Kuschelpädagogik - wieso nicht?

Da will ich doch mal fragen:
warum immer wieder die Kuschelpädagogik so dermaßen durch den Kakao gezogen wird!
Will nicht jeder immer wieder mal kuscheln und tut uns das nicht allen gut?
Und muss kuscheln heißen, alles hinzunehmen und jedes kindliche Verhalten, auch wenn es uns noch so stört, gut zu heißen?
Und heißt Kuschelpädagogik automatisch, Angst zu haben vor Konfrontation und Streitereien?
Warum wird immer die Kuschelpädagogik belächelt und die harte strenge Erziehung als der bessere Weg bezeichnet?
Hat nicht beides seine Dasein-Berechtigung? Oder ergänzen sie sich nicht sogar?

Ist „nur streng, hart und konsequent zu sein“ nicht genauso beschränkt wie nur „lieb und harmoniebedürftig“?

Ich bekomme ein bisschen Bauchweh, wenn ich den momentanen Trend hin zur neuen Strenge beobachte? Das finde ich gar nicht lieb, du :wink:

Ich bin auf eure Meinung gespannt.
LG
Stefan

Hallo Stefan,

Da will ich doch mal fragen:
warum immer wieder die Kuschelpädagogik so dermaßen durch den
Kakao gezogen wird!

Meine Beobachtungen sind, dass diese Form der Erziehung zeitaufwändiger ist, als einfach zu sagen: „Du machst, was ich sage - sonst…“

Will nicht jeder immer wieder mal kuscheln und tut uns das
nicht allen gut?

Mir gefällt der Begriff „Kuschelpädagogik“ nicht, da er eben nicht die Ausgewogenheit zum Ausdruck bringt. Ich denke, wir neigen mit unseren Worten immer zu einer Seite, obwohl wir es nicht so meinen. Dadurch wird die Diskussion oft missverständlich. Andererseits ist es natürlich auch schwer, immer in einem Satz zu sagen, was konkret gemeint ist.

So ist es eben auch in der Erziehung. Eltern und Lehrer sagen viel zu oft, was sie nicht wollen. Sie sagen jedoch nicht, was sie wollen. Und sie sagen fast nie, warum sie es wollen. Vor allem der letzte Satz könnte das Kind überzeugen. Jedoch verzichtet man auf ihn und haut lieber mit der Faust auf den Tisch.

Dahinter steckt vielleicht eine Art Interessenkonflikt: Will ich meinen Willen durchsetzen oder will ich darüber reden und mir die Sichtweise meines Kindes anhören…

Und muss kuscheln heißen, alles hinzunehmen und jedes
kindliche Verhalten, auch wenn es uns noch so stört, gut zu
heißen?

„Kuscheln“ steht im Allgemeinverständnis eher für „weich sein“. Daraus wird dann geschlussfolgert, dass, wer weich ist, sich auch nicht durchsetzen kann.

Und heißt Kuschelpädagogik automatisch, Angst zu haben vor
Konfrontation und Streitereien?

Heißt es nicht, doch das Wort täuscht es vor.

Warum wird immer die Kuschelpädagogik belächelt und die harte
strenge Erziehung als der bessere Weg bezeichnet?

Weil die harte Tur für die im Moment effektiefere gehalten wird. Langfristig kommt jedoch (für das Kind) nix wertvolles raus. Die harte Tur ist halt nur effizient, mehr nicht.

Hat nicht beides seine Dasein-Berechtigung? Oder ergänzen sie
sich nicht sogar?

Manchmal hat auch ein „Hau-den-Lukas“ seine Daseinsberechtigung. Jedoch sollte dabei auch im nachhinein geklärt werden, dass man nicht das Kind (als Person) sondern nur sein Verhalten angegriffen hat. Ein Missverständnis auf seiten des Kindes kann natürlich persönliche Konsequenzen haben. Ich denke, wenn ich mich so an den Menschen um mich herum orientiere, ist es leider viel zu oft so, dass diese Klärung nicht stattfindet.

Ist „nur streng, hart und konsequent zu sein“ nicht genauso
beschränkt wie nur „lieb und harmoniebedürftig“?

Ja, natürlich. Jedoch ist der Drang nach Harmonie (denke ich) immer vorhanden. Nur die Mittel, sie zu erreichen, sind oftmals ungeeignet :smile:

Ich bekomme ein bisschen Bauchweh, wenn ich den momentanen
Trend hin zur neuen Strenge beobachte? Das finde ich gar nicht
lieb, du :wink:

Der Trend kommt vielleicht aus einer Art Überforderung heraus. Die Alternativen wurden nie vorgelebt. Obwohl das nur eine Vermutung ist. Ich persönlich bin mit sehr viel Strenge groß geworden (ungerechtfertigte flinke Ohrfeigen waren mir mehr als vertraut). Diese Form der Erziehung kann ich (bezogen auf meine Kinder) bei mir nicht beobachten. Aber sie hat mich dennoch geprägt, weil ich doch sehr leicht in Rasche zu bringen bin. Diese entlädt sich jedoch nicht in Ohrfeigen oder andere Arten von Prügel. Nein, es reicht dann schon, dass ich wie ein Löwe durch die Wüste brülle. Die beste Selbstbeherrschung hilft da nur wenig, das sind Prägungen aus der Erziehung. (Ich bin mir dessen so sicher, weil ich in solchen Situationen immer meine Eltern vor meinem inneren Auge habe.) Diese negativen Prägungen lassen sich nur sehr schwer und mit äußerster Selbstbeherrschung abstreifen - ich arbeite daran :wink: Ich bin schon ganz stolz, dass bei mir solch ein Ausraster nur etwa einmal im Monat vorkommt. Ich habe viel schlimmere Ausraster fast täglich erlebt. Deshalb halte ich eher mehr von einer Erziehung, die auf der Grundlage von Überzeugung aufbaut. Diese praktiziere ich überwiegend und erfolgreich.

