Hi,
ich habe mir gerade mal ein paar der Einträge weiter unten durchgelesen. Und nun möchte ich einfach mal folgendes zur Überlegung hier in den Raum werfen (auch wenn es vielleicht schon einen ewig langen Bart hat):
Warum empfinden Lehrer ihre Arbeit als so hart? Wie wir weiter unten lesen können, haben sie ja eigentlich viel Freizeit und Urlaub. Und es gibt wenig Lehrer genug, die dann auch arbeiten. Aber das soll gar nicht Gegenstand dessen sein, was ich zur Überlegung gebe. In kaum einem anderen Beruf werden Menschen aus gesundheitlichen oder psychischen Gründen so vielzählig frühzeitig in den Ruhestand versetzt, weil sie einfach nicht mehr können. Was läuft da schief? Ich denke, es ist der ewige Kampf, der gegen den Schüler gekämpft wird. Und warum ist es Kampf? Weil die Lehrpläne und Unterrichtsmethoden so was von veraltet sind, dass Schüler in den meisten Dingen, die sie lernen sollen, gar keinen Sinn mehr sehen. Zudem fällt es Lehrern schwer, die wirkliche eigene Meinung von Schülern gelten zu lassen. Wie sollten sie auch, wenn ihnen das schon in der Ausbildung gehörig von ihren eigenen Ausbildern ausgetrieben wurde. So kämpfen sie ständig damit, die Schüler auch zu unterdrücken. Wenn eine Antwort nicht in ihr Schema passt, ist sie eben falsch. Und wenn sie nicht im Lehrerhandbuch steht, dann oftmals auch.
Aber ehe ich hier einen Roman schreibe, wie wäre es mal mit einer Schulreform, die sich gewaschen hat. Lehrpläne ausmisten - einen völlig neue Unterrichtsstruktur - das wirkliche Leben wieder mit in die Schule hineinbrigen
nur um mal ein paar Dinge anzuregen.
Hallo Berit,
hast Du selber schon mal über einen längeren Zeitraum unterrichtet?
Grüsse aus Lüneburg
Heiner Gierling
Ja, ca. 10 Jahre lang. Warum?
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
Hallo,
ich finde, dass die Kriterien und der Weg zum Lehramt verfehlt sind.
Ich hab das als Gymnasialschüler bis in die 80er Jahre etwa wie folgt erlebt:
Da werden Leute nach jahrelangem Pauken an der Uni plötzlich vor eine Schulklasse gestellt und merken dann, dass Lehrer sein auch eine soziale Komponente enthält.
Zu dieser Zeit wollte jeder Lehrer werden.
Ich kann mich an so manchen Refrendar erinnern, wo jeder sofort wusste: Das wird nichts.
Das selbe gilt für einige meiner Lehrer:
Wieso kam es dazu, dass diese Leute Lehrer sind?
Wenn es also wirklich so ist, dass fachliche Noten ausschlaggebend sind um Lehrer zu werden, dann erklärt dies viel.
Meiner Meinung ist es nicht schwer einzuschätzen, ob jemand mit Schülern klarkommt oder nicht, dazu bedarf es keines Assessments oder Ähnlichem.
Hallo Heiner,
ich bin zwar nicht „Lehrer“ im klassischen Sinn;
meine didaktischen Fähigkeiten („Anderen was verklickern“) sind jedoch wesentlicher Bestandteil meines Berufes.
Ich führe auch mehrtägige Schulungen durch.
Von daher kann ich sagen, dass Leute bei der Stange halten, also Unterrichten eine Art von Belastung ist, die man als Aussenstehender nicht erkennen kann.
Ich muss jedoch zugeben, dass ich nicht den Angriffen irgendwelcher Eltern ausgesetzt bin.
Ich halte jedoch an meinem vorigen Posting fest:
Viele Lehrer sind ungeeignet. Das gilt für andere Berufsgruppen auch, nur bei Lehrern wirkt sich das meiner Meinung nach tragischer aus, auch für Schüler.
Gruss Helge,
der einem Refrendar die Abschussprüfung vermasselt hat, da er sich natürlich verhalten hat.
Hi Helge,
also,was die Lehrerausbildung anbetrifft, kann ich absolut nur zustimmen, dass da unendlich viel falsch läuft. Die Leute, die sich in den Lehrerseminaren rumtummeln und ausbilden sollen, sind oftmals selbst verkrachte Lehrerexistenzen, die im Alltag versagt haben und quasi nach oben gelobt wurden, nur um sie los zu werden. Andere wiederum sind Lichtjahre von der Praxis entfernt, weil sie kaum oder gar nicht mehr unterrichten.
Dann werden die Referendare fast schon wie Leibeigene behandelt. Ihnen wird vorgeschrieben, in welchem Umkreis von der Schule sie zu wohnen haben, egal ob sie Familie haben oder nicht. Ihnen wird vorgeschrieben, zu Wochenendseminaren zu kommen, die das Ziel haben, die Gruppe näher zusammenzubringen. Also ähnlich einer Klassenfahrt. Es wird nicht gesehen, dass sie erwachsene Menschen sind.
Es wird nur Kritik geübt. Wenn bei uns jemand eine Stunde vor der Gruppe oder dem Studienleiter gehalten hatte, wurde er hinterher zerrissen. Nur das Schlechte (und die fanden fast alles schlecht) wurde genannt. Als ich das mal ansprach und meinte, wir würden ja schließlich von denen lernen, dass man Schüler loben solle, warum die das denn nicht machten, kam eine Besserung. Aber lachhaft. Jetzt wurden vorweg zwei bis drei Dinge genannt, die gut waren, aber das waren Banalitäten, wie z.B. man hätte in einer netten Stimme die Klasse begrüßt oder so was. Und dann ging es im alten Trott weiter. Kein Wunder, dass sich Lehrer nach solch einer Ausbildung nur äußerst widerwillig von anderen in die Karten gucken lassen.
