Läuft so erste Sitzung ab?

Servus

die Erfindungen dessen, was Du „moderne Psychoanalyse“ nennst,
liegen ungefähr so nahe bei Freuds Werk wie Perth bei Berlin;
das ist insbesondere hinsichtlich der Methodik wichtig, spielt
also bei der Frage „Wissenschaft oder nicht?“ eine bedeutende
Rolle.

Ja, die moderne Psychoanalyse ist weit weg von Freuds Werk in Bezug auf die Methodik, aber m.E. nicht in Bezug auf die Wissenschaftlichkeit, weil diese nicht an den veränderten Elementen (Ein- statt Zweipersonenpsychologie als therapeutisches Beziehungsmodell, Objektbeziehungstheorie als Erweiterung der Grundkonzeption über die Triebtheorie hinaus usw.) hängt, sondern an den im Kern unverändert gebliebenen Elementen (dynamisches Unbewusstes als zentrales Erkenntnisobjekt, Übertragung/Gegenübertragung als zentrales Erkenntnisinstrument usw.)

Gruß
F.

Da mir als Kind trotz Aufwachsen auf einem Bauernhof mit
reichlich sichtbaren Penissen nie ein Penisneid untergekommen
ist, habe ich Freud ab der ca. 8. Klasse nicht mehr ernst
genommen

Es wäre wünschenswert gewesen, dass du dich weiterentwickelt hättest.

3 Like

Hallo,

Sorry, meine erste Erfahrung mit Psychologie und/oder
Psychotherapie hatte ich im Schulunterricht, wo mir per Freud
ein kindlicher Penisneid unterstellt wurde.
Da mir als Kind trotz Aufwachsen auf einem Bauernhof mit
reichlich sichtbaren Penissen nie ein Penisneid untergekommen
ist, habe ich Freud ab der ca. 8. Klasse nicht mehr ernst
genommen (konnte ich im Unterricht nat. nicht anbringen, da
galt Lehrmeinung und ich konnte mir keine Miesen leisten).

Ich gebe Dir vollkommen Recht damit, dass das Fachgebiet Psychologie für Laien ein sehr umständliches und undurchsichtiges Thema ist. Viele reduzieren es auf Freud und eine Therapie bringen sie mit einem Sofa in Verbindung. Die meisten Menschen kennen noch nicht einmal den Unterschied zwischen einem Psychologen und einen Psychiater - und dann noch die Unterscheidung zwischen Psychologie als empirische Wissenschaft und den psychologischen Psychotherpeuten… da ist man schnell überfordert, wenn man sich nicht freiwillig oder weil man es muss damit beschäftigt hat.

Ich behaupte auch nicht, dass die Psycholgie nicht empirisch
zu richtigen Ergebnissen kommt. Aber Einzelfälle sind nach wie
vor ein Problem.

Die empirische Psychologie beschäftigt sich auch nicht mit Einzelfällen, sondern arbeitet quantitativ - sie versucht das menschliche Verhalten und Erleben zu beobachten, zu beschreiben und zu analysieren - und das geschieht fast ausschließlich mit großen Stichproben.
In der Therapie beschäftigt man sich mit dem Einzelfall, das hat aber weniger mit der empirischen Psychologie zu tun - sie liefert quasi nur die Grundlage, um eine Therapie überhaupt durchführen zu können.

Eine echte Wissenschaft kann Ursache und Wirkung auch für
Einzelfälle benennen oder forscht vor allem daran. Das
kann/macht die Psychologie m.E. kaum oder noch zu wenig.

Ursache und Wirkung ist ein schwieriges Thema und hat weniger damit zu tun, dass die Wissenschaft der Psychologie noch so jung ist. Vielmehr ist der menschliche Organismus so komplex, dass zu viele Faktoren in einem Kausalverhältnis einwirken und somit unberechenbar bleibt - ähnlich wie eine Turbolenz in der Physik.

Diese Wissenschaft ist kaum mehr als 100 Jahre alt, das ist
wenig. Umgerechnet in Physik noch weit vor Newton. Da ist mit
Fehlern zwangsläufig zu rechnen.

Ja.

So ist auch die Zoologie, Chemie, Physik etc. Da wurden
massenhaft Bücher geschrieben, ehe es halbwegs passte.
Noch vor 70 Jahren wurde die (inzwischen bestätigte)
Kontinentaldrifttheorie in Fachkreisen nicht ernst genommen.
Und die Geologie ist eine recht alte Wissenschaft.

Ich schätze, trotz Internet braucht jede Wissenschaft Zeit zur
Perfektionierung. Bei der „Behandlung“ von Patienten sollte
das berücksichtigt werden.

Mein persönlicher Glaube ist, dass wir einen Menschen nie ganz verstehen werden und schon gar nicht vom einen auf den anderen Wissen vollumfänglich übertragen können.

Die Tatsache, dass auch div. Quereinsteiger incl. Lehrer
Psychotherapie anbieten können, drückt den Mangel an
wissenschaftlicher Erkenntnis doch sehr deutlich aus.

