'Loodsch' und 'rean'

hallo zusammen,

die anja hat mich draufgebracht mit ihrer „schiachn“ frage :smile:

wie ich vielleicht schon mal erwähnt habe bin ich gebürtige chiemgauerin; „bei uns“ sind die beiden begriffe in der überschrift sehr gängig.

zur erklärung:

ein „Loodsch“ (ich habe keine ahnung, wie ich das schreiben soll; ich hab es auch noch nie geschrieben!) ist ein depp, ein idiot, ein trottel; allerdings KANN es auch *fast* liebevoll gebraucht werden, eher in der bedeutung von „du dummerchen“, dann aber immer(?) in wendungen wie "mei, du bist a so a loodsch…)

„rean“ könnte evtl. von „greinen“ kommen. auf alle fälle bedeutet es „weinen“:
mia rearn z.b. auf beerdigungen… also echtes weinen!

„trenzn“ auf der anderen seite ist eher abfällig: „trenz ned umanand!“ (-> stell dich nicht so an!)

hmm… etwas wirr das ganze, muß ich feststellen :smile:

meine frage geht vor allem an die österreicher:
kennt ihr diese wörter? und wenn ja, ist die bedeutung die gleiche?

meiner erfahrung nach können bereits münchner - ja, es gibt solche, die bairisch sprechen, äääh, verstehen :wink: - damit überhaupt nichts anfangen. die inzeller hingegen, die ja einen ganz eigenen dialekt sprechen, kennen das auch.

also nochmal: benutzt jemand diese wörter?
und: grade bei „loodsch“ würde mich die herkunft interessieren.

danke
und sorry wegen des geschwafels :smile:
und herzliche grüße,
miranda

hallo, Miranda,

im bayrischen Wörterbuch ist der „Loodsch“ nicht zu finden, im österreichischen schon. Dort wird er „Latsch“ geschrieben mit einen o über dem a.

Als Bedeutung wird gutmütiger, meist ausgenützter Trottel angegeben.

Dabei stehen noch latschen = schleppend, langsam gehen. Und in einer Klammer steht: daher vielleicht Latsch.

Und dann gibt es noch lätschert = schlapp, welk, lommelig.

„rean“ könnte evtl. von „greinen“ kommen. auf alle fälle
bedeutet es „weinen“:

rearn / rern / röhren gehen zurück auf ein mhd „rêren“ = blöken, so wie es die Schafe, aber auch die Hirsche tun.

„trenzn / trensn“ kann ebenfalls weinen bedeuten, aber so ein trieliges, friefiges Rotz und Wasser runterlaufenlassendes; auch die Bedeutung „sabbern“ ist möglich.

meine frage geht vor allem an die österreicher:

Wieso die? Frag doch gleich mich! :wink:

Gruß Fritz

Hallo, Miranda,

ein „Loodsch“ […] ist ein depp, ein

möglicherweise leitet sich das von „Latsche“ ab, was als "nachlässig gehender, ungeschickter Mensch " im dtv-Ethymologischen Wb steht. mit einem Hinweis auf Goethe „mit latschen Füßen“

„rean“ könnte evtl. von „greinen“ kommen. auf alle fälle
bedeutet es „weinen“:

obwohl „röhren“ wohl näher kommt (ahd „reren“ (8.Jh.)auch die Bedeutungen „brüllen, schreien, heulen, klagen“ sind aufgeführt.

„trenzn“ auf der anderen seite ist eher abfällig: „trenz ned
umanand!“ (-> stell dich nicht so an!)

Dazu vielleicht als Vorschlag „tränen“ (mhd „trehenen“ = weinen)

hmm… etwas wirr das ganze, muß ich feststellen :smile:

Gar nicht so wirr :smile:
Die drei Worte sind durchaus bekannt.

Grüße
Eckard.

Boooh! 1 in Worten eine Minute! (owT)
FR

Hallo Miranda,

Hier die österreichische Antwort:

ein „Loodsch“

Das kommt der Aussprache am nächsten :wink:)
Für mich der gutmütige Kerl, der sich fast immer fast alles gefallen läßt. Die Bedeutungen Depp etc. assoziiere ich damit nicht.

„rean“

„rehrn“ würde ich schreiben
Ist weinen, und zwar eher das unangenehm hörbare. Kann aber auch die Bedeutung von „jammern“ haben (rehr mi net au mit de G’schichtn).

„trenzn“

Kenne ich nur in der Bedeutung „sabbern“

also nochmal: benutzt jemand diese wörter?

