König (Könich)

Eine Freundin von mir unterrichtet Deutsch als Fremdsprache, sie selber ist Schwedin. Nun wurde sie kritisiert, weil sie z.B. statt zwanzig zwanzich spricht. Ich habe zu diesem Fall das Beispiel mit König im Kopf, zu dem mir einmal jemand erklärt hat, man spräche es mich ch am Ende. Stimmt das, trifft das auf alle -ig-Endungen zu und wo finde ich den Nachweis dafür, den die Lehrerin ihren Schülern natürlich gerne vorlegen würde?

Pumuckl

Hallo Pumuckl,

deine Freundin spricht das absolut korrekt aus. Die Endung -ig wird im Hochdeutschen -ich gesprochen.
Könnte es sein, dass deine Freundin hier in Bayern irgendwo unterrichtet? Denn da kennt man diese Aussprache nicht, sondern spricht diese Endung annähernd -ik aus.

Ich kann mich noch gut an meine Referendarzeit erinnern, als wir auch in Rhetorik und Aussprache unterrichtet wurden. Wir (alles Referendare, die in Bayern aufgewachsen waren) waren wie vom Donner gerührt, als uns die Trainerin klar gemacht hat, dass wir „Könich“ und „richtich“ zu sagen hätten. Als Bayern war uns das damals (vor 20 Jahren) absolut neu…

Gruß
Uschi

Hallo Pumuckl und Uschi!

In Oesterreich wird kein ‚g‘ im Hochdeutschen wie 'ch’ausgesprochen.
Ich dachte immer, dass dies deutscher Dialekt sei.
Ich bin sicher, da die Rechtschreibreform
Woerter wie Mayonnaise in Majonäs verwandelt hat, d.h.
man will die Woerter wie man sie spricht auch schreiben,
dass man nach der neuen Rechtschreibung „Könich“ schreiben muesste.
Nur ein Gedanke von jemandem der ueberzeugt ist, dass
das oesterr.(bayr) Hochdeutsch genauso gut ist.
Freundliche Gruesse
ElisabethM

Hallo Uschi,

Ich kann mich noch gut an meine Referendarzeit erinnern, als
wir auch in Rhetorik und Aussprache unterrichtet wurden. Wir
(alles Referendare, die in Bayern aufgewachsen waren) waren
wie vom Donner gerührt, als uns die Trainerin klar gemacht
hat, dass wir „Könich“ und „richtich“ zu sagen hätten. Als
Bayern war uns das damals (vor 20 Jahren) absolut neu…

… nicht nur vor 20 Jahren … ich habe vor zwei Jahren einen Sprechkurs mitgemacht … und da war das -ig/-ich auch ein großes Thema. Unvorstellbar für mich alten Bayer, da Könich zu sagen. - Aber es stimmt schon: hinsichtlich Deutlichkeit und auch, was den Textfluss angeht, kann so ein Könich schon hilfreich sein.

Viele Grüße
Gitte mit dem -ig

Hallo Elisabeth,

In Oesterreich wird kein ‚g‘ im Hochdeutschen wie
'ch’ausgesprochen.
Ich dachte immer, dass dies deutscher Dialekt sei.

Nein, die Aussprache -ich (am Ende eines Wortes) ist kein deutscher Dialekt, sondern „hochdeutsch“. Diese Aussprache soll in Kursen für Deutsch als Fremdsprache unterrichtet werden. Natürlich weisen wir hier in Bayern auf regionale Unterschiede hin. Übrigens bin ich mir ziemlich sicher, dass z.B. auf österreichischen Theaterbühnen (klassisches Theater!) der König auch ein „Könich“ ist…

Ich bin sicher, da die Rechtschreibreform
Woerter wie Mayonnaise in Majonäs verwandelt hat, d.h.
man will die Woerter wie man sie spricht auch schreiben,
dass man nach der neuen Rechtschreibung „Könich“ schreiben
muesste.

Dieser Schluss ist nicht ganz richtig. Danach müssten wir ja auch „Schprache“ oder „schpielen“ schreiben, wenn sich die Rechtschreibreform allein an der Aussprache orientiert hätte…

Nur ein Gedanke von jemandem der ueberzeugt ist, dass
das oesterr.(bayr) Hochdeutsch genauso gut ist.

