Hi!
Ich möchte ein wenig provozieren (am besten eine Diskussion ), daher die Überschrift.
Wie ich immer wieder feststelle, wird hier ein wunderschönes Vorurteil gepflegt: Die Frauen arbeiten sich auf, die Männer liegen auf der faulen Haut. Oder auch: Die Frauen leiden unter der Doppelbelastung von Beruf und Familie, ganz im Gegensatz zu den Männern.
Ist das wirklich so? Oder wird dieses Vorurteil nur weitergepflegt, weil es so wunderbar bequem ist und in unser feministisch geprägtes Weltbild paßt?
Von verschiedenen Seiten wurden Untersuchungen über das Zeitbudget Erwachsener gemacht, und die Ergebnisse zeigen etwas ganz anderes.
Die „Nur-Hausfrau“ investiert pro Tag etwas mehr als fünf Stunden für den Haushalt und weitere dreieinhalb für ihre Kinder. Der Rest ist Freizeit und Regeneration (Schlaf). In diesem „klassischen Familienmodell“ ist der Mann allein durch seinen Job deutlich länger gebunden. Dazu kommen noch die heute für einen Mann obligatorischen Aufgaben für Hausarbeit und Kinderbetreuung. Die Untersuchungen haben ergeben, daß Männer etwa zwei Stunden täglich Aufgaben daheim übernehmen. Das ist weit mehr, als nichtberufstätige Frauen bei ihren Männern objektiv wahrnehmen. Zusätzliche Freizeit schaffen sich Männer durch eine Reduzierung der Schlafdauer – Frauen schlafen pro Tag etwa eine halbe Stunde länger. An die tägliche Freizeitdauer nicht erwerbstätiger Mütter kommen Männer bei weitem nicht heran.
Viele Frauen glauben diesen statistischen Untersuchungen nicht und ziehen diese Berichte grundsätzlich in Zweifel – denn es kann nicht sein, was nicht sein darf. Doch selbst das Bundesfrauenministerium mußte 1998 zugeben, daß es eine breite Zufriedenheit mit der Aufgabenverteilung im Haushalt gibt. Nur sieben Prozent der Frauen wünschten sich eine stärkere Beteiligung der Männer im Haushalt.
Belastet fühlen sich natürlich Paare, wo beide einen Vollzeitjob ausüben. Gibt es also hier die berüchtigte Doppelbelastung der Frau?
Grundsätzlich stellten die Untersuchungen fest, daß Frauen etwa drei Stunden mehr daheim „Heimaufgaben“ übernahmen als Männer. Dafür waren Männer fast genau diese Zeitdifferenz länger mit der Erwerbstätigkeit beschäftigt als Frauen. Nun gibt es aus Frauenkreisen die Forderungen, Männer per Gesetz zur Mitwirkung im Haushalt zu gleichen Teilen zu verpflichten. Damit würden Männer zu mehr Hausarbeit gezwungen, ohne die Frauen aufzufordern, mehr zur Erwerbstätigkeit beizutragen. Oder, was eigentlich viel besser wäre: Männern drei Stunden weniger Erwerbstätigkeit zu ermöglichen, ohne daß das Familieneinkommen spürbar sinkt. Doch um solche Themen kümmern sich feministisch engagierte Frauen in den entsprechenden Positionen nicht.
Bleibt eine letzte Frage: Warum schätzen Frauen den Umfang der Hausarbeit, der von Männern erledigt wird, als so gering ein?
Die Antwort: Männer und Frauen haben eine unterschiedliche Bewertungsskala, was Hausarbeit ist. Das Ausschmücken der Wohnung, das Dekorieren der Möbel, die Pflege der Blumen auf den Fensterbänken, die Kompostierung des Blumenverschnitts wird von vielen Frauen als Hausarbeit angesehen. Von Männern nicht. Für sie ist das Hobby, vergleichbar mit ihren Bastelarbeiten im Keller. Viele Frauen rechnen Einkaufen als Aktivposten ihrer Haushaltsbilanz ab. Wenn es um Brot, Kartoffeln und Klopapier geht – eindeutig ja. Aber der dreistündige Einkauf von Klamotten, Parfüms und Accessoires ist Privatvergnügen und somit Freizeit. Diese Zeit den Männern in Rechnung zu stellen und dafür Hausarbeit einzufordern, ist blanker Unsinn. Leider sehen Frauen das anders.
Ist der Mann, der nach der täglichen Arbeit nach Hause kommt, wirklich der Pascha, als der er immer hingestellt wird? Auch hier hat es Untersuchungen gegeben, was das Feierabendverhalten von vollzeitbeschäftigten Frauen angeht (Untersuchung der Zeitschrift Elle; Mehrfachnennungen waren möglich): ein Viertel aller Frauen möchte nach Feierabend shoppen gehen, lesen wollten fast 30 Prozent, ausgehen oder Sport treiben wollte etwa ein Drittel, knapp die Hälfte etwas mit dem Partner unternehmen. Der größte Teil aber (etwa 60 Prozent) wollte „etwas für mich selbst tun“. Erstaunlich, wie wenig sich ganztags arbeitende Frauen von ganztags arbeitenden Männern in ihren Wünschen zum Feierabend unterscheiden.
Nur um Mißverständnisse zu vermeiden: Nein, Frauen sollen nicht zurück in das 3-K-Schema (Küche-Kinder-Kirche). Im Gegenteil. Nur wird sehr schnell mit Schlagworten argumentiert, die einer kritischen Überprüfung kaum noch standhalten und uns deshalb keinen Schritt weiterhelfen. Frauen haben immer gefordert, daß Männer sich stärker zu Geschlechterfragen äußern. Doch statt Neues zu hören, vertrauen Frauen lieber auf Altbewährtes. Wie bequem ist es doch, weiter an die altbekannten tatsächlichen und vermeintlichen Defizite der Männer zu glauben und entsprechende Schlagworte zu pflegen.
Grüße
Heinrich