Kleinkind schlägt Eltern, wie verhalten

Hallo Jule!

Wir gehen weit mehr konform als du dir vielleicht vorstellen kannst.

Ich sehe meine Form der körperlichen Zurechtweisung nicht als Gewalt im gebräuchlichen Sinne von Gewalt an. Natürlich kann man von Gewalt sprechen, man kennt ja auch die Staatsgewalt, etc., so gesehen wird unser ganzes Leben von Gewalten bestimmt.

Der große Unterschied ist für mich, dass diese körperliche Zurechtweisung nicht aus einem Frust heraus geschieht, sondern der Verdeutlichung: das darfst du nicht angreifen, das ist für dich tabu.
Ich tarne keine Prügelorgien unter verniedlichenden Begriffen wie Klaps.

Dennoch: Ein körperlicher Übergriff verdeutlicht immer eins:
Derjenige, der ihn vornimmt, hat die Macht, den anderen zu
verletzen und tut es auch. Und deshalb ist der Lerneffekt beim
Kind immer ein Doppelter: Der Gewollte ist, dass das Kind sich
der Autorität fügt. Der Ungewollte ist, dass das Kind dieses
Verhalten als erfolgreich erkennt und es seinerseits im
sozialen Umgang anwendet. Da es ein Kind ist, fehlen ihm dabei
möglicherweise Maß und Ziel. Und das kann Probleme nach sich
ziehen, die man nicht übersehen sollte.

Jegliche Erziehungsmethode basiert auf einem Machtgefüge. Gewalt lernen Kinder von anderen Kindern, dazu brauchen sie die Eltern nicht. Und, jetzt werden sich dir wahrscheinlich die Haare sträuben, ich finde es auch gut, dass Kinder untereinander Gewalt ausüben, sich Schmerzen zufügen, oder wie man auf gut österreichisch sagt: Sie raufen!

Ich finde es deswegen wichtig, weil sie dadurch auch erkennen, was ihr Handeln anrichtet. Schmerz! Etwas was die Kids auf ihren Playstations nicht nachvollziehen können.

Du sagst, Gewalt ruft Gewalt hervor, was ich nicht bestreiten kann, ich sage aber auch Gewalt verhindert Gewalt. Aber das ist eigentlich ein ganz anderes Thema.

Ich finde es großartig, wie du das mit deinen Kids geschafft hast und werde dich im Hinterkopf haben, wenn ich mir überlege meinem Kleinen einen Klaps zu geben.

fg
MT

du löschst also deine Beiträge, weil du Täter bist?
Hast du sie als Opfer geschrieben?

Ach Ulf, deine plumpen Provokationsversuche sind nicht nur wenig erheiternd sondern noch nicht mal im Kontext schlüssig.

Aber, da ich mit meinem Löschen scheinbar eine emotionale Baustelle ausgelöst habe: Ich war mir anfänglich schon unschlüssig, ob du, nach deinem letzten email an mich, überhaupt auf Hilfe von mir neugierig bist. Ich wollte dir Diese aber trotzdem nicht verwehren, aufgrund der ausbleibenden Reaktion auf meine Rückfrage sah ich mich aber in meiner anfänglichen Besorgnis bestätigt.

Solltest du damit weiter ein Problem haben, kannst du das mit mir gerne per mail ausmachen, hier ist es schon die längste Zeit ot.

fg
MT

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Alice Miller: Warum sind …
… die eigentlich harmlosen Klapse schädlich?

_1.Sie bringen dem Kind Gewalt bei.
2.Sie zerstören beim Säugling und Kleinkind die unersetzbare Sicherheit, geliebt zu sein.
3.Sie erzeugen Ängste: Die Erwartung der nächsten Strafe.
4.Sie erhalten eine Lüge aufrecht, indem sie angeben, erzieherisch zu wirken, doch im Grunde strafen die Eltern nur, weil sie als Kinder selbst geschlagen wurden.
5.Sie provozieren Ärger und den Wunsch nach Rache, der zunächst unterdrückt wird, um viel später seinen destruktiven Ausdruck zu finden.
6.Sie programmieren das Kind, unlogische Argumente zu akzeptieren (wenn ich dir weh tue, geschieht es zu deinem Besten) und den Schmerz der Demütigung als nicht schmerzhaft zu registrieren.
7.Sie zerstören die Sensibilität und das Mitgefühl für andere und für sich selbst, und so entgeht ihnen die Möglichkeit, innerlich zu wachsen.

