Konjunktiv auch in deinem Dialekt?

Lieber Dialektiker, liebe Dialektikerin

Wird in deinem Dialekt auch im Konjunktiv zitiert?

Hier drei berndeutsche Beispiele aus der Schweiz:

„I ha ìr Zytyg ggläse, der US-amerikaanisch Etnoloog Clifford Geertz
syg gschtoorbe.“
(Ich las in der Zeitung, der US-amerikanische Ethnologe Clifford
Geertz sei gestorben.)

„Chuum ìsch dr Rekter ggange gsyy, ìsch dy wìchtegschty Fraag gsyy,
gob das Gschtüürm em Ymytsch vo der Uny äch gschadt heig.“
(Kaum war der Rektor zurückgetreten, war die wichtigste Frage, ob
diese Konfusion dem Image der Universität wohl geschadet habe.)

„Är het verzeut, syny Frou heig scho zwo Wùche nümm chönne
düreschlaafe.“
(Er erzählte, seine Ehefrau habe schon seit zwei Wochen nicht mehr
durchgeschlafen.)

Mit Gruss & Dank
Rolf

Hallo Landes-Nachbar,

Wird in deinem Dialekt auch im Konjunktiv zitiert?

Ich denke schon.

(Ich las in der Zeitung, der US-amerikanische Ethnologe
Clifford Geertz sei gestorben.)

I hon in dor Zeitung gilesn, do US-amerikanische Ethnolog Clifford Geerts war gschtorbn.

(Kaum war der Rektor zurückgetreten, war die wichtigste Frage,
ob diese Konfusion dem Image der Universität wohl geschadet
habe.)

Kam wor do Rekta zrugg gitretn, wor die wichtigschte Froge, ob de Konfusion in Imitsch vu do Universität woll gschodet hat.

(Er erzählte, seine Ehefrau habe schon seit zwei Wochen nicht
mehr durchgeschlafen.)

Er hot dozehlt, sein Frau hett schun zwoa Wochn nimmo durchgschlofn.

Schönen Gruß,
Rudy

Um welchen Dialekt handelt es sich?
Danke, Rudy.

Um welchen Dialekt handelt es sich? Einen badischen?

Gruss
Rolf

Seawas Rolf!

Wird in deinem Dialekt auch im Konjunktiv zitiert?

Eh kloar!

Wienerisch:

I hob in da Zeidung glesn, da US-amerikanische Ethnolog Clifford Geertz warat gsturbm.

Grod doss da Rektor zrucktretn woar, woar die wichtigste Frog, ob des Duachanaund dem Imitsch der Uni net gschod’t hätt.

Er hot gschüüdert, sei Oide hätt scho zwaa Wochn nimma durchgschlofn.

Beachte die konsequente Anwendung des Konjunktiv II!

Gruß aus Wien
Barney

Hi Rolf,

Um welchen Dialekt handelt es sich? Einen badischen?

Um den (Eisacktaler) Südtiroler Dialekt.

Schönen Gruß,
Rudy

Grüß Dich Rolf,
die deutschsprachigen Dialekte in Südtirol gehören zum
Großteil zu den südbairischen Dialekten. Im Westen
geht es auch ins Alemannische hinein.
Pfiat Gott,
Roland

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Hi Roland,

die deutschsprachigen Dialekte in Südtirol gehören zum
Großteil zu den südbairischen Dialekten. Im Westen
geht es auch ins Alemannische hinein.

Stimmt, die Ähnlichkeit ist nicht zu leugnen, der Unterschied zum Österreicherischen ist wesentlich größer - zudem gibt es viele italienische Einschläge, z.B Wörter wie ‚magari‘ (vielleicht), ‚cavolata/cazzata‘ (Blödsinn), ‚Aranciata‘ (Orangensaft) gehören mit zum Sprachgebrauch. Von Tal zu Tal ist der Dialekt auch leicht bis stark verschieden (besonders die Vokale), im Zentrum vermischen sie sich. Den Konjunktiv kennen aber alle. Siehe auch http://oschpele.ritten.org/

Bye,
Rudy

Baseldeutsch: Ja – o.w.T.
.