Gut war, wer genau das in seinen Unterrichtsvorbereitungen schrieb, was die Ausbilder wollten. Wer das nicht schaffte, war ein Versager. So konnte dann auch bei uns in der Gruppe jemand das Examen bestehen, obwohl sie ständig nervlich krank war. Als Lehrerin war sie ständig eine Versagerin. Ich selbst erlebte das Paradoxon, dass ich von Seiten der Schule ständig hörte, ich sei gut und von Seiten des Seminars, ich sei schlecht.
Tja, und darum geht es mir hier auch. Wie könnte die Lehrerausbildung besser werden? Wie schaffen wir es, kompetente Lehrer in die Schulen zu bekommen?
Es gibt ja schon einen Vorschlag seitens der Regierung. Seminare abschaffen und die Ausbildung ganz in die Schule verlegen. Super, sage ich. Und warum gibt es Deutschland zwei Prüfungen? Langt nicht die eine nach dem Studium?
Tja, und darum geht es mir hier auch. Wie könnte die
Lehrerausbildung besser werden? Wie schaffen wir es,
kompetente Lehrer in die Schulen zu bekommen?
Hallo,
dazu muss ich sagen, daß kein Mensch, auch wenn er noch so praxisnah ausgebildet wurde, automatisch ein guter und fähiger Lehrer ist und bleibt. Es ist eigentlich überall in der Arbeitswelt so, daß die Ausbildung lediglich der Grundstein ist. Also um so besser die Ausbildung, um so besser der Start im Beruf. Jeder Tag als Lehrer dürfte ein Tag des lehrens aber auch lernens sein. Ich kenne Keinen in meinem Bekanntenkreis, ob Lehre der Studium absolviert, welcher mit dem Lernen fertig gewesen wäre.
Die Ausbildung am eigenen Ich, der Wille sich zu behaupten, Erfolge zu haben, muß erzwungen werden. Es gibt unterschiedliche Zwänge. Ein Zwang wäre zum Beispiel: wenn ich die Aufgabe nicht gut packe, sitze ich im Arbeitsamt. Ein weiterer Zwang: wenn ich es packe, könnte ich Abteilungsleiter werden oder ich kann mich selbst nicht mehr leiden, weil ich keine persönliche Erfolge mehr erlebe.
Mit der Mehrung persönlicher Erfolgserlebnisse wächst auch die Liebe zum Beruf und der Eigenantrieb zur Qualität.
Unsere lieben Kinderlein merken es sofort nach wenigen Minuten, ob der Lehrer der da vorn steht aus Überzeugung Lehrer ist, ob er sich Mühe gibt Wissen zu vermitteln, ob er ein Pädagoge oder auch nicht, ob er Durchsetzungsvermmögen hat, ob er gerecht oder ungerecht ist.
Welchen Zwängen unterliegen nun die Lehrer sich zu bilden, sich zu einem erfahrenen, fähigen Pädagogen zu entwickeln ? Wenn die Schüler nicht das Glück haben, einen Lehrer zu erwischen, der sich diesen Zwang selbst auferlegt, sprich seinen Beruf liebt (oder wie man sagt als Lehrer geboren wurde), haben sie schlechte Karten.
Welche andere Zwänge gibt es? Sicher werten die Lehrer selbst ihre Leistungen untereinander aus, wenn es Probleme seitens Eltern, Schüler und Schulamt gibt. Und weiter? Wer hört auf die Kinder, wenn sie sagen, daß es langweilig ist, daß einige Schüler auf den Bänken tanzen und die Lehrer heulend aus der Klasse rennen? Was passiert? Außer bla,bla – nichts. Wer kontrolliert die Leistungen der Lehrer, um Druck auszuüben, sie zu bilden, ihre Schwächen zu erkennen um daran zu arbeiten? Wer sagt im Schuldienst: Mein lieber Pädagoge, trotz mehrfacher Tritte in den Allerwertesten machen sie keine Anstalten sich zu bemühen ihre Aufgaben in der entsprechenden Qualität zu erfüllen… Auf nimmer Wiedersehen?
Zwang, Selbstbestätigung, Kritik an der eigenen Person von einer oder mehreren Seiten sind anscheinend einige Lehrer nicht ausgesetzt, oder sie setzen sich nicht aus. So ist auch das überdurchschnittliche Belastungsgejammer zu erklären.
Eigentlich ist es ganz einfach. Wer seinen Beruf gern macht, der flucht vielleicht mal, aber er jammert nicht. Ein Lehrer der jammert, sollte der Kinder wegen seinen Dienst schnellstens quittieren.
Unsere Kinder werden dankbar sein.
Gert
Super Beitrag! Ich denke, da ist ganz viel der Nagel auf den Kopf getroffen. Ich denke, ein ganz großes Problem ist das Beamtentum. Ein Lehrer, einmal verbeamtet, kann sich gemütlich zurücklehnen und sagen, was soll ich mich anstrengen. Mir kann ja nichts mehr passieren. Jetzt sitze ich die Zeit ab bis zu meiner Pension und dann geht es mir gut. Das sollte mal einer in der freien Wirtschaft tun. Der wäre sofort draußen.
