Le Fillon et La Fille

Bonne nuit mes amis!

Wenn für einen amerikanischen Linksmittigen die Wahl zwischen Clinton und Trump angblich schon die zwischen Pest und Cholera war, was wird dann erst die Wahl zwischen Fillon und Le Pen für einen französischen Linksmittigen sein? Ich meine, die Pest lässt sich ja kaum steigern …

fragt sich
F.

P.S.: Die spinnen, die Amis!
Aber wir Europäer sind da viel … ups. würg. kotz

Tja,

bei der bisherigen Auswahl zwischen einem klerikalen Neoliberalen sowie einer pseudosozialen Kryptofaschistin könnte sich schon für einen überzeugenden linken Kandidaten ein weites Feld öffnen.

Aber die französische Linke war in den letzten Jahrzehnten schon immer besonders gut darin, sich lieber hingebungsvoll zu zerfleischen als konstruktiv gemeinsam zu handeln. Kompromiss ist schließlich ein Schimpfwort. Lieber ideologisch porentief rein, auch wenn um einen herum alles zu Bruch geht.

&Tschüß
Wolfgang

Da triffst du den Nagel (leider) auf den Kopf!

Hallo,

was an Fillon ist denn so schlimm, dass er das Gütesiegel Cholera verdient hätte?

Ich denke, dass die Pest wohl für MLP vorbehalten bleibt, zumal Du ihr diese sicher auch an den Hals wünschst?

Es muss ja nicht immer alles nach dem Willen der „Linksmittigen“ gehen, vor allem wenn sie gar keine Mehrheiten zusammenbekommen :smirk:.

(A) Wirtschaftspolitisch benötigt F einen Abschied von der 35-Stunden-Woche und vom frühen Rentenbeginn, weil dies nicht mehr tragbar ist.

(B) Aussenpolitisch wird es über kurz oder lang zu einer Normalisierung der Beziehungen zu RUS kommen müssen. Wir werden ja wohl kein gesteigertes Interesse daran haben können, die kaltkriegerischen Zustände von vor 1990 zu restaurieren.

© Seine EU-"Brems"technik ist auch nicht falsch. Anstatt neue, halbgare Projekte durchzudrücken, sollen bestehende überdacht und ggf. reformiert werden. Da gäbe es für die nächsten 5-10 Jahre noch viele, viele Baustellen zu bearbeiten.

(D) Er will auch nicht die Homoehe zurücknehmen, sondern lediglich das Adoptionsrecht (einschränken od. zurücknehmen?). Falls jemand Empörung schreien möchte, soll er das tun. Die Mehrheit juckt es eher nicht wirklich.

Hollande ist eine untätige Flachpfeife und Sarkozy bereits durch Erfolglosigkeit ebenfalls verbrannt.

Oder geht es um den Multikultitraum, bei dem alle selig über grüne Blümchenwiesen springen? Tja, in F sieht man das vor allem wg. der (mit D nicht vergleichbaren) ethnischen Zusammensetzung mittlerweile anders.

An schönfärberische Märchen (auch die soz.-päd. Erklärmuster) glaubt man nicht mehr ohne weiteres, weil sie größtenteils falsch sind.

Bislang scheint es Manuel Valls und Emmanuel Macron für Linksmittige (bzw. franz. Linke) zu geben. Oh, hoppla, „En marche!“ hört sich aber schon sehr populistisch an. Aber das ist jetzt sicher „gutpopulistisch und demokratisch“ :smirk:.

Es wäre natürlich schon dumm für die linkere Seite, falls sich Valls und Macron gegenseitig aus dem Rennen bugsierten. Auf jeden Fall haben wir fast schon österreichische Verhältnisse. Da ist die Wahl zwischen zwei rechts von der Mitte eindeutig und schnell für den mittigeren von beiden entschieden. Eine links-rechts-Lagerbildung käme nur MLP zugute.

