Hallo Tychiades !
Bitte nehmt zur Kenntnis, wie die Frage lautete:
Aus welcher Aussage des Koran haette man dies so interpretieren koennen?
Antwort : Man kann aus einem Vers aus dem Koran diese Interpretation nicht ableiten. Somit fallen deine Zitate auch weg.
Dass jede Ăbersetzung (nicht nur aus dem Arabischen) schon bis
zu einem gewissen Grad eine Interpretation ist, ist sicherlich
richtig. Sicherlich nicht richtig ist es, dass die von mir
zitierte Ahmadiyya-Ăbersetzung falsch oder auch nur
irrefĂŒhrend ist.
Doch sie ist irrefĂŒhrend, weil es eine Ăbersetzung einer Minderheitenströumung des Islams ist.
Die zitierten Stellen sind verhĂ€ltnismĂ€Ăig
unproblematisch und unmissverstÀndlich, wie auch ein Vergleich
verschiedener Ăbersetzungen zeigt (Paret, Khoury, Rassoul,
as-Samit/Bubenheim/Elyas und die der Al-Azhar-UniversitÀt).
Dass da nun beispielsweise in 3:118 bitaana mit âFreundeâ
ĂŒbersetzt wird wie in 3:28 schon mumin und nicht - wie in den
meisten anderen deutschen Ăbersetzungen mit âVertrauteâ ist ja
wohl kaum sinnentstellend.
In der King Fahd Version (Bubenheim) wird es beispielsweise bei 3:28 / 4:144 / 5:51 / 5.55-57 (in 55 auch mit âVertrautenâ) mit âSchutzherrenâ und bei 3:118 mit âVertrautenâ ĂŒbersetzt, obwohl in Saudi-Arabien der Wahabbismus vorherrschend ist und man da mit ein wenig SachverstĂ€ndnis sicherlich eher auf das Wort Freunde schlieĂen wĂŒrde. Und das verĂ€ndert den Sinn erheblich.
Nur - ein Problem richtiger oder falscher
Ăbersetzung des Qurâan ist das ganz sicher nicht-
Nicht allein, aber doch zu einem nicht kleinen Teil. Deshalb hier meine Darlegungen diesbezĂŒglich :
Punkt 1 : Der Koran beeinhaltet keine einzige Stelle die den Kontakt mit NichtglĂ€ubigen verbietet, die nicht Krieg gegen einen selbst aufgrund des Glaubens fĂŒhren. Dies wird durch Punkt 2 ( die BegrĂŒndung warum es so nicht ist ) klarer.
Punkt 2 : Mit Sure 3:28 sind nicht Freunde gemeint sonderen diejenigen mit denen die glĂ€ubigen Bewohner Medinas verwandtschaftliche bzw geschĂ€ftliche Beziehunge fĂŒhrten und gleichzeitig gegen den Islam kĂ€mpften ( Damit sind kriegerische Handlungen der heidnischen Religionsgemeinschaften als auch der Christen und Juden gemeint ). Zu dieser Zeit hat man vornehmlich versucht durch geschĂ€ftliche und /oder verwandtschaftliche Beziehungen AnhĂ€nger fĂŒr seine Sache zu gewinnen und somit der anderen Sache zu schaden, bevor ĂŒberhaupt erst kriegerische Handlungen erfolgten. Das ââŠes sei denn, daĂ ihr euch vorsichtig vor ihnen hĂŒtetâŠâ in der King Fahd Ăbersetzung ââŠauĂer ihr fĂŒrchtet euch vor ihnenâŠâ bestĂ€tigt dies. Denn einem Muslim der um sein Leben bangt ist es erlaubt auch ĂŒber seine Religionszugehörigkeit zu lĂŒgen. Vergleiche dazu auch 4:139 und ab 9:23. In 4:139 werden diese Schutzherren im gleichen Satz als diejenigen die machtgierig sind und nur nach Ansehen streben spezifiziert. In 9:23 (wenn man den Vers den allein betrachtet sieht man, dass man sogar den Draht zu seinen VĂ€tern und BrĂŒdern abbrechen soll wenn sie denn einer anderen Glaubensrichtung angehören. Zieht man jedoch den nachfolgenden Teil in 9:24 zu erkennt man ( wenn man den historischen Kontext des Verses hinzuzieht ) dass es sich um eine spezielle Situation handelte als dieser Vers âoffenbartâ wurde : Die Muslime in Mekka sollten alle nach Medina auswandern und hatten Angst ihr Besitz zu verlieren und dass ihre lebenserhaltenden Handelsbeziehungen abbreissen wĂŒrden. (Ich poste am Schluss noch den Link zur Ăbersetzung der King Fahd Version)
Damit bekommen die Verse 4:144 / 5:51 / 5:55-57 auch einen ganz anderen Charakter da es sich hierbei um Verse handelt die kurz vor einem bevorstehenden Krieg herabgesandt wurden und lediglich verdeutlichten, dass diejenigen die sich GlĂ€ubig nennen, jedoch aufgrund ihrer Beziehungen nicht fĂŒr die GlĂ€ubigen kĂ€mpfen, keine GlĂ€ubigen sind. Das wĂ€re heutzutage so etwas wie Landesverrat wenn ein Soldat sich mitten im Krieg auf die andere Seite stellt und die eigenen MĂ€nner angreift. 5:53 verdeutlicht dies nur noch.
Genau wie 60:8 - 9 (Der ĂŒbrigens in Medina offenbart wurde ! ) zeigt ausdrucksstark dass es den Muslimen nicht verboten ist mit Menschen anderer Glaubensrichtungen zu verkehren !
Unter Hinzuziehung der Handhabungen des Propheten wird nochmals etwas klar. Denn der Prophet selbst hatte eine christliche Ehefrau und die AnhĂ€nger der Muslime haben Schutz von Christen bekommen und sind sogar mit Christen die sie nie bekĂ€mpft haben BĂŒndnisse eingegangen.
Festzuhalten ist. Egal wie man diese Frage beantwortet ( und ich bin mir sicher dass es keinen anderen Schluss ausser meinen geben kann, wenn man alle Quellen hinzuzieht ), es ist nicht ausreichend den Koran hinzuzuziehen sondern man muss den Kontext der Stellen erklÀren, den historischen Kontext darlegen und andere schriftliche Quellen heranziehen um eine solche These zu widerlegen oder zu beweisen.
Hier noch der Link zu der King Fahd Ăbersetzung (die meiner Meinung nach diejenige ist die am besten herankommt):
http://www.salaf.de/quran/PDF/allgemein/qur0010%20DeâŠ
freundliche GrĂŒĂe auch von mir
Aqib