Hallo jacktheherer! Eines vorweg: Bin weder Anhänger noch Vertreter einer Kirche - genau genommen hattest Du auch nicht speziell nur solche gefragt, sondern nur hinsichtlich deren Argumentation …
Deine Frage bezieht sich auf ein vermeintliches Witz-Plakat [„I don’t hate you because you’re gay. I hate you because god hates you.“ / „Ich hasse dich nicht, weil du ein Homosexueller bist. Ich hasse dich, weil Gott dich hasst.“], das so lustig bzw. „verrückt“ gar nicht ist, egal wie man’s nähme!
A Auf Transparenten us-amerikanischer Christen liest man häufig „GOD HATES …“ (wobei „FAGS“ nicht immer „Schwule“ bedeuteten), bisweilen aber auch eine Quellenangabe [z.B. „ROM 9:13“] als Rechtfertigung für das sehr emotionale Wort „hate“/„hassen“; dabei wird Bezug genommen auf zweifelhafte bzw. falsche englischsprachige „Bibelübersetzungen“, z.B.
William Tyndale, 1526 http://wesley.nnu.edu/fileadmin/imported_site/tyndal…
[As it is written: Iacob he loved but Esau he hated.]
Joseph-Smith-Translation, 1833 http://www.centerplace.org/hs/iv/iv-rom.htm
[As it is written, Jacob have I loved, but Esau have I hated.]
New-World-Translation, 1961 http://www.jw.org/en/publications/bible/romans/9/
[Just as it is written: "I loved Jacob, but E′sau I hated.]
… in denen der Begriff „hate“/„hassen“ nur als direkter Gegensatz zu (einem ebenso fraglichen) „love“/„lieben“ verwendet wurde.
Tatsächlich stünde im Masoretischen Text [Maleachi 1:3] das Wort שנא [dort in der 1. Person sg. שנאתי], das als „hassen“ übersetzt werden könnte … falls wirklich zutreffend!
[Seite 467] http://archive.org/stream/hebrischesunda00knuoft#pag…
Die „große Semantische Ebene“ zu diesem Wort in Mal 1:3 zeigt aber, dass Gott den Bruder Jakobs nicht „gehasst“, sondern nur „weniger geliebt“ hatte: [Elberfelder 1905] Dt 2:4ff „Und gebiete dem Volke und sprich: Ihr werdet nun durch das Gebiet eurer Brüder, der Kinder Esau, ziehen, die in Seir wohnen, und sie werden sich vor euch fürchten; so habet wohl acht! Laßt euch nicht in Streit mit ihnen ein, denn ich werde euch von ihrem Lande auch nicht den Tritt einer Fußsohle geben; denn das Gebirge Seir habe ich dem Esau als Besitztum gegeben. Speise sollt ihr um Geld von ihnen kaufen, daß ihr esset, und auch Wasser sollt ihr um Geld von ihnen kaufen, daß ihr trinket.“, Dt 23:[7]8 „Den Edomiter sollst du nicht verabscheuen, denn er ist dein Bruder“ etc.
B Von Anfang an ging vieles „den Lauf der Dinge“, ohne dass es Gott im Einzelnen genehm oder gar von ihm gewollt war [dem wurde hier schon mal widersprochen - nur ein Hinweis auf eine Debatte hier bei wer-weiss-was.de, auf die ich aber nicht näher eingehen möchte]; die Vorstellung, dass die Welt eine Art „Puppenhäuschen“ wäre, Gott mit uns spielen würde wie kleine Mädchen & Jungen mit „Barbie“ & „Superman“ ist nur ein Gespenst, das zwangsläufig Fragen wie „warum hat Gott dies o. jenes zugelassen“ aufwirft, die sich ernsthaft aber gar nicht stellten.
„Wie argumentieren Religiöse, in Hinsicht auf die ‚Unfehlbarkeit des Herrn‘, in einer Debatte um Homosexualität“
Das Dilemma mit homosexuellen „Neigungen“ bzw. „Verirrungen“ - wie in Deiner Frage angesprochen - entspringt ebenfalls falschen Bibelübersetzungen. Die Wiedergabe gewisser Wörter im ersten Kapitel der Genesis als „Befehlsformen“, die aber gar keine „Imperative“ sind, hatten sowohl diesen ganzen Text als „Geschichte der Herstellung von Himmel & Erde“ erscheinen [nicht als vorhergehende bzw. vorangegangene Überlegungen Gottes zu dem Thema - Gn 2:3bβ leider in allen „Übersetzungen“ falsch!] und tatsächliche Imperative darin untergehen lassen: Es ist ein großer Unterschied zwischen z.B. dem יהי [„es werde“, Gn 1:3,6,14] oder z.B. dem תדשא [„sie lasse hervorsprossen“, Gn 1:11] - beides lediglich die 3. Pers. sg. masc./fem. im Präsens - und dem echten Imperativ פרו ורבו [„seid fruchtbar und mehret euch“, Gn 1:28, 2. Pers. pl. im Imperativ] in diesem Abschnitt.
Die Ansicht, dass Gott homosexuelle Menschen (?) hassen würde, ist in dem breiten Spektrum der christlichen Sekten vertreten http://memegenerator.net/instance/33592957 und in allen Variationen, bis hin zu gewalttätigen Auswüchsen mit Verweisen auf das AT, ebenso auch die Ansicht, dass Gott für alles, was auf dieser Welt geschieht, direkt verantwortlich, alles seinem Willen unterworfen wäre; Kombinationen von Phrasen wie z.B. „god hates gays“ und z.B. „Johannes 9:1ff“ sind war selten, so selten aber auch wieder nicht.
Ich habe schon mit vielen Leuten gesprochen, zu ähnlichen Fragestellungen hatte man mir geantwortet, dass Gott die Menschen prüfen würde (s. z.B. Hiob), jeden in dem Punkt, in dem er „verletzlich“ wäre: Abraham war sehr reich, doch opfern musste er seinen Sohn - anders der „reiche Jüngling“ bei Jesus im NT, der traurig wieder wegging - und so gäbe es eben Menschen, die sich um des Himmelreichs der Ehe enthalten müssten/würden [Matthäus 19:11f], obgleich es geschrieben steht, dass es nicht gut wäre, dass der Mensch mit seiner sexuellen Lust alleine sei … wie es hier in den Antworten bereits angedeutet wurde: (öffentliche) „Homoerotik“ (wie auch an vielen Stellen im AT!) ja , aber „Homosexualität“ nein.
Hoffe, dass ich Deine Frage beantworten konnte!
Gruß
joejac