Gruß
vdmaster

Aber was konkret wirfst du der französischen Linken vor bzw. wie soll dieses Konstruktiv-Gemeinsame denn ausschauen, denn „gemeinsam“ allein wird nicht der Punkt sein?
Dass sie nicht pragmatisch genug ist? Aber geht der PS seit dem Pragmatiker Hollande nicht erst so richtig alles den Bach runter?
Dass sie nicht nationalistisch und populistisch genug geworden ist, um Marine Le Pen von vorn herein das Wasser abzugraben?
Dass sie zu wenig Mitte-fixiert ist wie die SPD (die damit keinen Erfolgt hat) oder ehemals New Labour (das diesen Kurs auch schon wieder korrigiert hat), um einen eigenen Kandidaten in die Stichwahl zu bekommen?
Dass sie zersplittert ist?
Oder dass sie, wie es nach der Trump-Wahl an Kritik aufkam, mit ihren linksliberalen Forderungen (pc, Minderheitenschutz usw.) das Volk nach rechts gedrängt hat?

Gruß
F.


(um nicht lang in eigenen Worten etwas vortragen zu müssen)

Cholera passt nicht auf ihn.
Wenn Le Pen die Pest ist, dann ist er die Ratte, die die Pest verbreitet.

Im Zweifel würde ich wohl Le Pen Fillon vorziehen.

Eh klar.
Deren Sichtweise interessiert mich hier aber.
Inhaltlich gehe ich auf deine Punkte nicht weiter ein.
Die sehe ich natürlich „linker“ als du, auch wenn ich bei einigen Aspekten zustimmen würde.
Meine rest-marxistische Grundhaltung ist schlicht die: der Neoliberalismus ist die Ratte, die die Pest des Faschismus verbreitet. Immer, überall, zwangsläufig. Insofern schön, dass der Zeit-Artikel auf Thatcher zurückgreift.

Die Situation in Frankreich, m.E. viel krasser als in den USA und zudem viel näher, wird mich ins Mark treffen. Nicht umsonst begann mein Posting mit den französisierten Anfangsworten meines für mich vorgesehenen Beerdigungslieds. Ich seh für 2017 eben sowas von schwarz … und nein, mir gehts nicht um grüne Blümchenwiesen :wink:

Gruß
F.

Da sind natürlich einige heftigere Forderungen dabei. Aber auch der franz. Präsident ist auf die Legislative angewiesen, um das meiste durchzusetzen.

Bei ZON bin ich mittlerweile äusserst vorsichtig geworden, was die Glaubwürdigkeit (in einigen Artikeln) angeht. Mir scheint da eine verzerrte (nicht vollständige), schräg gewichtete Realität verbreitet zu werden.

Na ja, wenn Dir die Realität dieses dialektische Konstrukt der Faschismustheorie noch nicht austreiben konnte, dann ist Dir eben nicht zu helfen :smirk:. Das schöne ist ja, dass man soviele davon hat, dass irgendeine immer etwas zu passen scheint :joy:.

Sicher gibt es in Kürze auch eine „religiös grüne“, die erklärt, warum (vermeintliche) Islamo"phobie" zwangsläufig zum Faschismus führt und nur noch mehr Migration von Muslimen uns davor bewahren kann. :smirk:

Neoliberalismus ist auch so ein Sammelbegriff mit dem man Buhuhu und Mimimi verbreiten kann, ohne sich in lästige Detailfragen zu ergehen … Der französosche Sozialstaat ist zu fett geworden.

2013: http://www.zeit.de/2013/50/frankreich-niedergang-regierung-hollande

Die Franzosen sind zu Recht stolz auf ihr Sozialmodell, wie es die Sozialistische Partei und deren Vorfahren maßgeblich mitgeschaffen haben. Das Gesundheitswesen funktioniert, die Ferien sind lang und die staatlichen Renten auskömmlich. Viele Franzosen treten mit 60 Jahren in den Ruhestand. Beschäftigte mit Vollzeitjobs arbeiten 35 Stunden pro Woche und genießen weitgehenden Schutz vor Entlassung.

Die Frage ist aber längst nicht mehr, ob der französische Sozialstaat gut ist oder nicht. Es geht darum, ob die Franzosen überhaupt noch in der Lage sind, genug Wohlstand zu schaffen, um das bestehende System weiterhin zu finanzieren. Die Antwort ist nein – jedenfalls sofern es nicht zu strukturellen Veränderungen bei den Renten, Steuern und Sozialleistungen kommt – sowie bei den Erwartungen der Franzosen.