Also weg mit dem Beamtentum!!!
Dann sollten Eltern, Schüler und Kollegen am Ende eines Schuljahres gemeinsam entscheiden, ob ein Lehrer an der Schule bleibt oder ob man sich jemand anderen holt.
In den USA kriegt man häufig nur Jahresverträge. Warum nicht auch hier. Zumindest vielleicht die ersten 10 Jahre.
Und dann denke ich, bekommen deutsche Lehrer ein viel zu hohes Gehalt. Auch das sollte gesenkt werden. Dann wollen auch nicht mehr alle Lehrer werden. Viele denken bei der Berufswahl doch nur an Ferien, Unkündbarkeit, viel Geld und gute Pension.
Wer diesen Job ergreift, obwohl er nicht so viel Geld bekommt, obwohl er kündbar ist und bestehen muss, der wird schon sehr viel eher ein „guter“ Lehrer werden.
Mit dem schrittweisen Abschaffen des Beamtentums im Schulwesen wäre Einiges gewonnen, aber es fehlt noch der Kopf des Geschäfts. In den Verwaltungen muß sich auch was tun, um ein Leistungsgefüge zu schaffen. Dies dauert weitaus länger. Merkt man deutlich an denen aus dem Staatsgefüge entlassenen Institutionen ( Post,DB, Telekom, Versorgungsbetriebe in den Kommunen/ Kreisen). Dort wird nach Jahren z.T. gearbeitet als wenn nichts war.
Mit dem Geld sehe ich es etwas anders oder nicht so pauschal wäre besser. Meinetwegen kann ein Lehrer doppelt soviel bekommen, wenn er die doppelte Leistung bringt ( Maßeinheit: 100% = erbringt ausreichende Leistung , ohne Leistungsträger- Vorbild- zu sein).
Soll nicht heißen, doppelt so lange arbeiten, sondern eher 200 % für die Kinder tun. Auch außerschulich sollte da mehr drin sein. Trotz schmaler Kassen alles schnell umsetzbar. Eichel und Co.würden natürlich laut aufschreien; brauchen sie aber nicht.
Es kostet nicht mehr, wenn man die wenigen absolut unfähigen Lehrer aus dem Schuldienst entfernt und die Börse derer, die an den Lehreridealen undenkend oder bewußt vorbeiarbeiten straff kürzt.
Aber das wird es nicht gehen. Welcher Beamte p. einen anderen B. ans Bein??!!
Gut Nacht ! Doppeldeutig gemeint.
Gert
Ich denke, dass Problem sollte zumal auf zwei Ebenen angedacht werden.
- zu diesem Beruf braucht man genau so ein natürliches Talent, vergleiche Musik, Kunst etc. und darüber hinaus!!! dann kann
- eine praktische Ausbildung helfen. Indem die natürlichen Ressourcen, die der Lehrer in spe mitbringt, gestärkt und reflektiert werden.
Dass das übliche didaktische Händling beherrscht wird, setze ich voraus. Das ist genauso wie in jedem praktischen handwerklichen Beruf zu erwerben.
LG und einen schönen Tag
Wilma
Hallo zurück,
gleich vorab: Ich studiere auf gymnasiales Lehramt.
Warum empfinden Lehrer ihre Arbeit als so hart?
Weil einige es sich unnötig schwer machen bzw. (wie schon gesagt) für den Beruf einfach nicht geeignet sind.
Wenn eine Antwort nicht in ihr Schema
passt, ist sie eben falsch. Und wenn sie nicht im
Lehrerhandbuch steht, dann oftmals auch.
Wenn man es als Lehrer nötig hat bzw. so weit ist, sich in dieses enge Schema freiwillig hineinzupressen, hat man den falschen Beruf gewählt. Mein Betreuer im Schulpraktikum (Geschichtslehrer und nebenbei Studienseminarleiter) sagte mal: „Es gibt keine falschen Antworten, nur richtige und weniger richtige.“
Aber zum Thema, warum so viele Lehrer offensichtlich ungeeignet für ihren Beruf sind:
Aus meinem Abijahrgang studieren sehr viele Leute „aus Verlegenheit“ auf Lehramt, ihnen ist offensichtlich nichts Besseres eingefallen und das Berufsfeld des Lehrers meinen sie zu kennen. Und einige von denen möchte ich später nie vor einer Klasse sehen… Jaja, ich weiß, Persönlichkeitsentwicklung und so, aber - ich traue es ihnen so, wie ich sie erlebt habe, einfach nicht zu.
OK, vielleicht erhebe ich mich damit selbst, aber dadurch, dass ich schon eine gewisse Erfahrung in der Jugendarbeit mitbringe, habe ich schon so etwas wie einen „pädagogischen Blick“ entwickelt - zu sehen in hospitierten Stunden anderer Studenten, die zum ersten Mal mit einer Gruppe Jugendlicher zu tun hatten. Man geht ganz anders mit den Schülern um, irgendwie gelassener, vielleicht liegt es daran, dass Erfahrung souveräner macht?
Verstärkend kommt noch dazu, dass die meisten Unis in der Lehrerausbildung vollkommen überbelegt sind, Praktika sind zwar Pflicht, aber was nützt es, wenn man dort nur hospitiert (Bsp. Uni Göttingen) und erst im Referendariat erstmals selbst vor einer Klasse steht? Da lobe ich mir die (noch mögliche) intensive Betreuung hier in Halle, bereits im dritten und vierten Semester stand ich erstmals eigenverantwortlich vor einer Klasse, im Praktikum halten sich dann hospitierte und eigenen Stunden die Waage. Und dieses Maß an gesunder Selbsteinschätzung sollte man auch mitbringen, dann ggf. zu erkennen, für den Beruf doch nicht geeignet zu sein.