Ja, sicher doch :wink:)

und: grade bei „loodsch“ würde mich die herkunft
interessieren.

Dr.hc. Peter Wehle („Sprechen Sie Wienerisch?“) hüllt sich diesbezüglich in vornehmes Schweigen (= er is schmähstad).

Seawas
Barney

hi fritz,

(lätschert ist mir durchaus geläufig: fad, langsam, unflexibel…) aber das nur am rande :smile:

Wieso die? Frag doch gleich mich! :wink:

*lol*
ich wußte nicht, daß du grad da bist!
in diesem fall hätte ich mit „hallo fritz, bitte hilfe!“ überschrieben :wink:

m.

Schaut in den Grimm!
Liebe Dialektler, lieber MOD-Fritz,
i tat sågn, das Grimmsche DWB khearat in der Brettbeschreibung gånz
obm hi!

Ich hab darin schon sehr viele Erklärungen für Dialektwörter gefunden („Dialektgoogle“), das hierher Kopierte ist nur ein Teil dessen, was zu „rehren“ angeführt ist.
„Rean“ wird bei uns ausschließlich für ‚weinen‘ verwendet (neben noch einigen anderen Ausdrücken dafür, je nach der Art des Weinens: schnupfetzn, bleggetzn, blehn ); das Wort ‚weinen‘ gibt es in unserem Dialekt nicht.
A ‚Reabeidl‘ ist ein Mensch, der leicht weint, aus welchen Gründen auch immer…
Den ‚Låtsch‘ gibt’s auch: a guater L. = ein gutmütiger (aber nicht dummer) Mann.

Soviel aus dem Salzburger Land!
Helene

Grimm:
REHREN, verb. brüllen, blöken, schreien; ein im westgermanischen verbreitetes wort, ahd. rêrên : rêrêntes balantis (hoedi) GRAFF 2, 533, mhd. rêren; ags. rârigean, mittelengl. rârin, neuengl. roar; nl. reeren, boare, mugire, et clamare instar cervi cervam appetentis KILIAN; die mnd. form ist raren SCHILLER-LÜBBEN 3, 422b, vergl. dazu rahren oben sp. 71, neund. rären WOESTE 211a, ostfries. reren, rären, seltener raren TEN DOORNKAAT-KOOLMAN 3, 32b. das wort mit der reduplication in seinem stamme ist wol nur intensiv lautmalend, vergleiche mit urverwanten wörtern bleiben ausgeschlossen. rehren gilt (mit der nebenform röhren, s. d.) zunächst vom thiergeschrei, vom esel, hirsch, rind, ziege, vgl. WACKERNAGEL voces var. anim. 61–68, von der gans 50; bair. rêren, schreien wie das rind SCHM. 3, 132 Fromm.; ebenso rearen in Tirol, aber auch vom hunde: toatnrearer sind heulende hunde, die baldigen tod anzeigen durch ihr rearn. SCHÖPF 549; baslerisch räre, knurren, von der zornigen katze. SEILER 235a; vom geschrei des groszviehs allgemein, in einer reimformel: daz man dem gotzhus sol geben ze val daz best houpt, das er het im hus. und were daz er nit bessers hetti da noch anderswa, weder blerents (blökendes) noch rerentz (brüllendes), so sol er gen 1 schilling pfenning. weisth. 4, 499 (St. Blasien, von 1373); und von thieren überhaupt:

sô gêt daz vihe uf dem velde,
daz tier ûz dem walde,
vil loute si rêrent,
sô si zesamen chêrent,
mit loutem geschreie.
fundgr. 1, 199, 7;

vom weinen der frauen oder kinder schon ags.: seó dreórige môdor þâ … rârigende hî astrehte ät þäs hâlgan apostoles fôtum. ÄLFRIC homil. 1, 66; im niederdeutschen in derber rede, aber ohne verächtlichen beisinn: he rerd as 'n ketelbeter, he rêrde ût fan pîn u. ähnl. TEN DOORNKAAT - KOOLMAN a. a. o.; westfäl. roeren, weinen, von kindern (sonst blöken, brüllen vom ochsen, schreien vom esel). WOESTE; schweiz. räre im zorn rauh krächzend, gurgelnd sprechen; schreien, kreischen, mit rauher stimme reden. SEILER; sonst, namentlich im bair. sprachgebiete mit dem nebenbegriff des kindischen oder feigen, daher tirol. der rearer, mensch der immer weint, schimpf gegen verzagte, mutlose. SCHÖPF a. a. o.; in Kärnten von heulenden kindern:

