Jetzt muß ich doch mal was zum Thema schreiben!
Hi,
erst einmal will ich dazu sagen, dass es zwar einen
Spitzensteuertsatz gibt, aber dieser wird von den"Reichen"
sicher nicht in „Anspruch“ genommen.
hohe (Grenz-)Steuersätze erreicht man schneller, als viele meinen. Wenn man in der Stadt in der Nähe seines Arbeitsplatzes wohnt, keine Abschreibungsobjekte in Ostdeutschland o.ä. betreibt, zahlt man treudoof den vollen Steuersatz.
Diverse
Abschreibmöglichkeiten gibt es ja immer noch genug.Eigentlich
wäre doch die simpelste Pflicht, von denen die besser gestellt
sind, sich an Recht und Gesetz zu halten: das heißt ihren
Reichtum, ihr Vermögen und Einkommen auch ehrlich zu
versteuern.
Es ist die Pflicht eines jeden. Ich möchte mal wetten, daß 90% der Steuerzahler die Entfernung zum Arbeitsplatz versehentlich zu hoch geschätzt haben oder mit der Bahn fahren und trotzdem das Auto in der Steuererklärung als Werbungskosten ansetzen. Mal abgesehen von der ganzen Schmuggelei mit Zigaretten und Alk.
Das klingt banal, doch angesichts der gigantischen
Summen, die nach seriösen Expertenschätzungen dem Fiskus
jährlich durch Steuerhinterziehung verloren gehen, muss daran
erinnert werden. Auf bis zu 150 Milliarden Mark schätzt die
Steuergewerkschaft die Steuerausfälle, fast ein Drittel des
Bundeshaushalts.
Seriös ist ein Begriff, den ich im Zusammenhang mit dem Wort Experte selten gerechtfertigt finde. Im übrigen wird - nach ebenfalls seriösen Experten - der Betrag der verschwendeten Steuergelder mit rund DM 70 Mrd. pro Jahr angegeben.
Bei solchen Summen stockt doch der Atem,
oder? Würde nur dieser dem Staat zustehende Pflichtanteil
ordungsgemäß und gesetzesmäßig abgeführt, wäre Geld im
Überfluss da, um Armut zu bekämpfen. Und so gibt es arme
Faulenzer genauso wie reiche Steurhinterzieher.
Das ist das schöne an geschätzten Zahlen: Es wird am Ende was völlig Unstrukturiertes ausgekotzt, daß dann dem gemeinen Volk mit seiner Stammtischseele zum Fraße vorgeworfen wird. Wie soll sich denn die hinterzogene Summe zusammensetzen? Ist da die Tabaksteuer auch schon drin? Was ist mit dem Anteil der Unternehmenssteuern? Daß Steuern hinterzogen werden, ist unbestritten. Daß das auch Menschen machen, die viel verdienen, ist ebenfalls klar. Wenn aber dem geneigten Volke die Abschreibungs- und sonstigen Gestaltungmöglichkeiten nicht passen, sollte es sich eine andere Regierung suchen, die die Steuergesetze schließlich verbricht, und nicht diejenigen anmaulen, die das Gesetz ausschöpfen. Die Abschreibungsmöglichkeiten haben im übrigen meist einen Sinn. Viele der heutigen Abschreibungsmöglichkeiten dienten der Aufbauförderung Ost.
Und nochmal zur Statistik:
Hat denn bei der Arm-und-Reich-Statistik irgendjemand Vermögen/Lebensarbeitszeit ausgerechnet? Das Argument kam schon x-mal, ich weiß, aber davon wird nicht weniger richtig. Im übrigen ist Einkommen immer nur eine Momentaufnahme. Das kann einem Selbständigen sehr unangenehm gewahr werden, wenn auf einmal die Aufträge wegbrechen, oder er sich den Arm. Hohes Einkommen ist eine Sache, die Frage ist, was man daraus bestreiten muß. Bei vielen Selbständigen sieht es nach Risikovorsorge und privater Altersversorgung gar nicht mal mehr so doll aus. Was hier teilweise gebracht wird, erinnert mich an die Komiker, die meinen, daß sie mit den DM 0,78/km für Dienstreisen einen Reisendeal machen, weil der Sprit doch viel billiger ist, und dabei versehentlich alle anderen Kosten vergessen. Der Clou ist außerdem, daß sich die Reichtumspyramide noch weiter ausprägen wird. Der Witz ist doch, daß alte Menschen naturgemäß mehr besitzen als junge Menschen. Und da wir alle weniger junge Menschen machen, erzeugen wir nebenbei noch den Eindruck, daß der Reichtum in Deutschland immer ungerechter verteilt wird. Und dann noch eins: Armut ist in Deutschland in Abhängigkeit vom Durchschnittsnettogehalt definiert. Wenn 90% mehr verdienen, und 10% unverändert viel (oder meinetwegen auch wenig), gibt es automatisch mehr Arme. Macht das Sinn? Oder frei nach Friedhelm Busch, einem der größten Philospohen der deutschen Fernsehlandschaft: „Wir leiden und leiden, auf dem höchsten Niveau der Welt.“
So. Und jetzt noch was allgemeines:
Ich habe mit die ganze Diskussion ja geduldig mitgelesen, und mich mühsam beherrscht. Die ganze Sache läuft auf Neid und Mitleid hinaus. Mitleid ist ja OK, Neid nicht. Wenn hier sinnlos aus Statistiken zitiert wird, zitiere ich mal aus einer anderen: In Deutschland sind nur 177.000 Akademiker arbeitslos, nach rund 230.000 im Vorjahr. Es läuft letztlich nur auf die Ausbildung hinaus. Es ist einfach nicht in Ordnung, mit 30 dazustehen und nach Geld zu jammern, und dabei seit 16 faul im Bett gelegen oder betrunken in der Kneipe gehockt zu haben. Von einer vernünftigen Ausbildung können einen nur vier Dinge theoretisch abhalten: Fehlendes Geld, fehlende Intelligenz, kein Bock und Schicksalsschläge. Während ich den letzten Grund akzeptiere, sind die ersten beiden in unserem Land keine Begründung. Wenn man etwas einfacher gestrickt ist, sollte man vielleicht nicht Gehirnchirurg oder Wirtschaftsprüfer werden wollen. Aber wir brauchen auch (vor allem ich) Leute, die handwerkliche Dinge erledigen. Daß man da nicht so clever sein muß, kann ich mit Einzelfällen belegen. Und eine Ausbildung wird in Deutschland allemal vom Staat (also auch wieder von mir) bezahlt. Das übliche Geschwafel, daß Bafög zu wenig ist, lasse ich nicht gelten. Muß man halt nebenbei Aushilfsjobs übernehmen, wenn´s Geld nicht reicht (warum auch immer).
Bleibt also nur kein Bock. Ich kann nicht sagen, daß es mir nicht irgendwann gereicht hätte, und das gilt für Schule, Berufsausbildung und Studium. Aber es scheint sich gelohnt zu haben.
Wer die Entscheidung fällt, die Ausbildung frühzeitig abzubrechen, verwirkt damit jeden Anspruch auf Mitleid, zumindest, was die finanzielle Seite angeht.
Gruß
Christian