Und gerade die eigene Stundenvorbereitung wird von vielen unterschätzt (ich gebe zu, von mir anfangs auch, aber das war eben an der Uni und nicht erst im Refendariat), eben weil sie dachten, die Lehrer sitzen nachmittags nur zu Hause rum (OK, das wird vielleicht nach 25 Berufsjahren auch bei mir verstärkt auftreten, auch wenn ich den eigenen Anspruch habe, für innovative Ideen offen zu bleiben). Dass man für eine einzige Stunde oft 10 Stunden lang tüftelt, Texte oder andere Aufgaben raussucht, redigiert, in einen Gesamtzusammenhang setzt usw., erschließt sich ihnen oftmals zu spät. (Und damit bleibt ihnen auch das gewisse Erfolgserlebnis vorenthalten, wenn die Stunde wie beabsichtigt oder noch besser läuft. Denn das ist es, was mich persönlich nicht an der (mathematischen) Fachwissenschaft verzweifeln lässt.)
Was wollte ich jetzt eigentlich sagen? Ach ja, in unserer Clique (allesamt zukünftige Gymnasiallehrer) kursiert der Spruch: „Lehrer wird man nicht, Lehrer ist man.“ Und da ist meines Erachtens mehr dran, als es auf den ersten Blick scheint.
Gruß sannah
(sichtbar noch voller Idealismus, den sie sich hoffentlich bis zur Pensionierung erhält *g*)
Die Leute, die
sich in den Lehrerseminaren rumtummeln und ausbilden sollen,
sind oftmals selbst verkrachte Lehrerexistenzen, die im Alltag
versagt haben und quasi nach oben gelobt wurden, nur um sie
los zu werden.
Stimmt sicherlich für einige. Aber es gibt auch andere. Ich hoffe nur für meine eigene Zukunft, dass sie nicht allzu rar gesät sind.
Andere wiederum sind Lichtjahre von der Praxis
entfernt, weil sie kaum oder gar nicht mehr unterrichten.
Ja, das sind denn z.B. die „Fachdidaktiker“ der Uni. In den meisten Fällen hilft da nur nicken und sein eigenes Ding machen. Und sich nachher anzuhören, dass man das so ja nicht machen kann. (Und dann vom Klassenlehrer gefragt zu werden, ob er das Arbeitsblatt, das als Grundlage der Stunde diente, für seine eigenen Zwecke weiterverwenden darf.)
Dann werden die Referendare fast schon wie Leibeigene
behandelt.
Ich bin ja schon wirklich gespannt auf diese zwei Jahre…
Es wird nur Kritik geübt. Wenn bei uns jemand eine Stunde vor
der Gruppe oder dem Studienleiter gehalten hatte, wurde er
hinterher zerrissen. Nur das Schlechte (und die fanden fast
alles schlecht) wurde genannt.
Das muss allen im Blut liegen. Meckern kann jeder, oder wie? Klar, meine Fehler sollte ich wissen, um aus diesen lernen zu können, aber es ist ja wirklich nicht „didaktisch sinnvoll“, wenn man die Stunde in der Luft zerreißt.
Gut war, wer genau das in seinen Unterrichtsvorbereitungen
schrieb, was die Ausbilder wollten.
Solange man es besser weiß und ohne Ausbilder-Aufsicht dann auch macht…
Ich selbst
erlebte das Paradoxon, dass ich von Seiten der Schule ständig
hörte, ich sei gut und von Seiten des Seminars, ich sei
schlecht.
Siehe oben.
Tja, und darum geht es mir hier auch. Wie könnte die
Lehrerausbildung besser werden? Wie schaffen wir es,
kompetente Lehrer in die Schulen zu bekommen?
Betreute Praktika. Als Betreuer Leute, die wirklich wissen, wovon sie sprechen. Ach, das soll durchführbar sein. Hmmm…
warum gibt es Deutschland zwei
Prüfungen? Langt nicht die eine nach dem Studium?
Um die fachwissenschaftlichen Kenntnisse zu überprüfen, die weit über denen für die Schule nötigen liegen? Hmmm - ich favorisiere ja eine Art „duales Studium“ für Lehrer, Praxisbezug auf der einen und fachliche Ausbildung auf der anderen Seite. Nur wie man das machen will… keine Ahnung, es bräuchte zunächst fähige Ausilder. Doch sollten die doch auch als fähige Lehrer an der Schule bleiben, oder?
Ein Teufelskreis…
Gruß sannah
Hallo
Warum empfinden Lehrer ihre Arbeit als so hart?
Weil einige es sich unnötig schwer machen bzw. (wie schon
gesagt) für den Beruf einfach nicht geeignet sind.
Bei deiner Berufserfahrung sicherlich eine fundierte Aussage…
Wenn eine Antwort nicht in ihr Schema
passt, ist sie eben falsch. Und wenn sie nicht im
Lehrerhandbuch steht, dann oftmals auch.Wenn man es als Lehrer nötig hat bzw. so weit ist, sich in
dieses enge Schema freiwillig hineinzupressen, hat man den
falschen Beruf gewählt. Mein Betreuer im Schulpraktikum
(Geschichtslehrer und nebenbei Studienseminarleiter) sagte
mal: „Es gibt keine falschen Antworten, nur richtige und
weniger richtige.“
Gerade in Mathe sollte dir doch bekannt sein, dass es durchaus falsche Antworten gibt. Und zwar ohne wenn und aber!