Welche Botschaften werden dem Kind durch Schläge vermittelt?

1.Daß ein Kind keinen Respekt vediene.
2.Daß das Quälen einen guten Sinn haben könne (was grundsätzlich falsch ist, denn die erfahrene Qual lehrt das Kind andere zu quälen).
3.Daß der eigene Schmerz nicht gefühlt werden dürfe (er muß ignoriert werden, was gefährlich für das Immunsystem ist).
4.Daß Gewalttätigkeit mit Liebe vereinbar sei (die Wurzel von Perversion).
5.Daß das Verleugnen von Gefühlen gesund sei (der Körper bezahlt den Preis für diesen Fehler oftmals viel später).

Wie wird unterdrückter Ärger üblicherweise ausgelebt?

In der Kindheit und Adoleszenz:
1.Durch Verspotten von Schwächeren.
2.Durch Angriffe auf Klassenkameraden.
3.Durch das Schikanieren von Lehrern.
4.Durch die Identifizierung mit gewalttätigen Helden im Fernsehen und in Videospielen (Kinder, die niemals geschlagen wurden, werden als Erwachsene keine gewalttätigen Filme produzieren).
Im Erwachsenenalter:
1.Durch das Weitergeben von Prügeln an die nächste Generation, das fälschlicherweise als effektives erzieherisches Mittel dringend empfohlen wird.
2.Durch die Weigerung, den Zusammenhang zwischen der früher erfahrenen Gewalt und der heutigen aktiv wiederholten Gewalt zu verstehen. Die Ignoranz der Gesellschaft trägt mit dazu bei.
3.Durch legale destruktive Aktivitäten.
4.Durch die Bereitschaft, jeder Autorität wie z.B. Hitler, Stalin, Mao und anderen, kritiklos und eifrig zu folgen, die an den Erziehungsstil der eigenen Eltern erinnert und Sündenböcke für die aufgestauten Emotionen anbietet.

Manche Eltern werden sich der Unterdrückung und der universellen Verleugnung des Kindheitsleidens bewusst. Sie realisieren, dass Gewalt von Eltern auf Kinder übertragen wird und möchten ihre Kinder nicht mehr schlagen. Viele haben damit Erfolg, sobald sie verstanden haben, dass die Gründe der „erzieherischen Gewalt in ihrer eigenen Geschichte verborgen blieben._ (http://www.alice-miller.com/flugblatter_de.php?page=2)

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,692505,00.html

Wobei Kinder selbstverständlich nicht geschlagen werden sollten.

Hallo Mutunus,

ich muß mich da doch noch mal einmischen - auch schon, weil ich Dich ja heftig angegriffen habe. Deine Wahrnehmung von Eltern-Kinder-Beziehung erstaunt mich, umso mehr da Du Dir ja offensichtlich wirklich Gedanken machst.

Ich sehe meine Form der körperlichen Zurechtweisung nicht als
Gewalt im gebräuchlichen Sinne von Gewalt an. Natürlich kann
man von Gewalt sprechen, man kennt ja auch die Staatsgewalt,
etc., so gesehen wird unser ganzes Leben von Gewalten
bestimmt.

Das sehe ich ganz anders. Wir leben in einem Raum, der von Moral und Wertvorstellungen geprägt ist, die teilweise in Gesetzen niedergeschrieben wurden. Körperliche Gewalt gegen die Bürger von in Dt. und wohl auch in Österreich nicht angewandt. (zumindest sollte das nicht so sein)

Der große Unterschied ist für mich, dass diese körperliche
Zurechtweisung nicht aus einem Frust heraus geschieht, sondern
der Verdeutlichung: das darfst du nicht angreifen, das ist für
dich tabu.

