Kritik an AfD-Islamkritik - geht der Schuss nach hinten los?

Hallo,

ich finde Ch’ans Beitrag von vor einigen Tagen nicht mehr, als er - auf sehr sachliche Art und Weise - die Frage der Vereinbarkeit des Islam mit unseren Grundwerten analysierte. Entweder es ist hier mal wieder gelöscht worden oder ich falle der neuen „Übersichtlichkeit“ von w-w-w zum Opfer.

Jedenfalls hat sich die SPD nun um einen Faktencheck bemüht: Was ist dran an der Islamkritik der AfD?

Die Absicht, sich gegen die Thesen der AfD zu positionieren, ist klar - schließlich sind viele Muslime dank gezielter Vereinfachungen im Einbürgerungsrecht ja jetzt auch wahlberechtigt. Doch gelingt das der SPD mit diesem Faktencheck? Man muss bekanntlich immer genau hinschauen bzw. zwischen den Zeilen lesen:

Nur: „Den politischen Islam“ gibt es nicht. Was es gibt, sind Parteien, die sich auf den Islam berufen. Dazu zählen beispielsweise Ableger der sunnitischen Muslimbruderschaft oder die Schiiten-Parteien im Irak. Einige dieser Parteien messen religiösen Grundsätzen einen höheren Wert zu als individuellen Freiheitsrechten. Die meisten von ihnen befürworten demokratische Prinzipien. In Deutschland gibt es keine islamistischen Parteien.

Es gibt den politischen Islam nicht? Schön zu hören. Nur kann man ja in der Bibel Stellen dafür finden, die zur Trennung zwischen Staat und Religion berechtigen. Warum wird für diese Aussage nicht wenigstens eine Koranstelle angeführt? Vielleicht ist der Islam bzw. die Scharia schlicht und einfach auf Regeln für das Gemeinschaftswesen (= Staat) ausgerichtet? Das Fazit, es gebe keine entsprechende Partei, finde ich ebenso halbherzig. Es fehlt an Organisationsstrukturen. Schließt das aus, dass es bald solche geben könnte? Abgesehen davon scheinen ja auch die aktuell Regierenden gewisse Teile abzudecken, wenn man sich mal Maas’ Maßnahmen gegen vermeintlich sexistische Werbung oder Aktionen wie das Abhängen von Bildern in Berlin anschaut.

Allerdings: Schröter sieht das Kopftuch nicht als Emanzipationshindernis. Die Kopfbedeckung der Frauen sei allenfalls „ein Bekenntnis zu einer religiös begründeten moralischen Norm“, aber kein Zeichen der Unterordnung unter einen Mann.

Schön, dass Frau Professor das nicht so „sieht“. Jedoch ist das Kopftuch ein klar nach außen erkannbares Signal. Bereits der Umstand, dass für Frauen in der Öffentlichkeit Bedeckungsvorschriftenund sonstige Verhaltensregeln gelten sollen, während für Männer alles nicht ganz so streng ist, sollte einen doch aufhorchen lassen. Frau Schwarzer und andere haben sich hierzu schon geäußert. Abgesehen davon will die AfD offenbar nur die Vollverschleierung untersagen. Kann man guten Gewissens auf solch eine Regelung verzichten und gleichzeitig von Menschenwürde und Frauenrechten sprechen? Möglicherweise will die AfD aber das Kopftuch im öffentlichen Dienst abschaffen. Ein Zeichen der staatlichen Neutralität, wie man es zum Beispiel in der Türkei schon von Atatürk kennt.

Dazu ist zu sagen: Menschen können sich in eine Gesellschaft integrieren, nicht aber eine Religion. Der „Islam in seiner heutigen Form“ ist ein theoretisches Konstrukt, das so in der Realität nicht existiert. Es gibt säkulare und strenggläubige Muslime, Sunniten, Schiiten und Anhänger anderer islamischer Religionsgemeinschaften. Fakt ist allerdings auch, dass der radikale Salafismus seit etwa 20 Jahren zu den besonders stark wachsenden Strömungen zählt.

