Kirchensteuer

Hi Leute,
welche Vorteile habe ich, wenn ich Kirchgensteuer zahle?

Wie ist es bei nicht Mitgliedern bei Hochzeit (Kirchl Trauung), Konfirmation der Kinder, Beerdigung (Pfarrer) ?

Vielen Dank

Hallo,
in Glaubensfragen (@mod: ich sehe da keine Rechtsfrage) nach einem finanziellen Nutzen (oder habe ich das falsch verstanden?) zu fragen, ist schon interessant.
Als Christ gibt es in Deutschland nur zwei Möglichkeiten - entweder man bleibt in der Kirche und zahlt Steuern oder man tritt aus, dann zahlt man selbst auch keine Steuer mehr. Verläßt man die Gemeinschaft der Gläubigen, gibt es aber auch keine kirchliche Hochzeit oder Beerdigung mehr - wozu auch, man glaubt ja eh nicht dran.

Um zu den Ämtern zurück zu kommen, wäre das so, als würde man die deutsche Staatsangehörigkeit aufgeben, bei Problemen aber erwarten, daß einem die deutsche Botschaft in Ouagadougou hilft.

Cu Rene

Hoi.

Da gibt es verschiedene und manche „Dienstleistung“ gibt es nicht, wenn man nicht (zahlendes) Mitglied einer Kirche ist:

-kirchliche Kita/Kiga: häufig bezahlen Kirchenmitglieder weniger Gebühren
-Taufe/Konfirmation/Kommunion/Hochzeit/Beerdigung: ohne Mitglied i.d.R. nicht möglich
-Kinder/Erwachsene können am Gemeindeleben teilnehmen, aber an besonderen Aktionen eben nicht, z.B. Verschickung, Reisen etc. (hier gibt aber es sehr unterschiedliche örtliche Regelungen und andere Kosten, ähnlich wie bei Kita)
-evtl. gibt es Vergünstigungen, z.B. eine Versicherung, die sich auf den kirchlichen Bereich spezialisierte - eine Form des Rabatts wie bei Beamten oder Automobilclub-Mitgliedern

Ciao
Garrett

Hoi.

Andersrum wird, m.M.n., ein Schuh draus: Was hast der finanzielle Nutzen mit Glauben zu tun?

Anders als in England wird hier die Finazierung mit den Glauben verquickt. In England „lebt“ die Kirche durch die Spenden der Gläubigen und der Wohltätigen oder Touristen, schau mal bei den großen londoner Kirchen, wie die sich finanzieren.

Auch verstößt oder exkommuniziert mich die Kirche nicht, weil ich austrete.
Taufe bleibt Taufe! Ich bleibe Christ!!
Ich kann am Abendmahl teilnehmen, auch wenn ich der Meinung bin, nur durch Spenden für meine Gemeinde oder spezielle Aktionen meinen finanziellen Teil beizutragen.

Wie ausgeführt, bekomme ich aber nicht das „volle“ Programm…

…es wäre dann eher wie: ich bleibe Deutscher, darf aber nicht wählen oder demonstrieren oder so…

Ciao
Garrett

Moin, rick,

welche Vorteile habe ich, wenn ich Kirchgensteuer zahle?

ein reines Gewissen :smile:

Wie ist es bei nicht Mitgliedern bei Hochzeit (Kirchl
Trauung)

geht, wenn einer der Partner in der Kirche ist und keiner der Partner als verheitatet im kirchlichen Sinne gilt. Ein Katholik kann zB keinen evangelischen Geschiedenen heiraten, der gilt bei den Katholen als verheiratet. Es sei denn, er bekäme Dispens, wäre also im katholischen Sinne nie verheiratet gewesen - so wie die Steffie von Monaco mit ihren 2 ehelichen Kindern, die werden dadurch aber nicht unehelich (oder war’s die Schwester?)

Konfirmation der Kinder

wenn die Kinder in der ev. Kirche sind

Beerdigung (Pfarrer) ?

geht auch ohne Pfarrer, weil die Friedhöfe der Gemeinde gehören.