Um gut oder nicht gut geht es hier sicher nicht, Elisabeth. Wenn ich nicht gerade unterrichte, spreche ich schon auch so, wie mir der Schnabel gewachsen ist…sogar im Dialekt :wink:

Lieber Gruß
Uschi

Nein, die Aussprache -ich (am Ende eines Wortes) ist kein
deutscher Dialekt, sondern „hochdeutsch“. Diese Aussprache

wobei man dazusagen muß, daß auch hochdeutsch ein dialekt ist… :o)

z.B. auf österreichischen Theaterbühnen (klassisches Theater!)
der König auch ein „Könich“ ist…

ja, da wird hochdeutsch gesprochen.

hallo uschi,

(*g* jetzt habe ich dich aber richtig benamst *g*)

bin ich mir ziemlich sicher, dass
z.B. auf österreichischen Theaterbühnen (klassisches Theater!)
der König auch ein „Könich“ ist…

da hast du (fast) recht. in unseren schauspielschulen wird „könich“ und „kierchä“ (kirche) als aussprache gelehrt, beim „hut“ muss das „t“ noch richtig schnalzen, dies aber ausschliesslich zum besseren (phonetischen) verstehen für das publikum.

in ö gilt das „burgtheater-deutsch“ als vorbild für hochsprache. wenn du das bühnensprachliche „könich“ im normalen gespräch verwendest, dann würde dich ein meinrad, ein muliar aber sofort mit blicken töten. *g*

hmm, wer bestimmt eigentlich, was wirklich hochdeutsch ist? ich meine, ganz egal wer diese sprache spricht, sie ist immer eingefärbt durch landestypische dialekte.

Hochsprache
zur Abrundung möchte ich hier noch einwerfen:

Theodor Siebs, der in seinem Buch: Deutsche Bühnenaussprache Hochsprache (1. Auflage 1898), für die Aussprache das leistete, was Konrad Duden für die Rechtschreibung tat, legte fest:

"§ 21 ch (auf dem c müsste ein ´ stehen) und ch

  1. in der Endung -ig im Silbenschluss sowie vor Konsonanten, z. b. ewig, Königs, befriedigt, freudigste (ewich, Könichs usw.), ausgenommen vor der Endung -lich (z. B. königlich) und in dem Worte Königsreich, denn hier wird Verschlusslaut gesprochen: köniklich, könikraech"
    (S. 71f, 15. Auflage 1930)

Siebs´ Regeln wirken bis heute nach, auch der Ausspracheduden (Bd. 6) gibt Siebs als Grundlage an.

Nun waren Siebs und Duden „Nordlichter“ und nahmen als selbstverständlich an, dass sie das richtigere Deutsch sprächen, während Bayern und Schwaben eigentlich doch nur plapperten und lallten - in dieser Zeit sprach der „Dämlack“ in den zeitgenössischen Komödien schwäbisch!

Durch diese Festlegung (-ig = ich) hat man gut die Hälfte der Deutschen zu „fehlerhaft“ Sprechenden gestempelt.

Ich halte es im Unterricht so:
Ich spreche im Unterricht -ig wie -ich, in entspannten Momenten und in der Pause rutscht mir schon mal ein -ig raus.
Wenn ein Schüler diese Problematik anspricht, stelle ich die Situation dar; weise darauf hin, dass die Hochlautung -ich fordert, ebenfalls darauf, dass es nur wenige ganz korrekte Hochlautungssprecher gibt.
Die, die dies meinen, erwischt man sehr oft bei: Der Pfennich is wech. Bei Tüsch gab es heute Füsch.
Ich glaube nicht, dass ein -ig oder ein -ich oder selbst ein -isch etwas über die Güte des gesprochenen Deutsches sagt.

