Kriminalstatistik: Hab ich meine Jugend falsch in Erinnerung?

Hallo,
mal wieder die neue Kriminalstatistik:


Ein Aspekt, den „Schlaumeier“ jetzt immer hervor holen:
Eines muss man bei der Bewertung all dieser Zahlen beachten: Die Zuwanderer sind im Durchschnitt wesentlich jünger als die Vergleichsgruppen von Deutschen und Ausländern – und sie sind überwiegend Männer. Junge Männer geraten eher auf die schiefe Bahn als ältere Menschen. Manche werden zu Mehrfachtätern und beschäftigen jahrelang Polizei und Justiz.

Hab ich meine Jugend falsch in Erinnerung? Ich gehöre zu den geburtenstarken Jahrgängen und bin mitten in dem heutigen Problemgebiet „Rollbergviertel“ aufgewachsen und zur Schule gegangen. In der Grundschul-, Realschul- und anschließenden Gymnasialzeit gab es nicht einen Intensivtäter oder dergeleichen. Manchmal hat einer bei Woolworth ein paar Süßigkeiten geklaut, was aber auch extrem selten war. Eine Scheibe beim Fußballspielen ging auch schon mal zu Bruch.
Woher nimmt der Auswerter die Chuzpe, derartige Lügen zur Verharmlosung des heutigen Zustands zu verbreiten? Die Jugend ist nicht per se krimineller, nur weil sie jung ist.

Gruß
rakete

2 Like

Doch das ist sie. War sie auch schon immer.

Jüngere Menschen werden statistisch öfter kriminell als Ältere. Mehr sagen die gar nicht aus. Deswegen hat deine Beobachtung mit der Aussage auch gar nichts zu tun. Da steht nicht, dass alle Jugendlichen kriminell sind, sondern lediglich dass sie im Schnitt krimineller sind, als ältere Menschen - und das belegen alle Stastiken zu dem Thema.

Wenn ich - auch aus den geburtenstarken Jahrgängen - an meine Schulzeit im beschaulichen Nürnberg zurückdenke, kein Problemviertel, sondern Stadtrand mit normaler sozialer Durchmischung, dann gab es da durchaus Intensivtäter, Kriminelle, Drogendealer, Zuhälter, Rocker, Schläger, Diebe und Betrüger. In meiner Klasse in einer Stadtrandschule kam einer mit einem Revolver zur Schule, den er von seinem Vater „ausgeborgt“ hatte, ein Klassenkamerad meines Bruders wurde bei einer Messerstecherei getötet, ich bekam einmal grundlos Prügel von einem älteren Jugendlichen, es gab schon in meiner Grundschule einen asozialen Mitschüler, der andere Kinder „abzog“, und vor dem wir alle Angst hatten. Also nicht nur statistisch, auch real kam Kriminalität jenseits von Ladendiebstahl vor.

Servus,

diese Verpackung der immer gleichen Leier finde ich wenig gelungen.

Schöne Grüße

MM

Nö, deshalb nicht, sie ist nur unerfahrener, hitzköpfiger, ungestümer als ältere Leute und hat im Gegensatz zu „früher“ oft keine Perspektiven.
Dass mich dieser undifferenzierte Artikel in der „Welt“ wieder mal so richtig ankotzt („Bayern ist so schön und toll“), lass ich mal ganz beiseite.
Ich weiß aber, dass in Bayern viel weniger Straftaten angezeigt werden, dass aufgrund der viel geringeren Bevölkerungsdichte natürlich auch weniger Reibereien vorkommen und dass beileibe nicht alles in die Kriminalstatistik einfließt, was sich Otto Normalverbraucher darunter vorstellt. Dazu sollte man sich vielleicht mal mit der „Statistik“ etwas eingehender beschäftigen!!

Ich bin Jahrgang ’ 56, in Bayern aufgewachsen und im Landgasthof meines alten Herrns gab es durchaus auch die eine oder andere Schlägerei oder Zechprellerei.

Aber insgesamt hatten die Leute (junge wie alte) in den 60ern noch Arbeit und eine Zukunftsperspektive, wogegen heute bei zunehmender Verstädterung und zunehmender Intoleranz oft die einzige Perspektive nach der Schule „Hartz4“ heißt.

Kann ich nicht beurteilen, ist für das Thema aber in jedem Fall irrelevant.

Was du hier als Lüge bezeichnest sind einfach Fakten. Hier als Beispiel die [PKS von NRW][1]:

Die Verteilung der Tatverdächtigen nach dem Geschlecht stellt sich im Berichtsjahr wie folgt dar: 358237 der Tatver-dächtigen waren männlich (75,3 %). (S. 22)

Es folgen dann Statistiken zum Alter und es klar ersichtlich, dass bei den 14 bis 21jährigen der Anteil der Tatverdächtigen in Relation zum Bevölkerungsanteil deutlich (um das zwei- bis dreifache) erhöht ist (vgl. Tabelle 7 auf Seite 26).