rearen und lachen
geat zamm in an kachel.
kinderreim bei LEXER 207;

endlich auch von dingen, knirschen, kreischen: denn wenn der pucks (der bock, wodurch die mühlstange geht) rehret, so ist er nicht verkeilet, rehret er aber nicht, so ist er wohl verkeilet. COLERUS hausb. (1640) 15; der rehrende stein ist bös zu schneiden. hausapoth. 199; in der Heanzen-mundart di tiar guikitzt oder rêrt, die thüre knarrt. FROMM. 6, 182; schweiz. rere, die schnarre, die in der heiligen woche statt der glocken in katholischen gegenden gebraucht wird, in bewegung setzen. HUNZIKER 204; rärren, rerren STALDER 2, 258. in Basel wird räre von einer unvollkommenen aussprache des r, einer dortigen eigenthümlichkeit, gebraucht. ebenda. SEILER 235b.

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hallo barney,

wien ist weit weg! (leider…)

aber immerhin: ich liege offenbar nicht soooo falsch mit meiner annahme, daß der chiemgau das nordwestliche ende ist :smile:
daß sich die bedeutung nicht genau deckt, können wir wohl vernachlässigen, oder? (immerhin kennt man die worte in münchen GAR NICHT!)

grüß mir die wiener :smile:
miranda

Naja, mein Lieber,
man muss ja Fuchs und Hase zugleich sein, um in diesen :FR-verseuchten Brettern noch das eine oder andere Sternchen abstauben zu können :smile:
Grüße
Eckard.

Abstauben!
Naja, mein Lieber!

man muss ja Fuchs und Hase zugleich sein, um in diesen
FR-verseuchten Brettern noch das eine oder andere Sternchen
abstauben zu können :smile:

Diesmal ist das Verhältnis 0:2 zu deinen Gunsten! :wink:

Gruß Fritz

Liebe Dialektler, lieber MOD-Fritz,
i tat sågn, das Grimmsche DWB khearat in der Brettbeschreibung
gånz
obm hi!

Hallo, Helene,

den Grimm habe ich im Deutschbrett verlinkt. Sollte ich ihn auch noch ins Dialektbrett stellen?

Wäre keine Affäre.

Fritz

Servus Fritz!

den Grimm habe ich im Deutschbrett verlinkt.

Ich weiß; von da hol ich ihn mir, wenn ich ihn fürs w-w-w brauche.

Sollte ich ihn auch noch ins Dialektbrett stellen?

Rein zwengs der Bequemlichkeit (fi mi…)
Ich weiß nicht, wie’s den andern geht - aber eine Fundgrube für den Dialekt ist er, der Grimm; Herkunft der Wörter, Zusammenhänge usw…
Und wenn ich no gschaftig sei (=sich wichtig machen) derf: Steck ihn bitte nicht in die Linkliste, sondern pick ihn solo in die Brettbeschreibung, wie gesagt - zwengs der Bequemlichkeit :wink:

An schen Tåg und a guate Zeit!
Helene

Servus Helene,

kennst du den Ausdruck auch für bequem?

Den guadn Låtsch kenne ich männlich und weiblich und ist ein
gutmütiger Mensch, dem nichts so schnell aufregt, der Sachen macht für die andere zu bequem sind, der bei Streitereien nachgibt…

I woas eh, i bin hoit a guada Låtsch, drum moch ma des wias du moanst.
(Ich bin so gutmütig, darum machen wir es so, wie du es willst mein Schatz.)

Mei, sei a guada L. und nimm die um des an.
(Bitte sei so gut und nimm dich der Sache an)

I mochats net, oba der/die is hoit a guada L. und drum mochans es.
(Ich würde es nicht machen, aber der/die ist so gutmütig und macht es)

Der guade Låtsch ist keinesfalls dumm, eher der Gescheitere der nachgibt. :wink:)

Ein „guada Låtsch“ sind z.B. auch manch Lehrer/in die geduldig immer wieder für andere im Wörterbuch nachschlagen *fg*

Herzliche Grüße an dich von
Kerbi

Dein Wunsch war mir Befehl! MOD
Grüß dich, Helene und auch alle anderen interssierten Nutzer!

Ich hab ja das Grimmsche Wörterbuch längst bei meinen Favoriten. :wink:

Aber jetzt ist es auch im Dialekteröffnungsbrett zu finden.

Allerdings scheint Trier gerade technische Schwierigkeiten zu haben, da man nicht durchkommt.

Machs auch gut!
Fritz

Aber jetzt ist es auch im Dialekteröffnungsbrett zu finden.

