Kleidung - Persönlichkeit

Hi,

Was kommuniziert denn jemand, dem Kleidung nicht so wichtig
ist, durch seine Kleidung, ausser dass se ihm nicht so wichtig
ist?
Wessen geistes Kind soll so jemand sein, um mal mit Metapher’s
Worten zu agieren?
Was will man denn daraus Sinnvolles schliessen?

Es gibt da ja keinen Bewertungskriterienkatalog. Ich kann nur sagen, wie so jemand auf MICH wirkt.
Dass dem die Kleidung nicht so wichtig ist, sagt für MICH schon eine Menge aus.
Ich verbinde es meist sehr schnell und unbewusst mit diesen anderen Eigenschaften:

  • er fühlt sich keinem Gruppenzwang ausgesetzt - oder vielleicht grade zu sehr und macht bewusst nicht mit, um sich zu schützen
  • er ist wohl nicht so der „Ausgehtyp“, zumindest was Ort anbelangt, an denen man nicht mit Schlamperkleidung reinkommt
  • er ist vielleicht eher der Naturtyp, hält sich draußen auf, wo weniger Leute sind, wo man mehr Abstand zu anderen hat
  • er muss nicht irgendwo „dazugehören“, sondert sich vielleicht bisschen ab, braucht kleine statt größeren Kreisen
  • er hat möglicherweise wenig Sinn für Schönes überhaupt, könnte sein, dass seine Wohnung auch nicht besonders stilvoll eingerichtet ist etc.
  • vielleicht ist er auch ganz bewusst anti, „ich mach den Zirkus nicht mit“ - was in meinen Augen ziemlich oberflächlich bewertend ist, denn es besagt, dass Wert auf Äußeres, auch Pflege etc. ein Zirkus sei, dass Mode mit nichts als Eitelkeit zu tun habe, dass diese Eitelkeit grundsätzlich was schlechtes sei, dass Leute, die sich bewusst kleiden, nichts „im Kern“ hätten - außerdem verkörpert es für mich eine seltsame „ich gehör nicht zum Rest der Gesellschaft“- oder „die Gesellschaft ist mir egal“-Mentalität, die ich nicht nachvollziehen kann.

Ich weiß ganz sicher nicht, ob ich mit dieser Einschätzung nicht komplett danebenliege, vielleicht habe ich den Träger ja auch an einem seltsamen Tag erwischt. Tatsache ist aber, dass dieser Eindruck sofort bei mir entsteht und ich damit auch ziemlich sofort den anderen Menschen als jemanden, der meine Wichtigkeiten im Leben teilt, schnell ausschließe. Ist leider so. Bei den Massen von Menschen, die ich jeden Tag sehe, suche ich nach Gemeinsamkeiten oder Unterschieden, um schnell festzustellen, wer ähnlich ist und wer nicht. Und das geht zuallererst über den äußeren Eindruck - nicht nur Kleidung, sondern auch Körper, Gesicht, Auftreten, Gestik und Mimik.

Gruß

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@ Thomas Reiter + @ Judy
Hi ihr beiden!
Ich wollte Judy genau das Gleiche antworten, was Thomas gerade geantwortet hat. :wink:
Dass sich jemand für Kleidung nicht interessiert, bietet doch dann nur noch ganz vage Auslegungsmöglichkeiten, die eigentlich psychologisch wertlos sind.

Ich verbinde es meist sehr schnell und unbewusst mit diesen
anderen Eigenschaften

Ich finde deine Aufzählung durchaus wertvoll, Judy, und auch sehr gedankenreich, aber letztendlich doch -ähnlich wie Metaphers Aussage dazu- sehr theoretisch.
Ich möchte da mal anders herangehen. Mehr intuitiv oder aus meiner Erfahrung heraus. Ich kenne wiegesagt einige Männer, die sich überhaupt nicht chic oder sonstwie attraktiv kleiden. Ich will einmal zwei meiner alten Freunde als Beispiele herausgreifen. Ich kenne die beiden seit den 60er Jahren und weiß recht viel über ihr Leben und auch ihr Innenleben.
Der eine hat Maschinenbau und Tiermedizin (ernsthaft, ich finde die Kombination auch interessant) studiert und dazu können wir uns unser Teil denken, der andere -und jetzt wirds vielleicht spannender- hat Kunstgeschichte studiert und arbeitet als Metallrestaurator. Er sorgt also dafür, dass der Jesus am Kreuz wieder einigermaßen gut rüberkömmt und der Obelisk neben dem Brunnen am Dorfplatz wieder schön aussieht. Aber er selbst läuft rum wie … fast hätte ich gesagt: wie ein DDR-Bürger kurz vor der Wende. Das ist jetzt nicht gemein gemeint - ich schätze diese Menschen ja alle wegen ihrer Unbekümmertheit, was die Garderobe betrifft.
Nun gut, dass sind alles Männer um die 60, vielleicht ist das wirklich eine Generationsfrage…
Es grüßt euch
Branden