Ich tippe auf Fillon als Staatspräsident und seine Vorhaben wird er natürlich nur teilweise umsetzen können, weil auch er auf Mitarbeit anderer angewiesen ist.

Gruß
vdmaster

Kleiner, nicht ganz ernst gemeinter Nachtrag für Dich als „Anti-Neoliberalisten“

:stuck_out_tongue:

Ich finde, dass „die Realität“ mich sehr darin bestätigt (auch gänzlich ohne den restlichen marxistisch-geschichtsphilosophischen Popanz, der damit sonst verbunden ist). Aber das wäre eine eigene Diskussion.

Es geht ja nicht um Frankreich als isolierter Sozialstaatsinsel, sondern um die allgemeine Rolle des Staates gegenüber der Weltökonomie.
Sozialstaatsabbau ist da nicht erst seit gestern die große politische Antwort. Die konnte aber ganz klar das grundlegende Problem nirgendwo lösen. Weder Thatcher in GB noch Reagan in den USA noch sonstwo. Insofern ist Fillons Paket schlichtweg etwas völlig Vorgestriges.
(was nicht heißen soll, dass jeder einzelne Punkt falsch wäre)

Gruß
F.

Hallo,

was ich der Linken vorwerfe, ist ihr offensichtlicher Realitätsverlust.
Jedem sollte klar sein, daß nur ein gemeinsamer linker Kandidat eine Chance hat, in den zweiten Wahlgang zu kommen.
Stattdessen gibt es jetzt - je nach Zählweise - bereits 5-6 Kandidatinnen, wobei sich Valls überhaupt noch nicht erklärt hat.

Und die Verhältnisse sind nun mal nicht mehr so, daß sich alle möglichen Typen im ersten Wahlgang auf der Spielwiese Präsidentschaftskandidatur tummeln können und trotzdem ein linker Kandidat den zweiten Wahlgang erreicht. Offensichtlich hat man nicht aus 2002 gelernt oder aber - was ich mir bei Einigen vorstellen könnte - will bewußt provozieren, daß MLP den zweiten Wahlgang erreicht und dann mit Fillon ein Erzreaktionär gewählt wird.

Natürlich hat Hollande die PS ruiniert. Um so schlimmer ist, daß sich die PS immer noch von ihm quasi am Nasenring herumführen läßt und in Agonie verharrt - trotz der vielen Wahlniederlagen seit 2014.
Es wäre schon längst Aufgabe der Parteiführung der PS gewesen, sich von Hollande zu lösen und Gespräche über eine gemeinsame linke Kandidatur zu initiieren. Dabei hätte schon längst ausgelotet werden müssen, ob es inhaltliche Gemeinsamkeiten für ein gemeinsames Projekt gäbe - ggfs. unter Einschluß der Grünen. Natürlich müßten dafür Kompromisse gemacht werden - von allen Seiten.

Das Hauptproblem ist dabei gar nicht so sehr ein einzelnes politisches Thema auch wenn das Renteneintrittsalter sicherlich zu schmerzhaften Diskussionen führen würde.
Das Hauptproblem ist viel eher, daß sich viele Franzosen schlecht bzw.quasi gar nicht regiert fühlen. Die Dinge passieren einfach so in den Augen vieler Franzosen und politischer Gestaltungswille ist nicht bzw. kaum erkennbar. Das geht einher mit einem Niedergang der politischen Diskussionskultur, weil auch den Franzosen vieles als „alternativlos“ präsentiert wird, was sehr wohl politisch gestaltet werden kann.

Ein linkes Konzept mit realistischen Projekten zur Fortentwicklung (und nicht Kahlschlag) des Sozialstaates, vertreten durch eine/n glaubwürdigen Kandidaten bzw. Kandidatin hätte mE die Chance ein Gegengewicht zu Fillon bzw. MLP zu bilden.
Insbesondere MLP profitiert doch vor allem davon, daß ein wesentlicher Teil ihrer potenziellen Wählerschaft in sozialen Fragen von Hollande und seinen ministeriellen Erfüllungsgehilfen keine stringenten Antworten bekommen hat, sondern Probleme ausgesessen wurden oder aber im Zick-Zack entschieden wurde. Zumindest dieser Teil des MLP-Potential wäre durch eine gemeinsame linke Kandidatur mit glaubwürdigem Programm „rückholbar“.