Hierzu unser Altmeister:

„O neige
du Segensreiche
du Ohnegleiche
…“

Das reimt sich nur, wenn man spricht: O neische, du Segensreische, du Ohnegleische …

Mit besten Grüßen
Fritz Ruppricht

meinrad, ein muliar

und ich dachte, die seien schon tot.
Fritz

mal wieder auf den Punkt gebracht! Bravo, Fritz!
wenn wir dich nicht hätten :wink:)

dazu fällt mir noch eine kleine (saarländische) Besonderheit ein:

der Tisch und der Fisch werden da zu „Tich“ und „Fich“…

jedenfalls rutschte das meinem in Saarbrücken geborenen Lebensgefährten öfter mal raus…(nein, er hat keinen Sprachfehler…)

Lieber Gruß
Uschi

hach, was bist du kapriziös

meinrad, ein muliar

und ich dachte, die seien schon tot.

der meinrad ja, der muliar nein.

interessante erläuterung oben. trotzdem sagt der muliar könig. (und ich als laiendarsteller mit ösi-schauspiel-hm-unterricht sag auf der bühne könich und sonst könig)

so nebenbei, zwischen einer faust-inszenierung in wien und einer in hamburg liegen lautmalerische welten - und in wien kannst du jeden deutschen schauspieler auch eindeutig als solchen identifizieren, weil sein tonfall schon ganz anders klingt als unserer … ein norddeutscher in einem nestroy-stück in wien? fürchterlich.

gruss antennaria

Danke für eure Hilfe!

zur Abrundung möchte ich hier noch einwerfen:

Theodor Siebs, der in seinem Buch: Deutsche Bühnenaussprache
Hochsprache (1. Auflage 1898), für die Aussprache das
leistete, was Konrad Duden für die Rechtschreibung tat, legte
fest:

"§ 21 ch (auf dem c müsste ein ´ stehen) und ch

  1. in der Endung -ig im Silbenschluss sowie vor Konsonanten,
    z. b. ewig, Königs, befriedigt, freudigste (ewich,
    Könichs
    usw.), ausgenommen vor der Endung -lich (z. B.
    königlich) und in dem Worte Königsreich, denn
    hier wird Verschlusslaut gesprochen: köniklich,
    könikraech
    "
    (S. 71f, 15. Auflage 1930)

Siebs´ Regeln wirken bis heute nach, auch der Ausspracheduden
(Bd. 6) gibt Siebs als Grundlage an.

Mit besten Grüßen
Fritz Ruppricht

LIeber Fritz,

ich danke dir ganz herzlich für deine Ausführungen und hoffe, meiner Freundin damit helfen zu können.

Liebe Grüße,

Pumuckl

danke fuer die abrundung, lieber fritz,

du sparst mir wieder mal das suchen. vor allem haette ich als konsquenter „ig“ sprecher aus dem elaborierten sueden gerne auch was anderes gefunden.

Nun waren Siebs und Duden „Nordlichter“ und nahmen als
selbstverständlich an, dass sie das richtigere Deutsch
sprächen,

eben. dabei koennte man das ja auch ganz anders sehen. wer hat denn alle lautverschiebungen mitgemacht und damit deutsch in bewegung gehalten? genau, wir im nahezu schon mediterranen sueden :wink:

Durch diese Festlegung (-ig = ich) hat man gut die Hälfte der
Deutschen zu „fehlerhaft“ Sprechenden gestempelt.

na gut, dann wollen wir jetzt nicht umstempeln, sondern vielleicht gnaedig beide versionen fuer hoch genug befinden? also ich koennte mich ueberwinden, das „-ich“ durchgehen zu lassen, wenn mir keiner mein „-ig“ klauen will :wink:

Ich glaube nicht, dass ein -ig oder ein -ich oder selbst ein
-isch etwas über die Güte des gesprochenen Deutsches sagt.

und wieder mal hast du recht.

viel vergnuegen noch - in der hochsprache und im dialekt

gernot

Saarländer bitte wegsehen!
Hallo Uschi,
aber nicht doch! So viel Lob verdien ich doch gar nicht! (mir fehlt noch 1 Sternchen zu 200)

saarländische Besonderheit „Tich“ und „Fich“

Als ich das zum ersten Mal hörte :frowning: fragte ich mich, ob die Wiederaufnahme des Saarlandes in die BRD …

Weißt du übrigens, bei welchem Schild man auf der Autobahn einen U-Turn (eine Wendung von 180°) machen darf?