Man sucht sich auch keinen Psychotherapeuten, sondern man sucht sich einen Psychologischen Psychotherapeuten. Erstere sind hauptsächlich Heilpraktiker (wobei es auch hier sehr gute gibt!) und letztere haben ein Studium der Psychologie absolviert (früher Diplom, heute Master) und anschließend die Therapeutenausbildung gemacht - diese Ausbildung ist fast umfangreicher als die zum Arzt.

Viele Grüße

Hi!

zwei deiner Aussagen sollte man nicht stehen lassen:

Die empirische Psychologie beschäftigt sich auch nicht mit
Einzelfällen, sondern arbeitet quantitativ

Auch die nicht-quantitativ arbeitende Psychologie ist eine empirische Psychologie.
Diese Gleichsetzung empirisch=quantitativ nervt unglaublich.
http://i-literacy.e-learning.imb-uni-augsburg.de/nod…

Man sucht sich auch keinen Psychotherapeuten, sondern man
sucht sich einen Psychologischen Psychotherapeuten. Erstere
sind hauptsächlich Heilpraktiker (wobei es auch hier sehr gute
gibt!) und letztere haben ein Studium der Psychologie
absolviert (früher Diplom, heute Master) und anschließend die
Therapeutenausbildung gemacht - diese Ausbildung ist fast
umfangreicher als die zum Arzt.

  1. Psychotherapeuten, die in Deutschland auf legale Weise unter diesem Berufstitel arbeiten, sind Psychotherapeuten, denn dieser geschützte Titel ist nur ihnen vorbehalten.

  2. Heilpraktiker müssen sich unmissverständlich als Heilpraktiker bezeichnen und sind daher von Psychotherapeuten dem Grundsatz nach gut unterscheidbar. Dass einem diese Unterscheidung oft nicht ganz leicht gemacht wird, ist allerdings richtig.
    http://heilpraktiker-lexikon.com/Berufsbezeichnung.html
    http://www.lpk-bw.de/kammer/titelschutz.pdf

  3. Warum sich ein Patient unbedingt einen psychologischen Psychotherapeuten suchen soll und partout nicht einen ärztlichen Psychotherapeuten, ist eine völlig unsinnige Einschränkung.

Gute Nacht!

1 Like

Hallo,

Die empirische Psychologie beschäftigt sich auch nicht mit
Einzelfällen, sondern arbeitet quantitativ

Ja, das ist richtig, führt aber zu noch komplizierteren Wegen - es ging mir hierbei zu erklären, dass eine Psychotherapie nicht mit der Psychologie als Forschung gleichzusetzen ist.

Auch die nicht-quantitativ arbeitende Psychologie ist eine
empirische Psychologie.
Diese Gleichsetzung empirisch=quantitativ nervt unglaublich.
http://i-literacy.e-learning.imb-uni-augsburg.de/nod…

Siehe oben. Die Forschung interessiert sich nicht für die Ergebnisse der allgemeinen Therapiesitzungen einzelner Klienten / Patienten. Die Nachfassung / Postevaluation gehört bei Ärzten und Psychologischen Psychotherpeuten zu einem unbeackerten Feld.

  1. Warum sich ein Patient unbedingt einen psychologischen
    Psychotherapeuten suchen soll und partout nicht einen
    ärztlichen Psychotherapeuten, ist eine völlig unsinnige
    Einschränkung.

Wo habe ich das denn geschrieben?

Viele Grüße

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Hallo Chili!

Ja, das ist richtig, führt aber zu noch komplizierteren Wegen

  • es ging mir hierbei zu erklären, dass eine Psychotherapie
    nicht mit der Psychologie als Forschung gleichzusetzen ist.

Ich weiß.
Das ist ja auch ganz richtig.
Mir ging es doch nur darum, darauf hinzuweisen, dass unter „empirische Psychologie“ quantitative und qualitative Verfahren zu verstehen sind.
Mit der Trennung Psychologie/Psychotherapie hat das gar nichts zu tun

  1. Warum sich ein Patient unbedingt einen psychologischen
    Psychotherapeuten suchen soll und partout nicht einen
    ärztlichen Psychotherapeuten, ist eine völlig unsinnige
    Einschränkung.

Wo habe ich das denn geschrieben?

So verstand ich deinen Satz: „Man sucht sich auch keinen Psychotherapeuten, sondern man sucht sich einen Psychologischen Psychotherapeuten

Gruß
F.

Frag dein Bauchgefühl
Das klingt ja alles nach einem Paradebeispiel für eine Psychotherapie, wie sie eben nicht ablaufen sollte. Mag sein, dass hier Provokationen als Teil der Therapie verwendet werden, doch kommen sie meines Erachtens viel zu früh. Manchmal kommen mir die meisten Sitzungen nur als Geldmacherei vor und speziell bei dir haben sie sich wohl nicht die Mühe gemacht, sich ein Bild von dir zu machen. Generell sehe ich auch Probleme, wenn zwischen den einzelnen Sitzungen zu viel Zeit vergeht. Ich würde mir an deiner Stelle das noch 2-3 mal anschauen und danach aus dem Bauchgefühl heraus entscheiden, ob du da weitermachen willst oder nicht, bevor du unnötig Geld ausgibst.