Welche allgemeine Rolle sollte der Staat denn einnehmen? Ich glaube nicht, dass er sich was aussuchen kann.

Danke für die Ausführungen.
Jetzt verstehe ich, was du gemeint hast.

Gruß
F.

Das ist ja das Problem, dass er fast null proaktive Handlungsfähigkeit hat.

Gruß
F.

Was wäre denn eine proaktive Handlungsfähigkeit und wie könnte sie erlangt werden?

proaktiv = vorher handeln; damit etwas nicht geschieht
reaktiv = nachher handeln; wenn etwas geschehen ist

:wink:

Gruß
F.

… und bin so klug als wie zuvor! :confused:

Ich wollte eher darauf hinaus, was für „die“ Gesellschaft (bzw. „den“ Staat) die Lösung zwischen Sachzwang und Wunschvorstellung sein könnte und inwieweit dies ein franz. Sozialist zu leisten vermag.

Gruß
vdmaster

Kurzfristig kann der franz. Sozialist genauso wie der deut. oder österr. Sozialdemokrat mehr oder weniger gar nichts leisten außer mit blumigen Worten („Wer die Leute im Rust Belt in Detroit nicht ernst nehme, dem können auch die Hipster in Kaliforniern nicht helfen“) 10-Punkte- oder 5-Säulen-Pläne zu beschließen.
Kritik an der französischen Linken kam hier im Thread ja nicht von mir.

Langfristig führt für Linke m.E. an konsequenter Internationalisierung und an der Wiederbesinnung darauf, dass die zentralen Kämpfe direkt im Bereich des Ökonomischen zu führen sind, nicht an der Latte-Macchiato- oder Regenbogen-Front, kein Weg vorbei.

Gruß
F.

Internationalisierung der Linken? Oder reiht euch ein in die …front?

Oder geht es um internationale-re Regulierung einiger Akteure, insbesondere der global agierenden Konzerne/Finanzunternehmen, die gerne die ihnen angesichts bestehender Lücken offen daliegenden „Gestaltungsmöglichkeiten“ bis „aufs Blut“ (aus)nutzen?

Mit anderen Worten: Die Stellschraube so international verändern, dass das Spiel „Profite privatisieren und Verluste sozialisieren“ nicht mehr so leicht klappt wie derzeit noch?

Hm, da erinnere ich mich doch gleich daran, dass die neue SPD-Lichtfigur Martin Sch(n)ulz seinen konservativen Kumpel Juncker vor einer Art EU-Untersuchungsausschuss bewahrte :unamused:. Dor sollte die Rolle des Zweitgenannten als luxemburgischer Ministerpräsident im Zusammenhang mit der „steuergünstigen“ Ansiedlung von Banken durchleuchtet werden. Na ja, eine Krähe

Gruß
vdmaster

Moin,

A. Frankreichs Industrie ist im Ar… , was auch der arbeitsrechtl. Überregulierung geschuldet ist.

B1. Die Entwicklung der unteren 40% Einkommen in D wurde leider nicht beziffert. Angesichts einer Zunahme von Rentnern müssten natürlich auch diese herausrechnend berücksichtigt werden, um keine Verzerrung zu erzielen, was den Arbeitsmarkt anbelangt.

B2. Die Entwicklung bei der schwammig daherkommenden Gruppe „der hohen Einkommen“ ist natürlich auf den ersten Blick nicht sozial austariert. Zu klären wäre eben, ob es ein paar Reiche sind, die auf Aktienmärkten einen Reibach machten oder aber diese Einkommen auf eigener Erwerbsarbeit beruhten. Den Reichen kann man mit einer Anpassung der Kapitalertragssteuer beikommen. Ich halte die gegenwärtige Abschlagssteuer vonn 25% für zu niedrig. Bei einer Vermögenssteuer bin ich dagegen, weil es sich um eine unberechtigte Enteignung handelt.

