Hallo Claudia,
Natürlich hast Du recht aus Deiner Sicht, aber, wenn man sich
nun mal in Jeans und dunkler Jacke nicht wohl fühlt
(Gewohnheit, Tradition, Religion etc.), dann sollte es einfach
auch ok sein, wenn frau ein Kopftuch trägt.
ich persönlich habe auch kein Problem damit (die Ausnahmen dazu habe ich bereits genannt), denn religiöse Freiheit sollte gewahrt bleiben und letztlich ist Kleidung die Sache dieser Frau, mich geht das gar nichts an.
Ich versuche zu
verstehen, warum dieses Kopftuch-Tragen überhaupt so
hochgekocht ist. Bevor Frau Ludin vor Gericht ging, weil ihr
Kopftuch-Tragen in der Schule verboten wurde, nahmen es doch
nicht wirlich viele Leute als dermassen störend wahr, wenn auf
der Straße Frauen mit Kopftüchern spazieren / einkaufen
gingen. Erst als es zum Politikum erklärt wurde (1. durch das
Verbot, dann durch den Gang vor Gericht und den
anschliessenden Medienberichten) meinen nun viele Leute, daß
sie dadurch in ihrer eigenen Lebensweise bedroht würden.
Wenn die Öffentlichkeit dieses Thema nicht derartig wichtig
nehmen würde (warum, das frage ich mich allerdings wirklich),
dann hätte das Kopftuch gar nicht erst diese Symbolkraft
erhalten.
Ich denke, Symbolkraft hat das Kopftuch schon vorher erhalten. Und zwar einerseits dadurch, dass es Ausdruck eines Glaubens ist, welches bei vielen seiner Vertreter mit archaischen Traditionen einhergeht (Unterordnung der Frau etc.). Spätestens, seit die Bilder der Burka-Frauen aus Afghanistan über die Fernsehbildschirme flimmerten, werden solche Kleidungssymbole wie das Kopftuch verstärkt wahrgenommen.
Das ist ihr persönliches Problem, solange sie damit nicht die
Bundesrepublik Deutschland offiziell vertreten oder meinen
Kindern als Vorbild dienen, finde ich.
Und wieso ist es für sie ein Problem? Weil Meinungen wie Deine
es zu einem machen.
Mag sein.
In D herrscht lt. Grundgesetz Religionsfreiheit, Lehrer haben
neutral zu sein (außer im Rel.Untericht)–> entweder weder
Kreuze noch Kopftücher als religiöses Zeichen oder beides ist
erlaubt.)
Ja, ist ok, damit kann ich leben. Ich würd’s auch nicht gern sehen, wenn meine Kinder von Nonnen unterrichtet werden würden. Zwar gibt es für mich immer noch einen feinen Unterschied dazwischen, nämlich, dass das Christentum mittlerweile soweit ist, die Gleichberechtigung von Mann und Frau anzuerkennen sowie jede Form von Gewalt abzulehnen, aber trotzdem: religiöse Kompromisslosigkeit ist nicht so mein Ding. Und ich will nicht, dass meine Kinder in jungen Jahren davon beeinflusst werden, die sollen sich später selbstständig für oder gegen eine Religion entscheiden können.
Nein, ich verstehe was Du meinst, aber: die Grenzen
verschwimmen: Es gibt Muslima, die tragen ein Kopftuch aus
Gewohnheit oder weil es ihnen gefällt (ebenso wie es hier auch
Deutsche gibt, auch wenns anders gebunden wird). Dann gibt es
Muslima, die tragen das Kopftuch aus Überzeugung und es gibt
leider sicher auch welche, die tragen es, weil sie es müssen.
Du hast doch nur etwas gegen diejenigen, die es aus
Überzeugung tragen und gegen diejenigen, die Frauen zwingen,
eines zu tragen (und da sind wir uns sicher einig!).
Muslima, die das Kopftuch „einfach so“ tragen, würden auch kein Problem damit haben, es als Beamtinnen im Berufsleben abzunehmen. Wenn jedoch jemand so kompromisslos auf seiner Religion beharrt und ein Kleidungsstück, das angeblich Bestandteil dieser Religion sein soll, seinem Beruf vorzieht, dann hat er es meiner Meinung nach auch nicht verdient, einen wirklich verantwortungsvollen Job wie die Vertretung des Staates oder die Kindererziehung zu übernehmen. Na ja, und bei dem dritten Fall, da sind wir uns ja einig.
Wenn man diese „Kopftücher“ nicht so wichtig nehmen würde,
dann hätten sie auch keine wirkliche Wirkung auf „unsere“
Kultur.
Das sehe ich anders. Sie hätten nur dann keine Wirkung auf unsere Kultur, wenn nicht so viele Traditionen mit ihnen assoziiert werden würden, welche gegen unsere Kultur verstoßen. Dann würden wir die Kopftücher ja auch automatisch nicht so wichtig nehmen.
Die Überzeugung „ich will reiner sein als die anderen“
grundsätzlich zu unterstellen, halte ich für nicht korrekt
sondern für ein Vorteil.
Sicher trifft sie nicht für alle Kopftuchträgerinnen zu.
Die beiden anderen Überzeugungen stören mich persönlich jetzt
gar nicht. Was stört Dich daran?
Dass sie gegen unsere Grundsätze der Gleichberechtigung von Mann und Frau verstoßen. Aber solange die Frau diese Auffassung nur privat zum Ausdruck bringt, ist es auch ihr persönliches Problem, das mich nichts angeht.
Natürlich sollten alle muslimische Männer die Frauen, die kein
Kopftuch tragen, genauso respektieren - und ich bin sicher,
daß es die meisten auch tun. Aber das ändert sich doch nicht,
nur weil das Kopftuch-Tragen verteufelt wird. Ein Abschotten
der Kulturen bringt nichts, Toleranz, Dialog und Integration
jedoch schon. (ist auch klar, daß das von beiden Seiten
erfolgen muß und daß sich das einfach sagt.)
Warum wird gegen die Frauen gewettert, die Kopftücher tragen
und nicht gegen die Männer, obwohl die sich doch schlecht
benehmen, (und sich das bei den eigenen Landsfrauen vielleicht
nur nicht trauen aus Angst vor deren größeren Brüdern, Vätern,
etc.) Schlechtes Benehmen kommt sicher nicht daher, daß sie
Respekt vor Kopftüchern haben…
Ich denke, dass eine unnatürliche Einstellung zur Sexualität, wie sie nun mal durch die mit dem Kopftuch verbundenen Dogmen zum Ausdruck kommt, auch ein Grund dafür ist, dass die Männer in dieser Kultur so viel Wert aufs Sexuelle legen. Deshalb bin ich der Meinung, dass die Kopftuchfrage für die Integration nicht unbedeutend ist. Obwohl ich Dir natürlich darin zustimme, dass die Integrationsarbeit sich nicht auf die Frauen beschränken darf.
Ich persönlich habe mehr Angst vor Deutschen Männern in
Bomber-Jacken und Springer-Stiefeln als vor Männern mit
muslimischen Aussehen.
Tja… Warst Du schon mal in Berlin-Kreuzberg?
Gruß,
Anja