Hallo,
unsere Drillinge sollen im Februar (7. Klasse) an einer Skisportwoche (Klassenfahrt) teilnehmen und wir als Eltern sind nicht bereit, sie mitfahren zu lassen. Zunächst einmal sei betont, dass auch unsere Kinder keinen Wert auf eine solche Klassenfahrt legen, hätten und hatten aber überhaupt kein Problem mit einer „normalen“ Klassenfahrt, die erstens keine stundenlange Anfahrt erfordert, wo man zweitens tatsächlich etwas gemeinsam lernt und seinen Horizont erweitert und drittens, die finanziell gerechtfertigt ist. Wir müssten insgesamt - nur für diese einwöchige Fahrt - mit allem, was dazu gehört, ca. 1.300,- Euro zahlen, was wir sicher irgendwie hätten zusammen sparen können. Auch hätte der Förderverein uns ausgeholfen - immerhin ist das ja bei uns ein Sonderfall. Trotzdem finden wir - und das ist der eigentlich springende Punkt -, dass wir aus rein erzieherischen Gründen vor unseren Kindern eine solche unsinnige Ausgabe nicht rechtfertigen wollen. Wenn sie älter sind, wird es auch keinen Förderverein geben, der mal eben 400,- Euro spendet. Außerdem müssten wir - nur für eine Woche - Schneehosen, große Koffer etc. anschaffen!!! Auch sehen wir, im Gegensatz zu allen Lehrern, ÜBERHAUPT keinen pädagogischen Sinn in einer Skifahrt. Die Kinder, die sowieso regelmäßig mit der Familie Ski fahren, haben keinen besonderen Nutzen, die anderen werden danach nie wieder fahren.
Ich weiß, ich weiß - nun werden wir wahrscheinlich von den Meisten verbal gesteinigt werden, warum wir das denn alles nicht ganz toll finden und das sei doch ein Super-Gemeinschaftserlebnis. Wir sehen das eben nicht so und wären sehr dankbar, wenn wir auf Menschen stießen, die uns nicht nur verstehen, sondern vielleicht sogar Ähnliches erlebt haben.
Natürlich haben wir schriftlich bei der Schulleitung abgelehnt und der Klassenlehrer wird noch ein „aufklärendes Gespräch“ mit uns führen müssen. Aber wir bleiben bei unserer Entscheidung, egal welche Konsequenzen das hat. Natürlich werden die Kinder in dieser Zeit den Unterricht besuchen! Aber, wie wir gehört haben, wird es von allen fünf Parallelklassen noch wesentlich mehr „Verweigerer“ geben.
Also: bitte schickt uns Eure Erfahrungen, vielleicht Tipps, wie wir zur Not noch deutlicher argumentieren können, so dass wir auf der sicheren Seite sind. Jeder, der meint, dass wir uns an den Kindern versündigen oder engstirnig sind, kann uns nicht wirklich weiter helfen.
Danke für eine solidarische Antwort und herzliche Grüße,
P. und E.
Hallo,
da bin ich leider nicht die geeignete Ansprechpartnerin.
Gruß
Kreszentia
Hallo,
natürlich kann Euch niemand dazu zwingen mit ins Skilandheim zu fahren. In der Woche gehen die Drillinge halt in die 8. oder 6. Klasse.
Trotzdem möchte ich euch einige Dinge unterstellen:
Dass Ihr vom Förderverein kein Geld annehmt ist loblich und mehr als richtig, da man von dieser Veranstaltung ja nicht erst seit ein paar Tagen weiß. Ich wundere mich auch immer sehr wenn einen Monat vor Abreise eine Familie so tut als hätten Sie es gerade erst kurzfristig erfahren obwohl es meistens ein Jahr vorher bekannt gemacht wurde und im Unterricht und an Elternabenden ständig diskutiert wurde. Das mit der dreifachen Ausrüstung ist für mich auch ein Argument, da man ja wirklich alles dreimal benötigt und das andere Familien nicht nachvollziehen können. Ihr schreibt allerdings, dass die Drei sonst aber auch in Skiurlaub mitfahren.
Was mich eher zum Nachdenken bringt ist die Tatsache, dass die Kinder selbst nicht mit möchten. Das ist entweder nicht ehrlich und sie wissen auf was es eh rausläuft und was Ihr hören wollt. Oder aber es ist bedenklich, daß sie nicht mit der Klasse gemeinsam eine Klassenfahrt machen wollen.
Beides ist nicht soooo toll, denn entweder reden sie Euch nach dem Mund oder sie haben ein kleines Problem mit der Klasse.
