Hallo,
das Ganze klingt nicht gut. Ich hatte zunächst auch drauf gehofft, dass die Lehrerin nur einen schlechten Tag hatte, sich im Ton vergriffen hat und die Sache mit einem Gespräch aus der Welt zu schaffen ist.
Nach deinem letzten Post hat das aber wohl leider nicht funktioniert. Nun musst du gut überlegen, wie du weiter vorgehen willst. Du musst damit damit rechnen, dass die beiden Siebtklässler umkippen, wenn sie aufgefordert werden, ihre Aussage vor dem Schulleiter und/oder der Lehrerin zu wiederholen. Je nachdem, wie das Klima an dieser Schule ist, wäre es ihnen nicht mal zu verdenken, wenn sie Angst vor möglichen Repressalien hätten.
Heißt: Stelle noch mal in aller Ruhe sicher, dass sich die Sache tatsächlich so zugetragen hat, wie dein Kind sie geschildert hat. Mache ihm klar, dass du dich gerne für es einsetzt, dass es aber dabei sehr wichtig ist, dass es wirklich die Wahrheit gesagt hat. Sag ihm, dass du verstehen könntest, wenn es im ersten Frust vielleicht ein bisschen übertrieben hätte, dass es aber fair wäre, dir gegenüber ehrlich zu sein, bevor du dich mit dem Schulleiter auseinandersetzt.
Damit machst du deinem Kind zum einen die Tür auf, auszusteigen, wenn sich hier vielleicht nur was entwickelt hat, aus dem es nun nicht mehr so einfach rauskommt. Zum anderen wird auch klar, ob dein Kind überhaupt eine Einmischung von deiner Seite möchte. Manchmal wollen Kinder auch nur einfach ihren Ärger zuhause loswerden, ohne gleich die mütterliche Kavallerie loszuschicken. Nicht selten befürchten Kinder dann nämlich erst recht Ärger in der Schule - und oftmals leider nicht zu unrecht. In diesem Fall solltest du dem Wunsch deines Kindes folgen, auch wenn dein eigener Gerechtigkeitssinn etwas anderes möchte. Du läufst sonst Gefahr, dass dein Kind dir zukünftig lieber nichts mehr erzählt.
Wenn aber nach eurem Gespräch klar ist, dass das Ganze den Tatsachen entspricht, und dein Kind möchte, dass du dich für es einsetzt, dann sammle mit ihm noch mal die Vorfälle, bei denen es ungerecht behandelt wurde. Notiere dir Zeitpunkt und Wortlaut und eventuelle Zeugen. Kläre mit deinem Kind, was ihr erreichen wollt. Nur eine Beschwerde loszuwerden, führt zu nichts außer Ärger. Ein klares Ziel zu formulieren, wie etwa eine Entschuldigung der Lehrerin beim Kind oder die Bitte, bei anhaltenden Problemen bitte dich als Mutter zu kontaktieren, sind hilfreicher. Es steht ja auch im Raum, dass dein Kind vermutlich aus einem konkreten Grund nachsitzen musste, der ebenfalls nicht einfach unter den Tisch gekehrt werden sollte.
Lass dir beim Schulleiter einen Termin geben und tauche nicht unangemeldet auf. Du läufst sonst Gefahr, erneut abgewimmelt zu werden.
Schildere dem Schulleiter ruhig und aggressionsfrei, was passiert ist. Wenn du die Stacheln stellst, treibst du ihn von Anfang an in eine Verteidigungshaltung, die einem guten Gespräch nicht dienlich ist. Bitte ihn darum, das Ziel, das du vorher mit deinem Kind besprochen hast, umzusetzen.
Wenn er abblockt - und nur dann - kündige an, dass du weitere Schritte unternehmen wirst, da für dich zu klären ist, ob es sich um Mobbing deinem Kind gegenüber handelt. Es ist zu erwarten, dass er dann zugänglicher werden könnte. Wenn nicht, wende dich an den Elternbeirat und - wenn das ebenfalls zu nichts führt - an die Schulaufsichtsbehörde. Protokolliere zu diesem Zweck alle Details - auch das Schulleitergespräch in dessen Beisein. Das soll er ruhig mitkriegen.
Du siehst, dass da einiges in Bewegung geraten kann, deshalb sollte über allem immer der Gedanke stehen, ob sich das Ganze wirklich lohnt. Manchmal ist es klüger, das Kind einfach nur zu trösten und Dinge auch hinzunehmen - zumindest dann, wenn es sich um einmalige Verfehlungen handelt. Dann ist eine Auseinandersetzung mit allen Konsequenzen oftmals den Ärger nicht wert.
Anders kann es aussehen, wenn es ein dauerhaftes Problem ist. Auch da sollte man aber immer überlegen, was tatsächlich mehr dem Wohl des Kindes dient.
Schöne Grüße
Jule