Zu Beginn das typische Argument, dass es ja nicht den einen Islam gebe. Es wird vergessen, dass alle Muslime gewissen Grundprinzipen nachhängen. Insbesondere die Verehrung des Propheten Mohammed, der nun einmal einen gewissen Lebenslauf aufweist. Zum anderen fragt man sich, wieso die gleichen Leute, die eine einheitlich Bewertung des Islam ablehnen, speziell nach solchen Attentaten wie zuletzt in Brüssel die Friedlichkeit „des“ Islams hervorheben. Der letzte Satz soll wohl deutlich machen, dass man das Problem des Islamismus wahrnimmt. Das soll vermutlich die SPD-Anhänger beruhigen, die sich auch Sorgen machen (vielleicht weil sie in gewissen Stadtteilen leben).

Hier gilt: Der Islam ist eine Religion wie das Judentum oder das Christentum und kann wie jede Religion politisch instrumentalisiert werden. Zu diesem Ergebnis gelangte eine an der Universität Chicago forschende Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich von 1987 bis 1993 mit fundamentalistischen und politisierten Formen der Weltregionen befasst hat. Der Wahabismus, der in Saudi-Arabien Staatsreligion ist, steht in einigen Punkten im Widerspruch zu unserem Grundgesetz. Das Gleiche lässt sich allerdings auch für die Gesetze von US-Bundesstaaten sagen, in denen die Todesstrafe zulässig ist.

Interessanter Whataboutism. Ja, in vielen Staaten wird ein Islam gelebt, der fernab unserer Grundwerte der Verfassung steht. Aber in den USA gibt es ja auch die Todesstrafe. Das macht das Problem natürlich viel weniger gefährlich.

Fakt ist: Die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) hat 57 Mitglieder, von denen 45 die sogenannte Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam unterzeichnet haben. Die OIC ist kein Staatenbündnis wie die EU. Sie ist eine zwischenstaatliche Organisation, deren Vereinbarungen für die einzelnen Mitglieder nicht verbindlich sind. Die 1990 verabschiedete Kairoer Erklärung beinhaltet einige umstrittene Textstellen mit Hinweis auf die Scharia. Der Politologe Turan Kayaoglu forderte 2012 eine Revision des Dokuments, das aus seiner Sicht Defizite in puncto Meinungsfreiheit und Frauenrechte aufweist.

Also jemand „forderte“ eine Revision. Anscheinend will sich die SPD dieser Forderung anschließen. Das halte ich auch für berechtigt, schließlich sind die Grundsätze der Kairoer Erklärung der Menschenrecht, die laut SPD „einige umstrittene Textstellen“ beinhaltet, nichts anderes als eine klare Relativierung der Menschenrechte zugunsten der Scharia. Wenn dies - zurecht - als noch zu revidieren bezeichnet wird, ist dann die Kritik an der fehlenden Aufgeklärtheit nicht berechtigt? Und: Wo ist denn diese Revision? Wo wird sie konkret umgesetzt?

Alles in allem stellt sich die Frage, ob man nicht, je tiefer gehend man sich mit dem Thema auseinandersetzt, zu der Frage gelangt, dass mit der AfD-Ansatz berechtigte Fragen mit sich bringt?

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Hallo Ultra,

der Beitrag wurde im Thema Islam erstellt und ist dort auch noch.

Grüße Selina

Danke für den Hinweis. Ich hatte links oben nur „Religion allgemein“ ausgewählt und dachte, dies wäre das Ober-Brett. Ich werde das korrigieren.

Hallo,

es ist nicht der erste Beitrag von Ch’an, der sich in dieser Weise mit dem Islam an sich beschäftigt. Doch was Ch’an nicht wahrhaben will und worauf er auch sehr aggressiv reagiert, wenn man ihn damit konfrontiert, ist die Tatsache, daß seine „Analyse“ grundsätzlich auch für einige Christen und juden gilt.
Es ist das Kennzeichen JEDER der großen monotheistischen Religionen, daß sie Allmachtsansprüche haben. Und auch im „christlich-jüdischen Abendland“ mußten alle demokratischen und säkularen Errungenschaften gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen und der mit ihnen eng verwobenen Herrschenden erkämpft werden. Wer dann vielleicht meint, das sei doch alles lange her, sollte sich mal mit den Machtansprüchen kirchlicher Würdenträger zB in Spanien und Polen noch am Ende des 20. Jhdts beschäftigen oder aber mit der Tatsache auseinandersetzen, daß sich in Nordirland bis zum Ende des 20 jhdts. Teile der christlichen Kirchen gerne als Vorwand für Mord und Totschlag hergaben.
Es gibt keinen strukturellen Unterschied in der Denkweise fundamentalistischer, buchstabengläubiger Religionsvertreter, es gibt lediglich Unterschiede in Taktik und Strategie zur Durchsetzung der religiösen Machtansprüche.
Und vor dem eigenen radikalklerikalen Hintergrund der Frau von Storch ist diese Art der islamkritik lediglich verlogen. Denn dieser radikalklerikale Flügel der AfD mit z.T. deutlich demokratiefeindlichen und antiaufklärerischen Positionen bleibt derzeit gerne unterhalb der „Wahrnehmungsschwelle“.

