Moin,
als langjährige Dozentin an einer Bildungseinrichtung der Erwachsenenbildung, deren überwiegende Klientel aus Kunden der Agentur und des Jobcenters bestehen, kann ich dir gern ein paar Punkte (die natürlich nur meine eigene Erfahrung widerspiegeln und natürlich! nicht allgemeingültig sind. Dies sei erwähnt, weil hier schon wieder Blödsinn im Sinne von Wortklauberei hochkocht) aufzählen.
- viele Brüche im Lebenslauf bei gleichzeitiger geringer Qualifizierung
- langjährige Abstinenz im Job aufgrund von Kinder- oder auch Pflegezeiten
- psychische Probleme (dies hat in den letzten Jahren exorbitant zugenommen
- langjährige physische Krankheiten
- Nullbock
Ich habe im Jahr mit ca. 120 verschiedenen Kunden oder Klienten zu tun gehabt. Von diesen 120 haben es etwa 20 geschafft, während der laufenden Maßnahme wieder in Lohn und Brot zu kommen. Weitere ca. 20 wurden innerhalb eines halben Jahres im Anschluss vermittelt. Das war’s.
Es wird immer schwieriger, den Klienten etwas beizubringen, weil die Päckchen, die sie tragen, immer größer werden.
Wir haben mehr oder weniger Vollbeschäftigung und das, was übrig bleibt, sind halt die Langzeitarbeitslosen, die nicht mal jetzt eine Chance haben, einen Job zu bekommen.
Nur mal ein Beispiel, wie die „Qualität“ der Kunden abgenommen hat:
Am Anfang meines Kurses gibt es eine, zugegeben umfangreiche, Aufgabe mit Prozentrechnung. Diese Aufgabe stelle ich seit 8 Jahren. Vor 8 Jahren habe ich die Aufgabe gestellt und fast alle Teilnehmer haben die Aufgabe gelöst, allein! Im Laufe der Jahre hatten immer mehr Teilnehmer Probleme, diese Aufgabe zu lösen. Mittlerweile löse ich zusammen mit den Teilnehmern die Hälfte der Aufgabe an der Tafel, den Rest machen sie dann allein.
Ich habe mittlerweile aufgegeben und mir einen neuen Job gesucht. Was mich wirklich nachdenklich macht…Ich arbeite jetzt 10 Stunden mehr in der Woche, also 45, statt 35 Stunden und ich komme komplett entspannt von der Arbeit, obwohl der neue Job eine riesen Herausforderung ist mit neuem Metier, neuen Aufgaben, neuen fachlichen Grundsätzen.
Was ich sagen will, mir ist während der Zeit in der Erwachsenenbildung nie aufgefallen, wie sehr mich der Job gestresst hat. Ich habe viele Geschichten mit nachhause genommen und mir zu Herzen genommen.
Soon