Ich würde es davon abhängig machen, ob es noch am Anfang der Planungsphase ist und man dann halt einfach drei Plätze weniger bucht, oder ob das Ganze schon kurz vor der Durchführung ist und Ihr Euch ewig nicht dazu geäußert habt und jetzt wo es ans bezahlen geht kalt Füße kriegt.
Zwingen kann Euch wie gesagt keiner, es sei denn Ihr habt schon die Einverständniserklärung unterschrieben, dann würde nur noch Krankmachen helfen, was allerdings auch keine schöne Angewohnheit ist.
Ich hoffe Ihr seid mir nicht böse für meine Meinung aber die wurde angefordert.
Gruß
Danke für Deine ehrliche Antwort.
Ich hatte, wie bereits angekündigt, mit Kritik gerechnet und kann damit umgehen.
Natürlich wusste der KLassenlehrer bereits von Anfang an (also seit über einem Jahr), dass wir gegen diese Fahrt sind und wir haben ja das offizielle Anmeldeformular, auf dem man auch ankreuzen konnte, dass die Kinder NICHT mitfahren werden, rechtzeitig abgegeben, sodass eine Planung ohne uns stattfinden konnte. Geld vom Förderverein würden wir ohnehin nicht annehmen, weil letztendlich die Kinder irgendwann die Leidtragenden wären, wenn das heraus käme - mal ganz abgesehen davon, dass wir, im Vergleich zu wirklich mittellosen Familien, kein Recht darauf für uns beanspruchen.
Nun aber zum Thema Kinder.
Unsere Kinder würden uns nie nach dem Mund reden. Sie selber haben, ohne dass wir vorher mit ihnen darüber gesprochen hätten, von sich aus gesagt, dass sie eine solche Klassenfahrt für total unsinnig halten. Das ist vielleicht unsere Erziehung zur Bescheidenheit und Sparsamkeit - kann sein. Aber immer wieder stellen wir fest, dass die landläufige Meinung sagt, Kinder müssten Massenveranstaltungen, große Reisen, Partys, Cliquenbildung etc lieben. Unsere Drei lieben es eben nicht und schon werden sie schief angesehen. Und das hat nichts damit zu tun, dass wir diese Haltung von ihnen fordern. Sie mögen es einfach nicht. Wie gesagt: Sie waren ja längst mit auf Klassenfahrt. Da ging es in den Westerwald, eine halbe Stunde mit dem Bus. Dort waren sie im Tierpark, im Kletterpark und haben Lagerfeuer gemacht. Das mögen sie gerne und deshalb sind sie keine strikten Gegner von Klassenfahrten - wir als Eltern ja auch nicht.
Und seien wir doch mal ganz ehrlich: es ist ein absolutes Ammenmärchen, dass Klassenfahrten den Klassenzusammenhalt stärken. Die Kinder, die immer schon Außenseiter waren, werden es noch mehr. Und die Grüppchen, die bis dahin bestanden haben, festigen sich ebenfalls noch mehr.
Es ist jedenfalls ganz schwierig, wenn man eine Meinung wie wir hat, Gleichgesinnte zu finden, weil die meisten Eltern ihre Kinder einfach an jeder Veranstaltung teilnehmen lassen in der festen Überzeugung, sie könne dem Kind ja nur dienlich sein. Und das tun wir eben nicht.
Zum Glück gibt es noch zwei weitere Familien in unserer Klasse, die mit uns an einem Strang ziehen. Und wir hoffen, es werden noch ein paar dazu kommen (auch aus den Parallelklassen). Wo sollen denn in Zukunft Klassenfahrten noch stattfinden? Auf Hawaii? In Island? Nichts gegen schöne Reisen - aber dann MUSS das jeder Familie privat überlassen sein… - finden WIR.
Trotzdem vielen Dank für die schnelle und ehrliche Antwort. Das war sehr nett.
L.G.
P. und E.
Hallo,
trotzdem Danke, dass Du Dich so schnell gemeldet hast.
L.G.
P. und E.
Hi Petra,
schön dass Eure Kinder so eigenständig sind und nicht alles unreflektiert mitmachen ich wünsch mir, dass meine zwei auch mal so drauf sind.
Das mit dem Klassenzusammenhalt ist zwar wirklich überbewertet, aber die gemeinsamen Erfahrungen in Klassenfahrten mit den Schulfreunden sind nicht zu vergessen. Bei Drillingen hat man seine besten Freunde aber eh in der Familie und ist deshalb nicht so sehr auf Andere angewiesen.