Diese Kindesprägung ist in Folge auch für die Kindeskinder besser.

Mal sehen, wieviele Schlaumeier jetzt über mich herfallen. Ich benötige übrigens keine Belehrung über mein Verhalten! Die ehrliche Darstellung diente nur dazu, die Folgen von überzogener harter Erziehung darzulegen, wie ich sie selbst erlebte. Und wie ich sie auch bei hunderten anderen Kindern beobachten konnte.

Herzliche Grüße
Sven Reinhardt
http://www.brief-seminare.de

Hallo,

warum immer wieder die Kuschelpädagogik so dermaßen durch den
Kakao gezogen wird!
Will nicht jeder immer wieder mal kuscheln und tut uns das
nicht allen gut?
Und muss kuscheln heißen, alles hinzunehmen und jedes
kindliche Verhalten, auch wenn es uns noch so stört, gut zu
heißen?
Und heißt Kuschelpädagogik automatisch, Angst zu haben vor
Konfrontation und Streitereien?
Warum wird immer die Kuschelpädagogik belächelt und die harte
strenge Erziehung als der bessere Weg bezeichnet?
Hat nicht beides seine Dasein-Berechtigung? Oder ergänzen sie
sich nicht sogar?

Ja, wenn es so wäre, wäre es perfekt.
Aber die Kuschelpädagogik ist eben gerade das eine Extrem. Ein gewisser Leistungsdruck, gewisse Grundanforderungen sind einfach bei gewissen Dingen nötig.
Für mich ist Kuschelpädagogik so eine Art Äquivalent zu antiautoritärer Erziehung.
Ich halte den Mittelweg für die beste Sache…

Beatrix

Es liegt an den Lehrern…
… denn die meistens sind die, die überhaupt kein Durchsetzungsvermögen haben genau die gleichen, die Kuschelpädagogik und Konfrontationsvermeidung so toll finden.

Die Idee, mehr Zuckerbrot als Peitsche zu verwenden, ist an sich sehr gut. Das können aber nur Lehrer leisten, die einen sehr hohen Respekt und eine gewisse Autorität bei den Schülern geniesen. Und gerade diese Respektspersonen wissen normalerweise sehr genau, wie sie ihre Schüler motivieren und brauchen garantiert keinen der ihnen erklärt, wie man kuschelt.

Gruss, Marco

Sternchen

Mir gefällt der Begriff „Kuschelpädagogik“ nicht, da er eben
nicht die Ausgewogenheit zum Ausdruck bringt.

Hallo Sven, das ist kein wunder, denn der begriff kuschelpädagogik ist als verleumdungsbegriff in die welt gesetzt worden. Sein zweck war und ist es, liebevolle pädagogik verächtlich zu machen und das alte „gelobt sei, was hart macht“ aus Kaiser Wihelms zeiten wieder salonfähig zu machen.

So ist es eben auch in der Erziehung. Eltern und Lehrer sagen
viel zu oft, was sie nicht wollen. Sie sagen jedoch nicht, was
sie wollen.

So ist es auch nach meiner beobachtung; das ist wahrscheinlich der wichtigste fehler, der gemacht wird. Problem: Man muss dafür eben auch wissen, was man eigentlich will.

Mal sehen, wieviele Schlaumeier jetzt über mich herfallen. Ich
benötige übrigens keine Belehrung über mein Verhalten! Die
ehrliche Darstellung diente nur dazu, die Folgen von
überzogener harter Erziehung darzulegen, wie ich sie selbst
erlebte. Und wie ich sie auch bei hunderten anderen Kindern
beobachten konnte.

Dafür kriegst du ein sternchen von mir! Danke,
tonikal

Hallo Stefan,

Ist „nur streng, hart und konsequent zu sein“ nicht genauso
beschränkt wie nur „lieb und harmoniebedürftig“?

Also das Wort „Kuschelpädagogik“ entspringt nicht meinem Wortbild, denke aber das damit wohl eher inkonsequente Methodiken gemeint sind.

Was mich hier aber viel mehr anspringt ist die Tasache das Strenge und Konsquenz mit Härte in einen Topf geworfen werden. Oftmals sogar mit Körperlicher Gewalt.

Ich wurde Streng erzogen mit Regeln und Werten, aber ich habe nie körperliche Gewalt erfahren. Auch bin ich nicht der Nichtbeachtung zum Opfer gefallen, dafür bekam ich alle Naselang mein Fehlverhalten wieder aufs Butterbrot geschmiert. In diesen Momenten hab ich mir gewünscht ich hätt ein Arschvoll bekommen und dann wär gut gewesen.
Jedoch bin ich Tochter einer Alleinerziehenden Mutter zweier Kinder gewesen und somit fehlte immer der Gegenpart in der Erziehung.
Damit das Gleichgewicht stimmte.

Heute bin auch ich Streng, mit Regeln und Konsequenzen (angepasste) und trotzdem auch „kuschelig“, das dem so ist merke ich daran das meine beiden immer noch mit mir kuscheln mögen und dies auch von sich aus tun.
Schwer ist nur das finden von Konsequenzen die nicht verletzen (auf die eine oder andere Art) die angepasst sind. Zumal sie ja andererseits auch Wirkung zeigen sollen.

Was die inkonsequente Handhabung von einfachen Regeln anbetrifft durch Lehrer oder andere Erzieherisch tätige ist meine Meinung jedoch klar. Sie schaden dem Kind durch ihren Eiertanz beim Konsequent sein, da es sich nicht orientieren kann und lernt wo eine Grenze ist.

Grenzen dienen nicht nur dazu unsere Kinder zu schützen sondern auch dazu sie daran wachsen zu lassen. Damit meine ich das diese Grenzen ein definiertes Reibungspotenzial sind das immer wieder in Frage gestellt wird und werden soll. So lernt das Kind eigene Fähigkeiten zu beurteilen und erweitert dann die Grenzen. Sofern man als Elternteil bereit ist diese fortwährende Arbeit zu leisten und sich immer wieder damit auseinanderzusetzen.
Dies stärkt das Selbstvertrauen der Kinder und das Vertrauen der Eltern in ihre Kinder.

