Hallo Claudia,
in diesen Diskussionen sehe ich mich immer mit dem Problem
konfrontiert, dass durch den Abtausch von Schlagworten
aufkommende Emotionen ein sachlich geführter Meinungsaustausch
unmöglich wird.
Also, ich denke eigentlich, daß dieser Thread von dem meisten von uns außerordentlich sachlich und gelassen geführt wird, findest Du das nicht auch?
Oliver, das ist nicht die Lösung, wenn auch eine sehr
charmante Idee.
Es ist durchaus eine der Lösungs_möglichkeiten_ bezüglich des Kindergroßziehens, und sie wird immer noch von der Mehrzahl der Paare so praktiziert. Und ich habe dabei wirklich den Eindruck, daß die Frauen gerne daheim bei ihren Kindern bleiben.
Dabei kann ich trotzdem nachvollziehen, daß Frauen zu einem späteren Zeitpunkt wieder ins Berufsleben einsteigen möchten (woher diese Motivation kommt ist durchaus wichtig und überlegenswert, dazu nachher mehr). Man möchte dies zudem ohne irgendwelche Abstriche machen können („Channel und Kind“). An dem Punkt wird es aber bereits schwierig, denn in vielen Berufen ist es so, daß man nach längerer Abwesenheit, zu welcher man sich ja aus freien Dingen entschlossen hat, schwer ist, wieder Fuß zu fassen. Kollegen haben die Jahre durchgearbeitet und haben dabei Erfahrung und Sachkenntnis gewonnen. Sie werden bei der Vergabe von Führungspositionen aus eben diesen Gründen bevorzugt. Meistens haben sich die Berufsanforderungen in dieser Zeit ohnehin verändert, man muß also erst wieder neu Fuß fassen und „nacharbeiten“.
Natürlich wäre es prinzipiell wünschenswert, wenn Frauen durch eine verbesserte Kinderbetreuung und -förderung schon früher in das Berufsleben wiedereinsteigen könnten (Stichworte: Kindergarten, Halbtagsjob, Firmenspielzimmer etc.). Wenn man jedoch im Beruf vorankommen will, ist es meiner bescheidenen, aber immerhin vielfältigen Erfahrung nach in aller Regel so, daß man sich weitaus mehr als nur acht Stunden am Tag mit der Materie auseinandersetzen muß. Kann man sich nicht voll auf seine Aufgaben konzentieren, so wird es schwer, die Früchte seiner Arbeit zu ernten, mit einiger Sicherheit wird man dabei von ungebundenen Kollegen überholt. Letztendlich ist so etwas systemimmanent (womöglich also zwingend notwendig?) in Wirtschaftsordungen, die uns einen so hohen Lebensstandard ermöglichen wie hier im Lande.
Man könnte das ganze auch folgendermaßen sehen:
Kinder zu kriegen ist eine Lebensentscheidung, mit all ihren positiven und negativen Folgen. Das gilt für alle Lebensentscheidungen, auch für diejenigen von Männern: Wenn ich mich Heute aus humanitären Gründen für vier Jahre zur Krankenversorgung in die Dritten Welt gehen würde, so würde ich nicht im Traum darauf kommen, mich zu beschweren, wenn nach meiner Rückkehr aus Deutschland mein Berufsleben sich schwieriger gestaltet als dasjenige eines Kollegen, welcher hier in den vergangenen Jahren seine Karriere vorangetrieben hat. Es ist die Konsequenz meiner eigenen, bewußten Entscheidung, und ich muß deren Konsequenzen tragen. Also: In diesem Falle kein Channel mehr für mich. Aber ich kann auch gut ohne Leben
Jetzt wie oben angekündigt zu der Frage, warum Familienmütter in ihrer heutigen Rolle früher oder später unzufrieden werden. Du schreibst unter anderem:
sie [die Mütter] also die Retter der Nation (mindestens der Familie)… [dabei jedoch] wenig Verständnis in der Öffentlichkeit (Deutschland ist nicht gerade Kinderlieb!!!)
Das sehe ich auch so. Eine der Ursachen für mütterliche Unzufriedenheit ist demnach, daß der Beruf „Mutter“ ein niedriges Ansehen genießt, „Hausfrau“ war ja sogar mal eine zeitlang fast ein Schimpfwort (was m.E. auch Alice Schwarzer zu verdanken ist). Eine Mutter scheint mir irgenwie allein zu sein in ihren vier Wänden. Keine Herausforderungen, kein sozialer Status, und kein umfangreiches und vielfältiges soziales Bezugssystem wie im Berufsleben.