Das verstehe ich überhaupt nicht. Du verdeutlichst Tabus (also Deine Grenzen) mit Gewaltandrohung bzw. ausübung? Meinst Du das?

Dennoch: Ein körperlicher Übergriff verdeutlicht immer eins:
Derjenige, der ihn vornimmt, hat die Macht, den anderen zu
verletzen und tut es auch. Und deshalb ist der Lerneffekt beim
Kind immer ein Doppelter: Der Gewollte ist, dass das Kind sich
der Autorität fügt. Der Ungewollte ist, dass das Kind dieses
Verhalten als erfolgreich erkennt und es seinerseits im
sozialen Umgang anwendet. Da es ein Kind ist, fehlen ihm dabei
möglicherweise Maß und Ziel. Und das kann Probleme nach sich
ziehen, die man nicht übersehen sollte.

Das möchte ich (weiß ist von Jule) ganz fett unterschreiben. Male Dir einfach aus, wie Dich Deine Kinder behandeln, wenn Du alt bist und z.B. dement und Dich nicht fügst ins normale Alltagsgeschehen.

Jegliche Erziehungsmethode basiert auf einem Machtgefüge.

Da würde ich ansetzen. Woher kommt diese MEinung? In meinen Augen beruht Erziehung auf nichts anderem als Vorbildwirkung und Respekt.

Erziehung über Machtausübung wird sicherlich Effekte zeigen. Sind diese aber so nachhaltig, wie Di Dir es wünscht? Wirkt nicht nur die Angst vor der Strafe? Was ist wenn die Strafe nicht mehr greift? (z.B. Deine Kinder werden stärker als Du oder entziehen sich Deinem Einflußbereich)
Im Gegenzug nenne ich jetzt mal Gandhi, der mit seiner absoluten Gewaltverweigerung ein ganzes Imperium zum Einsturz gebracht hat und noch heute inspiriert und nur mit seinem Vorbild erzieht. Bißchen hoch gegriffen eventuell, aber indem ich meinen Kindern grundsätzlichen Respekt (dh. ich greife ihre körperliche und seelische Vollkommenheit nicht an - ich klehne auch jede Art seelischer Gewaltausübung ab wie Liebesentzug, Manipulation, Lautstärke) entgegenbringe, habe ich dann nicht die höhere Chance, dass sie diese Einstellung übernehmen?
Ich erwarte diesen grundsätzlichen Respekt auch für meine Person und kommuniziere das sehr deutlich ggü meinen Kindern.

Gewalt lernen Kinder von anderen Kindern, dazu brauchen sie
die Eltern nicht. Und, jetzt werden sich dir wahrscheinlich
die Haare sträuben, ich finde es auch gut, dass Kinder
untereinander Gewalt ausüben, sich Schmerzen zufügen, oder wie
man auf gut österreichisch sagt: Sie raufen!

Und da sehe ich eine ganz dringende Aufgabe der Eltern, den Kindern altersspezifisch klar zu machen, dass es andere Möglichkeiten der Konfliktlösung gibt. Auch wieder eine Art der Respektbezeugung. Ich finde nicht, dass kinder um Nichtigkeiten raufen, sondern es geht mmn in diesen Situation um für sie wichtige dinge.

Wenn Du Dich mit anderen Eriehungskonzepten jenseits der Gewalt auseinandersetzen möchtest, empfehle ich Dir z.B. die Literatur von Jesper Juul. Der hat z.B. solche Bücher geschrieben wie „Nein aus Liebe“, nur damit Du nicht denkst, ich möchte Dir weichgespülte Esoerziehung ans Herz legen. :smile:

In diesem Sinne - Peace
FS

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Und ich will an dieser Stelle nur mal meine Hoffnung äußern, dass ein Umdenken stattfindet.

Bis vor gar nicht langer Zeit war die Züchtigung der Ehefrau durch den Mann auch kein Gegenstand der irgendwelche Gemüter erhitzt hat.

FS

Hallo MT,

Jegliche Erziehungsmethode basiert auf einem Machtgefüge.