Aber zum Thema, warum so viele Lehrer offensichtlich
ungeeignet für ihren Beruf sind:
Aus meinem Abijahrgang studieren sehr viele Leute „aus
Verlegenheit“ auf Lehramt, ihnen ist offensichtlich nichts
Besseres eingefallen und das Berufsfeld des Lehrers meinen sie
zu kennen. Und einige von denen möchte ich später nie vor
einer Klasse sehen… Jaja, ich weiß,
Persönlichkeitsentwicklung und so, aber - ich traue es ihnen
so, wie ich sie erlebt habe, einfach nicht zu.
OK, vielleicht erhebe ich mich damit selbst, aber dadurch,
dass ich schon eine gewisse Erfahrung in der Jugendarbeit
mitbringe, habe ich schon so etwas wie einen „pädagogischen
Blick“ entwickelt - zu sehen in hospitierten Stunden anderer
Studenten, die zum ersten Mal mit einer Gruppe Jugendlicher zu
tun hatten. Man geht ganz anders mit den Schülern um,
irgendwie gelassener, vielleicht liegt es daran, dass
Erfahrung souveräner macht?
Solltest du überhaupt einen „Vorsprung“ im pädagogischen Bereich gegenüber anderen Studenten haben, wird sich das aber sicherlich im Laufe der Zeit ausgleichen.
Und dass „Erfahrung“ souveräner macht glaube ich auch nicht. Es ist schon etwas anderes.
Dass man für eine
einzige Stunde oft 10 Stunden lang tüftelt, Texte oder andere
Aufgaben raussucht, redigiert, in einen Gesamtzusammenhang
setzt usw., erschließt sich ihnen oftmals zu spät.
Wer im realen Lehrerdasein für eine Stunde 10 Stunden lang tüftelt sollte sich ebenfalls fragen, ob er für den Beruf geeignet ist…
Für einen Unterrichtsbesuch OK, aber was machst du denn bei 28 Unterrichtsstunden in der Woche?
Was wollte ich jetzt eigentlich sagen? Ach ja, in unserer
Clique (allesamt zukünftige Gymnasiallehrer) kursiert der
Spruch: „Lehrer wird man nicht, Lehrer ist man.“ Und da
ist meines Erachtens mehr dran, als es auf den ersten Blick
scheint.
Und so schreibst du hier auch…
Gruß sannah
(sichtbar noch voller Idealismus, den sie sich hoffentlich bis
zur Pensionierung erhält *g*)
Idealismus?
Gruß,
Aragorn
falsche Antworten in Mathe (off topic)
Gerade in Mathe sollte dir doch bekannt sein, dass es durchaus
falsche Antworten gibt. Und zwar ohne wenn und aber!
Hallo Aragorn,
nein, das ist mir nicht klar. Und die Antwort darauf hat m.E. viel mit dem Schuelerbild des Lehrers zu tun.
Meine Jungs gehen in Klasse 6 der amerikanischen Schule (was immer das in D ist, der Durchschnitt ist 11 Jahre alt). Gerade habe ich mit dem einen Mathehausaufgaben gemacht. Keine Antwort war richtig (in deinem Sinn). Aber dann sind wir sie durchgegangen: siehe da, bei manchen war der Ansatz richtig, aber nicht richtig gerechnet (also nicht falsch, sondern weniger richtig), bei anderen hat er die Frage falsch verstanden, eine richtige Antwort auf die falsche Frage gegeben (also auch nicht ganz falsch, denn er hat immerhin die Textaufgabe mathematisch umgesetzt und dabei durchaus was gelernt), wieder bei anderen hat er richtig angefangen und einen kleinen Rechenfehler mittendrin gemacht (auch wenn das Endergebnis falsch war, hat er doch 80% richtig gerechnet).
Gerade bei Mathe, sobald es ueber 2+2=4 rausgeht, kann man viel Richtiges auch in ‚falschen‘ Antworten finden (bereits bei zweistelligen Zahlen, die zu addieren sind, kann ein Teil richtig gerechnet sein). Man muss sich nur anstrengen, dass Richtige zu sehen. Meine Mathelehrer frueher haben uebrigens schon vor 35 Jahren so gearbeitet, weshalb man immer Punkte fuer ausfuehrliche Darstellung von Problemen bekam, weil der Lehrer dann den Gedankengang nachvollziehen konnte.
Gruesse, Elke
Hallo,
hättest du genau gelesen, wäre die Antwort nicht nötig gewesen.
Meine Aussage lautet, dass es in Mathe durchaus falsche Antworten gibt.
Daraus folgt jedoch nicht zwangsläufig, dass alle Antworten falsch sind!!!
Beispiele gibt es dafür genug, auch in anderen Fächern oder Lebensbereichen. Im Übrigen sollte man sich auch darüber im Klaren sein, dass entscheidend ist, was hinten rauskommt. Im Berufsleben wird der Chef kaum sagen: „Gut, ihr Ansatz war richtig, also ist der Verlust durch Ihren Fehler nicht so schlimm.“
Gruß,
Aragorn
Halli,
Zudem fällt
es Lehrern schwer, die wirkliche eigene Meinung von Schülern
gelten zu lassen.
So kämpfen sie ständig damit, die Schüler
auch zu unterdrücken.