Aber dann könnte man ja auch andere Urlaube oder Parties absagen, weil sich Leute die sich vorher nicht leiden konnten hinterher immer noch nicht mögen. Eine solche Fahrt bleibt einem meistens ewig in Erinnerung, weil man mit Freunden, die man ja auch in der Klasse hat, Erfahrungen unterschiedlicher Art macht. Ob z.B. sportlich, in Gesprächen oder beziehungstechnisch. Man gönnt sich halt mal was Besonderes, so wie man auch mal essen geht und nicht nur zu Hause isst. Satt ist man bei Beidem aber das Eine hat man jeden Tag, das andere ist etwas Anderes aber kostet halt extra.
Manche Leute haben aber auch generell etwas dagegen, wenn einem die Schule etwas vorschreiben will und dann wollen beide Seiten meistens nur noch beweisen, wer im Recht ist und es geht schon lange nicht mehr darum ob es sinnvoll ist oder nicht, sondern nur um „Du müsstest…“ und „Nein ich muss eben nicht!“. Ich denke soweit könnte es schon in Eurem geschilderten Fall sein.
Ich würde mal den Druck der Schule ausblenden, weil der eh nicht durchsetzbar ist, sondern nur fragen ob dieses Skilandheim bezahlbar oder eher nicht im derzeitigen Budget ist. Schaden tut es ja nun nicht.
Da müsst Ihr den Anderen nicht die Fahrt madig machen, den Spaß verderben und evtl. Mitstreiter suchen, sondern einfach nicht mitgehen.
Ich denke Ihr werdet das schon richtig entscheiden. Weil die Entscheidung liegt einfach bei Euch.
Gruß
M.
Guten Tag!
ich sehe auch keinen tieferen pädagog. Sinn in solche einer Fahrt ins Skilager. Inzwischen werden Sie es wohl durchgebrahct haben, dass Ihre Kinder da bleiben können. Leider werden sie dann monotone Tätigkeiten in der Schule verrichten müssen - frei haben sie deswegen nicht!
Liebe Grüsse und viel Erfolg bei Ihrem m.E. berechtigten Anliegen!
H. G.
Unterhaching
Hallo,
ich stimme Dir vollkommen zu. Es darf nicht in einer Feindschaft zwischen Schule und Eltern enden. Das ist auch ganz und gar nicht unser Bestreben. Wir wollen nur in unserem Wunsch ernst genommen werden, der letztlich nicht damit zusammen hängt, ob wir das Geld haben oder nicht, sondern ob wir bereit sind, es dafür auszugeben. Das ist ein großer Unterschied. Zum Beispiel hätte ich kein Problem mit einer Bildungsreise in eine fremde Stadt - von mir aus auch europaweit. Das alles macht Sinn in meinen Augen. Natürlich hat eine Klassenfahrt ihre Berechtigung und - wie gesagt - verweigern wir eine solche ja nicht prinzipiell. Aber eine Skifahrt macht für uns keinerlei Sinn.
Es stimmt - unsere Kinder haben keinen großen Drang, sich mit vielen Gleichaltrigen zu umgeben, weil sie das ja zu Hause sowieso haben. Gut erkannt!
Trotzdem hat natürlich jeder von den Dreien einen ganz festen Freund und diese verstehen sich auch wiederum untereinander sehr gut und auch mit den Geschwistern - man könnte sagen, da hat sich eine homogene Gruppe gebildet.
Mehr brauchen sie aber auch nicht. Wenn jeder am selben Tag einen Freund einlädt, befinden sich im Haus sechs Jugendliche. Da braucht es als Gemeinschaftsmaßnahme keine Klassenfahrt. Aber trotzdem würden sie natürlich von einer solchen Fahrt profitieren, wenn sie etwas Spannendes erleben, etwas dazu lernen, ihren Horizont erweitern - dahingehend, dass sie im späteren Leben etwas damit anfangen können.
Na ja - das Thema ist durch und zum Glück wartet kein langweiliger Unterricht auf sie als Ersatz, sondern nur drei Tage Schule mit Gleichaltrigen (in derselben Woche ist nämlich donnerstags Weiberfastnacht, also Karnevalsfeier, und am Freitag direkt schulfrei), denn es werden einige andere 7.-Klässler ebenfalls nicht mit fahren. Diese Schüler werden dann zu einer Klasse zusammen gewürfelt. So einfach ist das.
Danke nochmal vielmals für Deine Antworten und Deine Meinung - für mich war das wirklich sehr interessant und eine Bereicherung.