Auch hier stimme ich dir grundsätzlich zu. Dennoch sehe ich die Macht von Eltern auf einer anderen Basis als beispielsweise die der Staatsgewalt. Eltern haben Macht über ihre Kinder, weil diese sie lieben und - zumindest in jungen Jahren - auf sie angewiesen bzw. existenziell von ihnen abhängig sind.

Und gerade das macht die elterliche Macht so potentiell gefährlich. Kinder können ihr nicht nur nicht entgehen, auch ihre gesamte Entwicklung ist von dieser Macht abhängig. Das kommt bei allen psychischen und physischen Übergriffen zum Tragen. Je älter Kinder werden, desto unabhängiger werden sie auch, und die Macht der Eltern lässt nach.

Gewalt lernen Kinder von anderen Kindern, dazu brauchen sie die Eltern nicht.

Nicht in dieser existenziell bedrohlichen Form. Auch wenn andere Kinder vielleicht stärker sein mögen, so gibt es doch Möglichkeiten, ihnen zu entgehen.

ich finde es auch gut, dass Kinder untereinander Gewalt ausüben, sich Schmerzen zufügen, oder wie man auf gut österreichisch sagt: Sie raufen!

Ich finde ebenfalls, dass das zu einer normalen Entwicklung gehört.

Ich finde es deswegen wichtig, weil sie dadurch auch erkennen, was ihr Handeln anrichtet. Schmerz!

Vorausgesetzt, sie haben ein bestimmtes Alter erreicht. Im Vorschulalter können sie das noch nicht erkennen. Da wird gehauen, weil die Worte fehlen (siehe UP). Was (ältere) Kinder dabei aber zudem lernen ist, dass sie manchmal schwächer und manchmal stärker als andere sind. Das trägt ungemein zu einer realistischen Selbsteinschätzung bei und fördert die Fähigkeit, sich sowohl in der Rolle des Unterlegenen als auch in der des Überlegenen zu üben. Letztere können sie gegenüber ihren Eltern in aller Regel nicht einnehmen.

Du sagst, Gewalt ruft Gewalt hervor, was ich nicht bestreiten kann, ich sage aber auch Gewalt verhindert Gewalt.

Manchmal ja. Ich bin ein Beispiel dafür :smile:. Meine eigene Erfahrung als Kind hat mich davon abgehalten, meine eigenen Kinder zu schlagen. Das muss aber nicht in allen Fällen so laufen. Oftmals werden aus geschlagenen Kindern auch Schläger.

Was mir z.B. geholfen hat, wenn ich in Versuchung war, zuzuhauen, war die Überlegung, dass ich damit mein allerletztes Machtmittel ausgespielt hätte und es für eine möglicherweise bedeutsamere Situation nicht mehr wirksam wäre. Dass diese Situation niemals kommen konnte, ist im Nachhinein natürlich klar :smile:

Schöne Grüße,
Jule

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Strafbarkeit
Hallo Stefan,

zumindest für ein Berufsverbot reicht ein Klaps: http://www.derwesten.de/wr/Berufsverbot-fuer-Tagesmu…

Grüße

=^…^=

Und? Diese Geschichte hat nun so gar nichts mit dem hier diskutierten zu tun.
Es ging nur um Eltern und es ist schon immer so, daß die Rechte von Eltern sehr viel weiter gehen als die von irgendwelchen Dritten.

Die Behauptung, Eltern die ihre Kinder mit gelegentlichen leichten Schlägen (Klapse) zu einem bestimmten Verhalten bringen wollen würden sich strafbar machen, bleibt schlicht und einfach falsch.

Es ist und bleibt ein Killerargument: ein Argument, das einzig dem Ziel dient eine Diskussion zu unterbinden (zu killen).