Aber dazu gehören nunmal auch Konsequenzen. Und die sollte man nicht negativ sehen.

Schönen Gruß
Andrea

Lieber GMarco,

Die Idee, mehr Zuckerbrot als Peitsche zu verwenden, ist an
sich sehr gut. Das können aber nur Lehrer leisten, die einen
sehr hohen Respekt und eine gewisse Autorität bei den Schülern
geniesen.

Ich hatte schon weiter unten unter
„unbekannter Täter aus der Klasse“ geschrieben:
„Re2: Kuschelpädagogik: Der Ursprung“

Ich versuche Schüler vor allem zu locken und ziehen.
Aber ganz ohne Druck geht es nicht.

Dieser Druck aber ist rechtlich kaum noch erzielbar:
Lehrern sind heute wirkungsvolle Sanktionsmittel aus der Hand genommen.
Lehrer gehen auch daran kaputt.
Lehrer leiden aber auch unter Eltern und Politikern,
die uns mit dem Totschlagargument kommen: „Ihr müsst eben eine Respektperson sein!“ oder:
Lehrer leiden auch darunter, dass uns Eltern vorwerfen, Druckmittel nicht einzusetzen, die uns andere Eltern juristisch aus der Hand genommen haben. (nicht Prügelstrafe sondern ganz einfache)

Ich genieße bei den meisten meiner 358 Schüler ein hohes Ansehen. Fachlich können mir nur wenige das Wasser reichen.
Mein Online-Fachbuch www.tischler-ole-welzel.de und
die Tatsache, dass Schüler noch mehr Material,
nämlich alles aus meinem Unterricht,
auf CD wollen und bekommen, trägt dazu bei.

Dass auch ehemalige Schüler, wenn sie mich sehen,
die Straße zu mir herüber wechseln und mich begrüßen mit: „Sie haben damals immer gesagt … jetzt habe ich erst richtig begriffen…“,
dass werte ich als gutes Zeichen.

Sie spüren, dass ich sie als Mensch respektiere
(also nicht: Die Schüler werden immer doofer),
auch wenn ich kritisiere.

ABER TROTZDEM
ist es in der Berufsschule schwer,
in einer Klasse mit 35 unterschiedlich für den Beruf motivierten Schülern, Arbeitsfähigkeit herzustellen.

Schüler, die später kommen, aber früher gehen,
können rechtlich kaum noch wirkungsvoll sanktioniert werden, wenn der Ausbildungsbetrieb sie nicht kündigt.

Solche Schüler aber erwarten,
dass sie das selbstverschuldet Versäumte erklärt bekommen,
andernfalls fangen sie an zu stören.

Man kann einen Schüler zeitweilig suspendieren,
aber nicht 2/3 der Klasse.

Diese Schüler sagen mir:
„Wir sehen, wie sich sich bemühen,
selbst dem dümmsten etwas beizubringen,
aber wir wollen das gar nicht.
Wir wollen nur in Ruhe gelassen werden.
Wir sind wegen der Kohle vom Arbeitsamt hier.“

So, GMarco,
jetzt kommst Du:
Meine Schüler achten und respektieren mich.
Viele bemühen sich mir zu liebe.

Was machst Du jetzt?

Werde doch mal konkret.

Herzlichst
Ole

2 Like

Lieber Stefan,
mir geht das auch so.

Aber wie Sven weiter hinten richtig bemerkt hat:
Dieser Begriff „Kuschelpädagogik“
meint nicht, Schüler zu locken (motivieren),
sondern diffamiert Lehrer,
nicht hart genug zu sein,
ohne zu hinterfragen,
welche Mittel er überhaupt noch einsetzen darf.

Herzlichst
Ole

Hallo Sven,
von mir gibt es auch ein Sternchen - aus gleichen Gründen wie bei tonical.

Ich habe mich weiter oben über Eltern, Juristen und Politiker ausgelassen.

Ich sehe nämlich auch einen Trend, über Strenge zu lamentieren, ohne genau (konkret) zu sagen, was man damit meint.

Offenbar passt das diffamierende Wort von der Kuschelpädagik gut da rein.

Grenzen setzen und Konsequenz sind höchst wichtig. Gar keine Frage.

Aber offenbar nehmen auch Lehrer und Schulleiter zu, die tötend konsequent sind (die habe ich früher schon mit „technokratische Lehrer“ bezeichnet):

Wenn Schüler morgen 60km mit öffentlichen Verkehrsmittel anreisen und nachweisbar nicht früher als 3 Minuten nach dem Klingeln eintreffen, müssen sie bis zum Beginn der nächsten Stunde warten. Sie kassieren dafür jeden Tag eine (entschuldigte) Fehlstunde, die auf dem Zeugnis eine diffamierende Gesamtsumme bilden.

Wenn eine Klasse überraschend gut mitgearbeitet hat und überdurchschnittlich schnell fertig war, schließlich sogar noch Zusatzaufgaben sehr gut geschafft hat, darf sie nicht zur Belohnung 5 Minuten vor dem Pausenklingeln (die ist ohnehin unpädagogisch) entlassen werden, sonst gibt es disziplinarische Schwierigkeiten für den Lehrer.

Das killt die letzte Motivation der Schüler.

Herzlichst
Ole

will ich dir dafür geben, liebr Ole, weil du so plastisch das dilemma geschildert hast, in dem du oft steckst.
In der tat sehe ich das auch so, dass man etwas gegen den zug der zeit tun muss, dass manche eltern mit aller gewalt durchsetzen, dass ihren prinzen und prinzessinnen niemals ein härchen gekrümmt wird.
So geht’s natürlich auch nicht. Die lehrer müssen schon sanktionsmittel in der hand haben.