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Hi Branden,

Dass sich jemand für Kleidung nicht interessiert, bietet doch
dann nur noch ganz vage Auslegungsmöglichkeiten, die
eigentlich psychologisch wertlos sind.

Ob sie psychologisch wertvoll sind oder nicht, kann ich nicht beurteilen, für mich sind sie beim Kennenlernen und ersten Einschätzen einer Person durchaus wertvoll.
Und auch ich bin ja nun gar nicht theoretisch rangegangen, sondern habe natürlich an Leute in meinem Bekanntenkreis gedacht.
Andererseits habe ich ja auch nicht gesagt, dass Leute, die sich „nachlässig“ kleiden, nicht auch interessante Sachen machen oder eine interessante Biografie haben oder sonstwie interessant sein können. Sie legen jedoch in meinen Augen auf gewisse Dinge, auf die ich Wert lege, nicht so viel Wert.

Der eine hat Maschinenbau und Tiermedizin (ernsthaft, ich
finde die Kombination auch interessant)

Dazu muss ich wiederum sagen, dass in meinen Augen die belegten Studiengänge sogar noch weniger als Kleidung etwas darüber aussagen, ob ich einen Menschen interessant finde oder nicht…

der andere -und jetzt wirds
vielleicht spannender- hat Kunstgeschichte studiert und
arbeitet als Metallrestaurator.

Ja und? Das allein macht ihn für mich nicht interessant. Und er kann auch immernoch alle Eigenschaften haben, die ich mit nachlässiger Kleidung verbinde.

Nun gut, dass sind alles Männer um die 60, vielleicht ist das
wirklich eine Generationsfrage…

Vielleicht ist es das irgendwie wirklich auch. Mit Ende 20 ist ein Zugehörigkeits- oder Abgrenzungsgefühl vielleicht noch ein bisschen wichtiger. Außerdem passen uns die Sachen von vor der Wende nicht mehr :wink: Oder sie stinken… Wie müssen also neue kaufen. Und allein beim Kleidungskauf spielen sich doch Entscheidungen dafür ab, wie ich mich sehen will.

Gruß

Hi Nina,

Der
wahre Hintergrund ist jedoch: Ich kann aus gesundheitlichen
Gründen ausschließlich flache und gut Halt gebende Schuhe
tragen.

so ähnlich geht es mir auch.Zumindest mag ich in meinen Schuhen perfekt laufen können,deshalb sind die wenigen Schuhe,die ich besitze meist relativ teuer-was man ihnen aber nicht unbedingt ansieht.
Wenigstens ist mir dadurch die „200-Paar-Schuhe-im-Schrank-Krankheit“
erspart geblieben :smile:

viele Grüsse
Heidi

@ Judy
HI JUdy

Dazu muss ich wiederum sagen, dass in meinen Augen die
belegten Studiengänge sogar noch weniger als Kleidung etwas
darüber aussagen, ob ich einen Menschen interessant finde oder
nicht…

Nein, da hast du mich missverstanden - ich wollte nur leicht ironisch anmerken, dass ja die beiden Studiengänge überhaupt nix gemein haben.
Das war ein kleiner Nebenkriegsschauplatz, gewissermaßen. :wink:

der andere -und jetzt wirds
vielleicht spannender- hat Kunstgeschichte studiert und
arbeitet als Metallrestaurator.

Ja und? Das allein macht ihn für mich nicht interessant.

Auch das meine ich nicht, sondern ich wllte zwischen Kunstgeschichte und Ästhetik der Kleidung eine Brücke schlagen; so in dem Sinne: Wenn man ein ästhetisch akzentuiertes Studium betrieben hat, sollte es evtl. mehr auf das eigene Styling abfärben?