Und, um ehrlich zu sein, ich halte nichts von dem Kreuzzug, der hier regelmäßig veranstaltet wird, sobald es um „Schläge“ geht. Es fehlt jede Differenzierung (das Setzen von „körperlichen Grenzen“ in einer ansonsten liebevollen Umgebung wird regelmäßig in einem Atemzug mit echten Mißhandlungen genannt - und sei es nur als Vorläufer dazu) und es gibt viele falsche Behauptungen.
Eine der imho grundfalschen Behauptungen ist z.B. die, daß auch kleine Kinder schon aus Einsicht handeln könnten und würden und es deshalb besser sei zu erklären als blinden Gehorsam einzufordern.
Jule hat es oben sehr schön auf den Punkt gebracht: kleine Kinder müssen sich schlicht unterordnen. Dies ist in nahezu allen Familien so, auch in den völlig gewaltfreien (wobei ich meine Zweifel habe, daß es das überhaupt gibt). Keiner möchte in einer Familie leben, in der die Kinder das nie gelernt haben (weil in diesen Familien kleine Tyrannen herrschen).
Deshalb sollte man so ehrlich sein und zugeben: Ja, es gibt viele Situationen, da fordere ich von meinen Kindern schlicht und einfach Gehorsam ein. Und dies wird nur dann funktionieren, wenn die Kinder wissen daß bei Ungehorsam unangenehme Konsequenzen folgen (die auch in funktionierenden, gewaltfreien Familien folgen werden). Ich halte es für eine gewaltige Selbsttäuschung, wenn behauptet wird, die eigenen Kinder würden sich aus Einsicht dem Willen der Eltern beugen.

Entscheidend in einer Familie ist das Grundklima. Ist es von Liebe, Geborgenheit und Vertrauen geprägt oder von Angst und Vernachlässigung.
Was hier regelmäßig ausgefochten wird, sind Scheingefechte. Die wichtigen Argumente gegen das Setzen von körperlichen Grenzen werden meist gar nicht oder nur am Rande genannt.

Gruß Stefan

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auch in den völlig gewaltfreien (wobei ich
meine Zweifel habe, daß es das überhaupt gibt).

Hi!

Das ist ja genau das Thema. Was bezeichnet man als Gewalt, im Sinne von richtiger Gewalt?

Ich hab meinen Kleinen heute mit einer Hand beide Beine bei den Knöcheln zusammengehalten und diese nach hinten gedrückt. Gegen seinen Willen! Und das mehrere Minuten lang. Ist doch eindeutig Gewalt, oder?

Nur frag ich mich, wie ich ihm ansonsten die Kacke aus der Ritze geputzt hätte?

fg
MT

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quod erat demonstrantum…
Hi,

Wenn Kinder wissen, dass ihre
Eltern eine Begründung folgen lassen oder sich auch mal
entschuldigen, haben sie weniger Probleme, auf eine
Aufforderung oder Anweisung spontan zu reagieren und sie nicht
erst zu hinterfragen.

so habe ich auch lange gedacht. Mittlerweile bin ich da recht skeptisch, bei meinen Jungs (6 und 8) mache ich eine andere Erfahrung.

Ich bin mittlerweile zu der Überzeugung gelangt, daß es sehr vom Wesen des Kindes abhängt, wie viel Druck sie brauchen um das zu verinnerlichen (eine klare Ansage wird erstmal befolgt, Erklärungen gibt es später).
Unser Großer ist eher ein ruhiger, ängstlicher Typ, er hat damit viel weniger Schwierigkeiten. Der Kurze hingegen ist sehr viel lebhafter und schwieriger zu bändigen (auch viel spontaner und mit deutlich weniger Gedanken an eventuelle Folgen). Was beim Großen wunderbar funktionierte, war bei ihm leider ein Schuß in den Ofen.

Es gibt einfach kein Patentrezept. Entscheidend ist, daß das Grundklima in einer Familie von Geborgenheit und Liebe geprägt ist. Wie der Umgang im konkreten Fall dann aussieht, wie sehr man körperlich wird oder nicht, hängt aber von den Beteiligten ab.