Als sakularer Demokrat muß man gleichermaßen vor den Fundis aller „Gebetbücher“ auf der Hut sein, denn Religionsfreiheit heißt auch die Freiheit von jeglicher Religion und deren Machtansprüchen.

Hallo!

Schlage vor, das Thema auf den für das Zusammenleben entscheidenden Punkt einzudampfen: Halten sich Menschen (egal welche Spiritualität sie pflegen) an die Rechtsordnung - ja oder nein. Diskussionen über Religionen, zumal von Leuten ohne die Spur religionswissenschaftlichen Hintergrunds, von Kenntnissen der eigenen Religion/Konfession ganz zu schweigen, sind dabei wenig hilfreich.

Als von Marketing nicht ganz unbeleckter Mensch verstehe ich durchaus, dass es bei der Wahl der Mittel im Bemühen, Käufer der eigenen Botschaft zu finden, nicht unbedingt um belastbare Fakten geht. Inhalte, womöglich Nutzen für die Menschen, spielen keine Rolle. Hauptsache Aufmerksamkeit. So braucht man immer wieder eine neue Sau, die durchs Dorf getrieben wird. Zuweilen ist es aber auch eine uralte Sau, wie z. B. die mit dem Kopftuch. An hierzulande früher millionenfach übliche Kopfbedeckungen erinnert sich wohl kaum noch jemand, z. B. bei diesen von Islamisten unterdrückten Frauen:


http://cache1.asset-cache.net/gc/168491241-queen-elizabeth-ii-watches-one-of-her-horses-gettyimages.jpg?v=1&c=IWSAsset&k=2&d=GkZZ8bf5zL1ZiijUmxa7QXUNyoWUwfTZsNpO7jFOiqI%2FlMNpRoH9NxuqtgDW1SNtQ%2BYoK%2F5uZtLcrp%2BVFUWK1w%3D%3D
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Gruß
Wolfgang

Du wirfst Ch’an vor, diesen Umstand nicht wahrhaben zu wollen. Ich glaube aber eher, er ist in diesem Punkt schlicht anderer Meinung als du. Denn man muss ja etwas nicht wahrhaben, das durchaus zweifelhaft ist.

Selbstverständlich hat auch das Christentum eine Schreckensgeschichte hinter sich. Dein Hinweis auf Nordirland als vermeintlich zeitgenössisches Beispiel ändert indes nichts an dem Umstand, dass diese Zeiten Jahrhunderte zurückliegen und im Christentum (dem ich übrigens nicht angehöre und dem ich auch nicht viel abgewinnen kann) eine weit verbreitete Sichtweise der Aufklärung durchgesetzt hat. Dies betrifft insbesondere den Herrschaftsanspruch, den es dank Trennung zwischen weltlicher Regierung und privater Religion nicht mehr in gefährlicher Art und Weise gibt. In der islamischen Welt jedoch ist das noch gang und gäbe. Und die Entwicklung geht leider auch kaum in eine solche Richtung, sondern eher im Gegenteil. Man schaue sich mal Gewaltakte oder Scharia-Regeln in Südostasien (Bangladesch, Indonesien), die Verbreitung des Islamismus in Nord- und Schwarzafrika oder die zunehmende Einflussnahme islamischer Hardliner auf Institutionen in Westeuropa (beispielsweise in Form von Islamisierungsversuchen in britischen Schulen oder von antisemitischen „Comedians“ in Frankreich) an.