Das ist aber ein spezifisches Problem unserer Gesellschaft. Anderswo, so habe es ich jedenfalls erlebt, sind die Dinge nicht so gelagert. „Mutter“ und „Familie“ genießen in den USA zum Beispiel ein weitaus höheres Ansehen. In Asien scheint es so zu sein, daß Frauen/Mütter so eine Art „Parallelsystem“ zu dem ihrer Männer bilden. Bespiel: Zwei männliche Streithähne zanken sich in der Abteilung, zum Nachteil derselbigen, währenddessen sitzen die Frauen bei ihren eigenen Aktivitäten beisammen und überlegen sich, wie sie die Herren wieder zur Raison bringen. Da wird dann zum Beipiel eine Party organisiert, die Männer werden bezüglich des Kontrahenten mittels geeigneter Bemerkungen oder sonstiger Maßnahmen (weiblicher Charme *g*) positiv gestimmt. Komischerweise landet in den Drinks der Herren besonders viel Alkohol, und auf wundersame, außenstehenden (und männlichen) Personen nicht nachvollziehbare Art und Weise wird eine Situation herbeigeführt, wo die Kontrahenten öffentlich „shake hands“ machen müssen, um sich nicht vor allen Leuten als unversöhnliche Streithähne zu blamieren.
Es ist total witzig und genial, wie die Damen solche undurchschaubaren Situationen immer wieder intuitiv unter ihre Kontrolle bringen… Man könnte es durchaus auch so sehen: Das Frau- bzw. Muttersein ist dort quasi eine richtige Profession, ein Job, der mit allen seinen Aspekten full-time ausgefüllt wird.
Langer Rede, kurzer Sinn: Dort sind die Frauen die Machthaber hinter den Kulissen. Und ohne eine ebensolche ist man dort als Mann hoffnunglos aufgeschmissen. Das weiß man(n) auch, und weiß daher seine Süße zu würdigen Jedenfalls: Unzufrieden oder gar unterdrückt sind die Frauen in diesem System der klassischen Geschlechterteilung ganz sicher nicht.
Zurück aus dem Paradies nach Deutschland: Die Verhältnisse sind zugegebenermaßen nicht mehr übertragbar, wir sind schon zu weit „down the road“. Firmenstreitigkeiten führen bei uns oft ins Chaos, denn es gibt kein Regulativ mehr. Das Beste, was man daraus machen kann, entspricht wahrscheinlich tatsächlich Deiner Forderung: Frauen stärker ins Berufsleben integrieren. Meine Hoffnung ist, daß sich dabei wieder ein weibliches Sozialsystem etabliert. Ich erinnere mich da gerne an meine Doktorarbeit zurück: Ich als der verbohrte Denker, akademisch brilliant, aber wichtige Sozialvorgänge im Labor einfach nicht wahrnehmend, meine Kollegin hingegen immer informiert, überall beliebt, und von anderen immer die Reagenzien kriegend, die wir gerade mal wieder brauchten. Zusammengenommen waren wir also ein Prima Team, das sehe sowohl ich als auch sie so
Und ich sehe es nicht ein, warum Kinder nicht auch am Arbeitsplatz herumspringen sollten: Während einer meiner Famulaturen hatte ein alleinerziehender Radiologe auch immer seinen Sohn dabei. Der kam nach der Schule in die Klinik, wurde von den Damen in der Kantine zuerst mal verköstigt und verhätschelt, und dann haben wir beide zusammen immer abwechselnd Röntgenbilder angeschaut und Hausaufgaben gemacht.
Aber, und damit komme ich wieder zum Ausgangspunkt zurück: Es wird immer schwierig sein für eine Frau, die sich einerseits (wie die meisten Frauen das nun mal wollen) um ihr Kind kümmern möchte, anderseits aber nach beruflichem Erfolg strebt. Mir scheint es eben sinnvoller, wenn der eine Part die Profession „Innenministerium“ betreibt, während der andere voll und ganz „Außenminister“ ist.
An dem Vergleich gefällt mir übrigens vor allem das Paritätische
so, war jetzt recht viel…
Höflich für die Auseinandersetzung mit seinen Gedanken bedankt sich
Oliver