In [Bayern][2] (Seite 14) schaut es ähnlich aus und wenn du Lust hast, kannst du dir ja alle Bundesländer mal im Detail anschauen.

Das sind Fakten, die eigentlich für sich selber sprechen.

Das hat auch keiner behauptet.
[1]: https://polizei.nrw/sites/default/files/2018-03/PKS_Jahrbuch_2017_Internet.pdf
[2]: https://www.stmi.bayern.de/assets/stmi/med/aktuell/180328_pks_pressebericht_2017.pdf

https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/PolizeilicheKriminalstatistik/PKS2016/pks2016_node.html

Kapitel 8.2 Altersgruppen…

Vielleicht übersetzt du „junge“ Menschen anders als es die WELT im Sinn hatte. Die Kriminalitätsneigung ist bei 14-40jährigen in weniger drastischen Abstufungen ausgeprägter als bei älteren Menschen ab 40. Dass dann Senioren nicht mehr oft in Erscheinung treten, dürfte leicht erklärbar sein.

Es macht sich nur niemand die Mühe, um mal die Alterszusammensetzung der Nicht"zuwanderer" mit denen der „Zuwanderer“ (im Sinne der PKS) ins Verhältnis zu setzen. Ja, auch die Geschlechterverteilung muss mit eingezogen werden.

Aber die Gläubigen der These, dass „Zuwanderer“ nicht krimineller wären, sind daran auch nicht interessiert. Dann fiele auf, dass ihr Mythos (bei einigen Kriminalitätsarten) auf tönernen Beinen steht.

Und bei der Gelegenheit werfen wir noch einen Blick auf die Tatverdächtigenbelastungszahl (TVBZ), die unter „1.3.21 Kriminalitätsquotienten“ definiert wird als

(…) die Zahl der ermittelten Tatverdächtigen, errechnet auf 100 000 Einwohner des entsprechenden Bevölkerungsanteils (…)

Nun werfe man einen Blick in Tabelle 8 auf Seite 27 Deiner Quelle.

Leicht ist zu erkennen, dass sich die TVBZn der von Dir benannten Altersgruppen massiv zwischen Deutschen (incl. MiHiGru) und Nichtdeutschen unterscheiden. Bei Frauen/Mädchen um den Faktor 2 und bei Jungs/Männchen um den Faktor bis zu knapp 3 (jeweils grob gerundet). Was sich bei den Erwachsenen nahtlos fortsetzt. Hier allerdings sacken die dt. Erwachsenen markant ab, vermutlich wg. des grösseren Anteils von Senioren unter den Erwachsenen.

Ausserdem empfehle ich jedem mal Tabelle 11 i.V.m. 12.

1 Like

Und was genau hat das alles mit dem OP zu tun?

Das hab ich schon verstanden. Nur wenn das ganze Umfeld - ich sag mal - normal schien, entstand zumindest der subjektive Eindruck, dass alles besser war als heute. Ohne gleich Adam Riese zu Rate zu ziehen. Allerdings gab es zumindest 2 Bereiche, die deutlich problematischer vom Ruf waren. Das waren die Trabantenstädte Märkisches Viertel und Gropiusstadt, wo es erheblich problematischere Jugendliche gegeben haben soll… Die haben heutzutage allerdings nochmal zugelegt.
Gruß
rakete

Selbst wenn das stimmen sollte, gehts in der Ausgangsaussage schlicht nicht darum. Selbst wenn die Kriminalitätsrate nur halb so hoch gewesen wäre, wären die Jüngeren immer noch tendenziell krimineller als die Älteren.

Und ich kann dir sagen, dass Lichtenberg und Marzahn schon damals nicht grade lustig waren.

1 Like

Dafür scheint es auch objektive Ansätze zu geben:

Die Menschen einschließlich der Jugendlichen sind heutzutage nicht schlechter, als sie es früher waren. Es gibt allerdings mehr Gefährdungen, mehr Gelegenheiten zur Kriminalität und weniger Hilfen und Schutz durch die Einbindung in ein festes Sozialgefüge, insbesondere die Familie. Hinzu kommt, dass die Freiräume für Jugendliche vor allem in den Städten immer enger geworden sind.

Nur was das alles mit dem Artikel in deinem OP zu tun hat, erschließt sich mir nicht wirklich…

1 Like

Und nun erkklärst Du mir bitte noch kurz, welche Perspektiven die Generation „no future“ in den 80ern hatte.

Die Mehrheit der Bevölkerung hatte schon immer überschaubare Perspektiven und „früher“ war der Anteil an Freizeit deutlich geringer als heute. Auch die Bedingungen von Arbeit waren deutlich härter.

Ich sehe in dem Perspektivargument viel Lamoryanz, einen Habitus den es früher bezogen auf die frühere Gegenwart aber auch schon überreichlich gab.

Das ist das eigentliche, nicht servierte Thema des UP.