Puh, du scheinst da selbst ziemlich schlechte Erfahrungen mit deinen ehemaligen Lehrern gemacht zu haben, kann das sein? In gewisser Weise kann ich das zwar nach empfinden, aber mir war das immer Ansporn genug, um nicht selbst zu so einem Lehrer zu werden, wie du ihn beschrieben hast. Und ich würde auch nicht unbedingt alle in einen Topf werfen, denn es gibt viele Lehrer, die dem Bild, wie du es beschreibst, ganz und gar nicht entsprechen. Kämpfend macht Unterricht nämlich überhaupt keinen Spaß und zerrt, wie du es beschrieben hast, an den Kräften. Aber ich glaube, dass dies nicht der Grund dafür ist, warum viele Lehrer frühzeitig gehen. Du solltest vielleicht auch die andere Seite betrachten: es gibt Lehrer die gehen, weil sie die ganzen Missstände in Familien an den Kindern erleben und sehen, dass viele in Sackgassen geraten - das erleben sie Jahr für Jahr, versuchen zu helfen so gut es geht - denkst du nicht, dass so etwas auch an den Kräften zerrt? Zumal Lehrer nicht als Psychologen ausgebildet worden sind und daher selbst kaum mit den vielen Ungerechtigkeiten, die an Kindern verübt werden, zurande kommen. Oder oft bleibt es den Lehrern überlassen, die Kinder zu erziehen, weil die Eltern in Erziehungsfragen überfordert sind. Aber ist das Aufgabe eines Lehrers? Nebenbei bemerkt kann es aber nicht sein, dass ein Kind überhaupt nicht weiß, wann es denn zuhören sollte. Als Lehrer verlangt man - ich zumindest - nicht ständig Aufmerksamkeit oder versuche zumindest durch abwechselnde Phasen Raum für Unruhen zuzulassen. Aber einen gewissen Grad an Erziehung setze ich schon voraus, aber dieser gewisse Grad fehlt zunehmend. Es gibt Beratungsstellen für Eltern, die Hilfe für die Erziehung geben - aber wenn ich im Supermarkt bin und sehe wie eine Mutter ihr Kind Ohrfeigt, weil es etwas Süßes will und dies lauthals zum Ausdruck bringt, bildet sich auf meiner Stirn ein ganz großes Fragezeichen. Mit dieser Erziehung kommen Kinder dann in die Schule - ist da denn nicht alles schon irgendwie vorprogrammiert? Ich würde so gar bei manchem Lehrer schlichtweg von Überforderung reden. Auch die beste Ausbildung hilft da wenig. Schule und Eltern müssten viel mehr zusammenarbeiten - aber das ist wohl auch Utopie.
Zudem gibt es sicher auch viele Lehrer, die gehen, weil die Reformen bisher nichts getaugt haben, weil die Klassen zu groß sind, weil der Stoff so weltfremd ist und sie ein viel zu kleines Licht sind, um das effizient zu ändern. So was zerrt auch an den Kräften - immer gegen den Strom zu schwimmen.
Statt die Schuld nur bei den Lehrern zu suchen, sollte man die ganzen Umstände mitbetrachten und ich denke, da bei den Lehrern anzusetzen, ist viel zu spät. Das fängt schon, wie du richtig erkannt hast, in der Ausbildung an und geht noch viel weiter: bis zum Bildungsministerium. Glaubst du denn allen Ernstes einer der Bildungsminister hätte schon mal selbst unterrichtet bzw. regelmäßig Erfahrung im Unterrichten? Und glaubst du, die schulischen Erfahrungen der Berater würden nicht länger als zwei Wochen zurückliegen? Tja, aber von solchen kommen die Bildungslehrpläne, die Vorschrift zur Klassengröße, die Anzahl der Stunden, Reformen etc.
Stell dir vor, du arbeitest für einen Chef, der dir in deinem Bereich Vorschriften macht, von denen er allerhöchstens gelesen hat. Ich denke, da wärst du auch nur mehr als unzufrieden und würdest vielleicht auch resignieren.
Stell dir vor, du betreust einen Kunden. Dein Chef sagt dir, wie du es zu machen hast, der Kunde will aber ganz anders behandelt werden und jedes Mal, wenn du den Kunden seinen Wünschen entsprechend behandelst, quatscht dir dein Mitarbeiter rein, dass der Chef doch was ganz anderes gesagt hat.
Nichts anderes passiert in der Schule - aber soweit blickt man meist gar nicht. Übeltäter ist immer der Lehrer. Das Drumherum missachtet man ganz bewusst, denn sonst müsste man sich ja selbst an die Nase fassen und einsehen, dass man zu diesen ganzen Missständen auch etwas beigetragen hat. So ist das ein Kreislauf. Als Schüler sammelt man seine Erfahrungen, die man dann als Vater oder Mutter seinem Kind weitergibt: Lehrer sind faul und wissen alles besser.
Umstände werde da nicht genauer betrachtet, aber in einem Boot zu sitzen, würde für alle ja bedeutet, sie müssten alle mit anpacken - kritisieren vom Ufer aus ist da doch viel bequemer.
Kim, die aus dem Lehrerberuf ausgestiegen ist, weil sie
- Kinder mag
- das deutsche Schulsystem bei ihr große Fragezeichen hinterlässt
- effektiver außerhalb kämpft als innerhalb gegen einen großen Strom
zu schwimmen - vom Oberschulamt als „nicht fähig für das Beamtentum“ bezeichnet
wurde, weil sie dazu stand, dass das deutsche Schulsystem so wie es
jetzt ist, die besten Lehrer verliert - und der Oberschulamtsleiter zur Beruhigung auf sie einen Schnaps
trinken wollte (ich möchte nicht der Auslöser für Alkoholismus
werden) - sie im Musikbusiness ihre Erfüllung gefunden hat
- …
aus Fehlern lernt man…
Hallo Aragorn,
aber nur durch Fehler lernt man. Wer in Unternehmen Eigeninitiave und Eigenverantwortung fördern will, muss eine Unternehmenskultur schaffen, in der Fehler auch ok sind. Sonst traut sich nie einer, wirklich nach vorne zu gehen und eine Entscheidung zu treffen.