Schüler, die später kommen, aber früher gehen,
können rechtlich kaum noch wirkungsvoll sanktioniert werden,
wenn der Ausbildungsbetrieb sie nicht kündigt.

Solche Schüler aber erwarten,
dass sie das selbstverschuldet Versäumte erklärt bekommen,
andernfalls fangen sie an zu stören.

Kann man als lehrer an so einem punkt nicht mal sagen:
„Weißt du was, ich hab einfach keine lust, mir ausgerechnet wegen dir ein bein auszureißen. Wenn hier einer von uns sich anstrengen muss, um was zu lernen und den abschluss zu schaffen, dann bist du das und nicht ich.“

Gruß von tonikal

Heydiho!

Also, ich würde mal sagen, es kommt ganz auf die Kinder oder auch Jugendlichen an, die man „betreut“, welche Art von Pädagogik man anwendet.

Bei manchen Klassen kann man an Werte etc. der Schüler appellieren oder auch mit den schlimmen Zeiten und wie wichtig Bildung doch ist, kommen. Sie werden dann nachdenklich und denken „Ja, Recht hat der Mann/ die Frau“ – benehm’ ich mich jetzt mal wieder! Das würd’ ich allerdings jetzt nicht als die oben erwähnte „Kuschelpädagogik“ bezeichnen, sondern eher durch eine sachliche Erläuterung den beabsichtigten Effekt - lernbereite Kinder - erhalten. Das ist, meiner Meinung nach, der beste Weg, wieder Motivation in das ganze zu bringen: Auf einer sachlichen Ebene an Sachen zu erinnern, die jedem Kind/Jugendlich wichtig sein sollten. Zum Beispiel seine Zukunft. Jedoch - wie immer - nicht zuviel des Guten! Weil Lehrer, die denken, einmal geklappt, super- mach ich das jetzt ungefähr alle halbe Stunde und dann - an die lieben Pädagogen hier - kommt das nun wirklich nicht mehr ernsthaft rüber. Und es geht ins eine Ohr rein, und direkt wieder im anderen Ohr raus. Es ist dem Schüler dann, wie der Schüler sagen würde, "scheißegal“ und bringt somit auch keinen Effekt mehr.
Ich verachte Lehrer und Menschen im Allgemeinen , die schreien und so glauben sich den Respekt von – im Fall der Lehrer- ihren Schülern zu bekommen. Schreien ist ein Zeichen für Schwäche. Das einzige, was ein Lehrer durch Schreien bewirken kann, ist Angst (vor allem bei den jüngeren Schülern), Verachtung (“Kann sich anders nicht durchsetzen“, vor allem bei älteren Schülern). Wenn der Lehrer respektiert wird, dann aufgrund seiner Kompetenz, seiner Leistung, seiner Fähigkeit komplizierteste Dinge einfach zu vermitteln. Ein Lehrer muss fachliches Wissen mit pädagogischen Fähigkeiten verknüpfen. Jaaa, jetzt sind alle Lehrer hier mal wieder Stolz auf ihren Job. Nur, ich muss noch hinzufügen – das, oben genannte, tun die wenigsten! Bei den meisten Lehrern, die ich kenne, trifft eines von beidem zu, aber niemals beides. Entweder sie sind fachlich gut, bringen aber ihr Wissen nicht an den Mann, oder aber sie sind pädagogisch Spitze, jedoch wirken sie sonst nicht unbedingt kompetent. Dann gibt’s noch den Lehrerschlag: Frustriert. Lieber in die freie Wirtschaft gegangen, da hat es nicht geklappt, also Lehrer geworden, und wir lassen sämtliche Frustrationen des privaten Lebens an den Schülern aus, die da ja weiß Gott nichts für können. Gibt schon schräge Lehrer – und manche sollten man echt nicht auf Schüler loslassen. Vor allem so nach 20 Jahren –oder auch früher-, wenn für den Lehrer das Unterrichten nichts Besonderes mehr ist, er seinen Stoff runterpredigt und sich für sonst nichts mehr interessiert außer die Anzahl der beweglichen Ferientage… die Beweggründe, warum er einst mal Lehrer geworden ist, hat er vollkommen vergessen oder die Umstände, die er angetroffen hat, waren eben anders als er sich das an der Uni vorgestellt hat. Lehrer resignieren zunehmend vor ihren Aufgaben –nicht nur Kindern Wissen zu vermitteln, sonder auch Werte (!).