Was du scheust, ist die Frage, ob der Islam überhaupt ausreichende Grundlagen für eine solche Modernisierung bietet. Das Christentum tut dies. Sowohl die theoretischen Glaubensinhalte (dem König, was des Königs ist) als auch die praktischen Erfahrungen lassen den Schluss zu, dass der Weg zur Aufklärung möglich ist. Im Islam dagegen findet man wenig Substanz dafür. Natürlich gibt es dennoch muslimische Verfechter einer Modernisierung. Doch diese betonen häufig die dafür notwendige Exegese, also die Abkehr von den wörtlichen Glaubensinhalten, was offenbar wenig Überzeugungskraft besitzt. Warum sollte man sich für den islamischen Glauben entscheiden und diesen leben, wenn man gleichzeitig die in den Schriften vorkommenden Inhalte relativiert und anders auslegt? Der Fall Khorchide zeigt, auf welchen Widerstand dieser Ansatz trifft.

Im Ergebnis lässt sich sagen: Ja, es gibt aufgeklärte und eindeutig auf dem demokratischen Boden stehende Muslime. Aber es stellt sich die Frage, ob das Demokratieverständnis tatsächlich aus dem Islam stammt oder ob diese Menschen dies nicht aus eigener Überzeugung vertreten und mit diesem Hintergrund eine eigene Sichtweise auf den Islam entwickeln.

Hier schließt sich auch der Kreis zu deinen Anfeindungen gegenüber der AfD. Denn ich glaube nicht, dass die AfD dieses Thema besonders hervorheben müsste, wenn die Aufklärung einen ebenso hohen Stellenwert hätte wie bei den Christen. Es gibt ja bei der AfD auch keine Hindu- oder Buddhismus-kritischen Strömungen. Es scheint mir eher, dass es die etablierten Parteien mit ihrer „Das-hat-alles-nichts-mit-dem-Islam-zu-tun“-Attitüde zu weit getrieben und über reale Probleme hinweggesehen haben. Ebenso wenig hilft uns dein Ansatz, dass es bei anderen Religionen ja auch schon schlimme Zeiten gegeben habe oder dass es bei der AfD auch einige klerikale Hinterwäldler gebe. Denn über die Gefahr der Islamisierung sagen diese Umstände wenig aus.

Und der zweite Punkt, der seine Beiträge reine Tiraden sein lässt statt Analysen ist, dass er alles mit allem verwurschtet.

° Der ganze Islam, von Marokko bis Indonesien, alles das gleiche
° Islam als Religion, Islam als Kultur, Islam als Politik, alles das gleiche
° ökonomische, demographische usw. Problem im Nahen Osten und Nordafrika, alles Islam
° 99% der Menschheitsgeschichte und aktuell fast überall auf der Welt außer in (Westmittel)europa und den USA besteht keine stabile funktionierende Demokratie mit Gewaltenteilung, Pressefreiheit usw., egal ob christlich, hinduistisch, islamisch, sonstwas, aber: ‚der Islam ist unvereinbar mit Demokratie‘

Das gilt für die AfD genauso wie für Ch’an.

Als säkularer Demokrat muss man sogar vor den Gebetbüchern des säkularen Demokratismus auf der Hut sein, sonst springt man als Löwe und landet als Broder (oder so).

Gruß
F.

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Es gibt keinen strukturellen Unterschied in der Denkweise fundamentalistischer, buchstabengläubiger Religionsvertreter, es gibt lediglich Unterschiede in Taktik und Strategie zur Durchsetzung der religiösen Machtansprüche.

Daher ist ein

per se keineswegs ein besserer Mensch und sollte sich hüten, vor anderen pauschal zu warnen.

pasquino

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Den Vorschlag lehne ich entschieden ab.

Gruß
F.

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Hallo,

und wenn Du mir jetzt noch zeigst, wo ich das

behauptet habe ?

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Hallo,

das (Fettdruck) ist eben eine klare Pauschalisierung und falsch. Genau wie Christen (Ausnahme: Spätgetaufte, Konvertiten) entscheiden sich Muslime doch nicht bewusst dafür Muslime zu sein. Es wird ihnen von den Eltern/Gesellschaften vorgegeben und eine bewusste Ablehnung kann in vielen Ländern dieser Erde schwerste (menschrechtswidrige) Folgen haben. Bis hin zum Tod.