…und gerade in Schulen und Seminaren halte ich es für kontraproduktiv Fehler restriktiv zu bestrafen. Sicher. Rückmeldung geben, korrigieren, diskutieren, wie es besser geht. Aber nicht einfach sagen: falsch.
grüße,
barbara
Hallo Berit,
Ich möchte gerne hier noch ein paar Aspekte aus meinem Umfeld miteinbringen:
Vorallem vermisse ich bei den Lehrern meiner Kinder, mal platt gesagt, gestandene Persönlichkeiten. Eine Lehrerin gab unumwunden beim Elternabend zu, dass sie grundsätzlich immer Verständnis für die Streiche ihrer Schüler hat und sich scheut sie deswegen zu maßregeln oder gar zu bestrafen. Von der Tochter weiß ich, dass sie Strafen androht aber nie ausführt.
Manche Lehrer scheinen geradezu Unsicherheit auszustrahlen, wenn sie vor der Klasse stehen (wie gesagt, ich weiß es nur vom Hören/Sagen).
Nicht, dass ich mir einen „Besen“ wünsche, die gibt es in unserer Schule auch. Jene, die einfach Kollektivstrafen verteilen. Wie motivierend - es gibt nämlich Schüler die sich Mühe geben trotz der vielen schwatzenden Kameraden konzentriert zuzuhören, und dürfen dann die Strafarbeit mitmachen.
Komische Lehrer hat es auch zu meiner Zeit gegeben. Aber diese „wie-hättet-ihr-es-gerne“ Methode ist an unserer Schule ziemlich verbreitet.
Da hilft dann auch keine Schulreform. Das ist meiner Ansicht nach Grundhandwerk, das ein Lehrer beherrschen sollte, wenigstens versuchsweise sich Gehör zu verschaffen. Wer prüft das eigentlich nach, wird das überhaupt von Lehrern verlangt?
Aber ehe ich hier einen Roman schreibe, wie wäre es mal mit
einer Schulreform, die sich gewaschen hat. Lehrpläne ausmisten
- einen völlig neue Unterrichtsstruktur - das wirkliche Leben
wieder mit in die Schule hineinbrigen nur um mal ein paar Dinge
anzuregen.
An unserer Schule fehlt es elementar:
- 32-35 Kinder sind zuviel in einer Klasse
- gleich nach 4 Wochen Schule fällt querbeet Unterricht aus (Krankheit, Lehrermangel, Fortbildung)
- wenn Lehrer einspringen, wird der Unterricht nicht fortgeführt, stattdessen Hausaufgaben gemacht oder Klassenspiele angeboten
an Corinnas Idee anknüpfend:
Wenn eine Firma so arbeiten würde… - bei zu hoher Nachfrage können Aufträge nicht erledigt werden
- Personal fällt aus und wird nicht ersetzt
- wenn Personal vorhanden ist, wird nicht an den anstehenden Aufträgen gearbeitet
…verzeichnet sie nicht nur Umsatzeinbußen, sondern verliert an Ansehen und Integrität.
Meiner Ansicht nach geht unser Staat mit seinem Auftrag Kinder zu unterrichten sträflich nachlässig um. Ein nicht akzeptabler Zustand, den wir alle viel zu lange schon hingenommen haben.
gruß
grilla
Puh, du scheinst da selbst ziemlich schlechte Erfahrungen mit
deinen ehemaligen Lehrern gemacht zu haben, kann das sein?
Jain, ich selbst habe in meiner Schulzeit nur einmal etwas erlebt, wo ich mich heute noch an den Kopf fasse, wie so etwas angehen kann. Wir sollten einmal (zwangsweise) jeder eine persönliche Meinung zu einem Thema sagen. Nachdem ich meine persönliche!!! Meinung geäußert hatte, kam aus dem Munde der Lehrerin ein ziemlich harsches „Quatsch!!!“. Ich frage mich, wie eine persönliche Meinung Quatsch sein kann.
Aber Meine Aussage beruht auf einer anderen Erfahrung. Ich bin im Bereich Schülerhilfe tätig (u.a.) Leider muss ich sehr oft feststellen, dass Lehrer entweder etwas Falsches als wahr verkaufen, Aufgaben stellen, die ohne Lehrerhandbuch für Schüler völlig unverständlich sind (habe ich auch erst gemerkt, als ich aus dem Schuldienst ausgeschieden bin und kein Lehrerhandbuch mehr zur Verfügung hatte) oder wirklich nur eine einzige Möglichkeit, und zwar die, die sie für richtig halten, gelten lassen, obwohl es mehrere Lösungen gibt. Im Grunde ist das Schülerleben sehr oft ein einziges Rätselraten, was der Lehrer denn nun gerade heute von ihnen will.
Und ich würde auch nicht
unbedingt alle in einen Topf werfen, denn es gibt viele
Lehrer, die dem Bild, wie du es beschreibst, ganz und gar
nicht entsprechen.
