Moin Ralf,
IMHO ist
Buddhismus in diesem Brett tatsächlich eher OT.
Seh ich auch so. Vielleicht sind die MODs hier ja so freundlich und verschieben diesen Teilthread ins Religionsbrett.
Da stimme ich Dir durchaus zu. Die samskara speziell mit dem
Begriff des Willens in Zusammenhang zu bringen ist vielleicht
ein persönlicher Spleen von mir
Aber gar nicht. Cetana ist meines Wissens eine andere Bezeichnung für die formenden Kräfte des Geistes, also eine der drei samskara, und wird häufig synonym verwendet.
aber immerhin kann man über den
Willen (cetana) eine direkte Verbindung zwischen samskara und
karma herstellen (die bekannte Formel „cetanaham bhikkave
kammam vadami“, A.IV.63).
Cetana bezeichnet ja die Willensregung, also den Impuls (nicht zu verwechseln mit chanda). Cetana ist somit quasi die Vorstufe der Willensabsicht (chanda) und somit zwar eine formende Kraft, allerdings hat man hier noch die Möglichkeit einzugreifen, ob der Impuls (cetana) beispielsweise etwas Heilsames oder Unheilsames bedingt. Das ganze läuft dann über das Bewusstsein (vijnana). Karma wäre dann die Summe aller formenden Kräfte.
Mit dem Tod eines Menschen lösen sich ja nur die von diesem
Menschen als individuell empfundenden skandhas auf. Für das
Weiterwirken braucht es somit kein „Substrat“, sondern im
Grunde „nur“ andere Daseinsprozesse, auf welche die samskara
weiter wirken.
Das ist ja nun generell Interaktion - Wirken mit Körper, Geist
und Sprache, das karmische Erzeugen einer Frucht (phala).
Aber eine sehr komplexe Interaktion. Ich denke, es muss schon sehr viel samsakara die Elbe herunter gelaufen sein, um die karmischen Verflechtungen zu erklären, die von dem, was ein Buddha vor ein paar hundert Jahren gesagt hat, bis hin zu zwei Leuten reichen, die sich im w-w-w Forum über samskara unterhalten
Trotzdem stellt sich die Frage, wie
denn nun genau ‚Wirken‘ funktioniert. Anders formuliert - wie
interagieren dharmas miteinander? Ein zentrales Problem
buddhistischer Scholastik - wobei die Prajnaparamita-Sutren
lehren, dass dharmas überhaupt nicht miteinander interagieren,
dass sie vielmehr absolut isoliert sind (atyantavivikta). Aber
das ist nun eine ontologische Frage und führt uns vom Thema
weg.
Nicht wirklich, und auch nicht unbedingt ontologisch. Es gibt z.B. zwischen tibetischen Buddhisten und Naturwissenschaftlern einen recht regen Dialog (aus dem ich mich raushalte, weil ich eine Null in Naturwissenschaften bin), aber der vielleicht für dich interessant ist, um zusätzlich zur rein philosophischen Betrachtung dieses Problems noch einen anderen Betrachtungsansatz kennenzulernen. Ich möchte in diesem Zusammenhang z.B. auf das Buch: „Buddhismus und Quantenphysik. Die Wirklichkeitsbegriffe Nagarjunas und der Quantenphysik“ von Christian Kohl, ISBN: 3893854630 Buch anschauen verweisen. Vielleicht ist das ja interessant für dich.
Generell halte ich das skandha-Modell für wenig geeignet, den
Prozess von punarbhava zu erläutern. Deswegen hatte ich die
zentrale Rolle der samskara auch nicht im Zusammenhang der
fünf skandhas dargestellt, sondern samskara an Hand des
Shraddhotpada Shastra im Modell der zwölf Glieder (nidana) des
Konditionalnexus (pratityasamutpada) dargestellt. Ob der
Begriff samskara als eines der skhandhas semantisch völlig
deckungsgleich ist mit samskara als zweitem nidana von
pratityasamupada wäre eine andere sehr interessante Frage.
Davon gehe ich mal aus und will das auch gerne begründen. Der tibetische Buddhismus hat sich ja intensiv mit dem Sterbeprozess auseinandergesetzt. Nach Lehre des tibetischen Buddhismus gibt es einen Zeitraum, nachdem die äußere Form (rupa) zerfällt, indem ein Moment der Leere als Geisteszustand auftritt, vergleichbar mit einem völlig ruhenden Wasserspiegel. Wären wir durch Meditation entsprechend geschult, wäre dies DIE Möglichkeit für uns, ins Nirwana zu entfleuchen Für die meisten (Unwissenden -> 1. avidya) verstreicht dieser Augenblick jedoch unbemerkt und ungenutzt, und die formenden Kräfte setzen als Impuls wieder ein (2. samskara). Für die tibetischen Buddhisten beginnt hier der sogenannte „Bardo“-Zustand, eine Art Zwischenstadium. Die anderen nidana folgen, bis hin zur tatsächlichen Geburt und wieder zum Tod.
IMHO sollte man bei diesen Erklärungsmodellen nicht außer Acht
lassen, dass ihre Funktion keine philosophische ist, keine
‚Welterklärung‘ liefern soll. Ihre Funktion ist
soterologisch-didaktisch; um so mehr erhalten die Begriffe
erst in ihrem speziellen Kontext ihre spezifische Bedeutung.
Also ich sehe das ein bisschen anders. Schließlich entstanden die meisten buddhistischen Modelle aus der Beobachtung heraus. Du weißt doch, um Buddhismus geht es um Erfahrung und Wissen, nicht um Spekulation. Das hat sich ja nicht einfach einer so ausgedacht, um uns glücklich zu machen
Lieben Gruß
Marion