Hi,
Es ist sicher normal, daß man mit veränderten
Lebensumständen neue Freunde sucht.
Ist das so…
Ja. Sicher tauscht man deswegen nicht die beste Freundin aus
Kindertagen aus, aber i.d.R. setzt sich ein freundeskreis nun
mal aus Leuten zusammen, die ähnliche Lebensverhältnisse oder
Lebenssichten haben. Gerade Kinder ändern genau diese Umstände
und z.T. natürlich auch die Sicht auf das Leben. Ich weiß
nicht, ob Du schon welche hast, vielleicht versteht man das
nur, wenn man es erlebt hat.
Nein, ich bin bislang kinderlos. Aber ich mache die Augen auf, wenn ich durch’s Leben gehe. Ich kenne es z.B. überhaupt nicht, Freunde zu suchen. Das hat irgendwie immer das Schicksal für mich erledigt. Und es gab durchaus Zeiten, in denen ich mich etwas einsam gefühlt habe. Dennoch halte ich „Freunde suchen“ für ähnlich seltsam wie „einen Partner suchen“. Solche Menschen sucht man nicht, sie finden einen. Oder man findet sie. Auf Krampf funktioniert das nicht - zeigt die Erfahrung, und ein derart festgelegtes Vorgehen wie das der Fragestellerin (Ausschliessen bestimmter Altersgruppen etc.) erscheint mir auf jeden Fall verkrampft.
Es ist schlicht ein Faktum - zunächst ohne Wertung! - daß Dir
bei einem Lebenslauf wie Deinem eine ganze Menge von Dingen,
Erfahrungen entgehen.
Ebenso wie es ein Fakt ist, daß bei so einem Lebenslauf eine
Menge Erfahrungen dazu kommen, die Gleichaltrige nicht haben,
Genau das hab ich ja weiters geschrieben, nicht wahr?
Schon, Du hast diese Erfahrungen aber nicht gelten lassen, um
damit auch eine größere Reife zu erlangen. Letzlich ist Reife
aber nur durch Erfahrungen zu erreichen.
Das ist richtig. Wie kommst Du darauf, daß ein Kind mehr Reife bringt als ein abwechslungsreiches, aktives Leben ohne Kind?
Z.B. Verantwortung zu übernhmen, nicht nur für sich selbst,
auch für andere. Diese Erfahrungen vor Gleichaltrigen zu
machen bringt durchaus ein Plus an Reife.
Du kennst den Spruch „Man kann nur jemand anderen lieben, wenn
man sich selbst lieben kann!“? Mit „Verantwortung“ ist das
letztlich genauso.
Sorry…was willst Du mir damit sagen? Ich kann es drehen und
wenden wie ich will…ich kriege den Spruch nicht auf
Verantwortung umgemodelt.
Ganz einfach - das „Verantwortung für sich selbst übernehmen“ vermisse ich in ihrem Lebenslauf. Sie geht scheinbar derzeit nicht arbeiten, das bedeutet, daß der Hauskauf vermutlich nicht von ihr selbst finanziert wird, und seit der Teenagerzeit beim selben Partner zu sein, ohne Unterbrechung, trägt auch nicht gerade dazu bei, daß man lernt, auf sich gestellt klarzukommen.
Was da fehlt? Das ist leicht. Es fehlt genau die Zeit, in der
man lernt, selbständig zu werden. Es fehlt die Zeit, in der
man Abenteuer erlebt. Es fehlt die Zeit, in der man die Welt
entdeckt. Es fehlt die Zeit, in der man verschiedene Formen
von Beziehung mit verschiedenen Partner kennenlernt.
Zwischenfrage…wieviele solcher Beziehungen testet man denn da…
Weiß ich nicht. Mehr als eine vermutlich. Bei mir waren’s zahlreiche, vom ONS bis hin zur längeren Beziehung über zwei Jahre inkl. gemeinsamer Wohnung, mit der ganzen Bandbreite dazwischen, jüngere Frauen, ältere Frauen, spiessige Frauen, offene Frauen, arme Frauen, reiche Frauen, Frauen, die mir verfielen, Frauen denen ich verfiel. Keine einzige will ich missen und für jede bin ich dankbar.
wie testet man gleichzeitig, ob der erste Partner nicht vielleicht der richtige war???
Ich glaube nicht daran, daß es den einen, uneingeschränkt in jeder Hinsicht richtigen gibt. Diesen Alleinanspruch hab ich noch nie verstanden.
Ich muß das einwerfen, weil eine von mir sehr geschätze
Kollegin grade ihre Silberhochzeit feierte, mit dem
allerersten Partner den sie hatte. Der Frau fehlt gar nichts,
um es mal zusammenzufassen.
Was man nicht kennt, kann man nicht vermissen
All das
passiert idR so zwischen 15 und 25. Und ICH halte das für sehr
wichtige Erlebnisse, die eben genau dazu führen, daß man eine
eigene Persönlichkeit und sowas wie „Reife“ entwickeln kann.
Aber eben auch nur KANN. Schau Dich doch um, viele Jugendliche
in dem Alter liegen ihren Eltern auf der Tasche. Ein Studium
ist oft nur ein Alibi, von Leben in die Hand nehmen kann
überhaupt keine Rede sein.
Klar. Ich habe nirgends davon gesprochen, daß ein vielfältiger Weg aus jedem jungen Menschen ein reifes und weises Mitglied der Gesellschaft macht. Aber das, was ich unter Reife und Weisheit verstehe, erlangt man imho - wenn überhaupt - durch Vielfalt und einen freien Blick ohne Scheuklappen.