Gruß Ralf

schau mal bei den großen londoner Kirchen, wie die sich
finanzieren.

U.a. mit Eintrittsgeldern, was in Deutschland noch relativ selten der Fall ist :wink:.

Taufe bleibt Taufe! Ich bleibe Christ!!

Stimmt.

Ich kann am Abendmahl teilnehmen,

Stimmt nicht. Lutherische und katholische Kirche binden die Abendmahlsteilnahme eindeutig an die Kirchengliedschaft.

Gruß, Martinus

Ob man es als persönlichen Vorteil sieht, ist Ansichtssache. Aber die Kirchensteuer hat zwei entscheidende Vorteile gegenüber dem Modell der direkten Finanzierung, wie es in anderen Ländern praktiziert wird (1 & 2) und einen gegenüber den üblichen Vereinsbeiträgen (3):

  1. Sie verteilt die Gelder ziemlich gleichmäßig. Sprich alle Gemeinden bekommen ihren Anteil, der sich z.B. nach der Gemeindegröße (oder anderen Schlüsseln) richtet und sind nicht vom Einkommen ihrer Mitglieder abhängig. Sonst wäre eine Gemeinde im Beamten- und Direktorenviertel einer Großstadt um ein vieles reicher als die Arbeitergemeinde im Scherbenviertel.

  2. Die Gemeinden bleiben unabhängig. Ist die Gemeinde von den direkten Zuweisungen ihrer Gemeindeglieder abhängig, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die ersten „unmoralischen Angebote“ (verheiraten Sie uns trotz des Ehebruchs, sonst zahlen wir nicht mehr…) kommen. Auch die Gefahr, daß wieder einmal mehr nur die das Sagen haben, die auch das Geld mitbringen, wächst auf diese Weise.

  3. Unterm Strich nutzt die Kirchensteuer vor allem denjenigen Gemeindegliedern, die wenig Einkommen haben. Denn da sie sich am Einkommen (genauer gesagt der Einkommensteuer) orientiert, zahlen manche mehr, andere weniger - aber alle haben die gleichen Rechte. In den meisten Vereinen sind die Beiträge hingegen starr - unabhängig davon, wie viel man sich leisten kann.

  4. Außerdem liegt die Kirchensteuer in Deutschland mit 9% der Einkommens_steuer_ (bzw. 8% + Kirchgeld) deutlich unter dem biblischen Satz, der 10% der Einkommens fordert :wink:.

Was die Rechte gegenüber der Kirche angeht: Kasualien (Trauung, Beerdigung) können verweigert werden, wenn die Betroffenen (Brautleute, Tote) nicht (mehr) der Kirche angehört haben. Das liegt im Ermessen der Pfarrerin oder des Pfarrers.

Gruß, Martinus

Hallo Martinus!

Ob man es als persönlichen Vorteil sieht, ist Ansichtssache.
Aber die Kirchensteuer hat zwei entscheidende Vorteile
gegenüber dem Modell der direkten Finanzierung, wie es in
anderen Ländern praktiziert wird (1 & 2) und einen gegenüber
den üblichen Vereinsbeiträgen (3)

Warum lässt die die interessanteste und m. E. beste Möglichkeit außer Acht? Ich meine die z. B. in Italien praktizierte Kultursteuer, die jeder zahlt und über deren Verwendung er bestimmt. Damit wäre auch der für Kirchen und Kirchenmitglieder ärgerliche Austritt aus finanziellen Gründen weg. Das wurde hier schon ein paar Mal durchdekliniert.
Vielleicht könnte man das einführen, wenn der Soli abgeschafft wird, gleichzeitig mit einer Senkung der EKSt.
(Aber der wird wohl nie angeschafft. Die Flotte, für die der Kaiser den Reichstag die Sektsteuer beschließen ließ, wurde inzwischen schon dreimal versenkt und wieder gebaut, und die Sektsteuer ist immer noch da.)
Schönen Gruß!
Hannes

