Moin,
Mal eine Antwort aus der Sicht des Lehrenden an einer Uni (Mathematik und Mechanik):
aus aktuellen Anlässen muss ich mir gerade darüber Gedanken
machen welchen Einfluss die Leistungskurse in der gymnasialen
Oberstufe Auswirkungen auf das Studium (Kurswahl) hat. Hat man
z.B. wenn man Biologieleistungskurs gewählt hat einen
signifikanten Fortschritt im Biologiestudium gegenüber
Schülern, die z.B. Matheleistungskurs hatten?
nein, das macht keinen all zu grossen Unterschied. Das Wissen, welches ind er Schule vermittelt wurde, reicht für maximal ein Paar Wochen. Und gerade im naturwissenschaftlichen Bereich, also auch Biologie, scheitern viele Studenten an der Mathematik und Physik im Grundstudium, so dass ich eigentlich so langsam zur Ueberzeugung komme, dass Mathe LK eigentlich fuer jeden, der in diesen Bereich (+ Alles, wo Statistik auftaucht) gehen will, ganz sinnvoll ist, sinnvoller jedenfalls, als sich etwas darauf einzubilden, „fachspezifische“ Leistungskurse belegt zu haben. Ein Leistungskurs ist hoechstens ein offensichtlicher Indikator dafuer, dass man Interesse an einem Fach hat, aber das sollte man eh haben, wenn man etwas studiert, unabhaengig von der Schulhistorie.
Was viel staerker wirkt, als LK oder nicht LK, und was man gerade in kleinen Gruppen sofort merkt, ist die Frage, wo das Abi gemacht wurde und welcher Anspruch die Schule stellte. Waehrend die eine Haelfte der Studenten zwar auch nicht „alles“ weiss, sich aber das Wissen mit Unterstuetzung erarbeiten kann (dafuer bin ich ja schliesslich da) und will und wenigstens schon Mal gehoert hat, dass es irgendwie Ableitungen und Integrale gibt, scheitert die andere Haelfte daran, die Gleichung Strecke=Geschwindigkeit*Zeit nach der Zeit aufzuloesen und behauptet fest, die Worte „Ableitung“, „Sinus“ und „Satz von Pythagoras“ nie gehoert zu haben. Wohlgemerkt, angehende Maschinenbauer, die das voellig freiwillig machen. Dieses Null-Wissen ist nicht Mal Inhalt der Oberstufenmathematik und ist nicht darin begruendet, dass man LK oder nicht LK gemacht hat, sondern einfach darin, dass Abi nichts mehr wert ist und man gewoehnt ist, dass alles 20 Mal vorgekaut wird, bevor es kritisch wird und man eigenes Wissen nachweisen muss. Punkt.
Macht es einen großen Unterschied, wenn ein Schüler bis zur
11. Klasse bestimmte Fächer in Englisch unterrichtet wurde und
dann ab der 12. diese Fächer in Deutsch unterrichtet werden
(z.B. Chemie, Physik und Biologie)?
Ich denke, nicht. Es schadet sicher nicht, keine Angst vor englischen Texten zu haben und sich ein Paar Fachwoerter schon Mal gemerkt zu haben. Man kommt im Studium oft relativ frueh mit Texten in Englisch in Beruehrung und sei es als Handbuch zu irgendeinem Werkzeug, was man im Praktikum oder so benutzen soll oder Tutorial einer Programmiersprache. Lehrveranstaltungen in Englischer Sprache tauchen meist erst im Master-Studium auf (Ausnahmen existieren).
Bei bilingualen Schulfaechern muss man sich die Frage stellen, ob es da bei der Motivation das anzubieten und als Schueler daran teilzunehmen darum geht, tatsaechlich fachlich etwas zu lernen, oder „nur“ darum, sein Englisch zu verbessern (was ja an sich nicht schlecht ist), oder ob man das rein aus dem Grund macht, dass das irgendwie schick ist.
Gruss
Paul