Hochsprache
zur Abrundung möchte ich hier noch einwerfen:
Theodor Siebs, der in seinem Buch: Deutsche Bühnenaussprache Hochsprache (1. Auflage 1898), für die Aussprache das leistete, was Konrad Duden für die Rechtschreibung tat, legte fest:
"§ 21 ch (auf dem c müsste ein ´ stehen) und ch
…
- in der Endung -ig im Silbenschluss sowie vor Konsonanten, z. b. ewig, Königs, befriedigt, freudigste (ewich, Könichs usw.), ausgenommen vor der Endung -lich (z. B. königlich) und in dem Worte Königsreich, denn hier wird Verschlusslaut gesprochen: köniklich, könikraech"
(S. 71f, 15. Auflage 1930)
Siebs´ Regeln wirken bis heute nach, auch der Ausspracheduden (Bd. 6) gibt Siebs als Grundlage an.
Nun waren Siebs und Duden „Nordlichter“ und nahmen als selbstverständlich an, dass sie das richtigere Deutsch sprächen, während Bayern und Schwaben eigentlich doch nur plapperten und lallten - in dieser Zeit sprach der „Dämlack“ in den zeitgenössischen Komödien schwäbisch!
Durch diese Festlegung (-ig = ich) hat man gut die Hälfte der Deutschen zu „fehlerhaft“ Sprechenden gestempelt.
Ich halte es im Unterricht so:
Ich spreche im Unterricht -ig wie -ich, in entspannten Momenten und in der Pause rutscht mir schon mal ein -ig raus.
Wenn ein Schüler diese Problematik anspricht, stelle ich die Situation dar; weise darauf hin, dass die Hochlautung -ich fordert, ebenfalls darauf, dass es nur wenige ganz korrekte Hochlautungssprecher gibt.
Die, die dies meinen, erwischt man sehr oft bei: Der Pfennich is wech. Bei Tüsch gab es heute Füsch.
Ich glaube nicht, dass ein -ig oder ein -ich oder selbst ein -isch etwas über die Güte des gesprochenen Deutsches sagt.
Hierzu unser Altmeister:
„O neige
du Segensreiche
du Ohnegleiche
…“
Das reimt sich nur, wenn man spricht: O neische, du Segensreische, du Ohnegleische …
Mit besten Grüßen
Fritz Ruppricht