Unsere Lieblingserzieherin (etwas Besseres hätte unseren Jungs, gerade dem Großen, einfach nicht passieren können) hat es einmal sehr treffend beschrieben: „Ihr müßt als Eltern authentisch bleiben! Wenn ihr versucht Euch zu verstellen, verwirrt ihr Eure Kinder, denn sie spüren sehr genau, wie Ihr tickt.“

Viele Grüße
Stefan

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Hi,

Es gibt einfach kein Patentrezept.

das ist natürlich richtig. Ich kann erstmal nur versuchen, das umzusetzen, was ich für richtig halte. Im Laufe der Zeit wird mein Kind mir dann schon zeigen, wo das utopisch ist. Und dann muss man schaun, welche Alternativen für einen selbst noch in Fragen kommen. Und anpassen. Und nachregulieren und gucken, was geht und was nicht. Und mal an seine Grenzen stoßen und verzweifeln und neue Wege finden und weitermachen. :smile:

Ich sehe Erziehung, soweit ich das überhaupt schon beurteilen kann, auch eher als Prozess, an dem alle (Kinder und Eltern) beteiligt sind und der wandelbar ist.

Gruß
Cess

Hi,

das habe ich mich auch einmal gefragt. Also wie das mit der Wahrnehmung der Gewalt ist, eben z. B. bei dem von dir beschriebenen Wickelbeispiel.

Wie ich dann erfahren habe, und was mir auch logisch erscheint, spürt das Kind ob es strafend verletzt wird, ob es also bewusst und gezielt ((um es sich gefügig zu machen (ich sag es jetzt mal so krass)) oder ob es zwar auch bewusst, aber nicht strafend sondern aus einer Notwendigkeit heraus „verletzt“ wird. Ich denke schon dass ein Kind das spürt.

Schöne Grüsse

Hallo,

Die Sprache des Kindes ist die Körpersprache.
Und die intellektuelle Ebene ist in dem Alter eine
„wenn-dann“-Ebene.

Wenn ich mein Kind zurückklapse, zurückbeiße (wie erwähnt),
zurückschlage - dann lasse ich mich ja gerade auf die Ebene
der Kommunikation herab, die ich meinen Kind abgewöhnen will.

Hab ich so nicht gesagt. („beißen“ war ein Beispiel, eine erklärende Metapher, ein sprachliches Bild)

Was ich gesagt habe: überfordert Eure Kinder nicht. Eltern und
vor allem begeisterte Eltern neigen dazu. Nicht nur in der Kommunikation sondern auch in materiellen Dingen (zum Beispiel Spielzeug, Kleidung, u.a.)

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sich auf das eingeschränkte
Vermögen von Kindern einzustellen und sie l a n g s a m (!) und in
k l e i n s t e n Schritten kindgemäß zu fördern, sollte
Erwachsenen möglich sein.

Ich weiß, dass das schwieriger ist, als dem Kind sein Kommunikationsvermögen überzustülpen. Wobei letzteres ja meistens
gar nicht „echt“, sondern nur aufgesetzt gewollt und krampfhaft ist.

Grashalme wachsen nicht schneller, wenn man ständig dran zieht.

Zu sehen, was der (spezielle) Grashalm zum Gedeihen braucht, das ist die Kunst!

die meinen konnten mit 1,5 Jahren
durchaus schon in ganzen Sätzen

Eine Erklärung wie z.B. ‚Nicht die Katze am Schwanz ziehen -
das tut ihr weh‘ hat sie in keinster Weise überfordert.

Genau!
Manche (viele) Kinder sprechen in diesem Alter schon ganze Sätze.
Kleine Sätze! Auf ihre, meistens äußere, Welt bezogen.
Sie vertiefen und verfestigen ihr Erleben, d.h., das, was sie sehen,
was ihnen passiert.

Erklärungen in dieser Form (entsprechend deinem Beispiel) kommen
an und k ö n n e n aufgenommen und verarbeitet werden.

Langatmige Erklärungen zur inneren Gefühlswelt der Mamma,
in Schachtelsätzen verpackt, womöglich noch mit sanfter Stimme
vorgetragen und von liebevollem Lächeln begleitet veursacht nur
eines: Überforderung und Verwirrung.

Wie soll ein Kleinstkind diese sich widerstreitenden Botschaften
verstehen?
Mamma schimpft und lächelt??? Sie ist böse, weil ich sie gehschlagen habe und spricht noch zärtlicher als sonst mit mir ???
Freut sie sich oder ist sie böse??? Und all die vielen fremde Worte ???

