Moin Marion,
So wie auch ich. Vielleicht stimmt das ja das ja mit dem
romantisch verklärten Blick. Ich empfinde Israel tatsächlich
als tolles Land mit tollen Menschen.
Ist nicht jedes Land ein tolles Land mit tollen Menschen ?
Insbesondere dann, wenn sie offen und freundlich auf einen
zugehen ?
Stimmt, und ich bin in meinem Leben schon viel herumgekommen. Trotzdem, Israel war für mich schon was besonderes.
Und sei die Regierung noch so totalitär und
menschenverachtend ?
So, zum klareren Verständnis, was ich von der israelischen, ja jeder Regierung einfordere: Die Menschenrechte wahren! Da gibt es fast keine Ausnahmen, eine wäre vielleicht wenn dieses Land in eine Kriegssituation gerät und dann auch nur wenn man eine bedrohliche Situation für die eigene Bevölkerung nicht anders abwenden kann. Sooo, ich denke das genau das in so manchen Fällen hier zutrifft, in anderen nicht. Bei zweiterem stimme ich mit Dir ein, da geht auch mir der nichtvorhandene Hut und mein Zeigefinger hoch. Da bin ich ein scharfer Kritiker dieser Regierung. Generell verurteilen? Naja, nein… schon gar nicht mit Diktaturen oder mit einem Apartheidstaat vergleichen.
Aber würdest du das auch noch so
empfunden haben, wenn du als staatenloser Palästinenser
versucht hättest nach Israel einzureisen um in einer
isrealieschen Ferienanlage am See Genezareth Urlaub zu machen
?
Vielleicht zu einer realistischeren Situation: Du bist Deutsche und in Deiner Stadt passieren wie in vielen anderen Städten einige Attentate. Viele Menschen sind schon gestorben, vielleicht hast Du den einen oder anderen gekannt. Die Attentäter kommen alle aus einem Land. Wie würdest Du empfinden?
So, zu Deiner Frage: Selbstverständlich würde ich mich ungerecht behandelt fühlen, ich friedlicher Mensch in einem Topf mit potentiellen Attentäter geworfen… Vielleicht, es handelt sich ja unwahrscheinlicher Weise um mich der in dieser Situation ist, würde ich einsehen daß das Land in das ich einreisen will sich schützen muß und nicht zwischen friedlichen und todbringenden Personen unterscheiden kann… Meine Antwort mag unbefriedigend sein – ist auch eine schwere Frage…
Fast beinahe das
Gegenteil empfinde ich, wenn ich mir die Regierung ansehe. Wie
das zusammenpaßt habe ich schon beschrieben. Wer dauernd in
Angst lebt wird bald eine Regierung wählen bei der man den
Eindruck hat, daß diese etwas dagegen tut.
Dem kann ich nicht folgen. Schließlich war Sharon auch für die
Israelis kein Unbekannter mehr sondern schon immer ein
Kriegsfalke und Vertrater der zionistischen Vorstellungen von
„Groß-Israel“, das eindeutig über die von der UN festgelegten
Grenzen hinaus geht. Mit seiner Provokation am Tempelberg und
den daraus resultierenden Unruhen wussten die Israelis IMHO
sehr genau, wen sie sich da einhandelten.
Jetzt hast mich falsch verstanden. Die Israelis sehen die Attentate als massive Bedrohung, auch wenn es wahrscheinlicher ist unter ein Auto zu kommen als von einem palästinensischen Attentäter ermordet zu werden. (Gleiches gilt auch umgekehrt) So wählen viele jemanden, von dem sie glauben, daß er es verhindern kann. Bitte: nicht daß ich es gutheiße, ich versuche es nur zu verstehen.
Ich will nur eines, daß man gerecht die Lage sieht in der sich
Israel befindet.
Gerecht heisst aber nicht Ungerechtigkeit zu Entschuldigen.
Klar…
Die Palästinenser haben wesentlich mehr Grund, sich vor den
Israelis zu fürchten, als umgekehrt. Dennoch würde ich nicht
auf die Idee kommen, den palästinensicher Terror mit dieser
Angst entschuldigen zu wollen.
