Wir haben es hier mit dem zu tun, was massenhaft zu den Hochzeiten der Querdenkerbewegung zu beobachten war: mit einem in sich geschlossenen Weltbild, in das von außen kaum Informationen oder andere Einschätzungen eindringen können. Die Querulanten haben sich gegenseitig in ihren Ansichten bestärkt, hier scheint sich eine einzelne Person von sich aus nach außen abgeschottet zu haben und sich selbst zu bestärken (weil ja alles auf eine kranke Art und Weise irgendwie funktioniert), was letztlich zum gleichen Ergebnis führt: eine Meinungsblase.
Hinzu kommt der Ablauf in beiden Artikelbäumen: die Mutter will sich bei Dritten die Bestätigung abholen, dass sie richtig handelt und bekommt von mehr als 10 Personen massiven Gegenwind, der vom Versuch der sachlichen Auseinandersetzung über persönliche Angriffe bis hin zum Trollvorwurf reicht. Das ist natürlich keine Situation, in der man sagt „ach, das ist ja interessant; hier fühle ich mich gleichermaßen wertgeschätzt und verstanden und dazu noch gut beraten. Ich werde meine Meinung gleich mal einer Überprüfung unterziehen.“
Das wird natürlich nicht passieren und das ist letztlich auch vollkommen menschlich. Was aber passieren kann, ist, dass Argumente transportiert werden, die sich außerhalb dieses Umfeldes überprüfen lassen - wie z.B. das Vorhandensein einer gesetzlichen Grundlage (bzw. dessen Fehlen) oder dass natürlich schon Viren gesehen wurden oder dass natürlich Schuttteile von WTC 1 und 2 auf WTC 7 gefallen sind.
Das kann (nicht muss) dazu führen, dass das Gedankengebilde einen Riss bekommt, der sich mit der Zeit ausdehnt, was dann wieder dazu führen kann (nicht muss), dass sich der Betreffende aus seiner Blase (bzw. dem sprichwörtlichen Kaninchenloch) befreit und sich und sein Gedankengebilde einer kritischen Überprüfung unterzieht.
Die dazu gehörige Kommunikationsstrategie ist natürlich noch ein bisschen komplexer (da geht es dann auch um Verhandlung („was müsste passieren bzw. welchen Beweis müsste ich vorbringen, damit Du von diesem Standpunkt abrückst?“) und andere Elemente) und (auch) deswegen nicht in einem Forum umsetzbar (weil es halt auch immer Störfeuer gibt), aber letztlich ist dieser Ansatz der einzige, der Erfolg verspricht.
In diesem speziellen Fall setze ich darauf, dass irgendwann die Sachargumente zusammen mit einer Verhaltensänderung des Jugendlichen (zunehmender Widerspruch, ggfs. körperliche Weigerung, sich seine Freiheit entziehen zu lassen) wirken. Wahrscheinlicher ist es aber, dass es zum vorausgesagten Verlauf kommt, d.h.
- der Jugendliche Gewalt ausübt oder
- sich spätestens nach Eintritt der Volljährigkeit dauerhaft seiner Mutter entzieht oder
- sich völlig unterordnet und bis zum Tode der Mutter zu Hause aufhält und sich dort sagen lässt, was er zu tun, zu lassen und anzuziehen hat.
Interessant ist bei der ganzen Geschichte übrigens auch, dass bisher noch nicht vom Vater des Kindes die Rede war (zumindest habe ich davon nichts mitbekommen). Dazu hätte ich gerne noch etwas gewusst bzw. habe ich noch die ein oder andere Theorie.
Gruß
C.