So ich schweife zu sehr aus, zurück zur Kuschelpädagogik. Den Weg der "Kuschelpädagogik“ kann man in den unteren Klassen, sag ich mal, bis zur Klasse 7, beschreiten und erreicht auch was. Die Schüler sind willig ; ), denken, ach was für eine nette Lehrerin/ ein netter Lehrer. Da nehm ich für jeden Buchstaben einen neuen Stift – da freut die sich und ich wird gelobt ; ). Aber, in den oberen Klassen, zieht das nicht mehr. Man will doch nicht von seinem Lehrer am Händchen genommen werden. Man will im Grunde eher Distanz. Und Kompetenz, fachlich wie pädagogisch (damit meine ich das vermitteln), vom Lehrer. Also, so geht’s zumindest mir, ich geh schließlich nicht in die Schule um “emotionale Bindungen“ dort aufzubauen… ich denk so geht’s den meisten. Weiter oben hab ich erzählt, dass der Appell an Werte was bringt, je nach dem wo man unterrichtet. Es ist ein Unterschied, ob man Haupt- oder Realschullehrer ist. Z.B. in Hauptschulen in Gegenden wo die Arbeitslosigkeit sehr hoch ist, bekommt man die Jugendlichen so nicht motiviert. Da ist Kuschelpädagogik total falsch am Platz, eher das Gegenteil anzuwenden. Klar, der Schüler soll nicht ein noch kleineres Selbstbewusstsein durch den Lehrer bekommen als das, das er sowieso schon hat. Es muss da aber es doch irgendwelche Mittel geben, die besser wirken als wie es im Moment angewandt wird. Und da ist der harte Drill vielleicht besser als die Kuschelpädagogik. Ich denke anders ist da nicht durchzukommen. Auf anderen Schulen kann man drohen, den Schüler durchzureichen bis zur Hauptschule. Und wie können die Hauptschullehrer noch wirklich drohen? Sollen sie die Schüler von der schule werfen? Den letzten Hoffnungsschimmer, den die Schüler haben. Das merken die Schüler nur nicht, dass das ihre letzte Chance ist, aus dem „Teufelskreis“ auszubrechen und nicht auch arbeitslos zu werden. Anderseits finden sie ja arbeitslos werden nicht schlimm. „Leb ich halt von Hartz-IV.“ Fragt mich nicht wie oft ich das schon gehört hab. Ich sag immer nur Sozialschmarotzer. Manche Jugendlichen wollen gar nicht arbeiten – weder in der Schule, noch im späteren Leben. Und ihnen mit einer Art „Kuschelpädagogik“ zu erzählen, dass das so nicht geht, ist wirkungslos. Da bin ich mir 100 %-ig sicher. Es liegt daran, dass viele, zu viele, diese Einstellung haben. Und sobald etwas viele machen, scheint es legitim zu sein. Und dass es das nicht ist, muss man klar machen. Zum einen, die die so denken aus der Klassengemeinschaft ausschließen, bis sie anders denken. Unter dem Motto: Ihr kommt zum Unterricht und lernt, stört nicht, WOLLT lernen. Wenn das nicht zutrifft, dann kommt nicht mehr. Vielleicht werden manche nicht mehr kommen – ein bisschen Verlust ist immer, aber denen hätte man anders nicht helfen können. Jugendliche, in einem solchen Umfeld brauchen vor allem klare Regeln und klare Ansagen. Sonst nütz es nicht. Also dort wäre ich für härtere Erziehungsmethoden, was man natürlich wieder etwas lockern kann, wenn es sich sichtlich bessert.
Also, zusammengefasst, ich halt nichts von Kuschelpädagogik da sie schlicht ergreifend nicht bringt. Bei jüngeren Schülern, die lernen wollen und sowieso nicht „aufmucksen“ ist’s ja noch vertretbar, meinetwegen. Aber bei solchen Verhältnissen muss man sowieso nicht hart durchgreifen, da die Kinder ja lernbereit sind. Wenn sie’s nicht mehr sind, muss man auch andere Maßnahmen, wie ich ansatzweise beschrieben hab, ergreifen, weil es sonst schlicht gesagt – nichts bringt. Man muss einfach wieder die Null-Bock-Mentalität, dieses Interessiert-Mich-Nicht, Mir-Doch-Egal ausgetrieben bekommen und Jugendlichen zeigen, wie wichtig es ist zu arbeiten, was da alles von abhängt. Das durchzieht die ganze Gesellschaft, es wird wochenlang gestreikt wegen 20min länger arbeiten. Früher hat man 12 Stunden und mehr gearbeitet. Klar – früher war alles besser ; ). Scheint im Gegensatz nur leicht lächerlich. In Deutschland ist einfach nur eine Wohlstandsgesellschaft, die sich so nicht mehr auf Dauer halten kann. Sieht man ja an den Arbeitslosen, bekommt man jeden Tag erzählt, dass das mit den Renten nicht mehr hinkommt. Und die Kinder, die jetzt in die Schule gehen, da randalieren oder gar nicht erst kommen sind der beste Beweis für diese Wohlstandsgesellschaft, die es nicht mehr nötig haben zu lernen. Und es ist nicht nur Beweis sondern gleichzeitig auch das Anzeichen dafür (PISA etc.), dass es Berg ab geht. Die Kinder wollen nicht lernen, aber „nieder Arbeiten“ auch nicht durchführen. Ich glaub da kommt man mit der Kuschelpädagogik nicht weiter. Entweder man erzählt ihnen mal, wie es so um sie steht, das sie was tun müssen. Wenn das nicht wirkt, muss was Härteres kommen. So geht’s jedenfalls nicht mehr. Ich wandere aus!

H wie Hola.

An manchen Stellen extrem polemisch, vorallem was die Sicht auf die Lehrer angeht - zum Schluß genial gefangen und es auf den Punkt gebracht. :wink:

Sei nicht so voreilig, was die Einschätzung von Lehrern angeht; die meisten sidn eben nicht an der freien Wirtschaft gescheitert, sondern wenn Du schon dieses „Auslassen von Frustration“ ansprichst, dann begründe es mit dem System.

Das ist nämlich eher der typische Werdegang: Der Idealist wird einfach zum blanken Zyniker *gebrochen* über die Zeit gesehen. Wem ist das zu verdenken? Ganz ehrlich …

Schau Dir an, was Ole oder andere so zu berichten haben.

Ich kann da teilweise gar nicht mitreden und muß bedächtig schweigen, weil ich einfach - überall wo ich aktiv im Bildungssystem invorlviert bin - weitaus bessere Bedinungen vorfinde. Wäre ich kein Atheist, dankte ich Gott jeden Tag dafür *LOL* …

Also versuche wenigstens, Dich ab und zu in (Deine) Lehrer hineinzuversetzen, bevor Du rasch mit einem Urteil bei der Hand bist.

Und man muß auch nicht schreien, um autoritär eine Klasse in den Griff zu bekommen. Meine 11er könnten Dir da regelmäßig ein Lied davon singen. Bei bedarf vermittele ich Dir eMail-Adressen von ihnen zur persönlichen Erkundigung. :smile:

MfG

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Oh mein Gott!

Oh mein Gott!

Oh mein Gott!