Herzliche Grüße und weiterhin alles Gute,
Petra
Hallo,
vielen Dank für die Antwort.
Da bin ich aber froh, dass ich nicht alleine stehe mit meiner Meinung. Diesen Eindruck hatte ich nämlich geraume Zeit. Wir sind sicher keine Spießer-Eltern (weit davon entfernt!!!) und wir gönnen unseren Kindern grundsätzlich alles, was sie weiter bringt. Aber dazu gehört in unsere Augen eben keine Skifahrt, die man einmal und nie wieder mitmacht.
Liebe Grüße und alles Gute,
Petra
hallo, Petra!
ich bin nicht so sehr bewandert in den Rechten der Eltern an staatlichen Regelschulen, da ich erst in den letzten zwei Jahren einige (sehr negative) Erfahrungen als Vater dort gemacht habe, die auf einen kurzen Nenner gebracht erschreckend wenig mit den schriftlich festgelegten Mitbestimmungsrechten und Mitgestaltungsmöglichkeiten von Eltern und Schülern zu tun hatten. Sie folgen vielmehr dem alten preußischen Beamtenhierarchieprinzip: der Lehrer/die Lehrerin hat immer mehr „Recht“ als die Schülerin/der Schüler, und im Notfall hat der Rektor immer am meisten Recht.
Das mag eine punktuelle Erfahrung sein und nicht für alle Schulen gelten. Aber aus 20 Jahren Erfahrung an Schulen in freier Trägerschaft (Waldorfschulen), wo auch Machtgerangel stattfinden, war das sehr ernüchternd für mich.
Und es hat doch auch mit deinem Thema zu tun:
In Hamburg werden die (von Elternseite gewünschten) Osterferien immer wieder gekippt und in die Zeit verlegt, wo die Lehrer noch Ski fahren können.
Ich wage zu bezweifeln, dass eine Klassenfahrt mit dem Ziel, Ski fahren zu gehen, pädagogisch motiviert ist.
Du hast es ja schon richtig charakterisiert: was passiert da, wenn die Schülerinnen und Schüler den ganzen Tag - Lift rauf, Hang runter - hintereinander herdüsen? Schon in der Schule gibt es bei den überwiegend veralteten Frontal-Unterrichtsmethoden mit den begleitenden Konkurrenzkämpfen im Noten-Lotto wenig Möglichkeiten, soziale Kompetenz zu üben. Da sollte das doch auf einer Klassenreise vorrangiges Ziel sein! ( Ich bin kein superernster Pädagoge und gönne den Schülerinnen und Schülern speziell auf Klassenreisen auch eine Menge Gaudi - aber dabei kann man schon auch gleichzeitig eine Menge Erfahrungsfelder für ein Miteinander auftun und durchleben.)
Es gibt so viele tolle Möglichkeiten, wirklich gute gemeinsame Erlebnisse zu haben. Auch Schnee zu erleben, ist toll! Aber warum muss es so eine ganz übliche Konsumfreizeit sein? Man kann im Schnee wandern, Schlitten fahren, Iglus bauen etc.
Auch für eine zeitgemäße ökologische Aufklärung ist die Fahrt in einen Skizirkus wohl kaum das Richtige.
(Aber in dieser Beziehung sind ja die meisten Lehrerinnen und Lehrer mit ihren satten Gehältern und reichlich Ferien in ihren Urlaubsgewohnheiten kaum Vorbilder.)
Ich möchte euch Mut machen, euere Absage durchzuhalten.
Besser noch wäre es, wenn ihr Lehrerinnen/Lehrer und Eltern davon überzeugen könntet, dass nicht einfach irgendeine Fahrt über die Köpfe der Schülerinnen und Schüler und der Eltern festgelegt wird, sondern dass die Schülerinnen und Schüler in die Planung einbezogen werden und auch mit den Eltern auf einem Elternabend über Pläne und vor allem auch über
Finanzierungsmöglichkeiten gesprochen wird.
Sicher soll man jungen Menschen auch zumuten, etwas Neues kennen zu lernen, was sie von sich aus vielleicht nicht unbedingt unternehmen würden, Aber bei einer üblichen Skifreizeit werden immer einige Schülerinnen oder Schüler keine Freude am Geschehen gewinnen können.
Schlimm ist es, wenn eine Klassenfahrt stattfindet und die Bedingungen so sind, dass nicht alle mitfahren können. (Damit will ich aber keineswegs euren Entschluss infrage stellen. Es muss umgekehrt laufen:
von einem Pädagogen erwarte ich, dass er eine Klassenfahrt für a l l e plant!)
viel Glück und viel Erfolg!