Zudem selbst in D kein Grund für nicht- oder weniger gläubige Muslime, aus dem Islam auszutreten. Glaubst Du ernsthaft, dass es so viele bewusste Austritte aus den christl. Kirchen ohne Kirchensteuer gäbe? Okay, ich vielleicht. Ich habe ja schon den ideellen Eintritt über die Taufe hinaus verweigert. Der konnte ich mich nicht entziehen.

Wenn die SPD in ihrem etwas simplen (Gegen)Argumentationsdokument schreibt

Die 1990 verabschiedete Kairoer Erklärung beinhaltet einige umstrittene Textstellen mit Hinweis auf die Scharia.

dann ist das eine bewusste Lüge durch Falschdarstellung. Es ist ein Gegenkonzept zur Allg. Erklärung d. Menschenrechte bei Unterwerfung unter die Scharia. Nicht mehr und nicht weniger. Im Prinzip ist es nur ein Larifaripositionspapier der SPD aus den von Dir richtig erkannten Gründen. Alles unter dem Stichwort „bloß keine tiefschürfende Diskussion, sie kann nur schaden“.

Zum Rest Deiner AfD-Programmdurchsage möchte ich mich nicht äußern.

Gruß
vdmaster

Zumindest für jeden, der in den USA seine Religion bzw. Weltanschauung selbst wählen möchte. :joy:
Hast Du schon richtig erkannt. Deutliches Kindergartenniveau in der Argumentationsführung der SPD.

Das mit den Grundprinzipen war so gemeint: Jeder, der sich zum Islam bekennt, schließt sich den Prinzipen des Propheten Mohammeds an. Ebenso gilt für jeden Christen die Orientierung an Jesus Christus. Die unterschiedlichen Strömungen repräsentieren unterschiedliche Lehrmeinungen innerhalb dieser Orientierungen.

Für jeden Moslem also gilt das Bekenntnis zu Mohammed. Und somit hat er zumindest in grundlegender Form eine Verbindung zum Leben und Wirken dieses im Islam als Propheten bezeichneten Mannes. Und zu diesem Wirken gehört unter anderem der Umgang mit seinen Widersachern (siehe zum Beispiel Kaʿb ibn al-Aschraf).

Wenn du jetzt sagst, es mag viele Muslime geben, die nicht nah an der Religion seien, dann ist das sicherlich korrekt. Das führt jedoch nur zu der statistischen Frage der Zahl der Muslime. Herrschaftsverhältnisse konnten oder wollten diese Menschen nicht verhindern, wenn wir zum Beispiel alle Länder betrachten, in denen die Kairoer Erklärung gilt.

Zu deinen sonstigen Anmerkungen hinsichtlich des SPD-Positionspapiers ist dir zuzustimmen.

Du hast ja selbst angemerkt, dass die SPD einer tief greifenden Diskussion zu diesem Thema auszuweichen versuche. Bei der Union wird es ähnlich sein, wobei man dort eher die Angst hat, die Kirchenvertreter zu verunsichern. Denn diese hängen an ihren Privilegien, welche sie unter Umständen mit verlieren würden, wenn sich angesichts der Islamkritik eine stärkere Trennung von Staat und Kirche durchsetzte. Bei Linken und Grünen ist Islamkritik traditionell wenig ausgeprägt (wobei ich mkis Bemühungen durchaus schätze).

Somit bleibt letztendlich nur die AfD, die überhaupt den Ansatz zu einer kritischen Diskussion repräsentiert. Und diese brauchen wir ganz dringend, schließlich lässt - trotz aller gegenteiligen Andeutungen in den Medien - der Strom an Einwanderern aus dem muslimischen Kulturkreis nicht nach. Ich denke, dass auch du dir für 2017 Gedanken machen solltest.

Hierzu äußert sich ja der in D weitgehend ignorierte Prof. Dr. Ruud Koopmans ausgiebig in seiner Studie über die Einstellungen von Muslimen in Westeuropa.

vdmaster

Das Problem ist vor allem, dass seine Analysen nur für einen kleinen Teil der Muslime, wenn überhaupt, zutreffen.