Und Abenteuer mögen die Zeit vertreiben, wirkliche Reife
bringen sie alleine noch lange nicht.
Oh, wie kommst Du zu dieser Einschränkung?
Ich denke, daß das sie diese sehr wohl bringen können, s.o.
Aber es geht doch nicht
wirklich darum, sondern um UNTERSCHIEDLICHE Lebenskonzepte.
Letzlich erklärst Du selber daß von Dir in Frage getstellte
Problem. Wenn man mit 20 ein Kind bekommt, kann man von
Gleichaltrigen Kinderlosen kein Verständnis mehr erwarten. Und
im Gegensatz zu Dir finde ich es normal…für BEIDE Seiten.
Ich würde keine der beiden Wege als alleinseligmachend
bezeichnen.
Das tue ich auch nicht. Ich erkläre aber Einschränkung für bremsend, je umfassender desto mehr. Und SIE war diejenige, die sich als „reifer als die anderen“ bezeichnet hat.
Man kann nun mal in KEINEM Leben ALLE Erfahrungen machen.
Zweifellos. Ich werfe der Fragestellerin auch gar nicht ihre
Mutterschaft oder ihre Wahl des Beziehungslebens vor.
Schön, daß Du das hier so deutlich schreibst, es hörte sich
nämlich durchaus so an, als würdest Du etwas geringschätzig
über sie denken.
Ich halte sie für etwas hochnäsig und eingebildet - das hat aber nichts mit ihrem Lebensweg zu tun.
Und
einen Weg zum Glück kann sie sicherlich auch für sich finden.
Ich bezweifele bloß, daß das funktioniert, indem sie glaubt,
ungeschützter Geschlechtsverkehr und 9 Monate Schwangerschaft
könnten das o.g. ersetzen oder gar übertrumpfen.
Geschützer Geschlechtsverkehr und das testen möglichst vieler
Beziehungen macht auch nicht zwingend reif, oder?
Aber potentiell Von „möglichst viele“ hab ich nichts geschrieben, und geschützten Geschlechtsverkehr halte ich schon für einen Punkt, der zumindest ein Grundmaß an Reife erahnen lässt
Und _sie_ war
es, die sich als „reifer als die anderen“ dargestellt hat. Ich
stelle genau das eben in Frage, und ihre Art genau damit
umzugehen lässt mich vermuten, daß ich da nicht verkehrt
liege.
Vielleicht solltest Du mal lernen, zwischen den Zeilen das
eigentliche Problem zu erkennen. Sie findet keine Freunde,
weil Gleichaltrige sich nicht mit ihren Lebensverhältnissen
identifizieren können, weil ihnen genau diese Erfahrungen
fehlen.
Vielleicht solltest Du mal lernen, zwischen den Zeilen das
eigentliche Problem zu erkennen. Sie findet keine Freunde,
weil sie nicht bereit ist, sich als „Andersartige“ unter Gleichaltrigen zu arrangieren, und weil die älteren genau dieses „von oben herab“ erkennen und nicht als sonderlich sympathisch oder „reif“ empfinden.
Ich finde es immer wesentlich erfolgversprechender, die Ursache für Mißstände zunächst bei sich selbst und nicht primär bei anderen zu suchen.
Dafür verwendete sie das Wort reif, meinte, das sie da
weiter ist. Sie hat niemanden abqualifiziert.
Doch, so kommt das bei mir schon deutlich rüber.
Sie ist nämlich auch keineswegs „weiter“, imho. Kannst Du mir bitte den Weg skizzieren, auf dem sie „weiter“ ist? Ich sehe ihn nicht. Sie hat knapp zehn wichtige Jahre übersprungen, und wundert sich nun, daß ihr die an beiden Enden fehlen.
Nein, gar nicht. „Ich bin reifer, weil ich ein Blag habe“ ist
schon an sich eine abstruse Behauptung und spricht für sich.
Jetzt bist wieder Du derjenige, der eine Aussage unzulässig
reduziert, damit sie in das entworfene Bild paßt.
Sehe ich nicht so.
Statt tatsächlichen Kenntnissen Vorurteile
heranzuziehen spricht übrigens auch nicht eben für besondere
Reife.
Welche Vorurteile? Ich nehme das, was ich an Infos habe, und
das, was ich an Äußerungen hier lese. Das reicht aus.
Naja, ich habe ein wenig den Eindruck, Du schreibst nach dem
Motto ‚getroffene Hunde bellen‘.
Ist das ein immer falscher Spruch?
Wenn Du älter wirst, dann erkennst Du bestimmt, das ‚reif
werden‘ plötzlich gar kein besonderes Lebensziel mehr ist.
Wenn Du älter wirst, dann erkennst Du bestimmt, daß mir vollkommen egal ist, ob jemand anderes mich für reif hält oder nicht.
Was bleibt mir denn, als nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln?
Was bleibt mir denn, als das Feedback durch andere wahrzunehmen und entweder zu verwerfen oder was draus zu machen?
Was bleibt mir, als offen und neugierig zu sein und zu bleiben?
Was bleibt mir, als mir durch Dinge, die vielleicht zeitweise wichtiger sind als andere trotzdem nicht den Blick für anderes vernebeln zu lassen?
Ich nehm diese Diskussion bei weitem nicht so persönlich, wie es Dir vielleicht scheinen mag. Es geht um ihr Problem, in diesem Thread, und eine mögliche Ursache habe ich ihr geliefert, sie gespiegelt - ihre Sache, was sie draus macht. Andere sehen sie und ihre Situation anders; was zum Erfolg führt, werden wir vermutlich nie erfahren, so what
Gruß,
Malte.