Lieber Dialektiker, liebe Dialektikerin

Hallo, heil’schor Rolf!

Wird in deinem Dialekt auch im Konjunktiv zitiert?

Bei uns im Oborsäggs’schn eing’sch nisch. Eing’sch, weil mir das Worrt „sei“ nie benutzn, dafür abbor manschesma’ „wäre“. ‚Sch komm krad nisch troff, ob das jetz‘ ooch Konschunktiv heeßt, bin krad ä bissl verwirrt. A’r norrmalorweise benutzt mor ooch eenfach’ng Indikativ, würd’sch ma’ saachng:

_• 'Sch habbe in dor Zeitung gelesn, dor US-amerikanische Ättnolooche C.G. is/wäre geschtorm.

• Kaum is dor Rektor zerückgetreetn, war de wischdischsde Fraache, ob die Huddelein 'n Immetsch dor Uni wo geschadet ham/häddn.

• Der hat gesaacht, seien Frau hädde schon seit zwee Wochng nisch mehr durschgeschlaafm._

…‚sch finde die Sätze ä bissl ungünst’sch gewehlt, wei‘ die so viele Fremdwörrdor enthaldn, da fällt’s ei’m manschesma’ schwer, off Dialeggt umzeschaldn.

Liebe Kriese,

  • dor André

Wird in deinem Dialekt auch im Konjunktiv zitiert?

Ja freilich; und von den „Gscheitere Schwoba“, also die wo älter als vierzig sind, sogar im Konjunktiv I.

Dazu bietet das Schwäbische - wie das Hoch- und Höchstalemannische auch - auch für das Hilfverb „haben“ die volle Formenpalette an

I häb
du häbscht
ersiees häb
mir häbat
ihr häbat
sie häbet

Gruß Fritz

Aus einem berndeutschen Editorial - im Indikativ
Danke, André. Die Beispiele stammen aus dem berndeutschen (!)
Editorial einer Tageszeitung („Der Bund“) - dort leider im Indikativ.

Gruss
Rolf

Griaß Di Rudi,
i woaß net ob de Unterschiede zum „Österreichischen“ so groß
sein :wink: Die größte Verwandschaft haben gewiß die Dialekte im
Tiroler Bundesland. Allerdings sind da die italienischen
Wörter nicht so üblich.
Pfiat Di Gott, Roland

Hi Roland,

die deutschsprachigen Dialekte in Südtirol gehören zum
Großteil zu den südbairischen Dialekten. Im Westen
geht es auch ins Alemannische hinein.

Stimmt, die Ähnlichkeit ist nicht zu leugnen, der

Unterschied

zum Österreicherischen ist wesentlich größer - zudem gibt es
viele italienische Einschläge, z.B Wörter wie ‚magari‘
(vielleicht), ‚cavolata/cazzata‘ (Blödsinn), ‚Aranciata‘
(Orangensaft) gehören mit zum Sprachgebrauch. Von Tal zu Tal
ist der Dialekt auch leicht bis stark verschieden (besonders
die Vokale), im Zentrum vermischen sie sich. Den Konjunktiv
kennen aber alle. Siehe auch http://oschpele.ritten.org/

Bye,
Rudy

Servus,

Allerdings sind da die italienischen Wörter nicht so üblich.

fürs K.u.K. Italienische wird man halt nach Triest gehen müssen…

Schöne Grüße

MM

Hallo Rolf,
_Eich han in de Zeitung gelees, de US-amerikanisch Ednolooch Clifford Geertz weer geschtorb.

Grad war de Regdor zurickgetreed, do war die wischtigschd Frooch, ob der Huddel do em Immitsch vun de Unneversedät dann geschaad hett.

Er hott verzeehlt, soi Fraa hett schunn seit zwa Woch nemmeh dorchgeschloof._

Gebrauch des Konjunktivs ist mE ein Kennzeichen elaborierten Codes - und dessen Verwendung korreliert in erster Linie mit der sozialen Herkunft, was nicht notwendig und immer deckungsgleich mit Gebrauch oder Nichtgebrauch von Dialekt war bzw. ist.

