Nein, tun wir in großen Teilen nicht. Wir vernichten Natur,
wir beuten Natur aus, wir versuchen Natur nach unseren
Wünschen zu formen. Das hat nichts mit „im Einklang mit der
Natur“ zu leben zu tun.
Hm. Anscheinend habe ich mich nicht klar ausgedrückt. Vom Standpunkt der Natur aus, vernichten wir sie nicht und beuten sie auch nicht aus, wir verändern sie. Wenn wir Natur als Gesamtheit der Biosphäre des Planeten betrachten, dann ist ein Lebensraum so gut wieder andere.
Wir ändern beispielsweise den Lebensraum Regenwald in den Lebensraum Monokultur. Oder den Lebensraum Uferzone in den Lebensraum Betonstrasse. Vom Standpunkt der Natur aus, ist das eine nicht notwendigerweise schlechter als das andere. Gut und Schlecht sind menschliche Qualitäten. Ehe wir uns mißverstehen, von meinem Standpunkt aus, ist der Regenwald einer Monokultur vorzuziehen und eine Uferzone einer Betonstrasse - nur der Natur ist das ziemlich egal.
Wenn wir es jemals schaffen wollen sowas wie nachhaltigen Umweltschutz zu betreiben, müssen wir diese romantischen Naturvorstellungen über Bord werfen und uns dem widmen, was wirklich da ist.
Das sehe ich anders.
Kannst du gern, aber du irrst dich. Schau dir die Welt doch mal an. Da draussen herrscht Krieg. Die Pflanzen konkurrieren miteinander um Licht, um Wasser und bringen sich mit Freuden gegenseitig um. Tiere betreiben das im Rahmen ihrer Möglichkeiten genauso. In jedem Lebenraum versucht jede Gattung sich auf Kosten anderer auszubreiten. Dass bei endlichen Ressourcen kein unendliches Wachstum möglich ist gilt im Tierreich nämlich auch. Ökosysteme gehen ständig von einem Zustand in ein anderes über.
Ich kenne keine Tierart, die ihren eigenen Lebensraum
vergiftet, ich kenne keine Tierart die dermassen
verschwenderisch mit ihren Ressourcen umgeht. Ich kenne keine
Tierart, die nur um ein wenig Papier willen seinen Lebensraum
plündert.
Wie definierst du verschwenderisch? Wie definierst du Plündern? Schau dir mal an, was die Ratten in Neuseeland getrieben haben. Schau dir mal an, was der Victoria-Barsch im Victoria-See treibt. In beiden Fällen hat der Mensch Tiere in neue Ökosysteme gebracht und die Tiere sind anschließend (aus ökologischer Sicht) Amok gelaufen. Tiere sind nicht besser als der Mensch. Tieren fehlen die Möglichkeiten, die der Mensch hat.
Ich sage es nochmal: Ich will damit nicht ausdrücken, dass ich das gut finde. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass diese romantischen Friede-Freude-Eierkuchen-Vorstellungen von der Natur so nicht stimmen und im Zweifel kontraproduktiv sind, wenn man versucht den Planeten nachhaltig zu bewirtschaften.
Und von der Krone der Schöpfung ist der Mensch weit entfernt.
Deswegen schrieb ich ‚im Darwinschen Sinne‘. Vom Standpunkt einer Tierart aus sind wir Menschen unvorstellbar erfolgreich. Wir haben praktisch jedes Ökosystem besiedelt oder nach unseren Vorstellungen umgestaltet. Wir haben uns von praktisch allen Fressfeinden befreit und können uns mehr oder weniger ungestört vermehren. Und so langsam, heben wir uns wirklich vom Tierreich ab, indem wir das mehr und mehr das Verständnis entwickeln, dass wir unter Umständen unsere eigene Lebensgrundlage zerstören könnten, wenn wir so weiter machen - und wir können Gegenmaßnahmen ergreifen. So etwas hat es im Tierreich noch nicht gegeben.
Aber das erfordert eben dass wir NICHT im Einklang mit der
Natur leben sondern gewissermaßen über der Natur.
Da nicht.
Vielleicht ist ja jetzt klarer geworden in welchem Sinne diese Aussage zu verstehen ist. Nämlich in dem Sinne, dass wir uns von den Geetzmäßigkeiten der Natur lösen müssen um als Spezies zu überleben. Wenn wir weiter dem folgen, was unsere Gene uns vorgeben, werden wir uns möglicherweise selber ausrotten.
PS:
Der Natur ist das aber egal. Die macht einfach weiter. Mit uns oder ohne uns. Völlig egal.