Kinder behrrschen von Lebensbeginn an die Körpersprache („sprechen“ und „lesen“) perfekt. Die verbale Sprache müssen sie erst noch
lernen, wie eine Fremdsprache.

Etwas ernsthaftes oder warnendes mit falscher Körpersprache,
z.B. Lächeln, sanfter Stimme - woran soll sich das Kind da halten?

Es gibt Forscher, die überzeugt sind, dass durch solche Doppelbotschaften und Überforderung z.B. Schizophrenie gefördert wwerden könnte.

Soweit würde ich erstmal nicht gehen, aber vielleicht liegt hierin
eine (!) der Ursachen für ADHS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom).

Gut gemeint ist nicht immer gut getan.

Hi,

unsere kann zwar noch nicht in ganzen Sätzen sprechen, aber
sie kann ganze Sätze verstehen. :smile:

Wenn ich ihr in einer Situation, die sie noch nicht kennt,
sage: „Das ist heiß, vorsicht.“ Dann sagt sie „haissssss“,
geht mit der Hand nah ran, aber nicht ganz, sagt nochmal
„haissssss“ und zieht die Hand wieder weg. Das hat sie schon
verinnerlicht und kann es von Herd und heißer Tasse, die sie
kennt, auf Neues übertragen.

Genau!
„Heiss“ ist hier das Schlüsselwort. Das, was sie versteht - verstehen kann!

Sie an längere Sätze und Erklärungen zu gewöhnen, sie sprachlich
somit zu fordern - dafür gibt es jeden Tag genügend erfreuliche
Gelegenheiten.

die haben ein Recht auf eine Begründung.

Und Mamma hat ein Recht, nicht geschlagen zu werden.
Und das Recht, dass dies in Zukunft nicht mehr geschieht.

Und DAS steht in einer solchen Situation im Mittelpunkt.
Das deutlich zu machen, auf den Punkt zu bringen, darum
geht es hier.
Ist das das Anliegen der Mutter in dieser konkreten Situation
und formuliert sie es deutlich und konkret -und damit kindgemäß-
wird sie Erfolg haben.

Bei mehreren gleichzeitig angestrebten Zielen (unterbinden falschen
Verhaltens plus Sprachförderung plus Einsichtvermögen plus Botschaft,
Mamma hat dich lieb)
ist nicht nur das Kind sondern auch das Kommunikationstalent der Mutter überfordert.

Was ich deutlich machen will: Kommunikation muss situationsgerecht und kindgerecht erfolgen.

Beispiel, das ich vor wenigen Tagen beobachtete:

Ein kleines Kind steht mitten auf der Straße. Die Mutter -ganz
erziehungsbewußt und nach allen (falschen) Regeln der Erziehungskunst - wendet sich vom Bürgersteig aus zum Kind hin
und ruft, ganz auf den eigenen Tonfall konzentriert:

„Marc-Hermann, würdest Du bitte von der Straße wegkommen?
Weil, es könnte ja gleich ein Auto kommen und nicht mehr rechtzeitig
bremsen können - und dann fährt es dich an und das tut dann schrecklich weh, Marc-Hermann“

Ich muss wohl nicht betonen, das Marc-Hermann die Mutter nicht
besonders erst nahm und stehen blieb.

Und für die, die mich immer noch nicht verstehen wollen:

Hingehen, das Kind hochnehmen, aus der Gefahrenzone tragen und
kurz und deutlich „Nein“ sagen mit einer kurzen und deutlichen
Erklärung in einem (!) kurzen und deutlichen Satz wäre der
Situation angemessener gewesen.

Die Mutter schlagen, ist eine ähnliche Situation, muss nachhaltig unterbunden werden und erfordert ähnliches kluges Verhalten der Mutter.

Man muss nicht alle Erziehungs-Ziele ständig zusammenpacken.
An solche Übermütter, die dies schaffen, glaube ich nicht

1 Like

Mh,

widerspricht das jetzt dem, was ich schrieb?

Gruß
Cess

Ich habe Dich bestätigt!
(wollte Dich bestätigen)

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Ah,

Ich habe Dich bestätigt!
(wollte Dich bestätigen)

ok, ich war da unsicher.

Gruß
Cess