1 Like

Weder Alter, noch Männlichkeit, noch Armut, noch Aufenthaltsdelikte, noch sonstwas sind Erklärungen für die krasse Kriminalität einiger Staatsbürger, zumal die richtig heftig kriminellen Migranten wie die libanesischen Clans längt die deutsche Staatsbürgerschaft haben.

Es gibt nur eine Erklärung dafür dass Algerier in quasi jedem Kriminalitätsfeld die Spitze stellen. Ihre Kultur.

1 Like

Wenn man das tut was du vorschlägst, dann findet man immer noch einen extremen Unterschied zur deutschen Bevölkerung.

Tichys Schwachfu ist ja nun eine wirklich tolle Quelle. Nicht.

Ich halte einmal mit Fakten dagegen:

Für die PKS insgesamt gilt, dass sie nicht Täter, sondern Tatverdächtige zählt. Die Erfassung gibt lediglich den Stand der polizeilichen Ermittlungen wieder, während die Staatsanwaltschaft und die Gerichte zu anderen Bewertungen kommen können. Ein direkter Vergleich der PKS mit der Verurteiltenstatistik ist aufgrund unterschiedlicher Grundlagen nicht möglich . Man muss also nicht kriminell sein, um als Krimineller erfasst zu werden. Geißler beziffert den Anteil der gerichtlich Verurteilten unter den erfassten Tatverdächtigen auf lediglich ein Drittel und schlägt deshalb vor, von einer Polizeilichen Tatverdachtsstatistik zu sprechen . Wenn Deutsche und Ausländer die gleiche Wahrscheinlichkeit hätten, unter Tatverdacht zu geraten, könnte man den Effekt an dieser Stelle vernachlässigen. Es existieren allerdings verschiedene Hinweise, dass die nicht der Fall ist.

Erfasst werden können nur Straftaten bzw. Verdachtsfälle, von denen die Polizei, die Bundespolizei oder der Zoll erfahren − entweder durch eigene Kontrollen oder durch Anzeigen. Diese Straftaten bilden das sogenannte Hellfeld der Kriminalität, das sich vom Dunkelfeld – der polizeilich nicht erfassten Kriminalität − unterscheidet. Nachweisbare Veränderungen im Hellfeld müssen nicht zwingend für eine veränderte Kriminalitätshäufigkeit sprechen, sondern können auch mit einer Veränderung der polizeilichen Kontrolldichte oder einem veränderten Anzeigeverhalten (etwa infolge bestimmter Ereignisse und ihrer Berichterstattung) zusammenhängen. Das Anzeigeverhalten der Bevölkerung ist ethnischen Merkmalen gegenüber nicht blind, da bestimmte ethnische Minderheiten nachweislich eher mit einer Anzeige rechnen müssen als die deutsche Mehrheitsgesellschaft

Vergleiche zwischen Ausländern und Deutschen anhand der PKS blenden soziale Merkmale aus, die für die Strafanfälligkeit und die Strafauffälligkeit mit ausschlaggebend und zudem in den beiden Gruppen sehr ungleich verteilt sind. Dazu zählen vor allem Geschlecht (mehr Männer unter den Straffälligen), Alter (mehr Junge), Region (mehr Großstadtbewohner) sowie Qualifikation (mehr Ungelernte). Statistische Unterschiede in der PKS sind somit auch auf die ungleiche Sozialstruktur zurückzuführen, die komplexe gesellschaftliche Ursachen hat. Geißler hat die Kriminalität von ausländischen Arbeitsmigranten isoliert betrachtet und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es zwischen der Strafauffälligkeit dieser Kerngruppe und der deutschen Bevölkerung keine signifikanten Unterschiede gebe. Berücksichtigt man mittels statistischer Verfahren zudem die unterschiedliche soziale Struktur der beiden Vergleichsgruppen, kehrt sich das vermeintliche Ergebnis in das Gegenteil um: In den gleichen sozialen Lagen weisen ausländische Arbeitsmigranten eine größere Gesetzestreue auf als Deutsche. Geißler schlussfolgert, dass nicht der Zusammenhang von Migration und Kriminalität zu untersuchen sei, sondern die Frage, warum Migration zu mehr Gesetzestreue führe

(Hervorhebung durch mich)

:paw_prints:

3 Like

Beurteilst du auch alle Deutschen nach dem Pädophilenring in Staufen?

:paw_prints:

3 Like

Und da hast du dir gedacht, man müsse ihm bei seiner hehren Aufgabe helfen? Interessant…

Du hättest aber auch gerne auf Abb. 20 (S. 34) verweisen können, wo der Anteil der Zuwanderer (im Sinne der PKS) an den Tatverdächtigen hervorgehoben wird. Immerhin ist das ja die eigentliche, nicht servierte Zielgruppe hier.

möchte auch gerne konkrete vorstellung zum einfließen in statistik bekommen, z.B. bei diesen beiden „vorfällen“ im sicheren bayern:

http://bfy.tw/HtHT

pasquino