Dabei ist die Methode, die hier verwendet wird, völlig unangemessen und hat noch nie zu etwas anderem, als Bestätigung der eigenen Vorurteile geführt. Genauso wie früher Antisemtismus begründet wurde, aufbauend auf völlig wirren Interpretationen der Tora oder des Talmuds, passiert heute genau der gleiche Fehler mit dem Islam. Statt sich inhaltlich damit zu beschäftigen, sachliche Kritik zu üben oder sich sozial mit der muslimischen Gemeinschaft auseinanderzusetzen, wird wieder im stillen Kämmerlein wild und zusammenhangslos aus einem Text zitiert, um dann aufzuzeigen, wie undemokratisch (und schlimmer), die Anhänger der Religion sind, welche sich auf den Text beziehen.

Gruss,
Eli

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Eli, es ist ja schön, dass du dich mal wieder zu Wort meldest. Aber dann bitte doch sachlich. Deine Unterstellung, Ch’an sei von Vorurteilen geleitet, hält keiner Überprüfung stand. Wenn beispielsweise Juden im Koran als Affen und Schweine bezeichnet werden, wie hier bestätigt wird, dann muss man das schon zur Kenntnis nehmen. Da hilft es auch wenig, wenn einige „Gelehrte“ diese Textstellen durch Auslegung relativieren. Denn andere werden die Stelle wiederum wörtlich auslegen.

Wirklich daneben - womöglich veranlasst durch die argumentative Unterlegenheit, die dir wohl keine andere Wahl lässt - ist dein Vergleich mit dem früheren Antisemitismus. Die Juden haben früher keine Terrornetzwerke gebildet, sie hatten keine eigene Charta der Menschenrechte, die die Menschenrechte der Scharia unterordnet, sie hatten keine Geschichte einer nach Jahrzehnten noch nicht gelungenen Integration, sondern lebten unter uns, wie heute eindringlich die vielen Stolpersteine zeigen. Dein Vergleich trägt daher zur Relativierung bei. Er wird zudem keinen Islamkritiker beruhigen, solange ein Anschlag auf den nächsten folgt.

Speziell für dich noch ein Lesetipp (Peter Bereit auf der Achse):

Jeden Morgen, wenn ich aufstehe und wie gewohnt die Nachrichten des noch jungen Tages höre, drängt sich mir eine Frage geradezu auf: Weshalb beschäftige ich mich eigentlich tagtäglich mit dem Islam, obwohl ich zu Religionen generell wenige Bindungen besitze? Es ist einfach zu beantworten. Ich werde durch die objektiven Realitäten, die diese Religion hervorbringt, hierzu gezwungen. Es sind schreckliche Realitäten. Ausnahmslos. Die Behauptung derer, die offenbar besser als ich selbst wissen, was ich zu meinem Glück benötige, dass es den einen Islam nicht gebe, sondern nur ein Sammelsurium unterschiedlichster Spielarten, kann mich nicht beruhigen.

Ich bin weder in der Lage, noch verspüre ich irgendein Bedürfnis, mich mit diesen Spielarten auseinanderzusetzen zu müssen. Mich interessieren die Visionen eines im 7. Jahrhundert lebenden analphabetischen Wüstenbewohners nicht und auch nicht das nach ihm verfasste Buch, das man offenbar auswendig lernen, aber nicht begreifen kann.

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Ichnhabe mich auf die Argumention bezogen und dabei sachlich aufgezeigt, wie verleumderisch und unsachlich selbige ist. Nirgend habe ich mich auf die Person bezogen oder gar über selbige geurteilt oder etwa nicht?

Mh, dir ist schon klar, dass genau dieses ebenso über den Talmud und Christen behauptet wird und ja, dass kann man selbst zitieren und dann noch anmerken, dass jüdische Gelehrte, dass relativieren wollen… eine ganz bekannte Methode umzu diffamieren, irgend welche „Fakten“ nehmen, diese dann aber ganz eindeutig umdeuten. Bezogen auf das Judentum scheint dieses ja ein Tabu zu sein, wie den Beitrag deutlich macht, nur, was daran grundsätzlich falsch ist, wurde nicht verstanden.

Ganz einfach weil sich der Vergleich aufdrängt, die selben heuchlerischen Methoden angewandt werden und ich die Hoffnung habe, dass es vielleicht so zur Erkenntnis kommt, was daran so schlicht falsch ist.

