, ist die Aufforderung, in der Öffentlichkeit ihr Kopftuch abzusetzen, ähnlich , wie wenn man eine europäisch sozialisierte Frau auffordern würde, barbusig herumzulaufen.

Das hat nichts damit zu tun, dass ich es gut finden würde, wenn man muslimische Frauen und Männer davon überzeugen könnte, dass das Verstecken von Haaren nichts mit der Sittlichkeit der Frau zu tun hat.

Grüße
Siboniwe

Ist das nicht eine extrem verquere Logik, ein Zeichen für das Recht religiös-kultureller Kopfbedeckungen zu setzen indem man auffordert, religiös-kulturelle Kopfbedeckungen abzulegen?

Wie wärs mit der weit geradlinigeren Logik: Jeder soll im normalen öffentlichen Raum (also nicht zwingend in Amtsstuben und Klassenzimmern) schlicht und einfach die Klamotten tragen, die er tragen will?
Kopftücher,
Miniröcke,
Kippot,
bayerische Lederhosn,
Anzüge,
Abacosts
Zipfelmützen
Brusthaartoupets
usw.

Gruß
F.

Meinst du damit Hr. Wolffsohn? Falls ja stimme ich dir zu. Eine nicht genehme Statistik einfach als Lüge zu bezeichnen, greift ebenso zu kurz wie der Verweis auf den eigenen Bekanntenkreis.

Das Problem bei der oben genannten Statistik ist viel eher, dass die Staatsbürgerschaft alleine rein gar nichts aussagt, wenn man über die Konfession der Tatverdächtigen spricht. Ich bezweifle, dass es überhaupt eine brauchbare Statistik dafür zu finden gibt…

LG

1 Like

@wegfish: Ich stimme Dir vollkommen zu. Danke für Deine Antwort.

Ich möchte den Aspekt der Religionsfreiheit noch erweitern, denn vermutlich geht es bei „Kippa-Angreifern“ weniger um die Religion, als vielmehr um die Attackierung von Juden wegen einer feindlichen Einstellung gegenüber dem Staat Israel (bzw. seiner Regierung), also um einen Angriff auf vermeintliche Repräsentanten von Israel. Wer diesen lokalen Konflikt so im Lande des Grundgesetzes weiterspielen will, hat hier nichts verloren.

Passend dazu:

Antisemitische Straftaten - Sind die Statistiken irreführend?

2 Like

Goetz! Du gugge!

Ich rede von ermittelten Straftaten! und ermittleten Tätern oder Tatverdächtigen. Nicht von in der Statistik falsch zugeordneten Fällen. In meinem Zitat geht es um 434 Fälle, Wolffsohn wird nach 1500 Fällen gefragt.

Die Ermittlungsergebnisse der Polizei kann auch ein so großer Seher wie Wolffsohn, … sieht in einer radikalisierten muslimischen Minderheit den Grund für wachsenden Antisemitismus … nicht durch Mutmaßungen eliminieren.

Kein Geringerer als Michael Wolffsohn beschäftigt sich also mit einer ganz anderen Statistik, auf die ich nicht Bezug nahm. Wenn Du tatsächlich der Meinung bist, der große Seher habe Zweifel an der Ermittlungsarbeit der Polizei, kannst Du Dich ja nochmal melden.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

ähem - Juden dürfen die Kippa auflassen, aber Moslems (Frauen) das Kopftuch ab?
Merkst du den Fehler selbst?
DANN müssten alle auf alle Zeichen verzichten - auch die Christen auf das Kreuz um den Hals oder den Rosenkranz am Schlüssel. Inder den Turban ab, ´keine orangenen Gewänder mehr und und und…

Und dann: weg mit der religionsfreiheit

ja und? wenn das dort so ist, dann ist das dort so

2 Like

grds. geb ich dir da recht - aber wenn du den Angriff nicht als Angriff auf eine Religion siehst, dann solltest du ihn auch nicht als Angriff durch eine Religion sehen

Das gebietet die Toleranz.

Ich vergaß:
ich habe letztes Jahr in Bayern Boutiquen gesehen, da hingen nur Dirndl… - nichts Farbloses - keine Hosen für Frauen dafür zahllose Push-Ups (Dirndl-BHs) die den Vorbau für die Männer attraktiver gestalten…

5 Like

Was hat ein Kopftuch genau mit Religion zu tun? Es ist nicht mehr als ein Zeichen der Unterdrückung und hat in einer Demokratie nichts verloren.

2 Like

Das ist deine persönliche Interpetation. Diese wird keineswegs von allen geteilt, insbesondere nicht von Kopftuch tragenden Frauen, für die es lediglich ein Zeichen ihres Glaubens ist - und häufig auch eines ihrer Freiheit und Selbstbestimmung.

Abgesehen davon ist es ein Widerspruch, wenn Frauen von einer Kleidervorschrift befreit werden sollen, indem ihnen eine Kleidervorschrift gemacht wird.

:paw_prints:

PS:

Wie hältst du es eigentlich mit orthodoxen Jüdinnen, die ebenfalls nur mit verdecktem Haar und betont sittsamer Kleidung in die Öffentlichkeit gehen?

Wer bist du oder @raketenbasis, dass ihr meint, darüber bestimmen zu können, was euch völlig unbekannte Frauen als Zeichen ihres Glaubens ansehen dürfen?

:paw_prints:

2 Like

Stell dir vor: in Saudi Arabien gibt es Läden, wo es nur Abayas zu kaufen gibt. Alle schwarz. Nichts anderes.
Nur: daneben gibt es Läden, die nur Unterwäsche verkaufen. Da hängen sogar BHs im Schaufenster. Echt jetzt.
Und gleich daneben gibt es einen Laden, der nur Thobes verkauft, das landestypische Gewand für Männer, die weißen Sommer-Thobes und die ockerfarbenen Winter-Thobes. Halt, ja, Guthras (die Kopfbedeckungen) werden da auch verkauft. Die Saudi-Männer sind übrigens nicht verpflichtet, eine Thobe zu tragen. Machen trotzdem fast alle. Wer modisch extravagant ist (oder Angst vor Flecken hat), wählt übrigens schwarz bzw. dunkelgrau.

Siboniwe