Wolfgang (ich habe auch mal als Skilehrer gearbeitet)
Lieber Wolfgang,
Deine Antwort hat mich sehr berührt, weil Du mir mit allem aus der Seele sprichst.
Ja - natürlich… Eine Klassenfahrt sollte für alle Schüler ein Gewinn sein. Ganz genau! Ein einfaches aber wirklich absolut wichtiges Kriterium!
Eine Klassenfahrt sollte einen Lerneffekt haben. Ebenfalls vollkommen korrekt!
Ich selber bin selber Pädagogin und wir haben damals gelernt, dass ich bei allem, was ich plane, immer mein Ziel vor Augen behalten muss. Vor allem muss ich mich für EIN Ziel entscheiden.
Ein wunderbares Beispiel ist da das Thema Videokamera: Möchte ich, dass die Kinder lernen, wie eine Kamera funktioniert, wie sie technisch aufgebaut ist oder will ich Ihnen etwas über Filmästhetik und Dramaturgie beibringen?
Genau das ist das Problem bei dieser Klassenfahrt. Hier steht für mich das Erlernen des Skifahrens im Vordergrund. Eine ideale Klassenfahrt sieht aber für mich so aus, dass jeder Schüler mit Freude etwas dazu lernt, seinen Horizont erweitert, jedem etwas Interessantes angeboten wird, worauf er sich freuen kann. Das kann ja auch im sportlichen Bereich sein (Kletterwand), aber es muss in meinen Augen auch etwas Bildung enthalten sein (neue Städte, Sehenswürdigkeiten - Kultur eben).
Aber Dein wichtigstes Argument war, dass man die Eltern und Schüler hätte vorher fragen sollen. Diese Skifreizeit wurde vor zwei Jahren von der Schulpflegschaft ins Leben gerufen mit einem Abstimmungsergebnis von (ich sage das jetzt mal überspitzt) 51:49. Ist das etwa eine einstimmige Sache? Vor allem gilt das Ergebnis doch nur für diese dort anwesende Gruppe von Eltern und Lehrern - unsere Kinder waren da noch gar nicht richtig auf dem Gymnasium angekommen (auch wir Eltern nicht) und dann wurden wir vor vollendete Tatsachen gestellt.
Eine wirklich gute Einrichtung ist in meinen Augen die „Orientierungsfahrt“ in der 9. Klasse. Dort arbeiten ausgebildete Pädagogen in einer spezialisierten Jugendherberge mit den Schülern daran, heraus zu finden, in welche Richtung es für sie weiter gehen soll. Jeder Schüler lernt etwas über sich, seine Begabungen und Bedürfnisse und so weiß er dann z.B., welche Leistungskurse er einmal belegen wird, vielleicht sogar, wohin es einmal beruflich gehen soll. DAS nenne ich Klassenfahrt!
Nun noch einmal zu Dir und Deinen Erlebnissen:
Ich teile Deine Ansicht über Schulsysteme und Lehrerpositionen. Ich befürchte sogar mittlerweile, das wieder eine Art Obrigkeitsdenken Einzug hält. Wo kommen wir denn hin, wenn in Zukunft der Staat, die Lehrer und andere Eltern über meine Familie entscheiden dürfen? Ich habe ein Erziehungsrecht und das lasse ich mir nicht nehmen. Deshalb: JA! Ich werde meine Meinung durchsetzen und die Kinder werden NICHT teilnehmen. Wir leben in einer Demokratie und da wir die Kinder ja am Unterricht teilnehmen lassen, verhalten wir uns nicht gegen das Schulgesetz. Was soll die Schule denn unternehmen? De Polizei zu uns schicken und die Kinder holen lassen??? Absurder Gedanke…
Zum Glück sind wir eben nicht die Einzigen. Aber meiner Erfahrung nach wird es überhaupt nichts bringen, dieses Thema „Klassenfahrt“ noch irgendwann einmal zu thematisieren, denn die meisten Eltern sind Schwanzeinzieher und würde niemals ihre wahre Meinung vertreten aus Angst davor, dass es ihren Kindern Nachteile bringe könnte.
Wir bringen unseren Dreien aber bei, dass man - wenn man höflich bleibt und keinen Anderen verletzt - seine Meinung immer sagen und durchsetzen darf und auch bereit sein muss, die Konsequenzen dafür zu ertragen. Wir sind keine Ja-Sager und werden es auch niemals sein.