Und hier irrat du leider gewaltig, weil genau diese Zusammenhänge früher eben sehr wohl genau so hergestellt wurde. Das Fehlverhalten, die Barbarei einige weniger Juden reicht aus, um gegen alle zu hetzen, alle auf die Anklagebank zu setzen und die Vorwürfe waren genau die gleiche. Auch die Integration hatte so nie stattgefunden, war eine jüdischerseits angenommene, aber von den anderen Deutschen nie vollzogene.

Natürlich nicht, wer hier erst einaml auf das Grundaxiom dieser Hetze herein gefallen ist, dass sich der Terror zwangsläufig aus dem Islam ergibt, der muss erst einmal lernen wieder Mensch zu sein. Eine Auseinandersetzung mit dem Islam wird hier nicht helfen, dass es garnicht um den Islam als solchen geht.

Ansonsten würde der 'Kritiker" sich ja mit dem Islam als ganzem auseinandersetzen, den Dialog mit Muslimen suchen, die gelunge Integration von Millionen Muslimen in Europa sehen und nicht aus Satzfetzen des Koran sich einen eigenen Islam basteln.

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Sie geht aus deinem Satz eindeutig hervor. Die bzw. deine gefühlte Überlegenheit. Und daraus resultierende Notwendigkeit zur Warnung.

pasquino

Vielleicht solltest Du Deine Fotoauswahl überdenken:

(A) Die Queen auf Reisetour in den Golfstaaten.
(B) Erkennbar Wind und Wetter geschuldet. Die Queen trifft man nie (?) ohne Kopfbedeckung in der Öffentlichkeit an.
© Beim Besuch einer Moschee in der TÜR.
(D) Muslimisches Modell. H&M ist kaufmännisch orientiert und will bestehenden Bedarf decken.

Hallo!

Die Bildauswahl geschah nicht zufällig. Vielmehr wählte ich bewusst den geeigneten Kontext.

Von Trümmerfrauen bis zu Fotos von Fabrikarbeiterinnen und in der Landwirtschaft Tätigen gibt es eine breite Auswahl, um zu zeigen, dass ein Kopftuchverbot ins Kapitel verbohrter Beschränktheiten gehört. Mir sind mehrere Frauen bekannt, die ganz und gar unverdächtig sind, ihr schickes Modeaccessoir aus religiösen Gründen zu tragen. Sogar männliche Mitglieder mancher Bikerkreise tragen Kopftücher und Bilder kopftuchtragender Piraten kennt wohl jedes Kind. Sieh Dir Filme aus den 50ern und 60ern an; Kopftücher gehörten bei uns zum Straßenbild. Darüber hinaus tragen auch viele Frauen nach einer Chemotherapie mit Verlust ihrer Haare ein Kopftuch. Soll heißen: Kopftücher gehören seit Jahrhunderten zu unserer Bekleidungskultur. Der Sinn eines Kopftuchverbots ist nicht nachvollziehbar.

Davon abgesehen wäre ein derart idiotisches Verbot nicht durchsetzbar, die Reaktion vorhersehbar: Ungezählte junge Frauen im bauchnabelfreien Outfit und im Bikini würden plötzlich Kopftücher tragen - aus Protest gegen eine Obrigkeit, die sich anmaßt, Bürgern Bekleidungsvorschriften zu machen. Eine Partei mit derartiger Schrulligkeit macht sich lächerlich. Ich wünsche jetzt schon allen Leuten mit Brett vor dem Kopf viel Spaß bei der Aufgabe, einschlägige Vorschriften von Haarnetzen und Trachten dieser Art im Amtsdeutsch gerichtsfest abzugrenzen:
http://bilder.bild.de/fotos-skaliert/iaf-weihnachts-special-nonnen-kegeln-tv-aerzte-raus-40155007-37109124/3,w=650,c=0.bild.jpg

http://ecx.images-amazon.com/images/I/51N%2Bv7VSc3L.AC_UL260_SR200,260.jpg
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http://www.dirndlshop.eu/pics_dirndl/herbst-winter/dirndl-gmunden_bluse-gerti_sportalm.jpg
http://thumbs.dreamstime.com/z/junger-mann-mit-kopftuch-1072832.jpg

Gruß
Wolfgang