Um zu den Ämtern zurück zu kommen, wäre das so, als würde man
die deutsche Staatsangehörigkeit aufgeben, bei Problemen aber
erwarten, daß einem die deutsche Botschaft in Ouagadougou
hilft.

hi, das mag als Vergleich für andere deutsche Auslandsvertretungen stimmen aber nicht für die Genannte in Burkina Faso. Das ist mit Abstand die Mieseste. Da taucht kein einziger deutscher Botschaftsangehöriger auf lediglich, noch nicht mal deutsch sprechende Einheimische.

Cu Rene

Moin Garrett

Da gibt es verschiedene und manche „Dienstleistung“ gibt es
nicht, wenn man nicht (zahlendes) Mitglied einer Kirche ist:

-Taufe/Konfirmation/Kommunion/Hochzeit/Beerdigung: ohne
Mitglied i.d.R. nicht möglich

Da muss ich Dir widersprechen. Eine Konfirmation, ohne eine Mitgliedschaft der Eltern in der ev. Kirche, ist auf jeden Fall möglich.
Das Kind entscheidet dann mit der K. dem ev. Glauben beizutreten.

LG
H.

-kirchliche Kita/Kiga: häufig bezahlen Kirchenmitglieder
weniger Gebühren

Das kann ich nicht bestätigen. Wo ist das so?

-Taufe/Konfirmation/Kommunion/Hochzeit/Beerdigung: ohne
Mitglied i.d.R. nicht möglich

Taufe ist ja die Aufnahme in der Kirche, vor einer Taufe ist sowieso niemand Mitglied. FÜr Kommunion kann ich nicht sprechen, Hochzeit geht auch ohne, wie weiter oben auch beschrieben, sogar bei Beerdigungen hat der (evangelische) Pfarrer einen Spielraum.

-Kinder/Erwachsene können am Gemeindeleben teilnehmen, aber an
besonderen Aktionen eben nicht, z.B. Verschickung, Reisen etc.

Davon habe ich auch noch nie gehört.

-evtl. gibt es Vergünstigungen, z.B. eine Versicherung, die
sich auf den kirchlichen Bereich spezialisierte - eine Form
des Rabatts wie bei Beamten oder Automobilclub-Mitgliedern

Dito. Wäre wirklich interessant, wenn du hier einige Beispiele nennen könntest, das ist mir wirklich total neu.

Ciao
Garrett

Gruß eiawell

Warum lässt die die interessanteste und m. E. beste
Möglichkeit außer Acht? Ich meine die z. B. in Italien
praktizierte Kultursteuer,…

Weil rick nicht nach Alternativen zum deutschen Kirchensteuersystem sondern nach möglichen Vorteilen dieses Systems für sich selbst gefragt hat. Da wäre diese Antwort eine glatte Themaverfehlung gewesen.

Gruß, Martinus

Hallo!

Stimmt nicht. Lutherische und katholische Kirche binden die
Abendmahlsteilnahme eindeutig an die Kirchengliedschaft.

Dass die lateinische Kirche von „Abendmahlsteilnahme“ spricht, ist mir neu. Seit wann ist das so?
Gruß!
Hannes

Hallo!

Warum lässt die die interessanteste und m. E. beste
Möglichkeit außer Acht? Ich meine die z. B. in Italien
praktizierte Kultursteuer,…

Weil rick nicht nach Alternativen zum deutschen
Kirchensteuersystem sondern nach möglichen Vorteilen dieses
Systems für sich selbst gefragt hat.

Wenn du schreibst:
„Aber die Kirchensteuer hat zwei entscheidende Vorteile gegenüber dem Modell der direkten Finanzierung, wie es in anderen Ländern praktiziert wird (1 & 2) und einen gegenüber den üblichen Vereinsbeiträgen (3)“,
dann stellst du drei alternative Möglichkeiten vor, meine ist eine weitere in einem anderen Land. Fallen dir dazu keine Nachteile gegenüber der Kirchensteuer ein?
Gruß!
Hannes

Keine

Wie ist es bei nicht Mitgliedern bei Hochzeit (Kirchl
Trauung), Konfirmation der Kinder (vgl. Jugendweihe), Beerdigung (Patris Porcus, Freier Prediger uvam.) ?