Wie kannst Du sowas nur sagen? Himmer Herrgott! Sakrileg! Asche über Dein Haupt.

Sowas darfst Du doch nicht sagen!

Die armen, armen Kinder von heute. Sie sind ja ach so geplagt und gestreßt. Und Du kannst doch nicht verlangen, daß sie sich noch anstrengen in der Schule, wenn sie schon dort hingehen müssen jeden Tag!

Du kannst doch nicht die allwissenden und stets im Recht befindlichen Eltern in Frage stellen.

Sie leisten hochmoderne Erziehungsarbeit damit, daß sie ihre Kinder

* bei schönstem Wetter drinnen hocken lassen

* möglichst rund um die Uhr Kontakt mit der Playstation oder dem Computer haben lassen (natürlich in abgedunkelten Räumen)!

Oder

* Bücher am besten schon während der Schwangerschaft auf dem Dachboden verstauen

* möglichst viel Taschengeld geben, damit die Bälger auch ja nicht lernen, was es heißt, sich jedes sehnsüchtig begehrte Stück Kostbarkeit selbst erarbeiten zu müssen;
damit sie ja nicht lernen, was Sachwerte und Eigentum anderer Leute bedeuten

* möglichst Eßgewohnheiten bei zwei nicht näher genannten amerikanischen fastfood-Ketten forcieren

* lieber den verwöhnten Trutschen noch den Zucker in den Arsch blasen, anstatt sich mit den Kindern zu beschäftigen und sich darum kümmern
(Spielzeug statt Liebe & Erziehung)

* den Kindern möglichst früh beiläufig beibringen, daß man mit Wutanfällen und Tobsucht begleitet von Bocken und Schmollen (inklusive Heulen) alles bekommt, was man gerne hätte

* daß man am besten mit nichs im Leben zufrieden ist, vorallem nicht, wenn der Nachbar Beßres zu bieten hat

* wie man möglichst effizient mit ausgefahrenen Ellebogen in der Gesellschaft agiert.

Also wirklich, wie kannst Du das nur hinterfragen?
Sollen doch die verdammten Lehrer erstmal ihre verdammte Arbeit erledigen, diese Faulpelze und Teilzeitarbeiter!

Genau. :wink:

MfG

H wie Hola.

An manchen Stellen extrem polemisch

Sollte auch nicht anders sein…

Sei nicht so voreilig, was die Einschätzung von Lehrern
angeht; die meisten sidn eben nicht an der freien Wirtschaft
gescheitert, sondern wenn Du schon dieses „Auslassen von
Frustration“ ansprichst, dann begründe es mit dem System.

Das ist nämlich eher der typische Werdegang: Der Idealist wird
einfach zum blanken Zyniker *gebrochen* über die Zeit gesehen.
Wem ist das zu verdenken? Ganz ehrlich …

Ich hab halt nicht so die hohe Meinung von Lehrern. Und bei Sozialpädagogen hörts bei mir mit der Liebe auf.

Schau Dir an, was Ole oder andere so zu berichten haben.

Ich kann da teilweise gar nicht mitreden und muß bedächtig
schweigen, weil ich einfach - überall wo ich aktiv im
Bildungssystem invorlviert bin - weitaus bessere Bedinungen
vorfinde. Wäre ich kein Atheist, dankte ich Gott jeden Tag
dafür *LOL* …

Den Spruch merk ich mir ; ) -nicht schlecht!

Also versuche wenigstens, Dich ab und zu in (Deine) Lehrer
hineinzuversetzen, bevor Du rasch mit einem Urteil bei der
Hand bist.

Nee…glaub mir, ich hab die Fähigkeit zur Empathie, aber was soll ich sagen: Ich hab an meiner Schule sehr schlechte Exemplare der Spezies „Lehrer“, in die ich mich nicht reinversetze. Ich könnte da jetzt ins Detail gehen, aber nee!

Und man muß auch nicht schreien, um autoritär eine Klasse in
den Griff zu bekommen. Meine 11er könnten Dir da …

Ich bin doch gegen schreien… ; )

Ciao! Mae

Liebe Mae,
Du kommst wahrscheinlich vom Gymnasium. Deine Eltern gehören einer bürgerlichen, wahrscheinlich bildungsbürgerlichen Schicht an.

Du bist sicher behütet aufgewachsen, Arbeitslosigkeit war in Deiner Verwandschaft eher selten.

Ich habe es mehrheitlich mit Menschen zu tun, bei deren Eltern alles, was an Werten einmal richtig war, plötzlich nach der Wende nichts mehr galt. Welchen Werten aber konnte man danach noch trauen? Es wurden in den 90ern lange keine Werte im Unterricht vermittelt, aus Angst, es könnten erneut die falschen sein.

Etwa 1/8 bis 1/4, in manchen Klassen sogar noch mehr, kennen niemanden in ihrer Verwandschaft, von dem sie wissen, dass er mal gearbeitet hat. Als der Großvater nach der Wende gekündigt wurde, waren sie noch zu klein.

Diese Jugendliche werden künftig den größten Anteil an denen bilden, die überhaupt noch Kinder bekommen. Was das für eine Gesellschaft bedeutet, kann man mal weiterdenken.

Die Werte, die Du bescheibst existieren da jedenfalls nicht. Wichtigster Wert ist: „Was kann ich mir dafür leisten?“

Bei manchen Klassen kann man an Werte etc. der Schüler
appellieren oder auch mit den schlimmen Zeiten und wie wichtig
Bildung doch ist, kommen.

Da würden sie sagen: „Träum weiter, die Welt ist ganz anders.“
Was soll für sie noch schlimmer kommen?
Sie haben sich längst dafür eingerichtet.

Da muss man schon mehr zu bieten haben. Aber darüber habe ich mich langsam genug ausgelassen.

Herzlichst
Ole

Liebe Mae,

Lieber Ole,

Du kommst wahrscheinlich vom Gymnasium.