Alla dann,
Ralf

Gudde Mojen,

Ein Beispiel aus meinem moselfränkischen Heimatdialekt:
Wëi deeten de Lait da schwätzen wenn et de Konjunktiv nemmi geew? - Wie täten die Leute denn reden wenn es den Konjunktiv nicht mehr gäbe?

Nur so eine Vermutung: der Konjunktiv ist in (fast) allen Dialekten noch lebendig. Seine Formen sind schon sehr alt und er wurde früher von allen benutzt, egal welchen Sozial- oder Bildungsstatus sie hatten. Dialekte sind „konservativer“, sie verändern sich weniger als die Standardsprache. Deswegen benutzen auch „ungebildete“ (nicht falsch verstehen, bitte) Dialektsprecher auch heute noch den Konjunktiv.
Noch eine Vermutung: im Luxemburgischen, dem glücklicherweise der Sprung vom moselfränkischen Dialekt in die Anerkennung als Sprache gelungen ist, sind die grammatischen Unterschiede in der Sprache eines Schriftstellers und eines Winzers geringer als in einer Standardsprache, die schon länger existiert.

Und falls Du ein wenig Lëtzebuergesch lesen willst: http://www.rtl.lu/radio/programm/dictee/

Bes neescht Mol
gargas

… heißt unser Konjuktiv-Weltmeister, Gerhard Berger:
Hättiwari = hätte ich, dann wäre ich

Eine österr. Redensart, bissel ordinär, pardon:
„Hätt mei Tant a Nudl warats mei Aungl.“
(Hätte meine Tante einen Penis, wäre sie mein Onkel)

(die Bedeutung ist klar, heißt beides soviel wie:
„Wenn wir Eier hätten, könnten wir Eier mit Speck machen.
Wenn wir Speck hätten.“)

Nur so eine Vermutung: der Konjunktiv ist in (fast) allen
Dialekten noch lebendig. Seine Formen sind schon sehr alt und
er wurde früher von allen benutzt, egal welchen Sozial- oder
Bildungsstatus sie hatten.

In allen Dialekten sind anscheinend bei Hilfsverben auch die Konjunktivformen vorhanden Den Konjunktiv der Vollverben gibt es in manchen Dialekten nicht.

Grüße
Ostlandreiter

In allen Dialekten sind anscheinend bei Hilfsverben auch die
Konjunktivformen vorhanden Den Konjunktiv der Vollverben gibt
es in manchen Dialekten nicht.

Stimmt, auch in meiner Heimat sind es (mit ganz wenigen Ausnahmen) nur Hilfs- und Modalverben, die im Konjunktiv benutzt werden.

Grüße zurück
gargas

Nebenbei…

Eine österr. Redensart, bissel ordinär, pardon:
„Hätt mei Tant a Nudl warats mei Aungl.“
(Hätte meine Tante einen Penis, wäre sie mein Onkel)

Das ist übrigens ein jiddisches Sprichwort, das im Original lautet „Hätte Großmutter einen Schwanz gehabt, wäre sie der Großvater gewesen.“ — ich wusste sogar mal, wie man das auf Jiddisch sagt. :wink:

Shalom,

  • André

Off topic: K.u.K. Italienisch
Servus Martin,
damals gabs wohl einige italienische Gebiete. In Welschtirol
wurde z.B. auch weitgehend italienisch gesprochen.

Jetzt noch eine ganz „off topic“ Frage: Hast Du meine Email
zum Thema Sprachkarten bekommen? Wenn Du sie nicht findest
ist es nicht so schlimm, es würde mich nur interessieren ob
meine Emails angekommen sind.

Pfiat Gott,
Roland

Servus,

Allerdings sind da die italienischen Wörter nicht so
üblich.

fürs K.u.K. Italienische wird man halt nach Triest gehen
müssen…

Schöne Grüße

MM