Du darfst immer noch bei jeder Hochzeit, Konfirmation oder Beerdigung dabei sein. Noch kontrolliert keiner deinen Eintritt in ein Kirchengebäude.

Wenn du davon jedoch selbst betroffen bist, darfst du dich dann gerne an einen der vielen freien Prediger und Vortragenden wenden.

Und unter die Erde gebracht wirst du in DE von Staats wegen sowieso.

Gruß

Stefan

Hallo Rick,

ohne ein Glaubensbekenntnis,nur den Vorteil der Konfirmation,einer kirchlichen Trauung und Beerdigung mit Aussegnung durch den Pfarrer.
Nebenbei noch die Teilnahme an diversen internen Veranstaltungen der Mitglieder des Kirchenkreises.

Für mich stellt sich mehr die Frage,warum immer mehr Leute aus der Kirche(gerade auch wegen der Kirchensteuer)austreten und an Ostern, Weihnachten und Festgottesdiensten die Sitzplätze in den Kirchen
belegen und der gläubige Kirchensteuerzahler oft eine lange Nase macht.

Ich kenne selber Leute,die um einer kirchlichen Trauung wegen sich haben konfirmieren lassen,um nach der Hochzeit dann wieder aus der
Kirche auszutreten.
Vielleicht sollte die Kirche dort etwas moderner werden und Trauungen
als Dienstleistung anbieten,um mit den Einnahmen die teils maroden Gebäude zu sanieren.

mfg Bollfried

Hoi.

Dann hatte ich früher Glück - da wollte keiner meine Lohnsteuerkarte beim Abendmahl sehen…

Ciao
Garrett

Hallo,

Warum lässt die die interessanteste und m. E. beste
Möglichkeit außer Acht? Ich meine die z. B. in Italien
praktizierte Kultursteuer, die jeder zahlt und über deren
Verwendung er bestimmt.

Das wäre dann, nach deutschem Recht, keine Steuer (Steuereinnahme sind niemals zweckgebunden). Außerdem würde es die Problematik aufwerfen, wer darüber entscheidet, was „Kultur“ ist und wer somit von diesen Einnahmen profitieren könnte.

Gruß

Anwar

Die katholische Kirche würde nicht von Abendmahl sprechen, stimmt. Nachdem das, was die Katholiken als Eucharistie bezeichnen für Protestanten das Abendmahl ist, habe ich mir diese Zusammenfassung erlaubt. Andersherum ist auch oft von „Pfarrei“ die Rede, wo „Gemeinde“ gemeint ist oder von „Messe“ statt „Gottesdienst“. Diese interkonfessionelle Begriffsübertragung ist natürlich wissenschaftlich nicht korrekt, alltagssprachlich aber durchaus gebräuchlich.

Gruß, Martinus

Auf der Metaebene
Daß ich dabei das Modell der direkten Finanzierung erwähnt habe, liegt schlicht daran, daß dieses zum Zeitpunkt meines Tippens bereits angesprochen war und ich mich folglich darauf beziehen konnte. Die starren Vereinsbeiträge sind ein in Deutschland übliches Verfahren und boten sich aus diesem Grund an.

Gruß, Martinus

P.S. Der Vorteil des deutschen Kirchensteuersystems liegt gegenüber dem italienischen darin, daß es nicht (wie meines Wissens in Italien) auf die katholische Kirche beschränkt ist, sondern prinzipiell allen Religionsgemeinschaften offensteht, die den Status der Körperschaft des öffentlichen Rechts haben. Aber auch hier ist die Frage, ob das auch ein persönlicher Vorteil zu Gunsten des Urposters ist.