Hallo!
Es war ja klar, dass sich hier die versammelte Atheisten-Liga zu Wort meldet. Mit nichts anderem war zu rechnen. Aber es ist ein großer Unterschied, ob man diskutiert, ob es aus atheistischer Sicht sinnvoll ist, aus der Kirche auszutreten oder aus Sicht eines Christen, der sich nicht mehr mit der katholischen Kirche identifizieren kann.
Natürlich gibt es wenig Gründe, die für einen Atheisten dafür sprechen, in der Kirche zu bleiben. Aber auch das gibt es: Ich kenne eine überzeugte Atheistin, die nicht aus der Kirche austritt, weil sie aus ihrem Bekanntenkreis das Engagement der Kirche kennt, das sie unterstützen will, auch wenn sie nicht an Gott glaubt. Das nur am Rande …
Für einen Christen sieht es aber insofern anders aus, weil ein beträchtlicher Teil seiner Identität an der Kirche hängt, in die er hineingeboren wurde. Das ist nicht wie ein Verein, aus dem man austreten kann, wenn man keine Lust mehr hat (so wurde es an anderer Stelle beschrieben), sondern eher vergleichbar mit der Nationalität. Natürlich kann man die Politik seines Heimatlandes teilweise oder sogar ganz ablehnen, ohne dass man deswegen seine Staatsbürgerschaft zurückgeben würde.
Hinzu kommt, dass die Kirche im biblischen Sinne ja die Gemeinschaft der Gläubigen ist, und nicht die Institution, an deren Spitze der Papst steht. Letztere ist nur dazu da, ersterer eine Organisationsform zu geben, und ein Christ hat unweigerlich das Gefühl, dass - wenn er aus der Organisation austritt - er sich gleichzeitig von der Gemeinschaft der Gläubigen abwendet.
Luther wäre es übrigens nicht im Traum eingefallen, aus der Kirche auszutreten, obwohl er ein scharfer Kritiker der Kirche und des Klerus war.
Man kann es aber auch so sehen: Rom ist weit weg. Kirche ist das, was hier vor Ort geschieht. Wenn man das gut findet, sollte man in der Kirche bleiben. Wenn nicht, dann sollte man über einen Austritt oder einen Konfessionswechsel nachdenken.
Michael