Hexenjagd
Hallo,
die Art und Weise der Aufzählung ist von der Art, aus der man Hexenjagden macht.
a) ein Mädchen fragt beim Verlassen des Schulgebäude: „Darf ich meine Jacke holen, mir ist ein bischen kalt“. Der Lehrer antwortet: „Nein, wir gehen jetzt“. Draussen ist es durchzogenes Wetter bei 18 Grad im April.
Dabei weiß man zunächst mal nicht, was das Kind sonst anhatte, wie oft der Lehrer schon zum Anziehen aufgefordert und wie lange er schon auf Schüler gewartet hatte. Zudem sind 18 Grad plus auch für Drittklässler keine lebensbedrohliche Temperatur.
b) der Lehrer ist mit den 20 Kindern am Fluss und ruft in die Gruppe: „Wir gehen jetzt zurück in die Schule“. Eine Gruppe von 7 Kindern hört den Ruf des Lehrers nicht. Der Lehrer entfernt sich und 7 Kinder bleiben zurück.
Das ist durchaus erklärungsbedürftig.
c) Gleicher Lehrer hat in einer anderen Situation ein Schüler mittels einer Ohrfeige bestraft, so dass die Fingerabdrücke in seinem Gesicht noch in der Pause sichtbar waren.
Sagt wer? Und warum kümmern sich die Eltern des betroffenen Schülers nicht postwendend selbst darum?
d) Gleicher Lehrer hat einen unfolgsamen Schuler eine Woche lang mit dem Gesicht von der Wandtafel weg sitzen lassen, so dass der Schüler dem Unterricht nicht folgen könnt.
Sagt wer? Und warum kümmern sich die Eltern des betroffenen Schülers nicht bereits vor Ablauf dieser Woche selbst darum?:
Wie schätzt Ihr diese Situationen ein?
So plakativ dargestellt, hat es für mich persönlich eher den Charakter einer Hetzkampagne.
Wie würdet Ihr alsEltern vorgehen wenn das Eure Kinder wären?
Wenn mein Kind betroffen wäre, würde ich es gründlich befragen und mir detailgetreu erzählen lassen, was passiert ist. Das würde ich mir notieren und mein Kind noch mal fragen, ob das so stimmt und ihm sagen, dass ich mit dieser Information zum Lehrer gehen werde. Nach meiner Erfahrung neigen Kinder gerne mal zu Übertreibungen, Unwahrheiten und Ausschmückungen zu ihren Gunsten.
Wenn ich überzeugt wäre, dass mein Kind die Wahrheit gesagt hat, würde ich den Lehrer um ein Gespräch bitten und ihn mit der Aussage meines Kindes konfrontieren. Ich würde mir anhören, was er dazu zu sagen hat.
Dabei käme ich entweder zu dem Schluss, dass sein Verhalten erklär- und vertretbar war und bin zufrieden. Eventuell ist dann ein weiteres Gespräch mit meinem Kind nötig. Oder ich müsste feststellen, dass das Handeln des Lehrers tatsächlich unverantwortlich und/oder gefährlich war. Dann würde ich ihm das sagen und ihn fragen, wie er damit umzugehen gedenkt. Stellt mich das nicht zufrieden, würde ich mich an den Elternbeirat wenden und dort darum bitten, sich der Sache anzunehmen.
Je nach Ergebnis würde mich mein nächster Weg zur Schulleitung führen.
Was ich nicht tun würde: Im Umkreis meines Kindes nach anderen Meinungen und Erfahrungen fragen, bevor ich nicht selbst mit dem Lehrer gesprochen und mir eine eigene Meinung von ihm gebildet hätte. Der Grund: Das Ganze wird sehr schnell zu einer Hetzkampagne übelster Sorte, weil die Eigendynamik, die sich entwickelt, nicht mehr im Griff zu behalten ist.
Gleichzeitig lernen die Kinder, wie ungut ihre Eltern mit Problemen umgehen. Da wäre ich persönlich gerne ein besseres Modell, als nach dem Lynchkommando zu rufen.
Schöne Grüße
Jule