Das stimmt- da bin ich noch.

Deine Eltern gehören
einer bürgerlichen, wahrscheinlich bildungsbürgerlichen
Schicht an.

Das ist falsch.

Du bist sicher behütet aufgewachsen, Arbeitslosigkeit war in
Deiner Verwandschaft eher selten.

Auch falsch diagnostiziert.

Ich zitier George Bernard Shaw:
Man gibt immer den Umständen die Schuld für das, was man ist. Ich glaube nicht an Umstände. Diejenigen, die in der Welt vorankommen, gehen hin und suchen sich die Umstände, die sie wollen und wenn sie sie nicht finden können, schaffen sie sie selbst.

Ich habe es mehrheitlich mit Menschen zu tun, bei deren Eltern
alles, was an Werten einmal richtig war, plötzlich nach der
Wende nichts mehr galt. Welchen Werten aber konnte man danach
noch trauen? Es wurden in den 90ern lange keine Werte im
Unterricht vermittelt, aus Angst, es könnten erneut die
falschen sein.

Ich muss sagen beim Ost-/West-Gefälle kenn ich mich nicht so besonders aus. Dass keine Werte vermittelt wurden, ist mir auch neu (Soll jetzt keine Kritik sein, hab ich halt was dazu gelernt). Meiner Meinung nach, sollten Werte über Medien vermittelt werden. Und zwar über diese, zu denen auch „gesellschaftlich benachteiligte“ Zugang haben. Fersehen, zum Beispiel, sollte wieder zum Informationsmedium werden und nicht nur der reinen Unterhaltung dienen.

Etwa 1/8 bis 1/4, in manchen Klassen sogar noch mehr, kennen
niemanden in ihrer Verwandschaft, von dem sie wissen, dass er
mal gearbeitet hat. Als der Großvater nach der Wende gekündigt
wurde, waren sie noch zu klein.

Das es so extrem ist, wusst ich auch bislang nicht.

Diese Jugendliche werden künftig den größten Anteil an denen
bilden, die überhaupt noch Kinder bekommen. Was das für eine
Gesellschaft bedeutet, kann man mal weiterdenken.

Ja, stimm ich vollkommen zu.

Die Werte, die Du bescheibst existieren da jedenfalls nicht.

Dann muss man sie vermitteln, bevor man an sie appelliert ; ) . Nein, mal im Ernst, wenn vor Jahren, bei dieser Generation, etwas versäumt worden ist, kann man es jetzt nicht so leicht wieder gutmachen. Trotzdem muss diese Generation auch an sich arbeiten. Man kann nicht sagen, ohja, wir sind Schuld, keine Werte wurden im Kindesalter vermittelt. Man muss die Fehler nicht nur bei der Gesellschaft suchen, klar da wurden ja Fehler gemacht, aber, JEDER Mensch ist fähig etwas zu bewirken. JEDER kann etwas arbeiten, wenn er wirklich WILL. Und der Wille etwas zu bewirken, zu erreichen im Leben, ist doch nicht anerzogen! Das liegt an jedem Menschen selbst. Klar, haben die einen bessere Umstände als die anderen, können in ihrer Umgebung sehen, was man leisten kann oder auch nicht. Aber letztendlich liegt es an jedem selbst.
Und ich glaube einfach nicht, dass man die Jugendlichen mit der oben angesprochen Kuschelpädagogik darauf hinweisen kann, dass sie, auf gut deutsch gesagt, ihren Arsch mal hochbekommen müssen und was tun müssen. Ein extremes Beispiel: Jugendlichen, die zu Hause von ihren Eltern angebrüllt, geschlagen werden, in Gangs durch die Straßen ziehen und sich hemmungslos besaufen, Schlägereien haben usw, kann man wahrscheinlich nicht mit einem: „Jetzt sei aber mal wieder lieb und les den Text.“ kommen, wenn sie im Unterricht stören. Wie soll das bitteschön funktionieren?
Bei den Generationen, die jetzt kommen, kann man ja schon früh anfangen und in der Schule (vielleicht sogar Kindergarten?) Werte vermitteln, die im Elternhaus vielleicht nicht gelten, aber dennoch die richtigen sind. So haben die dann auch eine Grundlage, auf der sie ihr Handeln und Tun aufbauen.

Wichtigster Wert ist: „Was kann ich mir dafür leisten?“

Das nackte Überleben…

Bei manchen Klassen kann man an Werte etc. der Schüler
appellieren oder auch mit den schlimmen Zeiten und wie wichtig
Bildung doch ist, kommen.

Da würden sie sagen: „Träum weiter, die Welt ist ganz anders.“

Ich betone das Wort „manche“. Ich kann gerne noch beifügen, bei den Schülern, die diese Werte bereits im Elternhaus erfahren haben und somit bessere „Startmöglichkeiten“ haben, gemeint sind. Bei nicht vorhanden Werten kann man natürlich nicht an diese appellieren ; ). Ich hab das so gemeint, dass bei MANCHEN Schülern das was bewirkt, längst nicht bei allen. Und bei Schülern, die da keinen Sinn für haben (entweder wollen sie nicht, oder sie können nicht direkt etwas dafür, weil sie es nicht anders kennengelernt haben), wirkt das natürlich auch nichts. Das ist mir schon klar : ).

Was soll für sie noch schlimmer kommen?
Sie haben sich längst dafür eingerichtet.

Dann muss man sie wachrütteln? Ihnen zeigen, dass es so nicht geht. Das kann natürlich nicht allein der Pädagoge, sondern muss aus der Gesellschaft selber kommen.

Da muss man schon mehr zu bieten haben. Aber darüber habe ich
mich langsam genug ausgelassen.

Das werd ich mir mal in den nächsten Tagen durchlesen, was du da zu bieten hast…

Viele liebe Grüße & Bis dann, Mae

Einspruch.