Die Antwort habe ich von einem saarländischen Kabarettisten:

Blaues Schild mit der Aufschrift:
„HERZLICH WILLKOMMEN IM SAARLAND!“

Aber: Bitte!!! Nicht weitersagen!!! Im Forum WWW habe ich schon genug Inteamfeinde!

Gruß Fritz

1 Like

200!
das hat jetzt einfach sein müssen *lach*

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Hoi Antennaria,
was ist

ösi-schauspiel- hm -unterricht

Mich wundert auch, dass eine ganze Menge von „deutschen Schauspielern“ aus Österreich und der Schweiz kommen oder kamen.
Lohner, Meinrad, Ganz, die Schells, die Liste ließe sich leicht fortsetzen.
Dagegen Rühmann, Albers (am Starnbergee See gestorben), Gobert (in Wien gestorben) …?
Gruß Fritz

Hoi Antennaria,
was ist

ösi-schauspiel- hm -unterricht

schon wieder-:smile:
hm-unterricht: ich hatte beim abfassen ein grösseres problem, denn den unterricht, den ich erhielt, kann man nur ganz schlecht als schauspiel-unterricht bezeichnen. also eher mehr so eine art schulung. aber mir fiel gerade nix besseres ein … (und ich wollte ja kein angeber mit schauspiel-erfahrung sein)

Lohner, Meinrad, Ganz, die Schells, die Liste ließe sich
leicht fortsetzen.
Dagegen Rühmann, Albers (am Starnbergee See gestorben), Gobert
(in Wien gestorben) …?

hast recht, viele ösis, die erst in d wirklich karriere machten (der prophet im eigenen land …?)

es gibt aber auch einen deutschen in wien, der regelmässig mit spitzen-kritiken bedacht wird: gert voss. der wird bald ein „unsriger“ sein.

Ach, Fritz;

was ich hier lese, ist ja schrecklich.

Wenn dieser Herr Siebs recht hätte, wozu schreib ich dann „ich“ oder „schrecklich“, da würde doch „ig“ bzw. „schrecklig“ genügen.

Nein, ich halte das weiterhin für die mundartlich schlampige Aussprache, die es durchaus auch im Wiener Dialekt gibt.
Wenn ich aber im Möchtegernhochdeutsch „Könich“ höre, ist der Piefke entlarvt.

zur Abrundung möchte ich hier noch einwerfen:

Theodor Siebs, der in seinem Buch: Deutsche Bühnenaussprache
Hochsprache (1. Auflage 1898)

Hierzu unser Altmeister:

„O neige
du Segensreiche
du Ohnegleiche
…“

Das reimt sich nur, wenn man spricht: O neische, du
Segensreische, du Ohnegleische …

Dieser „Altmeister“ hat auch Zweig auf Gesträuch gereimt, das gilt nicht!

Diesmal nicht Deiner Meinung
Barney

„ich“ oder „schrecklich“, da würde doch „ig“ bzw. „schrecklig“
genügen.

Hallo Barney,

so einfach ist das nicht. Mündliche Sprachentwicklung und schrifliche Fixierung derselben gehen selten parallel.
Man muss wohl annehmen, dass es eine Zeit gab, da das -ig auch so gesprochen wurde, dann durch die 2. Lautverschiebung die Aufweichung beim Sprechen eintrat, …

Am Englischen und Französischen kann man das noch besser sehen. Dort geschah die schriftliche Festlegung viel früher als im Deutschen.

Daher dies schöne Beispiel:
In „enough“ wird „gh“ wie „f“ gesprochen.
In „women“ wird „o“ wie „i“ gesprochen.
In „nation“ wird „ti“ wie „sch“ gesprochen.
Was heißt also „ghoti“?

Ich weiß nicht, ob Nichtschwaben das Vergnügen kennen, Schillers Dramenpathos durch dialektale Aussprache so richtig zum Ausdruck kommen zu lassen:
„Mich äklt disäs dendenkläggsendes Säkulum!“
Und erst Hölderlins - mir heilig wie keiner - Jugendgedichte auf Schwäbisch vortragen!
Aber nichts mehr zum Dialekt.
Gruß Fritz

Fisch!
oder, wenn wir im Englischen bleiben, fish. :smile:)

Da gibt es sooo viele schönes Beispiele. Eyes oder ice?