Die Tatsache, dass Du als Skilehrer alles skeptisch siehst und ich, sogar als ehemalige Skifahrerin(!!!), ebenfalls gegen diese Fahrt bin, beweist doch nur, dass wir dazu in der Lage sind, individuelle Entscheidungen treffen und abwägen zu können. Genau das fehlt den meisten Eltern und Lehrern. Wir versacken in einem Null-Acht-Fünfzehn-System, wo alle glauben, es gäbe ein Einheitsrezept für den Umgang mit Kindern. Kein Schulsystem der Welt kann einen wirklich guten Lehrer ersetzen. Und es gibt keinen Schüler, der sich nicht von einem guten Lehrer mitreißen ließe. Die einzige Variable im Unterricht ist der Lehrer und ich habe das Gefühl, dass sich manche dieser Herrschaften immer noch nicht darüber im Klaren sind, wie sehr sie für die Zukunft ihrer Schüler verantwortlich sind.
Ich verabscheue nichts mehr, als Menschen ohne Rückgrat oder Pädagogen, die meinen, es sei genug, ihre Pflicht zu tun. Vielleicht ist das auch Deine Erfahrung. Denn ob Waldorf oder staatlich - die MENSCHEN sind wichtig.
Herzliche Grüße und nochmal vielen Dank für Deine Zeilen, die mir Mut gemacht haben, dass mein Mann und ich nicht vom Mond kommen, nur weil wir unseren Erziehungsauftrag ernst nehmen und nicht aus Bequemlichkeit mit dem Strom schwimmen.
Deine Petra
Dann ist ja alles geritzt.
Tschüssi
hei, eine Klassenfahrt ist (zumindest hier in Bayern) immer eine freiwillige Sache die das Einverständnis der Eltern voraussetzt. Es wird euch niemand zwingen denke ich daran teilzunehmen. Ich empfehle noch den Elternbeirat einzuschalten und die Schüler sollten die SMV/ Vertrauenslehrer einschalten.
Wie sich das rechtlich verhält steht in den Schulordnungen. Die sind meistens alle auch online einsehbar. Bei Privatschulen hilft ein Blick in den Schulvertrag, da kann das anders sein.
Gutes Gelingen!
gd
Hallo,
Danke für die Antwort. Leider gibt es in NRW die sogenannten Wanderrichtlinien, d.h. eine Klassenfahrt gilt als Unterricht und es herrscht Teilnahmepflicht. Der Vorsitzende der Elternpflegschaft gehört sogar zu den Eltern, der ebenfalls verweigert. Leider ist diese Klassenfahrt beschlossene Sache. Es gab eine Abstimmung am Elternabend und das Ergebnis war eindeutig PRO Klassenfahrt, weil die meisten Eltern, von denen wir wissen, dass sie eigentlich dagegen sind, den Schwanz eingezogen haben! Insofern müssen wir eben diesen steinigen Weg gehen, aber wir werden dabei bleiben. Ich hatte gehofft, über wer-weiss-was ähnlich Betroffene zu finden, aber ich weiß, dass da jedes Bundesland seine eigene Regelung hat.
Trotzdem vielen Dank, dass Du Dich gemeldet hast!
Alles Liebe,
Petra
Das ist schwierig. Klar ist es Unterricht aber den Schülern kann ja in der Schule ein alternatives Unterrichtsangebot zur Verfügung gestellt werden. Ihr könnt euch ja noch mal an den für euch zustg. wenden mit der Bitte er möge euch beraten. Oder gibt es bei euch in NRW sowas wie eine allgemeine Beratungsstelle für Schulen?
Den Preis finde ich für eine Schulfahrt völlig überzogen aber da würdet ihr wahrscheinlich bezuschusst werden. Die Geschichte ist halt auch, dass niemand mehr Juhu schreit wenn die Klassen massenhaft in den Bergen auftauchen, einmalig einen ski/snowboardkurs machen und das wars dann. Eine Woche aktiv mit z.B. dem Alpenverein Umweltorientierung und Naturschutz machen ist halt wenig attratktiv für die Kids (in der Regel). Und diese Schulklassenfahrten in die Skigebiete ist nichts anderes als ein Wirtschaftsfaktor.
Wenn die Schulordnung das ausdrücklich vorschreibt sehe ich schwarz, der Schulleiter sollte aber eigentlich an einer einvernehmlichen Lösung interessiert sein.