Ja, da gebe ich dir Recht. Verallgemeinerung ist niemals gut und das will ich auch nicht. Aber leider ist es die große Mehrheit von Lehrern, die so sind. Ich freue mich über jeden Lehrer, der es besser macht. Und die gibt es natürlich auch. Ich bitte auch alle Lehrer, die es wirklich gut machen, sich hier nicht angesprochen zu fühlen. Aber genau diese Lehrer werden mir auch zustimmen, dass es leider viel zu viele von der anderen Sorte gibt.
Aber ich glaube, dass dies nicht der Grund dafür ist,
warum viele Lehrer frühzeitig gehen. Du solltest vielleicht
auch die andere Seite betrachten: es gibt Lehrer die gehen,
weil sie die ganzen Missstände in Familien an den Kindern
erleben und sehen, dass viele in Sackgassen geraten - das
erleben sie Jahr für Jahr, versuchen zu helfen so gut es geht
- denkst du nicht, dass so etwas auch an den Kräften zerrt?
Ja, auch da hast du Recht. Das Ganze ist natürlich viel komplexer. Aber ich habe zum Beispiel in meiner Zeit als Lehrerin versucht, den Kindern Stärke, Eigenverantwortung und Selbstbewusstsein zu vermitteln. Und dazu braucht man nicht das Elternhaus zu verändern. Wenn die Schüler das begriffen haben, was natürlich nicht ganz einfach ist und ich auch lange nicht immer erfolgreich war, dann sind sie auch stark genug, ihr Elternhaus händeln zu können. Die Eltern werden wir nicht mehr verändern. Aber wir müssen anfangen, die Schüler stark und selbstbewusst zu machen. Sonst wird sich nie etwas in unserer Gesellschaft verändern.
Aber einen gewissen Grad
an Erziehung setze ich schon voraus, aber dieser gewisse Grad
fehlt zunehmend.
Ich darf und kann nichts voraussetzen. Ich muss jedes Kind so nehmen wie es ist und daraus das Beste machen. Wenn ich dich z.B. im Urwald aussetze nur mit einem Sextanten und dann sage, du bist ja klug, denn als Lehrer musst du so etwas wissen, also kannst du jetzt auch deinen Heimweg finden, dann würdest du wohl auch blöd aus der Wäsche gucken. Gut, ein blödes Beispiel, aber vielleicht macht es ja deutlich, was ich meine.
Als Lehrer hat man die Aufgabe, das Kind, den Schüler anzusehen. Wer ist das, was kann er. Und dann muss ich für diese Individuum mir etwas ausdenken. Stelle dir mal vor, du hast 10 Schüler in deiner Klasse. (ich weiß, Traumvorstellung). Du sollst eine Deutschstunde geben. 2 Schüler können noch nicht einmal seinen eigenen Namen schreiben. 2 Schüler können kaum Deutsch. 2 Schüler sind mittelmäßig begabt, 2 Schüler können schon ganz gut was und 2 Schüler sind einfach hervorragend. Du musst also 5 verschiedene Unterrichtsstunden für diese eine Stunde vorbereiten. Unmöglich, sagst du? Nein, das ist Praxis. Und zwar in Dänemark. Dort habe ich genau solche Bedingungen vorgefunden. Und es geht. Ganz nebenbei muss man dann noch den auffälligen Schüler bändigen, einen Außenseiter in die Gruppe integrieren, vielleicht noch einen Schüler eine Weile festhalten, weil dieser auf einen anderen losgeht. Und da wird nicht gesagt, wenn die Eltern nichts tun, lassen wir den Schüler eben fallen. Nein, das sind zwei Bereiche.
So was zerrt
auch an den Kräften - immer gegen den Strom zu schwimmen.
Ja, vor allem, weil es viele Kollegen gibt, die Angst vor Veränderung haben. Denn dann müssten die sich ja auch bewegen.
Stell dir vor, du arbeitest für einen Chef, der dir in deinem
Bereich Vorschriften macht, von denen er allerhöchstens
gelesen hat. Ich denke, da wärst du auch nur mehr als
unzufrieden und würdest vielleicht auch resignieren.
Also, ich würde folgendes machen: Ich würde den Schülern den Lehrplan vorlegen und sagen, Leute, dass ist, was ihr laut Regierung lernen müsst. Ich finde so manches davon absolut blödsinnig, aber da müssen wir gemeinsam durch. Also, macht mal Vorschläge, wie wir das am Besten zusammen schaffen. Ich mache zwar, was der Chef will, aber nicht, wie er es will. Und wenn dem das nicht passt, dann gehe ich. Leidtragende sind dann die Schüler, die man zu unmündigen Bürgern erzieht, damit sie später schön machen, was der Chef will.
Umstände werde da nicht genauer betrachtet
Das sehe ich anders, denn ich führe viele Elternberatungsgespräche. Und da geht es immer darum, dass ein Lehrer seine Macht auslebt oder nicht mit sich reden lässt, aus Angst, plötzlich schwach dazustehen. Lehrer, die Problem haben und das auch zugeben, werden ganz anders von Eltern angesehen (nämlich positiv) als Lehrer, die diese vertuschen hinter Starrköpfigkeit.
Im Übrigen hast du Recht. Wer anders sein will und Kritik übt, geht lieber und verlässt das sinkende Schiff Schule. Habe ich auch so gemacht.
Auch hallo,
…und gerade in Schulen und Seminaren halte ich es für
kontraproduktiv Fehler restriktiv zu bestrafen. Sicher.
Rückmeldung geben, korrigieren, diskutieren, wie es besser
geht. Aber nicht einfach sagen: falsch.
Ach so…
grüße,
A.