Der ist auch durch nichts zu entschuldigen…
Auf der anderen Seite der Bewohner des besetzten Gebietes.
Hier gebe ich Dir recht. Israel MUSS die Rechte der
unschuldigen Menschen in diesen Gebieten wahren.
Weisst du, dass ist das, was mich immer so sauer macht. Ich
höre immer wieder von allen möglichen Leuten, dass es
natürlich Mist ist, was die Israelis in den besetzten Gebieten
anstellen. Nur bei dieser Feststellung bleibt es dann, grad
so, als hätte man allein durch die Feststellung schon genug
getan, um aus dieser Welt einen besseren Ort zu machen. Nein
Herbert, es gibt nichts Gutes, es sei denn man tut es, und in
diesem Fall heisst das für mich so lange Druck auf Israel
auszuüben und es immer weiter politisch, wirtschaftlich und
militärisch zu isolieren, bis die Besatzungstruppen endlich
aus Palästina verschwinden.
Für mich heißt es auch Druck auszuüben, aber auch mit einem Lösungsvorschlag zu kommen. Einseitige Verurteilungen bringen nichts. Schon gar nicht bei dieser Regierung. Wenn man allerdings dem israelischen Volk mit einem Lösungsvorschlag kommt, vielleicht sieht es dann bei den nächsten Wahlen schon ganz anders aus.
Wenn alle so denken würden, so nach dem Motto, Apartheid ist
natürlich schlecht, aber Südafrika ist so ein tolles Land mit
so tollen Menschen und über Menschenrechtsverletzungen von
Regierungen mit einem Achselzucken hinweggehen etc…dann gäbe
es die Apartheid in Südafrika vermutlich heute noch.
Meiner Meinung kann da nur
mehr die UNO helfen.
Womit ? Einer neuen Resolution die eh keine Beachtung findet ?
Oder einen durch den Weltsicherheitsrat legitimierten
militärischen Angriff auf Israel um die UN-Resolutionen mit
Gewalt durchzusetzen, so wie es jetzt im Fall Irak gefordert
wird ? Das kannst du nicht wirklich wollen Herbert (ich
übrigens auch nicht).
Bäh, nein! Also, bei dieser Regierung habe ich nicht viel Hoffnung, aber Regierungen wechseln ja in Israel schnell… Für mich kann es nur eines geben, und mir ist bewußt, daß das futuristisch klingt: Das ganze Gebiet unter UNO-Schutz stellen. Die UNO müßte dann Terrornester ausheben und Terroristen und deren Drahtzieher verhaften, UND darauf achten, daß es keine Übergriffe der Israelis auf unschuldige Palästinenser gibt.
Wenn das ein Vergleich sein soll, dann fährt er mit dem
Rollstuhl. In Israel wird ja niemand in ähnlicher Weise
diskriminiert, weil er z. B. Araber ist. Und in den besetzten
Gebieten: Nicht vergessen, das sind kriegsähnliche Zustände.
Israel ist die einzige Regierung, die in den besetzten
Gebieten eine Art der Staatsmacht ausübt. Darüber täuschen
auch gewisse Teilautonomien nicht hinweg. Da Juden, die in den
besetzten Gebieten leben, durchaus die israelische
Staatangehörigkeit behalten oder erlangen können und auch
keine weitere erhalten oder erlangen (z.B. eine
Palästinensische), sehe ich hier eindeutig eine
Diskriminierung eines großen Bevölkerungsanteils aufgrund
seiner Religion und Volkszugehörigkeit.
Bitte, vergiß nicht den daß bis hinauf zu Arafats Organisation Palästinenser sich in einer Art Kriegszustand mit Israel befinden.
Dieser Zustand ist mit der Situation in den südafrikanischen
Homelands durchaus vergleichbar.
Naja, hier teile ich Deine Meinung nicht. Die Homelands waren nicht im Krieg mit Südafrika.
Servus
Herbert