Viel GLück!
gd
PS. da fehlt ein Wort. Frag dich mal durch wer euer zustg. Schulrat ist, frag nach dem Schulamt!
sorry…
gd
Hallo,
das stimmt - es IST ein Wirtschaftsfaktor, und ich setze noch einen drauf: Es ist absolut gegen den Naturschutz, eine solch elendig lange Fahrt zu machen und dann auch noch wegen einer Sportart, die selber umweltschädigend ist (Waldrodung, Schneemaschinen etc). Und das wird auch noch genehmigt von einem rot-grün regierten Bundesland! Aber das führt jetzt wirklich zu weit und würde auch - LEIDER - niemanden interessieren, wenn wir mit solchen Argumenten kämen. SOOOOOOOOOO „konsequent“ sind die Menschen.
Das Schulamt ist übrigens ein GANZ schlechter Ansprechpartner. Da wird alles herunter gespielt, kein Interesse gezeigt. Es gab sogar mal einen Fall (das erzählte unser Schulleiter), da wollte man einen Schüler unserer Schule verweisen, der wirklich nicht mehr tragbar war. Der Leiter wendete sich deswegen an das Schulamt und dort lachte man laut und versicherte ihm, dass das, was er über diesen Schüler berichtete, ja wohl absolut lächerlich und niemals ein Grund sei, einem Verweis statt zu geben.
Es läuft so Einiges schief in der Schulpolitik und ich muss ehrlich sagen, diese Skifahrt ist nur einer von ganz vielen Punkten, die meinen Mann und mich tagtäglich auf die Palme bringen. Aber kritisieren darf man ja nicht und auf eine Änderung hoffen schon gar nicht. Wir müssen mit den Kindern die letzten sechs Jahre Schule durchstehen, denn bis jetzt hatten wir, egal, wie vernünftig unsere Argumente auch waren, noch nie das Gefühl, dass irgend ein Lehrer - geschweige denn ein Schulleiter - weder während der Grundschulzeit noch jetzt, ein offenes Ohr für Eltern haben. Wie gesagt. Hier geht es um immer gleiche Abläufe, Sturheit und vor allem vollkommen fehlende Kompetenz.
ICH MÖCHTE KEINEM LEHRER ZU NAHE TRETEN, DER SEINEN JOB WIRKLICH LIEBT UND GUT MACHT, DEM SCHÜLER WICHTIG SIND UND DER JEDEN VON IHNEN UND AUCH DESSEN ELTERN RESPEKTIERT. DER VOR ALLEM WEIß, WAS „GESPRÄCHSFÜHRUNG“ BEDEUTET!
Aber das ist leider die Ausnahme…
Schule ist für uns zum notwendigen Übel geworden und trotzdem leben wir unseren Kindern vor, dass der Erfolg aus einem selber, aus eigenem Antrieb kommen muss und wir „lügen“ ihnen sogar vor, dass ja jeder Lehrer sein Bestes geben würde und sie nicht alles so schlimm nehmen sollen, obwohl wir Eltern bei manchen Erzählungen an die Decke gehen. Und leider ist es eigentlich an jeder Schule und mit jeder Schulform das Gleiche, wo man sich auch umhört. Ein Trauerspiel ist das!
Ach - dieses Thema ist uferlos!
Vielen herzlichen Dank nochmal für Deine Mühe und die Tipps. Es tut gut, wenn man gehört wird.
Liebe Grüße,
Petra
Schreibt einen Brief an Hannelore Kraft! Im Ernst. Das kann sie nicht ignorieren. Sie schreibt sich ja die gruen roten Bildungsreformen auf die Fahne!
Lass ein paar Eltern mit unterschreiben, … das ist vllt. fuer eure Kids zu spät, aber es wird Zeichen setzen!
Just do it!Schreibt einen offenen Brief in der Tageszeitung. Ist halt die Frage wie weit ihr gehen wollt.
Gibt es in NRW einen Landeselternbeirat? Auch den würde ich SOFORT einschalten.
Lasst euch nicht entmutigen. Gibt es sowas wie regionale Stadrräte oder so? Stadtparlament? Das kommt auch immer gut, Politiker anzuschrieben die vor Ort sind. Guck mal ins Branchenverzeichnis, wer CDU oder SPD oder gruen vor ort ist. Die schreibt ihr dann an mit der Bitte um Unterstützung.
beste Grüße
gd
Hallo.
tja - da habe ich vorhin von Eltern gesprochen, die keinen „Arsch“ in der Hose haben, ihre Meinung zu äußern. Bis wohin darf man als Eltern gehen, ohne dass es Konsequenzen für die Kinder hat? Eines ist ja klar: unbeliebt haben sich auf jeden Fall schon mal alle gemacht, die die Klassenfahrt verweigern und wir haben - das kann man jetzt glauben oder nicht - bereits die Quittung auf dem Zeugnis unserer Kinder bekommen. Es wäre jetzt zu kompliziert, das im Einzelnen zu erklären, weil das eine unwahrscheinlich lange Vorgeschichte hat. Aber es ist so. Die Lehrer sind nicht dazu in der Lage zu verstehen, dass sie NICHT das Maß aller Dinge sind. Das versteht auch keine Schulleitung. Das versteht auch nicht die Schulpflegschaft.
