Damit kann man schon etwas anfangen. D.h. wir reden hier ganz offensichtlich nicht von ANÜ. Die bisherigen „Externen“ arbeiten für deinen aber auch andere Arbeitgeber. D.h. da liegt dann auch vermutlich keine Scheinselbständigkeit vor (trotzdem sollte der AG sich natürlich über ein Statusfeststellungsverfahren diesbezüglich absichern). Auch wenn der Begriff immer wieder falsch verwendet wird, sind sie auch keine Freiberufler, wenn sie von der Art ihrer Tätigkeit keinen der normierten freien Berufe ausüben.
Sie werden insoweit vermutlich über Werk- und/oder Dienstleistungsverträge als Selbständige mit Gewerbeschein beauftragt, und schreiben als solche Rechnungen für die erbrachte Leistungen. Die gesamte soziale Absicherung eines Arbeitnehmers entfällt dadurch und die Selbständigen müssen aufpassen, brutto nicht für netto zu verstehen, sondern sich selbst auf eigene Kosten entsprechend absichern. D.h. Krankenversicherung, Rücklagen für schlechte Zeiten und Altersvorsorge laufen dann über privat zu organisierende Instrumente, und es wird auch keine Einkommensteuer vom AG auf Rechnungen einbehalten, sondern man muss selbst dann für eine korrekte Versteuerung seiner Einkünfte sorgen (kann aber natürlich auch seine Kosten entsprechend geltend machen). Je nach Umfang darf man sich dann auch noch mit der Umsatzsteuer beschäftigen.
Ob der bisherige Chef nun sagt, dass er den Laden nicht dicht machen will, oder nicht, würde ich nicht zu hoch bewerten. Wenn der Laden laufen würde, hätte er genug Arbeit für seine festangestellten Kräfte und käme ihn dies für dauerhaft und regelmäßig zu erledigende Tätigkeiten vermutlich auch billiger als der Einsatz von Selbständigen. Insoweit würde ich den Vorschlag schon als Warnsignal betrachten. Und jetzt muss man sich sehr deutlich überlegen, ob man am Angestelltenverhältnis bis zum ggf. baldigen letzten Tag festhält und mit dem Schiff dann untergeht, oder ob die Sache mit: „Sucht Euch einen anderen Job und arbeitet nur noch als Selbständige für mich“, ggf. eine ganz gute Alternative sein könnte, wenn man nicht gleich komplett weg will/kann.
Das ist aber keine Geschichte, die man über das Knie brechen sollte. Man sollte überlegen, welcher Aufwand hinter einer auch noch so kleinen Selbständigkeit steckt und welche Kosten diese verursacht, die man erst einmal wieder reinspielen muss. Möchte man überhaupt Selbständig sein und traut sich das zu? Ist man der richtige Typ um eigene Aquise aktiv zu betreiben, Networking zu betreiben, …
Mit welchem Auftragsvolumen des bisherigen AG ist realistisch zu rechnen und hat das Modell eine Zukunft. Sieht man Möglichkeiten, die Selbständigkeit in Richtung weiterer Kunden auszubauen und zu stabilisieren? Wie werden sich eine Selbständigkeit und eine angestellte Tätigkeit unter einen Hut bringen lassen? Es heißt nicht umsonst, dass selbständig „selbst und ständig“ bedeutet, es niemand mehr interessiert, wenn man andere Verpflichtungen hat oder mal krank ist oder Urlaub machen möchte, wenn ein Auftrag fertig werden muss, …
Solche Modelle werden vielfach gelebt, aber oft eher aus Not/einem Meidungskonflikt heraus, sich vollständig neu sortieren und ein bestimmtes Umfeld verlassen zu müssen/Angst vor dem Neuen, … Daraus ergeben sich dann - auch wenn der Stundensatz stimmen mag - unter dem Strich oft mehr oder minder prekäre Einkommenssituationen mit hoher psychischer Belastung.
Auf der anderen Seite kenne ich aber auch jede Menge Menschen, die mit solchen Modellen einen Übergang in eine dann sehr erfolgreiche Selbständigkeit geschaffen haben, inzwischen selbst Mitarbeiter im eigenen Laden beschäftigen, … Oder auch Leute, die ausschließlich projektorientiert z.B. in ANÜ für diverse Kunden arbeiten, ohne den Overhead einer Selbständigkeit zu haben, und damit trotzdem sehr gut verdienen.
Da muss man wirklich sehr in sich gehen, um für sich selbst den richtigen Weg zu finden.
Aber bevor Du meinst, ich hätte deine „eigentliche Frage“ ignoriert oder nicht beantwortet: Nein, ich glaube nicht, dass man Dir in dieser Situation mit einer Antwort in Sinne: „Wie erkläre ich meinem AG, dass ich nicht in ein alternatives Beauftragungs-/Beschäftigungsmodell wechseln möchte?“ Denn ich gehe fest davon aus, dass das nicht einfach nur „eine spontane Frage ohne besonderen Hintergrund“ des AG war. Vielmehr dürfte die Alternative zu einer Beschäftigung mit diversen Möglichkeiten, sich mit einem Abschied von der Vollzeitstelle als AN zu arrangieren, in der baldigen Kündigung liegen.