Die Kombination aus einer Kapitalertrags- und einer Vermögenssteuer könnte unter Berücksichtigung der Inflation in der Tat zu einem staatlichem Raubzug geraten.

Lohndumping mittels schlechter bezahlter (untertariflicher) Leiharbeit ist in der Tat ein Übel, dass zu widersinnigen Ergebnissen führt. Dem ist umgehend legislativ entgegenzuwirken.

Gruß
vdmaster

Im Sinne der Standortlogik ist ÜBERregulierung nicht ein sachbezogenes Zuviel an Regulierung, sondern schlicht mehr Regulierung als in vergleichbaren Ländern - völlig egal, wie viel an sich sinnvoll wäre.
Dieser Wettbewerb an Runterregulierung kanns dauerhaft nicht sein.
Das war vielleicht auch DER Fehler der europäischen Sozialdemokratien, den sie begangen haben und der sie noch immer in Richtung Selbstabschaffung treibt.
Dagegen ist eben nur mit konsequenter Internationalisierung (des Staates, nicht der Linken; als Antwort auf deine oben offen gebliebenen Nachfrage) vorzugehen.

„Ein paar Reiche“ sind es sicher nicht, die alles verzerren (hier wird nahegelegt, dass die umgekehrt eher gar nicht erst in die Statistik gelangen), weil die Statistiken zumeist ja gleich mit Dezilen/Quartilen arbeiten (vgl. etwa S. 11 des gleich folgenden Links) oder den Median angeben (Beispiel für solches Zahlenmaterial). Der Median ist, anders als das arithmetische Mittel, das wir normalerweise als „Durchschnitt“ ansehen, völlig ‚immun‘ gegen diese „ein paar Superreiche, die die Statistik verzerren“. Entsprechend sieht die mediale Entwicklung der Einkommen im obigen Link auch gleich viel unschöner aus als die Mittelwert-Entwicklungen (S. 7ff. des obiges Links).

Ich denke, es ist unstrittig, dass die Einkommensschere seit Jahrzehnten auseinandergeht, wie allein am Gini-Index ablesbar. Umstrittener ist, wie das zu interpretieren ist (z.B. hast du ja recht, dass dieses ‚mehr Alte, weniger Junge‘ ein Faktor dabei ist, der nicht unmittelbar auf Einkommensungerechtigkeit verweist) und obs die letzten Jahre nun eine kleine Gegenbewegung dazu gab oder nicht.
Und wenn ja, warum (nicht).
Z.B. ist es ein Unterschied, ob sich die Schere ein bißchen geschlossen hat, weil die Arbeitseinkommen angezogen haben oder weil infolge der ganzen Finanz- und sonstwas-Krisen die Kapitaleinkünfte ein paar Jährchen eingebrochen sind. Beides fließt ja in den Index ein als ob es das gleiche wäre.
[Dass die Verteilung der Vermögen extrem krass ungleich ist, sollte auch nicht untern Tisch fallen.]

Interessant ist aber auch, dass die „gefühlte“ Ungleichheits- und Ungerechtigkeitszunahme (die ja als Gefühl auch statistisch erfasst werden kann) deutlich über der realen Entwicklung der Schere liegt. Denn dieses „Gefühl“ ist es ja, das sich in politische Bewegung niederschlägt, nicht die reale statistische Entwicklung.

M.E. ist ohnehin gar nicht die Entwicklung der Einkommensschere die politische Sprengkraft, sondern eher die Maßnahmen, die die Politik in den letzten 20 Jahren gesetzt oder geduldet hat, um die Schere nicht noch weiter auseinanderspreizen zu lassen (z.B. die Arbeitsmarktreformen, die ganze Hartz-Gesetzgebung, die zugenommene Prekarisierung der Arbeit, Leiharbeit usw.) sind es, die Sprengkraft haben, weil davon halt wirklich überwiegend das untere Drittel betroffen ist, und weil sie viel unmittelbar ein Abstiegs- und Ungerechtigkeitsgefühl erzeugen als das Auseinanderdriften der Einkommen selbst.

Das scheint mir alles recht komplex zu sein, darum ist es auch soviel Text geworden :wink:

Gruß
F.

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