)

Ich zitier George Bernard Shaw:
Man gibt immer den Umständen die Schuld für das, was man ist.
Ich glaube nicht an Umstände. Diejenigen, die in der Welt
vorankommen, gehen hin und suchen sich die Umstände, die sie
wollen und wenn sie sie nicht finden können, schaffen sie sie
selbst.

Der Spruch ist nur insofern etwas weltfremd, weil es schon „ewig und drei tage“ eine sogenannte MILIEUTHEORIE gibt. Ist Dir eventuell noch nicht in Deiner Schulkarriere über den Weg gelaufen, kommt aber sicher noch.

Die Milieutheorie sagt unter anderem das aus, was der Volksmund schon lange weiß: „Umgang formt den Menschen“, sprich
Der Mensch ist sowohl von seinen inneren Anlagen, als auch von seinem sozialen Umfeld geprägt. An diesem Punkt irrt Shaw nämlich mit seiner recht schwarzweißen Sichtweise ganz gewaltig.

Lies einmal Büchners ‚Woyzeck‘ - da geht es genau um dieses eigentlich recht brisante Thema.

Ich muss sagen beim Ost-/West-Gefälle kenn ich mich nicht so
besonders aus. Dass keine Werte vermittelt wurden, ist mir
auch neu (Soll jetzt keine Kritik sein, hab ich halt was dazu
gelernt). Meiner Meinung nach, sollten Werte über Medien
vermittelt werden. Und zwar über diese, zu denen auch
„gesellschaftlich benachteiligte“ Zugang haben. Fersehen, zum
Beispiel, sollte wieder zum Informationsmedium werden und
nicht nur der reinen Unterhaltung dienen.

Nicht daß Du noch etwas falsch verstehst: Ole meint die Zeit nach der Wende, als das gesamte System über den Haufen geworfen wurde.

Das es so extrem ist, wusst ich auch bislang nicht.
Diese Jugendliche werden künftig den größten Anteil an denen
bilden, die überhaupt noch Kinder bekommen. Was das für eine
Gesellschaft bedeutet, kann man mal weiterdenken.

Was glaubst Du denn bitte, was sonst mit 25 oder 30% Arbeitslosenquote gemeint sein wird??

Und der Wille etwas zu bewirken, zu erreichen im Leben, ist
doch nicht anerzogen!

Doch, sogar in extremem Außmaße.

Das liegt an jedem Menschen selbst.

Wie gesagt: Milieutheorie. So einfach ist es nicht.

Bei den Generationen, die jetzt kommen, kann man ja schon früh
anfangen und in der Schule (vielleicht sogar Kindergarten?)
Werte vermitteln, die im Elternhaus vielleicht nicht gelten,
aber dennoch die richtigen sind. So haben die dann auch eine
Grundlage, auf der sie ihr Handeln und Tun aufbauen.

Vorsicht, dieses Forum spielt einem manchmal Streiche. Paß nur auf, daß nicht irgendein Antiautortärer oder Hochbayer aus dem Busch gesprungen kommt und Dich und Deine staatlichen Erziehungsvorstellungen auf den Scheiterhaufen bringen will :wink:
*SCNR*

Dann muss man sie wachrütteln? Ihnen zeigen, dass es so nicht
geht. Das kann natürlich nicht allein der Pädagoge, sondern
muss aus der Gesellschaft selber kommen.

Als wenn ich auf alles mein Vertrauen setzen würde, aber nicht auf diese Gesellschaft, zumindest nicht in dem gegenwärtigen Zustand. Die einen reden nur, daß es einem zu den Ohren rausquillt und man nur noch irrational um sich schlagen möchte, während die anderen ihre heißgeliebte, intellektuell stumpfsinnige Ellebogengesellschaft zelebrieren.

Schon einmal eine Horde regelrecht besessener Eltern im Nacken gehabt, denen nichts Beßres am lieben langen Tag einfällt, als mit allen lächerlichen Mitteln zu versuchen, eine berechtigte ‚5‘ des eigenen Juniors in eine ‚1‘ zu erpressen/drohen?

Gratulation, willkommen in der Schule. :smile:

MfG

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Lieber Studing,
Du heimst aber auch Sternchen… :smile:))

Ich wollte eigentlich auf Maes Artikel nicht reagieren,
er spricht für sich.

Nun habe ich es indirekt doch getan:
„Eigentlich“ sagen wir meist, wenn wir das Gegenteil meinen.

Ich will mit dieser Haltung aber auch nicht missverstanden werden:
Mir gefällt Maes Haltung grundsätzlich.
Sie weiß schon eine Menge.
Mir gefällt auch, dass sie sich so engagiert.
Lebenserfahrung und Wissen wächst mit den Jahren noch weiter.

Herzlichst
Ole

Mir doch auch. Hab nicht schlecht gestaunt, daß sie erst 16 ist und dann im Kopf schon so weit ist. Aber genauso wie mir das ab und zu gut tut: Man muß auch 'mal gebremst werden. :smile:

Klar hat sie weitestgehend recht mit dem „Man muß wollen…“. Du hälst aber vortrefflich dagegen mit Deinen Horrorbeispielen. :smile:

MfG

Ach Studing,
Rostock ist in 16 Jahren zu meiner Heimat geworden.
Was hatten wir für eine Aufbruchstimmung damals -

und nun?

Es ist eine einzige Katastrophe!
(Auch aus finanziellen Gründen des Landes,
aber nicht nur)

Es sind nicht die Schüler,
es sind ihre fehlenden Perspektiven
und …

Es gibt noch einen Horrer,
der fällt unter Dienstgeheimnisse.
Ich bin jedenfalls kein Einzelfall,
auch nicht mit meinem Engagement.

ACHTUNG:
1993 auf der Lehrerdemo in Berlin haben wir gesagt,
was sie heute im Osten abbauen oder verhindern,
führen sie danach im Westen ein:
Die Anfänge sehen wir jetzt.

Herzlichst
Ole

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