Aktuell wird berichtet, Frau Kaddor habe sich aus Sicherheitsgründen vom Schuldienst beurlauben lassen. Es habe unter anderem Morddrohungen gegen sie gegeben.
Zweifelsohne sind beleidigende Zuschriften oder gar Morddrohungen kein adäquates Mittel für eine sachliche Debatte. Es sind Straftaten, die die Betroffene fraglos persönlich treffen und sie verunsichern.
Dennoch möchte ich die Frage aufwerfen, ob sie mit ihren Äußerungen nicht deutlich übers Ziel hinausgeschossen ist. Ich beziehe mich in erster Linie auf den Auslöser, nämlich ihren Artikel „Wir müssen endlich über unsere Bringschuld sprechen“.
Unsere Gesellschaft benötigt mehr Respekt, Wertschätzung und Empathie für Minderheiten […]
Kaddor betont also die Bringschuld der autochthonen Gesellschaft. Sie spricht davon, die Deutschen hätten die Gastarbeiter ins Land geholt und spricht sie pauschal vom Merkmal, Gast zu sein frei. Im Rahmen demokratischer Prozesse auch Vorbehalte gegen Zuwanderung äußern zu können, ist für sie Anlass, nach Ausgrenzung zu rufen.
Kein Wunder, dass sie sich an anderer Stelle unter anderem gegen Necla Kelek wendet. Schließlich hat Kelek dazu beigetragen, den Mythos von den ins Land geholten Gastarbeitern zu entzaubern: Die Kunst des Missverstehens. Doch dies ist vielleicht gar nicht unbedingt entscheidend. Nicht mehr als Gast angesehen zu werden, wird man nicht von oben herab verordnen können. Die einheimische Bevölkerung muss dies tun. Und die wird es tun, wenn sie das Gefühl hat, dass eine Übereinstimmung mit den deutschen Werten, der deutschen Identität besteht. Ob man das mit Erdoğan-Demos, Kopftüchern und den immer weiter reichenden Forderungen erreichen kann, sei dahingestellt.
Eine Bringschuld der einheimischen Bevölkerung? Hat diese den Zuzug aktiv gefordert? In der aktuellen Flüchtlingskrise sieht man, dass es einen immensen Zustrom gibt. Die Menschen wollen hierher. Frau Kaddor fällt dazu nicht mehr ein, als dass man doch frühere Diktatoren unterstützt habe und daher eine Mitschuld trage. Wie sehr die Überbevölkerung, fehlende Reformbereitschaft in nahezu der gesamten islamischen Welt und andere hausgemachte Probleme wie Korruption und Misswirtschaft selbst zur Instabilität der Herkunftsregionen beigetragen haben, unterschlägt sie.
Sie persönlich genießt hier viele Freiheiten. Sie kann ihre Meinung frei äußern, ihre Religion wählen usw. Ihr wurde die Möglichkeit gegeben, hier zu studieren und einen Lehrberuf aufzunehmen. Hätte sie diese Möglichkeiten auch in ihrer Heimat gehabt? Ist das ihre Dankbarkeit dafür, dass unsere Gesellschaft ihr diese aufgeklärte Umgebung geboten hat? Hat sie das Recht, eine Ausgrenzung zu fordern, wenn Teile der Aufnahmegesellschaft das alles etwas kritischer sehen?
Ich werde Menschen, die solche Forderungen stellen wie sie, weiterhin eher als Gast betrachten. Und es erfüllt mich mit Unbehagen, dass wir den Menschen hier so viele Möglichkeiten geboten haben und als Reaktion darauf nur Forderungen an uns gestellt werden.
Abschließend noch ein kleiner Randaspekt. Wir lesen: Von den Sicherheitsbehörden würden [laut Kaddor, Anmerkung von Ultra] Drohungen aus dem rechten Spektrum dagegen oft mit dem Verweis auf die Meinungsfreiheit heruntergespielt. Kann es sein, dass viele der Zuschriften schlicht und einfach keine strafbaren Inhalte enthielten, sondern lediglich kritische Äußerungen waren, die sich im Spektrum der Meinungsfreiheit bewegen? Möchte Frau Kaddor, dass jede (harte) Kritik an ihren Thesen unterbunden wird?