„Loh da Gotts 1000mal! Dafi schmeiß i dir amål an Stoa as Kreiz!“, so bedanken sich Pinzgauer :wink:
(Vielleicht schaff ich’s 04 nach München, dann nehm ich einen mit)

Allerdings scheint Trier gerade technische Schwierigkeiten zu
haben, da man nicht durchkommt.

Bei mir hat’s aufs erste Mal geklappt!

:smile: Helene

Griaß di, Kerbi!

kennst du den Ausdruck auch für bequem?

Ich kenn den Ausdruck, er ist aber nicht typisch für unsere Gegend.
Je nach dem, wofür das Wort gebraucht wird, kommt fauö, kamott, håpadatschat zum Einsatz.

Den guadn Låtsch kenne ich männlich und weiblich

Den Latsch ( also der gute Mensch von nebenan…)hast du ja in allen Varianten charakterisiert :smile:; eine Frau mit dererlei Eigenschaften ist bei uns „a guate Haut“, event. noch „a guate Lappin“ .

Ein „guada Låtsch“ sind z.B. auch manch Lehrer/in die geduldig
immer wieder für andere im Wörterbuch nachschlagen *fg*

Wen du da wohl meinst? :wink:
Ja, auf das Nachschlagen in Wörterbüchern lege ich großen Wert und meine Drittklassler können’s schon sehr gut und tun’s auch gern, sogar „wettkampfmäßig“.

Herzliche Grüße an dich

  • ebenso herzlich zurück!
    :smile: Helene

Servus Miranda,

lasse dir von Barney nix einreden :wink:)

Ein ‚Låtsch‘ ist das Gegenteil von einem Kerl oder Lackel.
Der ist lasch - lätschert, lässt sich treiben ohne selber eine
Initiative zu ergreifen, ist aber nicht dumm.

„Sei kein Loodsch“ ist die Aufforderung etwas zu unternehmen,
sich zu wehren oder endlich mal etwas in Angriff zu nehmen.
Traue dich, mach endlich, sei nicht so träge du Låtsch!

Gutmütig ist der „Gute Låtsch“, der einfache Loodsch ist mehr bequem/faul.

Es gibt auch den Ausspruch „Du bist nicht nur ein Loodsch,
du bist auch noch blöd/dumm“.
Da sind wir dann näher bei deiner Bedeutung.

(immerhin kennt man die worte in
münchen GAR NICHT!)

Und was sagen die Münchner zum Låtsch ?

Es ist manchmal zum rehan, so unterschiedlich sind die Dialekte
*seufz*
Kerbi

Hallo, Helene,

also darauf:

(Vielleicht schaff ich’s 04 nach München, dann nehm ich einen
mit)

freue ich mich. Nicht auf den Stein im Kreuz!

Bei mir hat’s aufs erste Mal geklappt!

Bei mir geht es inzwischen auch wieder.

Und sag mir doch - und wenn es auch das siebenzehtne Mal ist -: Wie kriegst du das Ringlein auf das a?
Gibt es da vielleicht eine Liste oder eine Seite, wo man diese Zeichen lernen kann?
Ich hab die nur unter „Sonderzeichen“ bei Words, aber damit ist es sehr umständlich.

Und Dankschön auch!
Fritz

Å und å

Und sag mir doch - und wenn es auch das siebenzehtne Mal ist
-: Wie kriegst du das Ringlein auf das a?

Des måch i a so:
Alt-Taste halten und im Ziffernblock 143 tippen --> Å
Alt + 134 --> å

Gibt es da vielleicht eine Liste oder eine Seite, wo man diese
Zeichen lernen kann?

Es gibt eine Seite,ich bin mal über eine gestolpert, hab sie aber nicht „gebookmarkt“ (des is da noije PC-Dialekt); ich hab mir für den Eigenbedarf eine Liste gemacht, hab mich gespielt und einfach ausprobiert…, wenn du willst, schick ich sie dir. Der Google würde vielleicht auch was hergeben?

Und Dankschön auch!

Bittschön!
Helene

1 Like

Danke!

Geht das auch im Netz? Oder nur in Word?

mir für den Eigenbedarf eine Liste gemacht, hab mich gespielt
und einfach ausprobiert…, wenn du willst, schick ich sie
dir.

und: Ja, bitte!

Der Google würde vielleicht auch was hergeben?

Und nach was müsste man da fragen? Sonderzeichen? Oder a mit Kringel drauf?

Nochmals danke!
Fritz