hallo ihr lieben
(achtung, es könnte lang werden)
ich mache mir sorgen um eine freundin. das heißt, nicht nur ich, sondern eigentlich alle, die sie kennen.
sie ist absolut gut in der schule, alles was schlechter als 15 punkte ist, ist für sie ne beleidigung oder sie ärgert sich maßlos über sich selber. andererseits freut sie sich diebisch, wenn jemand der sonst gleich gut oder besser ist, mal eher daneben gegriffen hat als sie.
erfährt sie, dass jemand besser is als sie irgendwo, dann schlägt jegliche neutralität oder sympathie dem gegenüber in hass um.
sie ist sehr introvertiert, geht nie weg (ich meine keine disco-exszesse o.ä., sie macht auch so kaum was), und wenn dann doch, dann nur zu lernzwecken. ihre einzige beschäftigung ist lernen, lernen, lernen und wenn dann noch zeit bleibt: lesen (reiseführer o.ä., oder tiefgreifende bücher). neulich war sie mal krank, grippe oder so, kam mit fieber in die schule und erzählte, dass sie am wochenende noch ne freiwillige hausaufgabe gemacht hat, weil sie sonst ein schlechtes gewissen kriegt und denkt nichts gelernt zu haben. genauso verhält es sich bei freistunden/ausfall…das geht ihr auf den keks, weil dann lernt sie ja nichts.
es ist fast unmöglich ihr fragen zu stellen nach ihrer meinung, weil dann stattdessen immer gleich ganze abhandlungen zu dem thema kommen (bsp: wie fandst du das buch „der sandmann“?) sie sagte mal, dass sie sich schlecht fühle, wenn jemand sagt, irgendwas wär allgemeinwissen und sie hätte davon keine ahnung. dann holt sie dieses „defizit“ (obwohl allgemeinbildung ja jeder anders definiert) jedesmal im doppelten maß wieder auf.
ich mach grad fahrschule. heut hatt ich mal meine prüfungsbögen mit, weil ich nichts zu tun hatte und n bisschen kreuzeln wollte. sie wollte auch einen bogen machen, spaßenshalber, ich gab ihr einen, und als sie das ding dann mit 5 punkten abschloss, was ich für prima befinde, da sie a) noch über ein jahr zeit bis zur fahrschule hat, und auch noch keinen anderen führerschein hat und b) damit ja bestanden hätte! sie allerdings ärgerte sich fast wieder schwarz, dass es nich null punkte warn.
und dann ist da noch ein weiteres problem. sie hängt sehr an einer freundin aus unsrer clique. an dem is ja ansich nix schlechtes, allerdings wird sie für das mädchen zur klette, sie hängt wahnsinnig an ihr dran (und der anderen geht das schon auf den nerv) und macht dann uns andern gegenüber einen auf „das is meine, geht ja alle weg“. dabei ist die andere mit uns allen gut befreundet und auch nicht gewillt, da was dran zu ändern. andererseits ist sie anderen gegenüber total gehemmt, sie hat drei menschen, die himmelt sie maßlos an, sie will genauso werden wie die, aber allen anderen gegenüber traut sie sich gar nichts, sie will ja niemanden mit ihrer anwesenheit belasten, so ungefähr (auch nich besagter freundin). in ihrer gegenwart muss man ständig die entscheidungen treffen, sie will sich immer nur einfügen. wir versuchen schon, dem bissel entgegenzuwirken, indem wir mal bewusst uns zurückhalten…dann passiert aber gar nichts, weil sie noch nie mal was definitiv gesagt hat, nicht mal so banale dinge wie „wir gehn jetzt rechtsrum“…selbst da muss eine von uns den anfang machen.
ich weiß nich richtig, wie wir ihr das mal sagen können, weil wenn man kommt mit „ich möchte mit dir reden“, dann schaltet sie auf skeptisch, sagt überhaupt nichts mehr und man weiß nicht: hat sie das jetzt eingepackt? findet sie das ungerechtfertigt? irrt man sich vielleicht? kurzum: man bekommt kein feedback ob das gespräch jetzt was genützt hat.
ich mach mir einfach sorgen, dass sie sich eines tages mal überarbeitet (studium) und dass sie, wenn wir nach dem abi alle sonstwohin verschwinden gar keine neuen kontakte mehr knüpft. ich - oder besser so ziemlich alle - würden ihr gern mal zeigen, was das leben und sie selbst außer lernen und wissen noch für qualitäten hat, nur wissen wir nicht, wie wir das anstellen können, ohne dass sie sich noch weiter ins schneckenhaus zurückzieht und damit sich noch mehr ihren büchern widmet.
habt ihr vorschläge?
besorgte grüße
yvi