Glaube mir - NIEMAND würde etwas unterschreiben, wenn es darum geht, mit Hilfe der Politik oder gar der Regierung, DER Einrichtung ans „Bein zu pinkeln“, von der die Zukunft der eigenen Kinder abhängt. Ich kenne schon die Sprüche, die dann kommen:
„Sie scheinen gravierende persönliche Probleme zu haben.“ oder „Wenn es Ihnen bei uns nicht passt, dann wechseln Sie doch die Schule!“
Es lässt sich NIEMAND kritisieren und schon gar nicht ist man dazu bereit, darüber nachzudenken, ob manche Eltern nicht einfach mal Recht haben. Dabei wurde noch beim ersten Elternabend so großspurig verkündet, dass man SEHR an einer Zusammenarbeit mit de Eltern, und vor allem auch an deren Kritik, interessiert sei - man wolle sich als Lehrer ja auch weiter entwickeln.
HA, HA, HA!!!
Ich habe (natürlich auch mein Mann) beschlossen, dass wir nicht mehr im Großen und Ganzen verändern wollen und können, ohne dass wir nicht letztlich die Leidtragenden sind. Das Einzige, was wir tun können ist, unsere Kinder zu schützen vor Dingen, die wir für nicht richtig halten und ihnen damit auch zeigen, dass man eine Meinung haben und diese durchsetzen darf.
Aber jucken würde es mich tatsächlich SEHR, mal so Einiges ins Rollen zu bringen. Zumindest könnte man wirklich einen persönlichen Brief an Frau Kraft schreiben, was sie zu dieser Sache sagt. Das würde mich interessieren!
Aber ob da eine Antwort kommen würde???
Zwar bin ich in gewisser Weise Idealist, aber der Realist in mir ist oft mächtiger und ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass ALLE, die eine Machtposition inne haben, nur ihren eigenen Weg gehen wollen und das ist meist der einfachste oder auch der, der ihnen selber am wenigsten schadet. Politiker wollen so viele Wähler wie möglich haben und verhalten sich so, dass die meisten mit ihrem Tun einverstanden sind.
Weißt Du - ich habe so lange gekämpft, immer wieder erlebt, dass am Ende doch keiner Farbe bekennt und das alles im Sande verlief. Und alleine kann man leider NICHTS bewirken. Ich bin da wirklich ein gebranntes Kind. Und alle Lehrer, auch Erzieherinnen, mit denen ich nie einverstanden war, weil sie WIRKLICH grobe Fehler machten, sitzen immer noch auf ihrem Posten und dürfen weiter Kinder verschandeln.
Und wenn mir dann eine Mutter sagt, dass Kinder einfach damit leben müssen, dass viele Lehrer blöd sind, weil sie auch im späteren Leben an Idioten geraten werden und dann schon mal lernen können, mit so jemandem umzugehen - und in welcher Welt ich denn leben würde, dass ich von einem Lehrer verlange, dass er seinen Job professionell zu erledigen hat - dann dreht sich mir wirklich der Magen um.
Manchmal zitiere ich mit im Geiste Beethoven: „Ein Baum ist mir lieber als ein Mensch.“ oder Sartre: „Hölle? Das sind die Anderen.“
Und auch wenn es bis jetzt die ganze Zeit den Eindruck machen sollte - ich bin KEIN Pssimist, ich bin ein lebensbejahender, glücklicher und positiver Mensch. Aber man darf sich nicht alles bieten lassen - finde ich…
In diesem Sinne nochmal Danke für alles!
Deine Petra
Hei, der Weg ist das Ziel und du musst nicht gewinnen um gewonnen zu haben. Im System feststecken aber wach bleiben und lebendig und nicht aufgeben. Auch wenn du/ Ihr da jetzt nicht weiter kommt ist es ein guter Prozess für euch alle und diese Kraft und Energie gibtst du ja an die Kinder weiter.
Man muss nicht siegen um gewonnen zu haben. Vergiss das nicht!
lG
gd