Nun gut, dass sind alles Männer um die 60, vielleicht ist das
wirklich eine Generationsfrage…

Vielleicht ist es das irgendwie wirklich auch. Mit Ende 20 ist
ein Zugehörigkeits- oder Abgrenzungsgefühl vielleicht noch ein
bisschen wichtiger.

Das denke ich auch. Da sind wir uns vermutlich d’accord.

Außerdem passen uns die Sachen von vor der
Wende nicht mehr :wink: Oder sie stinken…

*ggg*

Wie müssen also neue
kaufen. Und allein beim Kleidungskauf spielen sich doch
Entscheidungen dafür ab, wie ich mich sehen will.

Ja, das ist wohl wahr. Diese beiden Freunde von mir kaufen sich ja auch immer mal wieder neue Sachen (vermute ich wenigstens *g*) - man sieht es nur nicht. Die kaufen immer so völlig unscheinbare Klamotten.
Es grüßt dich
Branden

Hi,

Nein, da hast du mich missverstanden - ich wollte nur leicht
ironisch anmerken, dass ja die beiden Studiengänge überhaupt
nix gemein haben.

Achso, okay, aber da kenn ich halt auch so viele, die 2 Sachen studiert haben, die nicht unbedingt sofort ähnlich sind. Russisch und Klavier, Akkordeon und Medizin. Manchmal kann man sich schlecht entscheiden.

Ja und? Das allein macht ihn für mich nicht interessant.

Auch das meine ich nicht, sondern ich wllte zwischen
Kunstgeschichte und Ästhetik der Kleidung eine Brücke
schlagen; so in dem Sinne: Wenn man ein ästhetisch
akzentuiertes Studium betrieben hat, sollte es evtl. mehr auf
das eigene Styling abfärben?

Er hat ja KunstGESCHICHTE studiert und arbeitet jetzt als Restaurator - mag scheinbar eher alte Kunst, also auch alte Klamotten - vielleicht…?
Ich hab ja auch ein ästhetisch (wenn auch auditiv ästhetisch) akzentuiertes Studium hinter mir, was aber auch auf einer Disziplin-Fleiß-Traditions-Ebene aufbaute (also klassische Musik), und es gab jede Menge „langweilig“, man könnte sagen konservativ angezogene Leute - Künstler ist ja nicht gleich Künstler und unter ihnen gibt es ja die verschiedensten Temperamente.
Vielleicht haben deinen Restaurator grade die optischen Reize genervt, vielleicht arbeitet er lieber ohne groß Gesellschaft, was auch immer, aber irgendwann hat er sich wohl bewusst oder unbewusst dafür entschieden, auf Kleidung keinen Wert zu legen, aus für ihn guten Gründen. Ich finde das aber nicht per se bewundernswert.

Ja, das ist wohl wahr. Diese beiden Freunde von mir kaufen
sich ja auch immer mal wieder neue Sachen (vermute ich
wenigstens *g*) - man sieht es nur nicht. Die kaufen immer so
völlig unscheinbare Klamotten.

Unscheinbare Klamotten, die aussehen wie 20 Jahre alt, muss man auch erst mal finden… :smile:
Vielleicht hat er nen Humana-Laden um die Ecke.
Wildester Spekulatius :smile:

Grüße!
Judy

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Ausstieg aus der Pseudo-Diskussion
Hallo Marion,

Du verdrehst mir die Worte im Mund, bzw. auf dem Bildschirm. Ich sprach über die Absicht, mit Kleidung eine Wirkung erzielen zu wollen - nicht davon ob es jemandem egal ist, wie er rumläuft. Oder wie er garantiert nicht wirken will.
Das sind zwei Paar Schuhe.

Tschüss
Pit

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Hi Judy

Er hat ja KunstGESCHICHTE studiert und arbeitet jetzt als
Restaurator - mag scheinbar eher alte Kunst, also auch alte
Klamotten - vielleicht…?

Du, da könnte was dran sein…nicht schlecht…darauf bin ich noch gar nicht gekommen.

Vielleicht haben deinen Restaurator grade die optischen Reize
genervt, vielleicht arbeitet er lieber ohne groß Gesellschaft

Auch das ist wohl wahr…

Unscheinbare Klamotten, die aussehen wie 20 Jahre alt, muss
man auch erst mal finden… :smile:

Stimmt. :wink:
Bis zum nächsten Mal grüßt dich
Branden